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DMARD wirken besserzusammen als allein

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Academic year: 2022

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TH E LA N C E T

Die Therapie der rheuma- toiden Arthritis macht Fort- schritte. Aber noch ist sie nicht vollkommen. Liegt es am Zeitpunkt des Behandlungs- beginns?

Die invalidisierenden Auswirkungen der rheumatoiden Arthritis haben kurz- und langfristige Komponenten. Im frühen Sta- dium ist die funktionelle Einschränkung vor allem durch die lokalen und systemi- schen Folgen der Entzündungsaktivität bestimmt. Im weiteren Verlauf führt die nichtgedämpfte Entzündung dann zu strukturellen und funktionellen Schäden, die auch mit den derzeitigen therapeu- tischen Möglichkeiten grösstenteils irre- versibel sind. «Obwohl wir die pathophy- siologischen Zusammenhänge zwischen Entzündung und Destruktion nur unvoll- ständig verstehen, gibt es kaum Zweifel, dass die Patienten so lange dem Risiko irreversibler Schäden ausgesetzt sind, als die Entzündung aktiv bleibt», schreibt Armin Schnabel, Bad Wildbad, in einem Kommentar in «The Lancet» zu einer neuen Behandlungsstudie mit disease- modifying antirheumatic drugs (DMARD) (1).

Die bisherigen DMARD

Die meisten Rheumatologen beginnen eine antiinflammatorische Therapie zunächst als Monotherapie mit einem DMARD. Am

häufigsten wird dazu Methotrexat einge- setzt. Allerdings sprechen viele Patienten auch auf maximal tolerierte Dosen von Methotrexat nur unvollständig an. Viele dieser Kranken profitieren von einer DMARD-Kombinationstherapie. Grund- überlegung bei der Kombinationsbehand- lung ist, den immunsuppressiven Effekt durch zwei oder mehr synergistische Wirkstoffe zu verstärken, die ohne zusätz- liche Toxizität vertragen werden. In den meisten herkömmlichen Behandlungs- schemata wird Methotrexat mit einem oder zwei der älteren DMARD wie Sulfa- salazin (Salazopyrin®), Hydroxychloroquin (Plaquenil®), Leflunomid (Arava®) oder Ciclosporin (Sandimmun®) kombiniert.

«Aber ebenso wie für die Monotherapie gilt für die Kombinationen, dass keine universell effektiv ist», schreibt Schnabel,

«und die klinische Erfahrung lehrt zudem, dass auch der Wechsel von einer Kombi- nation zu einer anderen immer noch viele Patienten ungenügend behandelt lässt.»

Die neuen DMARD

Zytokinantagonisten greifen gezielt in kri- tische Elemente der Entzündungskaskade ein. Deshalb wurde erwartet, dass sie die Lücke zwischen der kompletten Suppres- sion der Erkrankung und den oft unvoll- ständigen Effekten der konventionellen DMARD schliessen würden.

Die ATTRACT-Studie wies nach, dass Infliximab (Remicade®), ein chimärer mono- klonaler Antikörper gegen Tumornekrose- faktor-alpha (TNF-alpha), zusätzlich zu Methotrexat verabreicht einen starken antiinflammatorischen und antidestrukti- ven Effekt bei Patienten zeigt, die auf Methotrexat allein unzureichend ange- sprochen hatten. Dasselbe Ergebniss lie- ferte auch Etanercept (Enbrel®), ein

rekombinantes Fusionsmolekül, das TNF- alpha blockiert. Denselben Effekt belegte die ARMADA-Studie für Adalimumab (Humira®), einen voll humanisierten mono- klonalen Antikörper gegen TNF-alpha.

Da in alle drei Studien nur Patienten mit nicht genügendem Ansprechen auf Methotrexat aufgenommen wurden, blieb ein grosser Anteil der Population mit rheu- matoider Arthritis ausgeschlossen. Die anschliessende ERA-Studie rekrutierte Methotrexat-naive Patienten für eine zweijährige Untersuchung der radiologi- schen und klinischen Verlaufsparameter.

Hier zeigte sich, dass mehr Patienten eine messbare Therapieantwort auf Etanercept als auf Methotrexat hatten und dass

DMARD wirken besser zusammen als allein

Zur Kombination von Basistherapeutika bei der rheumatoiden Arthritis

A R S M E D I C I 82 0 0 4 3 7 3

F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●Kombinationen krankheitsmodi- fizierender Medikamente sind Monotherapien überlegen. Dies gilt auch für die neuen biologi- schen Antirheumatika.

●Auch auf die neuen Kombina- tionstherapien sprechen nicht alle Patienten ausreichend an.

●Studien zum Zeitpunkt des Be- handlungsbeginns und zur Inten- sität der initialen Therapie deu- ten darauf hin, dass eine effektive Therapie während eines kritischen Zeitraums im frühen Erkrankungsstadium ein- setzen muss. Dies muss noch bestätigt werden.

(2)

Etanercept hinsichtlich der radiologischen Progression dem älteren DMARD in kli- nisch bedeutsamer Weise überlegen war.

Die nun im «Lancet» publizierte TEMPO- Studie sollte die Anschlussfrage beant- worten, ob eine von Anfang an kombi- nierte Behandlung den Monotherapien mit Etanercept beziehungsweise Metho- trexat überlegen ist (2).

TEMPO (Trial of Etanercept and Metho- trexate with Radiographic Patient Outco- mes) war eine doppelblinde, randomisierte Multizenterstudie mit drei Behandlungsar- men: Etanercept (2x25 mg/Woche, s.c.), Methotrexat (per os, bis 20 mg jede Wo- che) oder die Kombination. Die einge- schlossenen Patienten hatten auf mindes- tens einen DMARD (ausser Methotrexat) nicht ausreichend angesprochen.

Die Ergebnisse zeigen, dass unter der Kombinationstherapie 35 Prozent der Patienten eine Remission erreichten, ver- glichen mit 13 Prozent unter Methotrexat und 16 Prozent unter Etanercept allein.

Die klinische Erfassung der Therapieant- wort nach den Kriterien des American College of Rheumatology ergab für die Kombination von Etanercept mit Metho- trexat folgende Werte bei Studienende:

ACR20 = 85 Prozent, ACR50 = 69 Prozent und ACR70 = 43 Prozent (ACR20 bedeu- tet dabei eine 20-prozentige Abnahme der Symptome pro Ansprechkriterium, ACR70 eine 70-prozentige).

80 Prozent der Patienten, die die Kombi- nationstherapie erhielten, hatten nach einem Jahr keine radiologische Progres- sion. Dies traf nur für 68 Prozent der mit Methotrexat allein und für 57 Prozent der mit Etanercept allein behandelten Patien- ten zu. Die Anzahl der Patienten mit In-

fektionen oder anderen Nebenwirkungen war in allen drei Behandlungsgruppen ähnlich und entsprach dem aus bisherigen Studien Bekannten. In der Kombinations- gruppe wurden innerhalb der bisherigen Beobachtungszeit von einem Jahr keine unerwarteten Nebenwirkungen registriert.

Warum ist die Therapie noch immer nicht perfekt?

Die Wirksamkeit kann also durch die Kombination von Etanercept mit Metho- trexat gesteigert werden, aber auch diese Kombinationstherapie belässt noch immer eine ganze Anzahl von Patienten mit akti- ver Entzündung.

«Warum ist die Behandlung der rheuma- toiden Arthritis noch immer nicht vollstän- dig befriedigend?», fragt sich Armin Schnabel. «Sind die derzeitigen Medika- mente und Kombinationsschemata im- mer noch unzulänglich oder müssten wir den Einsatz dessen, was uns zur Verfü- gung steht, verbessern?»

Studien zum Zeitpunkt des Behandlungs- beginns und zur Intensität der initialen Therapie deuten darauf hin, dass eine ef- fektive Therapie während eines kritischen Zeitraums im frühen Erkrankungsstadium einsetzen muss. Während dieser «günsti- gen Gelegenheit» scheint die Entzündung einer Behandlung besonders zugänglich zu sein, und wahrscheinlich hängt die langfristige Erhaltung von Struktur und Funktion der Gelenke vom Beginn einer effektiven immunsuppressiven Behand- lung genau während dieser Phase ab.

Die meisten bisherigen Studien mit TNF- alpha-Antagonisten, so auch die erwähn- ten ATTRACT, ARMADA und TEMPO, um-

fassten Patienten mit schon mehrjährigem Krankheitsverlauf. Die nächste Genera- tion von Studien wird sich daher auf Patienten mit kurz zurückliegendem Er- krankungsbeginn richten und ausschlag- gebend sein, um das Konzept der günsti- gen Gelegenheit für den Therapiebeginn zu bestätigen oder zu widerlegen. Dann wird man über den Nutzen der herkömm- lichen DMARD, der biologischen Anti- rheumatika und der möglichen Kombi- nationen aller dieser Wirkstoffe mehr Klarheit haben.

1. Armin Schnabel (Sana Rheumazentrum Baden-Württemberg, Klinik für Inter- nistische Rheumatologie und Klinische Immunologie, Bad Wildbad/BRD): Disease- modifying antirheumatic drugs: enhancing efficacy by combination. Lancet 2004; 363:

670–671.

2. Lars Klareskog (Rheumatology Unit, Department of Medicine, Karolinska Insti- tute/Karolinska Hospital, Stockholm/S) et al.: Therapeutic effect of the combination of etanercept and methotrexate compa- red with each treatment alone in patients with rheumatoid arthritis: double-blind randomised controlled trial. Lancet 2004;

363: 675–681.

Halid Bas

Interessenlage: AS deklariert, keine Interessen- konflikte zu haben. LK und die Mitautoren der TEMPO-Studie deklarieren Beraterfunktionen für den Sponsor Wyeth sowie auch andere Pharma- firmen mit Interessen in diesem Gebiet.

DMARD wirken besser zusammen als allein

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