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Archiv "Kongressbericht: Verbesserung der Lebensqualität als Therapieziel Maßnahmen am Beispiel der Arthrose und Arthritis" (08.06.2001)

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M E D I Z I N

A

A1564 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 23½½½½8. Juni 2001

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rthrose und Arthritis führen als chronische Erkrankungen un- behandelt meist zu schweren Behinderungen mit Schmerzen und Einsteifungen der Gelenke. Aufgrund ihrer Häufigkeit und der biopsycho- sozialen Auswirkungen einschließlich der sozioökonomischen Belastungen sind diese Krankheitsbilder sehr be- deutsam für die Lebensqualität der Betroffenen. In der Anfangsphase der Erkrankungen spielen die Vermei- dung oder Verminderung von Schmerz und Gelenkzerstörung die entschei- dende Rolle.

Die Bewältigung der chronischen Krankheitsfolgen bleibt jedoch eine lebenslange Aufgabe. Als Ursache für Arbeitsunfähigkeit, Schwerbehinde- rungen und Frühberentung stehen die Arthrose und Arthritis an erster Stel- le. Im Hinblick auf ein ganzheitliches

Behandlungskonzept muss der Arzt nicht allein die Krankheit sondern auch deren Auswirkungen auf das In- dividuum, das Kranksein, berück- sichtigen.

Die Verbesserung der Lebensqua- lität als Ziel therapeutischer Maßnah- men am Beispiel der Arthrose und Ar- thritis war Thema des 25. Interdiszi- plinären Forums „Fortschritt und Fortbildung in der Medizin“ der Bun- desärztekammer, das vom 11. bis 13.

Januar 2001 in Köln stattfand. Der Be- griff der Lebensqualität umfasst die Gesamtheit der körperlichen, seeli- schen und geistigen Befindlichkeit, die soziale Rolle des Einzelnen und seine persönliche Lebenszufriedenheit. In diesem Sinne ist Lebensqualität mehr- dimensional und immer auch subjek- tiv von der einzelnen Persönlichkeit abhängig.

Kongressbericht

Verbesserung

der Lebensqualität als Therapieziel

Maßnahmen am Beispiel der Arthrose und Arthritis Bernd-Dietrich Katthagen

Henning Zeidler

Patientensicht

Aus der Sicht der Betroffenen, so Hel- ga Germakowski, Essen, hat die mo- derne Medizin den Rheumakranken die Möglichkeit zur Lebenssouverä- nität, zur „Gesundheit in der Krank- heit“ und zum „gelingenden beding- ten Gesundsein“ eröffnet. Im Sinne ei- ner Abkehr vom reinen Pathogenese- denken zu dem salutogenetischen Ge- lenkmodell, vorgestellt von Luzi Dubs, Winterthur, betont auch die Pa- tientenvertreterin, dass die Qualität des Lebens vom Patienten selbst ab- hängt. Er muss Verantwortung über- nehmen für die Behandlung seiner persönlichen Erkrankung und Le- bensgestaltung. Für diesen wichtigen

Schritt wünscht er sich die Hilfe des Arztes durch Aufklärung, Stärkung der Eigenkompetenz und aktive Ein- beziehung in die Therapieentschei- dungen. Patienten-Selbsthilfeorgani- sationen, wie zum Beispiel die Deut- sche Rheuma-Liga unterstützen die- sen Weg vom „behandelten“ zum

„handelnden“ Patienten.

Konzepte und Messinstrumente

Dem naturwissenschaftlichen linearen Kausal- und Pathogenesekonzept, das in der internationalen Klassifikation der Diagnosen (ICD) mündete, wurde durch die Weltgesundheitsorganisati-

on ein weiteres, auf das Management chronischer Krankheiten ausgerich- tetes Klassifikationssystem hinzuge- fügt. Hierbei handelt es sich um die Klassifikation von Schädigungen, Fä- higkeitsstörungen und Beeinträchti- gungen (International Classification of Impairments, Disabilities and Han- dicaps [ICIDH]), berichtete Luzi Dubs.

Der Grundgedanke dieser neuen Klassifikation liegt in der separaten Ein- schätzung der Krankheitsfolgemanife- stationen auf den drei verschiedenen Ebenen Organ, Individuum und Gesell- schaft. Auf der Organebene spricht man von Schädigungen, auf der Ebene des Individuums von Fähigkeitsstörungen und auf der Ebene der Gesellschaft von Beeinträchtigungen beziehungsweise Handicap.

Dementsprechend lautet die indivi- duelle Fragestellung für jeden Patien- ten: Was kann er, was will er, was braucht er?

Für die praktische Medizin ist wich- tig, dass diese neue Klassifikation in Messinstrumente der Lebensqua- lität umgesetzt wurde, die mittlerwei- le so gut standardisiert sind, dass sie dem Vergleich mit herkömmlichen naturwissenschaftlichen Labormetho- den standhalten. Besonders bewährt haben sich diesbezüglich vom Patien- ten im klinischen Alltag selbst auszu- füllende Fragebogen, meinte Gerold Stucki, München. Damit können Krankheitsaktivität, funktionale Ge- sundheit und Erfolg der Behandlung quantitativ und qualitativ erfasst wer- den. Die entsprechenden Messinstru- mente werden zunehmend bei medi- kamentösen Therapiestudien einge- setzt.

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Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 23½½½½8. Juni 2001 AA1565

Therapie und Lebensqualität

Die Erprobung der jüngst neu einge- führten Medikamente (zum Beispiel Leflunomid, TNF-a-Blocker) zur The- rapie der chronischen Polyarthritis sind bereits regelmäßig mit Untersu- chungen der Lebensqualität verbun- den worden und haben eindrücklich die über die biologische Verbesserung hinausgehende Beeinflussung der Funktionalität und des sozialen Kon- takts der Betroffenen aufzeigen kön- nen, erklärte Erika Gromnica-Ihle, Berlin. Beispielhaft sei hier der stan- dardisierte Fragebogen zur Einschät- zung der Behinderungen bei Alltags- aktivitäten bei Patienten mit chro- nischer Polyarthritis und das Health Assessment Questionaire (HAQ) ge- nannt. Ein weiteres in Deutschland vielfach eingesetztes Messinstrument ist der Funktionsfragebogen Hanno- ver (SSBH) und der weltweit am häu- figsten eingesetzte Gesundheitsfrage- bogen SF36, der einen Vergleich der funktionalen Gesundheit mit Bevöl- kerungsnormwerten ermöglicht sowie Vergleiche zwischen verschiedenen Erkrankungen. Letzteres ist beson- ders bedeutsam.

Mit dem HIP-DO-Fragebogen bie- tenKlaus Buckup, Dortmund, und Mit- arbeiter ein vereinfachtes Meßinstru- ment zur Erfassung der Patientenzu- friedenheit nach operativem Gelenk- ersatz bei Coxarthrose an. Im Rah- men der Qualitätssicherung nach Hüft- endoprothesen konzentrieren sie sich mit diesem von den Patienten selbst auszufüllenden Fragebogen auf die eingriffsspezifischen lebensqualitäts- bestimmenden Faktoren. Diese wer- den besonders durch Schmerzen, Fähigkeitsstörungen und Beeinträch- tigungen abgebildet.

In Deutschland werden jährlich 150 000 Patienten wegen einer schwe- ren Hüftgelenkserkrankung mit einer Hüftendoprothese versorgt. Das vor- gestellte Messverfahren zur Erfassung und Evaluation von Patientenzufrie- denheit und Fähigkeitsgewinn ist nach ersten Auswertungen sehr praktikabel und bereits nach wenigen Monaten aussagefähig.

Bisher überwiegend stationär statt- findend, sollen in Zukunft zunehmend

ambulante interdisziplinäre multimo- dale Rehabilitationsprogramme zur Verbesserung der Lebensqualität von Arthrosepatienten beitragen, berichte- ten Hans-Raimund Casser, Staffelstein, und Mitarbeiter. Die Rehabilitations- maßnahmen zeichnen sich durch eine synergistische Therapiesummation, multimodale Schmerztherapie, geeig- nete Hilfsmittelversorgung, eine aktive Einbeziehung des Patienten in das Therapiegeschehen mittels engem In- formationsaustausch und Anleiten zu eigenständiger Übungstherapie sowie kompetenter psychotherapeutischer Krankheitsbewältigung und sozialer Reintegration aus. Anhand von Thera- pieergebnissen bei Arthrosepatienten, die sich in einer Reha-Klinik einer An- schlussrehabilitation unmittelbar nach Gelenkersatzoperationen (Hüft- und Knie-Totalendoprothesen) unterzogen

hatten sowie bei chronischen Wirbel- säulen-Schmerzpatienten konnte eine signifikante Verbesserung der Lebens- qualität mittels des SF36, spezieller or- thopädischer Scores sowie psychome- trischer Tests nachgewiesen werden.

Die Medizin wird sich in Zukunft aus ethischen wie auch aus ökonomi- schen Gründen wesentlich stärker als bisher an der Verbesserung der Le- bensqualität ihrer Patienten orientie- ren müssen.

Anschriften der Verfasser:

Prof. Dr. med. Bernd-Dietrich Katthagen Orthopädische Klinik

Städtische Kliniken Dortmund Beurhausstraße 40 44137 Dortmund

Prof. Dr. med. Henning Zeidler Abteilung Rheumatologie Medizinische Hochschule 30625 Hannover

Das Adenokarzinom der Speiseröhre ist der momentan am raschesten progre- diente menschliche Tumor. Die Inzidenz liegt bei eins pro 100 000. Ursächlich wird in erster Linie eine Zunahme der Reflux- krankheit der Speiseröhre in Betracht gezogen, sodass von einem Refluxöso- phagitis-Folgekarzinom gesprochen wer- den kann. Die schwedischen Autoren untersuchten den Einfluss von Medika- menten, die den unteren Ösophagus- sphinkter erschlaffen lassen, auf das Risi- ko eines Adenokarzinoms der Spei- seröhre hin. In der Tat war bei Langzeit- einnahme von Medikamenten wie Nitro- glycerin, Anticholinergika, b-adrenergen Agonisten, Aminophyllin und Benzodia- zepinen das Risiko, einen Speise- röhrenkrebs zu bekommen, um den Fak- tor 3,8 erhöht im Vergleich zu Personen, die nie solche Medikamente eingenom- men hatten. Eine kurzfristige Einnahme (kürzer als fünf Jahre) hatte keinen nega- tiven Einfluss, besonders betroffen wa- ren Anticholinergika. Bei 15 490 Män- nern aller Altersgruppen, die Medika- mente, die den unteren Ösophagus-

sphinkter relaxieren, täglich über fünf Jahre einnahmen, trat ein zusätzliches Adenokarzinom auf, bei Männern jen- seits des 60. Lebensjahres gab es ein zu- sätzliches Karzinom auf 5 570 Medika- menteneinnahmen. Die Autoren kom- men zu dem Schluss, dass rund zehn Pro- zent aller Adenokarzinome der Spei- seröhre auf die Einnahme sphinkterrela- xierender Medikamente zurückzuführen seien. Beim Plattenepithelkarzinom der Speiseröhre und dem Kardiakarzinom des Magens war eine solche Assoziation nicht nachweisbar. Offensichtlich spielt der weit verbreitete Einsatz von sphink- terrelaxierenden Medikamenten eine Rolle bei der Zunahme der Reflux- krankheit der Speiseröhre und des Adenokarzinoms des Ösophagus. w

Lagergren J, Bergström R, Adami H-O et al.: Association between medications that relax the lower esophageal sphincter and risk for esophageal adenocarcinoma. Ann Intern Med 2000; 133: 165–175.

Dr. J. Lagergren, Department of Medical Epidemiology, Karolinska Institutet, Box 281, SE 171 77 Stockholm, Schweden.

Medikamente und

Adenokarzinom der Speiseröhre

Referiert

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