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it Rosiglitazon (Avan- dia®) wird in absehba- rer Zeit ein neues The- rapieprinzip gegen Typ-2-Dia- betes verfügbar sein, mit dem sich effektiv die Insulinresi- stenz durchbrechen lässt. Der Wirkstoff aus der Gruppe der Thiazolidindione („Glitazo- ne“) erhöht die Empfindlich- keit des Organismus auf das körpereigene Insulin, sodass sich Blutglukose- und Insulin- Spiegel sowie die HbA1c-Wer- te normalisieren können.Eine Insulinresistenz liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit vor, wenn Hyperinsulinismus, Dyslipidämie, Hyperglykämie und Hypertonus bestehen, so- wie bei genetischer Dysposi- tion für Diabetes Typ 2. Die Ursache scheine nicht am In- sulinrezeptor zu liegen, son- dern in der nachgeschalteten Transduktionskette, erläuter- te Dr. Andreas Liebl (Mün-
chen) bei einer Pressekonfe- renz von SmithKline Beecham in Dresden.
In klinischen Studien senkt Rosiglitazon zuverlässig den Blutzuckerspiegel um etwa 50 mg% bei Gaben von zweimal 4 mg täglich. Verabreicht man die Substanz Patienten, die be- reits Metformin einnehmen, werde der mittlere Nüchtern- blutzucker-Wert nach acht bis zwölf Wochen signifikant und anhaltend gesenkt, berichtete Dr. Wolfgang Meister (Mün- chen). Der Wirkungsmecha- nismus von Rosiglitazon ist kompliziert: Wie alle Glitazo-
ne greift die Substanz am nukleären PPA-Rezeptor (Per- oxisomal Proliferator Activat- ed Receptor) vom Gamma- Subtyp an und wirkt dort ant- agonistisch. Der PPA-gamma- Rezeptor, der zur Gruppe der Liganden-aktivierten Tran- skriptase-Faktoren gehört, wird hauptsächlich im Fettgewebe und in der Skelettmuskulatur exprimiert, aber auch in der Leber. Dort spielt er bei der Steuerung von Glukose- und Lipidstoffwechsel eine wichti- ge Rolle.
Avandia ist bereits in 27 Ländern zugelassen, darunter
in der Schweiz, den USA und in Kanada. Die breite An- wendung in den genannten Ländern hat keinen Hinweis auf eine bislang unbekannte unerwünschte Wirkung gege- ben. Sie hat vielmehr das Si- cherheitsprofil aus den klini- schen Studien bestätigt. Als Nebenwirkung kann bei ei- nigen Patienten eine Senkung des Hämatokrit-Wertes ein- treten, die auf eine mäßige Zunahme des Plasmavolu- mens zurückgeführt wird. Sie hat jedoch keine Auswirkung auf die Herzfunktion.
Für die EU-Staaten ist die Zulassung von Avandia im Sommer 2000 zu erwarten.
Der Insulin-Sensitizer wird in Deutschland zunächst nur für die Kombinationstherapie mit Metformin und in definierten Patientengruppen auch mit Sulfonylharnstoffen zugelas- sen. Siegfried Hoc
A-1403 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 20, 19. Mai 2000
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