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Medikamente beirheumatoider Arthritis

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Academic year: 2022

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CL I N I C I A N RE V I E W S ( ME D S C A P E)

Die Antizytokintherapie bei der rheumatoiden Arthritis ist sehr viel teurer als Metho- trexat, von der frühzeitigen Verabreichung verspricht man sich jedoch eine Senkung der gesamten Lebenszeitkosten.

Sichere Angaben zur Lang- zeitverträglichkeit fehlen aber noch, was eine sehr ge- naue Therapiekontrolle unumgänglich macht.

Die rheumatoide Arthritis ist mit signifi- kanter Morbidität und Behinderung asso- ziiert, aber auch mit frühem Tod. Die rechtzeitige Diagnose und Therapie kann die Progression hin zur irreversiblen Ge- lenkschädigung und -deformität ver- langsamen. Methotrextat bringt zwar keine Heilung, aber bei mehr als 40 Pro- zent der Betroffenen eine Besserung. Die neueren Antizytokine führen zu sympto- matischen und radiologischen Verbesse- rungen. Die Antizytokintherapie ist we- sentlich teurer als Methotrexat, von der frühzeitigen Verabreichung dieser selekti- veren aggressiven Medikamente ver- spricht man sich jedoch eine signifikante

Senkung der Lebenszeit-Gesamtkosten.

Die Modifikation der Erkrankung mit ver- besserter Lebensqualität gilt heute als rea- listisches Ziel. Bedingung ist ein frühzeiti- ger Behandlungsbeginn.

Neuere Trends bei der rheumatoiden Ar- thritis sind vielversprechend. So fand eine Untersuchung aus dem Jahr 2001, dass heute weniger Patienten einen Verlauf mit schwerer Behinderung erleiden. Dies wird zumindest teilweise auf die früher einset- zende Behandlung und die effektive Therapie mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten (disease-modifying anti- rheumatic drugs, DMARD) zurückgeführt.

Wenn eine Behandlung auch nur zu klei- neren Funktionsverbesserungen führt, bietet dies bei Patienten mit rheumatoider Arthritis grosse gesundheitliche und öko- nomische Vorteile. Bei Verdacht ist die frühzeitige Überweisung an den Rheuma- tologen zur Bestätigung der Diagnose, Einleitung einer aggressiven Therapie und Evaluation des Ansprechens auf die Be- handlung wichtig.

Die Tabellegibt Informationen zu Methot- rexat und den neueren DMARD. Die Ein- schätzung der Wirksamkeit stützt sich auf die Richtlinien des American College of Rheumatology (ACR), das Kriterien defi- niert hat, die subjektive und objektive Para- meter zur Erfassung der Therapieantwort im Rahmen klinischer Studien vereinen.

ACR20 bedeutet eine 20-prozentige Ab- nahme der Symptome und Entzündungs- befunde. Mit den neueren Wirkstoffen werden auch eindrücklichere Therapieant- worten, zum Beispiel ARC70, bei einem gewissen Prozent der Patienten erreicht.

Entzündungshemmer

In der Vergangenheit waren nichtstero- idale Entzündungshemmer (NSAR) die

First-line-Behandlung der rheumatoiden Arthritis. Bei den meisten Patienten wir- ken sie symptomatisch sehr gut, bergen aber bei chronischer Einnahme ein nicht unerhebliches Risiko für Nieren- und Le- berschäden sowie Förderung von Hyper- tonie und Herzinsuffizienz. Häufigste Ne- benwirkung ist die NSAR-Gastropathie mit ihrem Hospitalisations- und auch Mor- talitätsrisiko.

Die neueren Coxibewie Celecoxib (Cele- brex®), Rofecoxib (Vioxx®) oder Valdecoxib (Bextra®) bieten zwar eine bessere Ver- träglichkeit und Schutz vor gastrointesti- nalen Effekten, nicht aber vor Nieren- und Lebertoxizität. Die Schmerzlinderung ist mit derjenigen der traditionellen NSAR vergleichbar.

Viele Patienten mit rheumatoider Arthritis

Medikamente bei

rheumatoider Arthritis

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●Definitionsgemäss muss ein Basistherapeutikum bei rheuma- toider Arthritis (DMARD) eine Verbesserung der körperlichen Funktion und eine Verlang- samung struktureller Gelenk- schäden für mindestens ein Jahr bewirken.

●Zytokine gehören zu den Schlüsselmediatoren der Immunfunktion.

●Tumornekrosefaktor-alpha (TNF- alpha) und Interleukin-1 (IL-1), die in der Pathologie der rheu- matoiden Arthritis eine wichtige Rolle spielen, können heute me- dikamentös beeinflusst werden.

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möchten sich auf NSAR zur symptomati- schen Linderung stützen. NSAR beeinflus- sen die Progression der Gelenkschädi- gung jedoch nicht und sind deshalb nicht mehr First-line-Therapie.

Die Rolle der Kortikosteroide bei rheuma- toider Arthritis ist nicht klar. Intraartikuläre Injektionen sind bei akuter monoartikulä- rer Synovitis sehr effektiv, niedrig dosier- tes Prednison kann in schweren Fällen die Gelenksfunktion verbessern, und höhere Dosen können akute Schübe kontrollieren helfen. Die krankheitsmodifizierende Rolle von Prednison ist aber im besten Fall beschränkt. Es sollte am ehesten noch zur Überbrückung oder in Kombination mit einem DMARD eingesetzt werden. Eine Steroidmonotherapie oder der langfristige Einsatz werden wegen der Gefahr von Osteoporose, Hyperglykämie, Infektionen und peptischen Ulzera nicht empfohlen.

DMARD

Definitionsgemäss muss ein DMARD eine Verbesserung der körperlichen Funktion und eine Verlangsamung struktureller Ge-

lenkschäden für mindestens ein Jahr be- wirken. Solche Medikamente stehen seit mehr als 20 Jahren zur Verfügung, so etwa Hydroxychloroquin (Plaquenil®), Sulfasalazin (Salazopyrin®), Azathioprin (z.B. Imurek®) oder Methotrexat (div. Generika) und Leflunomid (Arava®). Diese DMARD haben völlig unterschiedliche chemische Struktu- ren, Pharmakokinetik, Wirkmechanismen und Toxizität. Sie haben keinen direkten analgetischen Effekt und werden breit ein- gesetzt, um Gelenkschäden zu vermindern und die Gelenkfunktion zu erhalten. Die gewünschte Wirkung dieser Substanzen, einzeln oder in Kombination, kann auch nur zwei bis fünf Jahre anhalten. Methotrexat, Sulfasalazin und auch Leflunomid wirken besonders rasch (innert sechs bis acht Wo- chen), was eine schnellere Abschätzung des Therapieansprechens erlaubt. Obwohl DMARD die Symptome und Funktionsein- schränkungen bei vielen Patienten gut be- einflussen, geht die radiologische Progres- sion (v.a. Gelenkspaltverschmälerung und Knochenerosionen) im Allgemeinen weiter.

Methotrexatwird bei vielen Patienten mit rheumatoider Arthritis eingesetzt, entwe-

der allein oder in Kombination. Es kann per os eingenommen oder i.m. injiziert werden. Patienten berichten oft innerhalb von Wochen von einer Besserung, der ma- ximale Effekt tritt innerhalb von sechs Mo- naten ein. Etwa die Hälfte der Patienten, die mit Methotrexat beginnen, nehmen es auch noch nach fünf Jahren, fast doppelt so lang wie irgendeinen der anderen DMARD. In Langzeituntersuchungen ver- langsamte es die radiologische Progres- sion. Trotz potenzieller Toxizität ist Me- thotrexat für viele Patienten eine gut tolerierte Therapie. Methotrexat kann mit verschiedensten anderen DMARD kombi- niert werden. Trotz seiner Kurz- und Lang- zeitwirksamkeit induziert Methotrexat nur selten eine Remission. Gleichzeitiger Alko- holkonsum ist ein Problem. Sorgfältige Überwachung der Leberfunktion und des Auftretens einer Lungenfibrose (plötzlich einsetzende Atemnot) sind zwingend.

Der Knochenmarktoxizität begegnet die gleichzeitge Folsäuregabe. Bei Frauen im gebärfähigen Alter ist eine verlässliche Kontrazeption notwendig.

Leflunomidblockiert die Pyrimidinsynthese

Medikamente bei rheumatoider Arthritis

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Ta b e l l e :

M e t h o t r e x a t , L e f l u n o m i d u n d d i e n e u e r e n b i o l o g i s c h e n A n t i r h e u m a t i k a

Medikament Verabreichung Wirksamkeit häufige Nebenwirkungen Kontraindikationen

Methotrexat per os, ACR20 = 65% erhöhte Leberwerte Nieren-, Leber-, Lungenerkrankung,

1x pro Woche Alkoholkonsum

Leflunomid per os, ACR20 = 51% Diarrhö, Nausea, Exanthem, Nieren- und Lebererkrankung, (Arava®) 1x pro Tag ACR20 = 56%* Alopezie, Kopfweh, erhöhte Alkoholkonsum

Leberwerte (bis zum Zweifachen der oberen Normgrenze)

Anakinra subkutan, ACR20 = 36% Reaktionen am Injektionsort, aktive Infektionen (Kineret®‡) 1x pro Tag ACR20 = 46%* Infektionen, Neutropenie

Etanercept subkutan, ACR20 = 70%* Reaktionen am Injektionsort, aktive, antibiotikabedürftige (Enbrel®) 2x pro Woche ACR50 = 39%* Infektionen d. oberen Luftwege, Infektionen, nichtkontrollierter

ACR70 = 15%* antinukleäre Antikörper, Anti- Diabetes, chirurgischer Eingriff körper gegen Medikament (postoperativ 2 Wochen Pause) Infliximab intravenös, ACR20 = 59%* Reaktionen am Injektionsort, aktive, antibiotikabedürftige (Remicade®) alle 2 Monate ACR50 = 39%* Hypotonie, Sinusitis, Kopfweh, Infektionen, nichtkontrollierter

ACR70 = 25%* Infektionen d. oberen Luftwege, Diabetes, chirurgischer Eingriff Autoantikörper, Exanthem (postoperativ 2 Wochen Pause) Adalimumab subkutan, ACR20 = 67%* Infektionen d. oberen Luftwege, aktive Infektionen

(Humira®) alle 2 Wochen ACR50 = 55%* Schmerzen am Injektionsort, ACR70 = 27%* Kopfweh, Exanthem, Sinusitis

ACR: Kriterien des American College of Rheumatology zur klinischen Erfassung der Therapieantwort. ACR20 bedeutet eine 20-prozentige Abnahme der RA-Symptome pro Ansprechkriterium, ACR50 eine 50-prozentige, ACR70 eine 70-prozentige Abnahme.

* in Kombination mit Methotrexat; ‡ Anakinra ist in der Schweiz bisher nicht zugelassen.

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und hemmt die klonale Expression von T- Lymphozyten, die die chronische Entzün- dung in den Gelenken hervorrufen und unterhalten können. Auch für Leflunomid ist eine Verlangsamung der radiologi- schen Progression dokumentiert, die klini- schen Erfolgsraten sind mit denjenigen von Methotrexat vergleichbar. Trotz seines guten Sicherheitsprofils ist Leflunomid bei hepatischer Dysfunktion und bei Alkohol- konsum kontraindiziert. Die Substanz hat eine lange Ausscheidungshalbwertszeit von 15 Tagen. Bei Toxizitätszeichen kann die Elimination durch Colestyramin be- schleunigt werden.

Zytokinantagonisten

Zytokine gehören zu den Schlüsselmedia- toren der Immunfunktion. Tumornekrose- faktor-alpha (TNF-alpha) und Interleukin-1 (IL-1), die in der Pathologie der rheuma- toiden Arthritis eine wichtige Rolle spielen, können heute medikamentös beeinflusst werden. Die Hemmung von TNF-alpha scheint die Entzündung zu unterdrücken, IL-1-Antagonisten sollen die Gelenkzer- störungen verhindern. Die Zytokinantago- nisten, auch als «biologische Antirheuma- tika» bezeichnet, waren bisher in Kombination mit Methotrexat effektiv.

Alle sind kontraindiziert bei aktiven Infek- tionen und alle können zu Reaktionen am Injektionsort und zu erhöhter Infekt-

anfälligkeit führen. Da die Zytokinantago- nistenbehandlung noch relativ neu ist, fehlen sichere Angaben zur Langzeitver- träglichkeit, die erst mit den laufend ver- öffentlichten weiteren Studien klarer ab- zuschätzen sein wird.

Anakinra (Kineret®), ein rekombinanter humaner IL-1-Rezeptorantagonist, ist in den USA bei mittelschwerer und schwerer rheumatoider Arthritis, die auf mindestens einen anderen DMARD nicht angespro- chen hat, zugelassen worden. Bisher ist Anakinra in der Schweiz nicht zugelassen.

Etanercept(Enbrel®) ist ein Fusionsmolekül, das sich spezifisch an TNF-alpha bindet.

Patienten, die auf Etanercept ansprechen, erleben die Besserung innert 4 bis 8 Wo- chen. Mit Etanercept wurden auch signifi- kante Rückgänge bei Senkungsreaktion und C-reaktivem Protein, die als Marker der Krankheitsakitivtät gelten, dokumentiert.

Infliximab (Remicade®) ist ein chimärer Antikörper gegen TNF-alpha. Nach Erfol- gen bei chronisch entzündlichen Darm- erkrankungen ist Infliximab auch bei der rheumatoiden Arthritis zugelassen. Im All- gemeinen erfolgt die Therapie zusammen mit Methotrexat, auch bei Patienten, die auf Methotrexat nicht mehr oder nicht ausreichend ansprechen. Infliximab führt innert sehr kurzer Zeit (innert 24 Stunden) zu ausgeprägten Reduktionen bei Schmer- zen, Schwellung, Gelenksteifigkeit und

Druckempfindlichkeit. Der maximale Nut- zen tritt innert 2 bis 4 Wochen ein.

Adalimumab(Humira®) ist ein vollständig humaner monoklonaler Antikörper zur spezifischen Blockierung der TNF-alpha- Akitivität. In klinischen Studien hemmte Adalimumab das Fortschreiten der Ge- lenkzerstörung, verbesserte die körperli- che Funktionsfähigeit und reduzierte Be- hinderung und chronische Müdigkeit.

In den USA wartet auch Rituximab(Mab- thera®), ein chimärer monoklonaler Anti- körper, auf die Zulassung bei rheumatoi- der Arthritis. Bisher ist Rituximab, das gegen B-Lymphozyten wirksam ist, in der Behandlung von Lymphomen erfolgreich eingesetzt worden. Damit hätte man die Möglichkeit, an einem weiteren Punkt im entzündlichen Geschehen der rheumatoi- den Arthritis therapeutisch einzugreifen.

Karen Hoffman: Medical Management of Rheumatoid Arthritis. Clinician Review 2003; 13(3): 48–53.

Mit Passwort zugänglich auf:

http://www.medscape.com/viewarticle/

452471 (Zugriff am 17.3.04)Halid Bas

Interessenkonflikte werden in der Originalquelle nicht deklariert.

Medikamente bei rheumatoider Arthritis

Referenzen

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