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Verstehst du, was du liest? Apostelgeschichte 8.30

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Verstehst du, was du liest?

Apostelgeschichte 8.30

Ausschreibungstext (Credo)

Verstehst du, was du liest? (Hebräisches Denken oder griechischer Geist).

„Das Leben Jesu spielte sich im jüdischen Umfeld des 1. Jahrhunderts ab.

Dieses Umfeld sollte man kennen, um Jesus Worte und sein Wirken besser zu verstehen. Jesus war kein Grieche und auch kein Germane. Das Denken und die Kultur Israels kennen, hilft, die Schrift zu verstehen. Ist z.B. „der breite Weg“ wirklich „der Weg der Welt“ mit ihren Lüsten und Lastern?

War der Prozess gegen Jesus eigentlich rechtmäßig – oder hat man aufs Gröbste gegen geltendes Recht verstoßen? Was hat man im Judentum un- ter Wiedergeburt verstanden – und welche Antwort gibt Jesus auf die Frage des Nikodemus? Das sind nur einige wenige Beispiele, die zeigen, dass wir gelegentlich die Brille unseres „griechischen Denkens“ absetzen sollten, und zumindest versuchen sollten, aus hebräischer Perspektive auf biblische Texte zu schauen.

Wir planen eine hilfreiche, praktische und auch seelsorgerlich gehaltene Einführung in eine doch etwas andere Welt – aus der aber Jesus Christus herkommt, und wo er auch unser Heil gewirkt hat.“

I. EIN ERSTER ANLAUF

Der Kämmerer brauchte für die Erklärung der Jesaja-Stelle das Evange- lium, das ihre Erfüllung in Christus verkündigte…

…und wir brauchen das Alte Testament und die jüdischen Hintergründe, damit wir „unser“ Neues Testament (das Evangelium besser, tiefer, gründ- licher) verstehen…

Also:

„Brauch ma denn des?“

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Es läuft ja dummerweise oft so:

Da hat jemand neue Erkenntnisse / Einsichten – und das kann auch ganz schön „von oben herab“ kommen … nein, nicht von ganz oben, sondern nur von hier oben – Kanzel und Katheder – und dann fragt man sich: Und wie wir das bis jetzt geglaubt haben – das war nichts? War das nicht ge- nug, lagen wir damit total daneben? War das dann überhaupt ein gültiger – selig machender – Glaube. Wäre natürlich dramatisch – und „griechisch pur“, wo alles an der richtigen Erkenntnis hängt, die ICH habe. (Also keine Bange – Johannes 3.16 gilt, egal wieviel Ahnung jemand von hebräisch jü- dischen Hintergründen hat… )

Also – nicht „von oben herab“.

Ich kann weder Hebräisch oder Griechisch – mit den sprachlichen Hilfsmit- tel komme ich ganz gut zurecht. (Ich füge noch an: darum auch meiner- seits kein Grund zu irgendeiner Art von „Überlegenheit“, geschweige denn Überheblichkeit – das wäre fatal, denn es würde manchen dazu bringen, sich dem erst recht innerlich zu verschließen. Ich bin selber noch viel zu sehr am Tasten, Suchen, Lernen – und freue mich wie ein Schneekönig über jedes Finden, jeden Fund / jedes Fündlein. Und so möchte ich das Se- minar auch verstehen: als Einladung zu fröhlichem gemeinsamen Lernen.

Und ihr bekommt von mir eine Literaturliste mit einigen Hinweisen, „wo man fündig werden kann…“ (Das macht uns natürlich nicht zu Fachleuten / Experten … aber für den Schimmer einer Ahnung könnte es schon rei- chen… Und auch da wieder eine kleine Anmerkung: viel Gutes findet man bei messianisch-jüdischen Auslegern – aber DIE messianisch jüdische The- ologie gibt es dann auch wieder nicht. Das war schon eine gewisse Ernüch- terung, das entdecken zu müssen. Wie heißt es so schön im Judentum:

„Zwei Juden – drei Meinungen“ Anatoli Uschomirski macht z.B. bei sei- nen Erklärungen auch Gebrauch von der Mischna und den Midraschim – und das sind dann schon definitiv außerbiblische Quellen … demnach geht z.B. auch Sara mit bei der „Opferung Isaaks“, und das finden wir im Text von Genesis 22 nun wirklich nicht …)

Aber trotzdem:

Nach meinen bisherigen Entdeckungen macht es schon einen (manchmal

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doch recht großen und durchaus interessanten) Unterschied aus, durch welche Brille man auf Texte schaut (z.B. Licht, Gethsemane, Auge etc.) Noch als Vorbemerkung:

Es wird nicht ohne etwas „abstrakte Theorie“ gehen.

Aber mir ist dabei immer wichtig, dass wir das auch anwenden:

a) wenn es um das Verständnis (und Auslegen) von Texten geht (Exegese) und b) im Blick auf unser Leben (denn nur „Erkenntnisgewinn“ soll es ja auch nicht sein…)

Material wird auch zur Verfügung gestellt

(PPT, MSs … und auch weiterführendes Material – ggf. die Langfassung der Aufnahme von Villingen….)

UNSERE THEMEN

Eingepfropft in den Ölbaum Israel

Hebräisches Denken – griechischer Geist

Wenn Gott ins Irdische eintritt

Unterscheidungen (Plato – oder Paulus?)

Gesprächsrunde (oder eine weitere Einheit?

Jesus war kein Europäer!

Das Abendmahl – ein Sedermahl

Wir werden vieles abdecken – aber ich brauche auch immer ein Maß an Flexibilität (Ich muss die Themen ja immer schon sehr früh liefern … dabei bin ich immer am Ende einer Tagung froh, wenn ich weiß, worüber ich ge- redet habe… )

Als kleine Kostprobe…

Gethsemane

„Ölpresse“ – „Gath Semani“ (oder Gath Schmanim = Ge- thsemane)

(aram. Gath = Kelter; hebr. Shemen = Öl; aram. Schmanim) Es befand sich eine Ölpresse / Ölkelter, eine Ölmühle an dem Ort, der heute als Garten Gethsemane bekannt ist. Gethsemane war eine Olivenbaum- Plantage, kein Blumengarten, schon gar kein Rosengarten – bekannt

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ist. Die Ölpresse diente u.a. der Herstellung von Öl, das im Tempel in Je- rusalem (in Sichtweite!) Verwendung fand.

Öl wurde aus Oliven gewonnen und dazu in drei Durchgängen ge- presst.

(Bild mit der Walze für die Maische, Bild mit der Ölpresse…)

Die erste Pressung ergab das feinste und beste Öl, das (ausschließlich) kultischer Verwendung – für den siebenarmigen Leuchter, für Salbung etc.) vorbehalten blieb (wahrscheinlich wurde es noch verfeinert – Aromen zugesetzt?)

Durch die zweite Pressung, gewann man Öl, das vorwiegend als Spei- seöl und zur Herstellung von Kosmetika und als Heilmittel verwendet wurde.

Durch die dritte Pressung gewann man Öl, das in Öllämpchen und für Fackeln verwendet wurde.

Die verbleibende Maische war dann immer noch zum Verheizen / als Brennstoff geeignet.

Matthäus 26.36ff und Markus 14.32ff – Jesus im Garten Gethse- mane – er hat dreimal gebetet, dreimal Ergebung in den Willen des Vaters vollzogen (nicht mein Wille geschehe…) … da wurde er auch dreifach gepresst (Markus 14.41 & Matthäus 26.44; Markus 13.34 „be- trübt bis an den Tod“ und Lukas 22.44 ergänzt „Und er rang mit dem Tode und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen.“1) – und die Frucht seines Leidens und Sterbens (seines Todes und dann auch seiner Auferstehung) – wird auch dreifach sein … (Öl ist dann auch ein Symbol des Heiligen Geistes…)

• Die kultische Unreinheit wird beseitigt – er wird das wegneh- men, was für den Umgang mit Gott untauglich machte und uns wieder ein Verhältnis mit Gott ermöglichen, weil wir nun wieder rein sind.

• Er wird unsere Nahrung – Ölkuchen ein sehr feines und wohl- schmeckendes Brot, das nicht alle Tage auf den Tisch kam! …

1 Ein seltenes, aber durchaus bekanntes Phänomen: Hämhidrose – Kapillaren (Blutge- fäße), die die Schweißdrüsen umgeben, zerreißen, und das führt dazu, dass Blut in die Schweißdrüsen eindringt und aus den Poren quillt.

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Und er wird unser Heilmittel – von Schaden der Sünde angefan- gen bis hin zu den Verletzungen und Verwundungen, die wir er- fahren haben.

Und er wird unser Kosmetikum – Gnade ist ein Schönheitsmittel!

Was er für uns tut, macht uns schön und attraktiv.

• Öl wurde gebraucht für Lampen – Jesus ist das Licht der Welt – zunächst ER und dann wir … und alle Energie dafür durch Öl (Symbol für den Heiligen Geist…) – Öl ist unverzichtbar für un- sere Berufung als Licht der Welt!

Öl ist weiters auch ein Symbol für den Heiligen Geist

• Es musste unverfälscht und unvermischt sein, wenn es für kultische Zwecke verwendet wurde…

• Öl und Salbung hängen zusammen: 3 Ämter im AT, die mit Salbung verbunden waren … in 1 Johannes 2.20 und 2.27 (2 mal) lesen wir, dass alle Christen die Salbung haben. Die wurde nicht extra empfan- gen als 2. Segen, sondern das ist die unverzichtbare geistliche

Grundausstattung: die Gegenwart des Heiligen Geiste. In Verbin- dung mit den Hinweisen aus dem Alten Testament ist dann klar: der Heilige Geist / die Salbung ist unbedingt notwendig und unverzicht- bar für alle Aufgaben und Verantwortungen im Reich Gottes.

• Ein letzter kleiner Hinweis: die Probleme der Menschheit begannen in einem Garten – und die Lösung dieser Probleme beginnt auch in einem Garten (so wie das Verhängnis der Sünde mit einem Baum zu tun hatte, hat auch die Lösung des Sündenproblems mit einem Baum zu tun…)

II. EINFÜHRUNG

Das war so ein erster – kleiner, exemplarischer – Anlauf.

Als Nächstes möchte ich mit euch an einer kleinen Einführung arbeiten:

1. Jesus kam nach der Schrift – und er wird am besten aus der Schrift (=

AT) verstanden (vgl. auch 1 Korinther 15.3-4)

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Lukas 24.25-27 und 44-46

Jesus selbst erklärt, wie die Schrift zu verstehen ist

Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! 26 Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? 27 Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war. (Lukas 24.25-27)

Lukas 24.44-46

44 Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psal- men. 45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, so daß sie die Schrift ver- standen, 46 und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, daß Christus lei- den wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage;

Das ist insofern bemerkenswert, als vom Lukas-Evangelium (oft) gesagt wird, dass es für die Heiden (die Griechen) geschrieben wurde – und auch / gerade dieses Evangelium „für die Heiden“ ist tief im Alten Testa- ment verwurzelt! Nimmt man das nicht zur Kenntnis, wird aus dem Evangelium leicht ein „gestaltloser Idealismus“, voller Begriffe, die wir nach unseren Vorstellungen füllen. Aber das Verstehen des Evangeliums ist abhängig vom Verstehen des AT – aus dem AT kommt die „Füllung“

der Begriffe (z.B. „Tempel“ in 1 Korinther 3.16-17 und 1 Korinther 6.19 – da ist das AT die Vorlage, der Tempel in Jerusalem – nicht die Tempel der Griechen oder der Römer oder andere Kultstätten…)

„…das Heil kommt von den Juden.“

Johannes 4.22 Genauer:

Das Heil kommt von dem, der aus den Juden kommt.

Und zugleich gilt: In diesem Volk (Israel / Judentum) hat Gott das Heil vor- bereitet – hier hat er alle Muster, die zum Verstehen des Heils notwendig sind (vorbereitend) geschaffen.

2. „…nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“

Römer 11.18

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Zwei Zugänge…

a. Lukas 15 (bes. ab Vers 25) – die Geschichte des älteren Sohnes … und eine übertragene Bedeutung: Da ist immer noch der ältere Bruder (auch wenn er zurzeit – noch – fern und entfremdet ist)… (ALLEGORESE vom Feinsten – eine die Israel nicht enterbt 😊)

…und wir sollten lernen, auf diesen älteren Bruder zu hören… (und es ist auf keinen Fall so, dass der Vater jetzt nur noch 1 Sohn hätte… auch wenn der ältere Sohn noch nicht „hineingegangen“ ist…)

1. Das Weglaufen und die Heimkehr (Umkehr) des verlorenen (jün- geren) Sohnes. – Lukas 15.11-20a

Das ist allerdings nur eine Facette / Ebene der Geschichte. Damit ist dann für viele schon die Geschichte abgeschlossen – wir kriegen ein sicher sehr schönes „Happy End“…

(Über das Skandalöse des Verhaltens der beiden <!> Söhne siehe

„Der ältere Sohn“

• a. Eine unverschämte, herzlose Anmaßung (eigentlich wünscht er dem Vater den Tod!)

• b. Existenzbedrohend

• c. Ein zerstörtes Lebenswerk

• d. Das Ende bei den Schweinen – tiefer kann man nicht sinken…

• Andere haben immerhin entdeckt, dass in der Geschichte vor allem der Vater im Brennpunkt steht. – Lukas 15.20b-24

Wie Jesus hier den Vater beschreibt ist schon einzigartig: Dieser Va- ter ist „verrückt vor Liebe“, wie Theo Lehmann das in einem kleinen Büchlein schildert.

(Ein Vater, der völlig aus der Rolle fällt… Der auf den fortgelaufenen Sohn immer noch wartet, täglich vor das Tor hinausgeht, Ausschau hält … „Er sah ihn von ferne…“ … läuft ihm entgegen (als Patriarch! – wartet nicht auf ihn im Office, muss seinen Rock schürzen etc. – peinlich…) … und fällt ihm um den ungewaschenen Hals … küsst ihn

… und ohne Zögern, ohne Wartefrist, ohne Bewährungszeit… setzt er ihn wieder ein in die Stellung, die er einst hatte… schon stark –

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volle Rehabilitation!)

Selten wird dann noch über den zweiten, den älteren Sohn gere- det. – Lukas 15.25-32 – er ist das eigentliche Problemkind: Daheim – und doch nicht zu Hause)

Der bringt uns in Verlegenheit, er ist die wirklich problematische Fi- gur in der Geschichte: der jüngere Sohn kommt ja heim und ist am Ende auch beim Vater zu Hause – aber der ältere Sohn geht nicht hinein – auch nicht auf die freundliche Einladung des Vaters hin. Die Geschichte hat dann ein offenes Ende.

• Es geht von Anfang an um ZWEI Söhne – „teilte ihnen das Gut“ (und der ältere Sohn nimmt es ohne Widerspruch!)

• Der ältere Sohn hat auch eine zutiefst gestörte Beziehung zum Va- ter…

• …und zu seinem Bruder

• Der ältere Sohn verweigert dem Vater die Ehre

• Er sieht sich nur als Knecht

• Er ist selbstgerecht

• Er bezichtigt den Vater der Parteilichkeit

• Er schafft auch zwei Welten

• Er ist selbstgerecht – und unbarmherzig

• Er verklagt den jüngeren Bruder zu Unrecht

• (Manchmal habe ich das selber auch so gepredigt, dass mit dem Äl- teren Sohn die Traditionalisten unter den Christen gemeint sind, die nie weggelaufen sind – und zugleich doch dem Vater tief entfrem- det sind… Und das stimmt auch: unsere Kirchen sind voll von älteren Söhnen – nie weggelaufen und doch nicht zu Hause beim Vater…)

Die Reaktion des Vaters – anders als man erwarten müsste

• 1. Keine Rüge, aber eine freundliche Anrede („Kind“ – gr. teknon)

• 2. „Alles, was mein ist, ist dein!“

(„Meine Barmherzigkeit deinem Bruder gegenüber nimmt dir doch nichts weg…“)

• 3. Der Vater möchte Söhne – nicht Knechte!

(Dazu ist der Vater – in Christus! – „vor die Tür getreten“…)

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Heute kann ich in der Geschichte noch eine vierte Ebene sehen: Jesus re- det ja zu Juden (und nicht zu einer Kirche!) … Und wir sind im Lukas-Evan- gelium, das gemeinhin als ein Evangelium „für die Griechen“ betrachtet wird. Lukas hat vom Stammbaum an schon Weltweite: der Stammbaum geht zurück auf Adam…

Ich kann darum Lukas 15 auch als einen Text sehen, bei dem es um weit mehr geht, als um die Sache mit dem persönlichen Heil (für uns aus den Heiden) – Jesus redet von zwei Brüdern, die – beide auf ihre besondere Art – verloren sind und die beide heimkommen / hineinkommen müssen ... und da steht der jüngere Sohn für die Heiden und der ältere Sohn / Bru- der auch für Israel.

Ein Problem?

Kann / darf man den jüngeren Sohn so ohne weiteres mit den Heiden zu identifizieren … aber immerhin „ein Vater aller“ (Epheser 4.6) – und da sind auch die Christen aus den Heiden miteingeschlossen) und dass der Jüngere bei den Schweinen ankommt und von den Schweinen herkommt

… das würde man bei einem Juden nicht so ohne weiteres annehmen…

unterstellen… ich kann schon sehen, dass hier die Heiden im Blick sind (sonst: Zöllner und Sünder – die Leute, die Jesus unmittelbar anspricht, das war aber eben auch schon ganz weit weg, was für pharisäisches Ver- ständnis einen Juden ausmachte...)

Und dann kommt der jüngere Sohn heim. In Lukas 15 lesen wir, nachdem der jüngere Bruder zurückgekommen war, „sie fingen an fröhlich zu sein“.

Alles ist auf einem guten Weg… und dann geht der Vater hinaus zum älte- ren Bruder: „Komm doch auch herein, du sollst doch auch fröhlich sein.“

(Dass der Vater in der Einladung des älteren Bruder auch noch einen eini- germaßen demütigenden Weg in Kauf nimmt, kann ich nur andeuten: der Ältere hätte die Pflicht gehabt, die Feier zur Versöhnung auszurichten – aber er hält Abstand … als der Vater ihn einlädt, reagiert er mit unsachli- chen und unfairen Vorwürfen – und der Vater weist ihn dafür nicht einmal zurecht, stellt nur ein paar Dinge klar: „Alles hat dir immer gehört!“)

Es war dann eine ganz besondere Tragödie im Gleichnis – und in der Ge- schichte der jungen Kirche, dass der ältere Bruder nicht gekommen ist ...

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oder nur zu einem kleinen Teil ... und dass der jüngere Bruder von da an dachte, er wäre im Grunde allein im Vaterhaus (auf der Welt), alles gehört jetzt ihm ... und der ältere Bruder wäre jetzt verstoßen, vertrieben, ent- erbt – und alle Rechte wären jetzt auf den jüngeren Bruder übergegangen.

Nein, der ältere Bruder ist nicht (einfach) verstoßen – er ist nur draußen vor. Und es wird spannend, wenn er eines Tages ganz eintritt – das lesen wir in Römer 11 ...)

(Ist ja interessant: die Rechtsfrage wird in der Geschichte gar nicht berührt – es geht um die Frage der Beziehung zum Vater…)

Was wir eigentlich in der Geschichte sehen, ist eine Rumpffamilie – der äl- tere Sohn / Bruder ist irgendwie nicht dabei. Und in der Geschichte der Kirche / Gemeinde ist genau das der große Verlust / Schaden / Manko / das schmerzlich fehlende Element geworden … Wir werden das gleich se- hen. Wir denken immer: wir brauchen ihn nicht – und genau das ist der größte Irrtum, den sich „die Kirche“ geleistet hat…

Wir haben als Kirche nie mehr verloren als in dem Moment wir Israel preisgegeben haben.

Dass der Weg der Gemeinde sich von Asien Richtung Europa / Westen wandte, ist zum einen die Geschichte einer schönen Ausbreitung – und zum anderen die Geschichte eines enormen Verlustes: das Entscheidende haben wir zurückgelassen – Israel … beiseite gedrängt, beiseite gesetzt, am Ende enterbt und „ersetzt“. (Wobei sich die Kirche alle Segnungen Is- rael schnappte – und die Flüche dem Volk Israel beließ…)

Das Ergebnis, war Verwirrung und Verarmung.Die Verwirrung ist aber vor allem deswegen entstanden, weil wir unseren „älteren Bruder“ nicht mit allen seinen ihm zustehenden Rechten (und seiner Lebenserfahrung etc.) dabei gehabt haben. Er musste sich assimilieren. Wir wollten nicht von ihm lernen, wir wollten ihm unsere Meinung aufzwingen.

Wir aus den Heiden sind aus der Fremde heimgekommen – und haben viel Fremdes mitgebracht (Griechischer Geist und magisches Verständnis!) – und haben es ins Evangelium hineingetragen hineingelesen … Was aber wirklich im Haus Gottes gilt – das kann man nur vom Vater selber und eben „vom älteren Bruder lernen“.

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Und wir haben mit einer Impertinenz sondergleichen Bibel gelesen, ohne unseren älteren Bruder zu fragen. Erst schön langsam fangen wir an zu verstehen, dass das Heil ja von den Juden kommt – und so können wir die Bibel etwas besser lesen und dringen in die Tiefen ein, die uns vorher (im griechischen Geist!) völlig verhüllt waren.

(Man kann das ja auch so sehen: Es war ein Meisterstück des Feindes, die Kirche in die Falle des Anti-Judaismus – Antisemitismus ist ein irreführen- der Begriff, der würde auch die Araber einbeziehen – zu führen, und ihr so ihre Wurzeln zu rauben ... und zugleich – ganz „diabolos“ – alles durchei- nander zu bringen und uns über der Fragen z.B. nach dem Abendmahl aus- einander zu bringen...)

Wir wissen doch gar nicht, was wir sagen, wenn wir „Jesus Christus“ sagen ohne unseren älteren Bruder. Er hat die Vokabel, er hat die Geschichte, er hat die Modelle... Er ist der Sprachlehrer und der Begriffslehrer für das Heil. (Und Christus – das ist der „Messias“ = der Gesalbte, so wie das Israel verkündigt wurde ... und nicht einfach der „griechische Logos“...)

Das gehört zu den wichtigsten Aufgaben der „Christenheit“:

Lernen vom älteren Bruder

(denn es ist eben nicht so, dass der Vater nur noch1 Sohn hätte) (Und erst allmählich beginnen wir zu begreifen, wie sehr eigentlich das griechische Denken eine Antithese zum Evangelium ist – angefangen bei der Spannung „Erkenntnis“ – „Offenbarung“ ... was sich der Mensch zu sa- gen versucht ... und was er von Gott zu hören bekommt... „Höre Israel...“ – Nicht: „Denke nach, erkenne dich selbst...“)

Und so ist es sich die größte Hoffnung für uns Christen aus den Heiden, dass es nicht mehr allzu lange dauert, bis wir auch den ältere Bruder eines Tages mit uns am Tisch haben – das wird hoffentlich das Ende der Verar- mung (auch der Verwirrung ☺ ?) sein. Unser älterer Bruder wird uns dann erklären, was wir fast 2000 Jahre lang übersehen haben. Wir gehören nämlich zusammen.

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b. Römer 11.16b ff – Der Ölbaum Israel

(und wir Christen aus den Heiden sind in diesen Ölbaum Israel einge- pfropft…)

Es gibt keine Heidenkirche als solche.

Es gibt uns (als Gemeinde) auch nicht anders als in der Verbindung mit dem (an Meschiach Jeshua) gläubigen Israel.

Wir sind in den Ölbaum Israel eingepflanzt.

Christen sind Zweige am Ölbaum Israel

(Von den Proportionen scheint das Bild heute etwas seltsam aus- zusehen, aber es ist geistliche Realität! Es geht um das Prinzip, nicht um die Proportionen (!) Es gibt keine „Kirche aus den Hei- den” neben „Israel” … es ist 1 einziger Leib! Und es gibt auch nur 1 Braut, nur 1 Tempel, nur 1 Volk Gottes…)

Es gibt leider auch die „abgehauenen Zweige“…

Aber wir leben vom Ölbaum – die Wurzeln sind die Patriarchen, die Erzväter, der Stamm – das sind die Könige und die Propheten;

die Zweige sind die an Messias Jeshua glaubenden Juden.

Also Achtung:

„Israel“ – das sind die an Meschiach Jeschau glaubenden Juden!

(nicht das „nationale Israel“ – da sind es vielleicht nur 25.000 – 40.000 „Israelis“, die auch „messianische Juden“ sind … andere An- gaben setzen um einiges weniger an – nicht mehr als 20.000; es dürfte aber sicher auch messianische Juden geben, die sich noch nicht als solche „geoutet“ haben…)

Israel ist der Erstgeborene – und wir aus den Heiden sind in die Fa- milie hinein adoptiert – wir sind hinzugekommen (und haben da- mit Israel nichts weggenommen…)

Die lange tragische und böse Geschichte des Anti-Judaismus von Seiten der „christlichen Kirche” hat uns das vergessen lassen – und hat uns darüber verarmen lassen.

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Wir brauchen Israel und das Alte Testament, um unser Heil zu ver- stehen: Der Charakter Gottes, der größte Teil unserer Ethik, alle Muster der Erlösung und unsere ganze Frömmigkeit (Spiritualität, Feste etc.) sind im Alten Testament offenbart und dargestellt.

Weitere Bilder vom Ölbaum – auch die ausgebrochenen Zweige…

3. Zugänge (Sichtweisen) zum Thema „Israel“:

Dispensationalismus – Ersatztheologie – Zwei-Wege-Theologie (Verlorene Wurzeln…)

… und wir müssen uns wieder auf diese Wurzeln besinnen, wenn wir nicht endgültig verdorren wollen…

Bzw.

Was wir verloren haben, als Israel von der Kirche „enterbt“ wurde…

◼ Das verschüttete, verratene, verworfene, zerstörte Erbe – Stichwort

„Anti-Judaismus“ – Ecclesia und Synagoge – eine notorisch

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schwieriges und von Seiten der Kirche her ein überwiegend schuld- beladenes Verhältnis

„Denn es wäre außer jedem Maßstab ungebührlich, wenn wir in dem heiligsten aller Feste den Gewohnheiten der Juden nachfolg- ten. Lasst uns nichts gemeinsam haben mit diesem abscheulichen Volk.“

(aus dem Brief von Kaiser Konstantin, zit. in Eusebius, Vita Constan- tini, Liber III 18-20; auf dem Konzil von Nicäa 325 wurde das Oster- fest vom jüdischen Passah-Termin auf den Sonntag, der nach dem ersten Vollmond nach der Frühjahrssonnwende folgt, gelegt.)

◼ Das ist nur eines von vielen Zitaten…

„Ich verzichte auf alle Gebräuche, Riten, strikte Einhaltung des Ge- setzes, auf ungesäuerte Brote und das bei den Hebräern übliche Op- fern der Lämmer, und auf alle weiteren Feste der Hebräer, ihre Op- fer, Gebete, Besprengungen, Reinigungen, Weihen, Versöhnungs- handlungen und Fasten und Neumonde und den Sabbat und Aber- glauben und Lieder und Gesänge und Regeln, die zu halten sind, und Synagogen das Essen und Trinken der Hebräer; mit einem Wort, ich verzichte auf wirklich alles Jüdische, jedes Gesetz, jeden Ritus, jede Gewohnheit … und falls ich jemals absagen (dem Christentum, d.Ü.) und zum jüdischen Aberglauben zurückkehren sollte oder ich zusam- men mit Juden beim gemeinsamen Essen oder Festefeiern gefunden werde oder mich insgeheim mit ihnen unterhalte und das Christen- tum verwerfe, anstatt sie öffentlich zu widerlegen und ihren nichti- gen Glauben zu verwerfen, dann soll mich das Schaudern Kains und die Lepra Gehasis treffen und auch die entsprechenden Bestrafun- gen, denen ich mich bewusst unterwerfe. Und möge meine Seele in der kommenden Welt verflucht sein und möge meine Seele mit dem Satan und den Teufeln niedersteigen.“

◼ (Bekenntnis des Glaubens, von der Kirche von Konstantinopel. Aus:

Assemani, Cod. Lit. I, S. 105)

3 FOLIEN von „KIRCHE UND SYNAGOGE”

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Drei Betrachtungsweisen

1. Enterbungstheologie bzw. Ersatztheologie („Substitutionstheologie“)

Die Geschichte Gottes mit seinem Volk ist zu Ende – es ist nicht nur bei- seite gesetzt – es ist verstoßen und verflucht.

Die Kirche hat nach dieser Vorstellung Israel ersetzt, beerbt, nachdem Is- rael enterbt wurde. Die Kirche hat alle Segnungen Israels übertragen be- kommen („übernommen“) – die Flüche durfte Israel allerdings behalten.

Wenn doch (wie durch ein Wunder) Juden zum Glauben an Jesus Christus kommen, müssen sie sich assimilieren – und sollen so möglichst konturen- los in der christlichen Kirche aufgehen.

Die Schriftauslegung wird von der Allegorese eines Origenes bestimmt – alttestamentliche Verheißungen auf eine Zukunft Israel (z.B. nationale Wiederherstellung) sind geistlich (nicht wörtlich) und in einem (auf die Kirche) übertragenen Sinn zu verstehen.

Als Nebeneffekt natürlich die Geringschätzung Israels – auch was seine Be- deutung für unser geistliches Verständnis angeht. Wenn Israel „beiseitege- setzt“, weil er es vermasselt hast, dann ist das Lernen von kaum ein

Thema…

Ich merke hier gleich einmal an:

Diese Entgegensetzung („Allegorese“) wurde zwar gemacht … aber zwin- gen ist sie nicht. Man kann sehr wohl an Verheißungen für Israel (im Blick auf eine nationale Zukunft) in einem wörtlichen Sinn festhalten – und auch das eine oder andere an diesen Verheißungen als auf die Kirche übertrag- bar sehen, so wie wir auch Abraham als Vorbild für unser Leben betrach- ten und ihn eben nicht in der Geschichte begraben…

Dass der historische Sinn (bestimmter Texte) für die Allegorese bedeu- tungslos ist, bedeutet nicht, dass dieser historische Sinn nicht existiert und auch beachtet werden muss…

2. Dispensationalismus

Die Lehre von den Heilszeiten

Das wäre das Gegenstück. Da sieht man noch eine Zukunft für Israel, dass Gott sich seines Volkes wieder annehmen wird – das reicht von nationaler

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Wiederherstellung bis hin zu einer großen Erweckung in diesem Volk, zur einer Annahme des Werkes Jesu – und die noch nicht erfüllten Verheißun- gen für Israel werden sich in der Endzeit bzw. im 1000-jährigen Reich er- füllen…

Es gibt bei beiden Positionen natürlich wie immer Zwischenpositionen…

Und dann gibt es noch einen 3. Zugang:

Die „Zwei-Wege-Theologie“.

Sie besagt, dass die Christen durch Jesus gerettet sind – und die Juden das Heil über den Glauben wie Abraham empfangen. Dabei wird allerdings übersehen, dass Jesus selber ganz klar gemacht hat, dass alles, was Abra- ham erwartet hat, sich in IHM, in Jesus erfüllt – „Abraham sah meinen Tag und freute sich.“

4. Wir (Christen aus den Heiden) verdanken Israel alles…

Römer 9.(3)4-5

3…meine Brüder, die meine Stammverwandten sind nach dem Fleisch, 4 die Israeliten sind, denen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und der Bund und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen, 5 denen auch die Väter gehören, und aus denen Christus herkommt nach dem Fleisch, der da ist Gott über alles, gelobt in Ewigkeit. Amen.

„Israel“ – das verstehe ich immer so: Was Israel von Gott selber empfan- gen hat (Ich bin vorsichtig damit, Israel per se als allzu „schöpferisch“ an- zusehen, was geistliche Dinge angeht. Nur, was es von Gott empfangen hat, hat es auch der Welt zu geben!!! Das aber dann sicher!!!)

Also: Israel hat das alles VOR uns … aber FÜR uns empfangen … um MIT uns daraus zu leben.

(„Wir“ – nicht gemeint „an der Stelle Israels“ … aber zusammen mit Is- rael haben wir Anteil an dem Reichtum und Erbe Israels!!!)

◼ Unsere „Theologie“ kommt aus dem Alten Testament … Es gibt kei- nen anderen Gott als den Gott, den uns das AT verkündigt.

◼ Fast alles, was wir wissen über Wesen und Charakter Gottes, wissen wir aus dem AT (z.B. 2 Mose 34.6-7 aber auch Jeremia 31.3 – aber auch die Texte, in denen Gott als Richter vorstellt…)

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Anmerkung: 2 Mose 34.6-7 ist keine Anrufung Gottes durch Mose sondern eine Selbstaussage Gottes: „Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber, und er (der Herr!) rief aus: HERR (Jahwe!), HERR (Jahwe!), Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, 7 der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft läßt er niemand, sondern sucht die Missetat der Väter heim an Kindern und Kindes- kindern bis ins dritte und vierte Glied!“

◼ Jesus war die Auslegung Gottes (Johannes 1.18 – gr. exegesato), wie er aus dem Alten Testament bekannt (aber nicht immer vertraut) war.

◼ „Wer mich sieht, sieht den Vater“ – den Vater, den wir aus der Ver- kündigung des AT kennen (Johannes 14.9)

Unsere Ethik kommt aus dem AT – selbst bei der Frage nach dem höchsten Gebot (Matthäus 22.34ff) hat Jesus auf die Torah zurück verwiesen.

◼ Mit dem Evangelium ist das Gesetz / Gebot nicht einfach erledigt.

Das moralische Gesetz blieb immer in Kraft – es wurde von Jesus nie aufgehoben. In der Bergpredigt hat er es zugespitzt.

Ich füge hier ein:

Mit dem Kommen des Heiligen Geistes in das Herz des Menschen ist auch die Rückbindung an das Gebot verbunden.

Vgl. Jeremia 31.33 und Hesekiel 11.19 & 36.25-27

Die erste Geistesgabe ist das Gebot … wenn der Geist kommt, bringt er das Gebot zurück und schafft ein gehorsames Herz.

Und man darf Gesetz und Geist, Gebot und Gnade eben nicht ge- geneinander ausspielen… (Ohne das Gebot landen wir bei gnadenlo- sen Verhältnissen!)

Ohne Gesetz regieren die Instinkte und die Triebe, die Bedürfnisse und Vorlieben, das Begehren und die Leidenschaften – und das geht

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sehr oft / in der Regel auf Kosten des anderen.2 Ohne Gesetz landen wir bei gnadenlosen Verhältnissen, schaffen wir das Gebot ab, ist das auch die Abschaffung der Menschlichkeit…

◼ Wir werden aus Gnaden selig – aber unser Heil wird gelebt in den Ordnung der Liebe.

◼ Es ist Gnade, wenn wir nach dem Scheitern am Gesetz angenom- men werden und bleiben. Aber die Gnade hebt das Gesetz nicht ein- fach auf. „Torah“ – die Weisung Gottes = die Wahrheit über Gott…

◼ Glaube führt zum Gehorsam.

Gnade beschenkt mit dem Gebot.

Das Gebot ist Gnade.

Die erste Geistesgabe ist das Gebot.

Beziehung führt zur Erziehung.

Heil wirkt sich aus in Heiligung.

Mein Verhältnis bestimmt auch mein Verhalten.

Leben mit Gott ist Leben in Ordnungen der Liebe (…und nie die Reihenfolge vertauschen!)

Gnade nimmt auch nach Scheitern wieder an.

◼ Es ist Gnade, wenn wir nach dem Scheitern am Gesetz angenom- men werden und bleiben. Aber die Gnade hebt das Gesetz nicht ein- fach auf. Es ist eher anders: Ohne Gesetz landen wir bei gnadenlo- sen Verhältnissen, schaffen wir das Gebot ab, ist das auch die Ab- schaffung des Menschen … und eine Kirche bzw. Gemeinde, die das Gebot verlässt ist, ist auch eine vom Geist verlassene Kirche. – Hese- kiel 8-11 … Die Herrlichkeit Gottes wandert aus, weil sich im Tempel der Götzendienst breit gemacht hat..)

2 Wir / manche würden unsere Eltern vernachlässigen und als lästige Last abschütteln, den anderen in seinem Lebensrecht beschneiden, treulos werden, uns an dem vergreifen, was des anderen ist, uns gerne durch Lü- gen aus der Affäre ziehen, uns dem Neid und dem Begehren ergeben usw.

usf.

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(2 Mose 23.19 – ein Verbot kanaanitischer Fruchtbarkeitsriten! – Nehemia Gordon!)

Das kultische Gesetz (Opfer, Priester, Heiligtum, der Kult) wurde in Christus erfüllt. Es ist aber damit nicht einfach erledigt, sondern bie- tet eine Fülle von Illustrationen für unseren Dienst als Priester, für unsere Hingabe als / im Opfer und unseren Gottesdienst (Stifts- hütte, Tempel!)

Das soziale Gesetz war stark situationsabhängig und konnte an ver- änderte Situationen angepasst werden. Dabei geht es darum, das Prinzip zu begreifen, das jeweils dahinter steht – und dieses Prinzip intelligent in einer veränderten Situation anzuwenden.

(Geländer auf dem Dach, das Schauferl, eine Zisterne ordentlich ab- decken…)

Aus den Propheten empfangen wir bis heute Weisung für die kriti- sche Stunde (der Gemeinde), Trost und Ermutigung, Ausblick über den Zeithorizont hinaus.

Die Psalmen leiten unser persönliches Beten und unser Beten im Gottesdienst.

Die Weisheitsliteratur und das Gebot der Torah formen unsere Le- bensführung.

Und hier würde ich gerne anfügen – ohne „den Griechen und Rö- mern etwas am Zeug flicken zu wollen“: Griechische Weisheit hat die Welt nicht unbedingt zu einem besseren Ort gemacht (vgl. die einführenden Anmerkungen zur „Geschichte der Barmherzigkeit“:

Es war ein Fehler, die griechische Welt zu idealisieren – Frauen, Kin- der, Sklaven, Behinderte, Schwache hatten kein gutes Leben…).

Es war dieses scheinbar so schlichte („simple“) Evangelium, das – wenn es wirklich gelebt wurde – dieser Welt ein anderes Gesicht ge- geben hat (vgl. ausführlich dazu „Geschichte der Barmherzigkeit“)

Die „Großen der Bibel“ sind immer noch Vorbild und Warnung.

Im Brief an die Römer fast kein Kapitel, das nicht auf das Alte Tes- tament zugreift:

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Römer 1.2 & 3.21 – das Evangelium, bezeugt im Gesetz und in den Propheten; (auch Römer 1.3 – Christus kommt aus dem Samen Da- vids nach dem Fleisch)

Römer 2.1-16: Gott als Richter – das kommt aus dem AT.

Römer 2.17ff: Gesetz und Beschneidung;

Römer 3: in den Versen 1-8 geht es u.a. (zuerst) um Israel; dann der Schriftbeweis in den Versen 9-20 (AT-Zitate) und das Sühnopfer in Rö- mer 3.24-25; und: „die Juden (kommen) aus dem Glauben.“

Römer 4 : Schriftbeweis – „Abraham gerecht aus Glauben“;

Römer 5.12ff: Adam und Christus;

Römer 7 hat wieder eine Menge über das Gesetz zu sagen;

Römer 9-11: die längste geschlossene Darstellung zum Thema Israel im ganzen NT

in Römer 14-15 greift Paulus eine Problematik auf, die das Zusam- menleben von Juden, die an den Messias Jeshua glauben und Heiden, die an Christus glauben, betrifft.

In Römer 15.8-21 zitiert Paulus mehrfach aus dem AT, um zu zeigen, dass bereits im AT die Sendung zu den Heiden vorbereitet war (vgl.

auch Römer 9.24-26 (bzw. bis Vers 33)

Der Exodus bildet die Vorlage für den Römerbrief – und das Buch der Offenbarung hat fast mehr Anspielungen aus dem Alten Testa- ment als Verse…

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◼ Das Alte Testament ist voller Verheißungen, die in Christus erfüllt wurden.

Schlussfolgerung: Das Alte Testament und sein „hebräisches Den- ken“ sind unverzichtbar zum Verstehen des Neuen Testamentes…

Das Neue Testament ist auf weite Strecken hebräisches Denken in griechischer Sprache. Dabei ist das Griechische ein „Übersetzungs- griechisch – und entsprechend „holprig“, eher umgangssprachlich („Koine“), nicht sehr elegant – und vor allem nicht so elegant / flüs- sig, wie das bei einer griechischen Gedankenführung der Fall wäre…

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Aber es reicht noch viel weiter:

◼ Jesus ist nicht der „Plan B“ Gottes, nachdem Israel als „Plan A“ ver- sagt hatte.

Jesus erfüllt alles, was im AT schon von ihm verheißen war…

◼ Das Heil kommt von den Juden (oder: von dem, der aus den Juden kommt: Jesus) – und es erreicht auch die Juden! (Das Heil kommt nicht „durch die Juden“ und auch nicht auf dem Weg der Juden…

„Gerechtigkeit aus dem erfüllten Gesetz“ (Römer 9.31-32) – aber wohl von dem, der aus den Juden kommt, und der dann unsere Ge- rechtigkeit geworden ist, weil er alles erfüllt hat, was das Gesetz ge- fordert hatte… 1 Korinther 1.30)

◼ Jesus hat in Israel und unter den Juden gewirkt – (Matthäus 10.6 &

15.24 „nur“ gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel) nicht oder nur selten unter Heiden. Die ersten, die ihm folgten, wa- ren Juden.

◼ In Jesus Christus kommt Gott mit seinem Weg, den er mit Israel be- gonnen hat, ans Ziel.

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◼ Und es sind Leute aus seinem Volk (nicht alle!), die das Heil in Chris- tus annehmen und das „neue Israel“ werden, in das wir aus den Hei- den „eingepfropft“ sind.

◼ Diese Gemeinde (aus Juden, die an den Messias Jeshua glauben und Heiden, die an Jesus Christus glauben) ist die Erfüllung von all dem, was im Ersten Bund („AT“) vorbereitet war.

◼ Und: vieles, was Gott im Ersten Bund vorbereitet hat, bleibt gültig – und wird im Neuen Bund nicht verändert… (das Gebot, der Weg des Glaubens, die Erlösung durch ein Opfer…)

◼ Da ist also Kontinuität … nicht „Ersatz“, endgültige Verwerfung (Gott hat nicht Israel verworfen, sondern nur die beiseite gesetzt, die den Weg Gottes nicht annehmen wollten…)

◼ Umgekehrt immer im Auge behalten: „Israel“ ohne seinen Gott ist ein Volk wie jedes andere…

HIER ZWEI FOLIEN als „Symbolbilder“:

Grabeskirche und „Domine Ivimus“ Inschrift…

Beispiel hebr. „racham“ und gr. „splagchnizomai“ (beide Worte bedeuten

“sich erbarmen“ – und beide Worte beziehen sich auf einen Schmerz im Innersten des Leibes, der Magengrube, im Mutterschoß…)

EXKURS:

Die „Hebräer“

• Einer der Vorfahren Abrahams war Eber / Heber = jenseits, drüben (1 Mose 11.17-26)

• Die Wortwurzel ist „awar / abar“ („wr / br“) = hinübergehen, hin- überziehen (also „von drüben“ herüberziehen)

• Die Hebräer sind demnach die „Hinüberziehenden, die Hinüber- schreitenden“

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• Abraham wird in 1 Mose 14.13 „Hebräer“ („ibriy“) genannt – das wird auch mit „Ausländer“ übersetzt. „awar“ und „ibriy“ – einer der aus dem Ausland, von drüben herüber gezogen ist…

• In übertragener Bedeutung ist damit an das Hinüberziehen in eine neue Lebens weise gedacht:

• Das war so bei Abraham – 1 Mose 12.6 („zog“ nach Sichem)

• Das war auch so bei Jakob – 1 Mose 32.23 – der Durchzug durch den Jabbok war auch bei ihm der Aufbruch in eine neue Lebensweise – und nun würde er auch sein Erstgeburtsrecht antreten können…

• Israels Durchzug durch Meer – Hinüber in eine neue Existenz – z.B.

Psalm 78.13 hat auch „awar / abar“…

• Als Israel durch den Jordan ins gelobte Land einzieht, finden wir das Wort auch – Josua 3.16 – aus der Wüstenexistenz endlich ins Land kommen! (Auch schon 4. Mose 32.7)

• Jesus selber war ein Wanderer, der auch „hinübergezogen“ ist zu uns…

• In der hebräischen Übersetzung des NT des Neuen Testamentes fin- det sich dann in Johannes 5.24 ebenfalls „awar“ = vom Tod ins Le- ben hinübergezogen! So auch in 1 Johannes 3.14 – „aus dem Tod ins Leben gekommen“

III. Hebräisches Denken

1. DREIFACHER SÜNDENFALL

(Fehlentwicklungen, verhängnisvolle Weichenstellungen…)

Griechischer Geist statt hebräischem Denken.

(Ein Ergebnis der Ersatztheologie – wer ohne Israel denkt, denkt an- ders – eben „griechisch“)

Griechische Philosophie wurde Grundlage des Denkens, wurde das deutende Paradigma – und nichts könnte weiter vom eigentlichen

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Hintergrund des Evangeliums entfernt sein. Das war die Ausliefe- rung der biblischen Botschaft / des Evangeliums an den griechischen Geist. (Was damit genau gemeint ist, sehen wir natürlich noch…) Und griechischer Geist – das war nicht nur der Humanismus des Hel- lenismus, das war sicher Philosophie – aber eben auch Heidentum, Mythologie, Mysterienkulte und vor allem: viel „magisches Denken“

(Die ersten 7 Konzilien fanden im Raum Kleinasien statt: Calacedon, Nicea, Ephesus, Konstantinopel etc.)

Römisches Machtbewusstsein dringt in die Kirche ein

(der Machtanspruch Roms – Rom oder Jerusalem?)

Römisches Machtdenken und die entsprechende Art zu handeln prägt die Kirchen in ihrem Bewusstsein und ihren Methoden.

Matthäus 4.5 & 26.53 Jesus hat sich der Macht strikt verweigert!

(Gewalt als Mittel zur Durchsetzung des „regnum christi“, Thron und Altar in einer unheiligen Allianz; eine andere Stadt – Rom – wird hei- lige Stadt und verdrängt Jerusalem; der Papst übernimmt alle Insig- nien des Caesar und wird „pontifex maximus“ – der Titel des heidni- schen Oberpriesters…)

Christianisierung statt echter Missionierung

schafft nur „getauftes Heidentum“ bzw. eine bloß übergestülpte christliche Kultur (Kirchen, Marterl # Reich Gottes). „Assimilationsfä- higkeit“ – alles integrieren … schafft aber eine Wechselwirkung … es gibt nicht nur durch Durchdringung, sondern auch Ansteckung!) (Das betrifft übrigens nicht nur Europa; die Problematik / das Span- nungsverhältnis „Evangelium und Kultur“ ist nicht / nie wirklich be- wältigt worden … das Ergebnis ist auch anderswo „getauftes Hei- dentum“ – Brasilien – Christus & Voodoo … Die entscheidende Frage ist immer: Verändert das Evangelium die Kultur – verändert die Kultur das Evangelium…?)

Griechisches Denken wirkt sich unter anderem aus:

• „Trinität“ (Dreieinigkeit; besser vielleicht „Drei-Einheit“)

(Wir müssen nicht „verstehen“, herumphilosophieren – wir sollen

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hören und daraus leben! – Die Dreieinheit Gottes ist übrigens schon im AT ganz klar verkündigt – siehe dazu Fruchtenbaum… Die Schrei- ber des NTs hatten viel zu viel Respekt, Ehrfurcht vor den alten Schriften, als dass sie so etwas wie „Dreieinigkeit“ „erfunden“ hät- ten, das nicht schon längst vorgegeben war…)

• „Christologie“ (2 Naturen Jesu, wahrer Gott und wahrer Mensch … zwei Naturen in einer Person … ungetrennt und unvermischt) Griechischer Geist will das verstehen, „wie das zusammengehen kann“ und entwickelt dafür einigermaßen komplizierte „Konstrukte“

(Natur, Wesen, Person, Hypostasen etc.) – während das hebräische Denken uns das einfach verkündigt, dass Jesus Gott und Mensch war…

• (Wir begegnen hier dem, was die Schrift „Geheimnis“ nennt: Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott – das ist wahr. Das ist nicht Gegen- satz (unlösbarer Widerspruch) – den konstruiert immer nur unsere Logik (die hätte es gerne „widerspruchsfrei“ … zumindest auf ihrer beschränkten irdischen Ebene; oder muss man sagen „bequemer“,

„erlaubender“) – das ist Ergänzung,, Entsprechung, „Komplementa- rität bzw. komplementär“ – zwei Seiten / Momente / Dimensionen einer einzigen Wirklichkeit. Beim Licht kennen wir da ja auch: je nach Versuchsanordnung erscheint es als Welle oder Teilchen – und ist doch immer „Licht“ (und nicht „im Werden“)…

• Ich nenne einige Beispiele, wo das (solche Komplementarität) zum Tragen kommt (und wo es viel theologisches Gezänk gibt, Spaltun- gen inklusive, weil man sich einem strikten „Entweder – Oder“ ver- rennt…

Reich Gottes – was ist das?

Der Himmel (also jenseitig)? – Die Kirche? (die Gemeinde) – nur per- sönlich individuell (Christus als König auf dem Thron des Herzens)? – das christliche Abendland (gar „Europa“)? – „Jetzt schon – noch nicht!“ (präsentische Eschatologie)? …

Die Gaben des Geistes?

Muss jeder alle haben (vor allem Heilung Prophetie, Zungenrede) – oder haben die letztgenannten Gaben mit dem 1. Jahrhundert

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aufgehört? – Oder haben alle Christen (mehrere) Gaben (die drei genannten mit eingeschlossen)?

So vieles zu diesen Themen – das kommt aus „unseren“ Überzeu- gungen (unseren Systemen – und da stehen wir auch wieder in der Mitte) … die Bibel ist aber sehr „ambivalent“, spannungsvoll / span- nungsreich (aber nicht unbedingt „widersprüchlich“…)

Der Charakter Gottes

Liebe und Barmherzigkeit vs. Gerechtigkeit und Gericht (Zorn und Verdammnis etc.) … daraus werden oft – angeblich der (griechi- schen) Logik folgend – unversöhnliche Gegensätze konstruiert…

(Ambivalenz auch da, wo die Person als Tier beschrieben wird: Jesus – das Lamm…)

Mission / Evangelisation vs. Diakonie und „Social Gospel“ (Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung) Veränderung der Welt, der Strukturen – oder Veränderung der Herzen

• (Das muss aber unterschieden werden von klassischer artistoteli- scher „Antithese“ – „A # zugleich nicht-A“. Wenn A auch nicht-A sein kann, dann „ist“ Gott … und „ist zugleich nicht“ („Gott im Wer- den“ – Hegel). Das geht nicht. Wohl aber kann etwas durchaus „un- ter dem Gegensatz“ („sub contrario“) da sein: die reichsten Men- schen sind die geistlich Armen. Die machtvolle Botschaft (des Evan- gelium) kommt in mit und unter Schwachheit. Sicher am spannends- ten „Trinität“ und „2-Naturen Jesu“ – das wird uns immer nur ver- kündigt – niemals logisch rational bewiesen. Man muss das nicht be- greifen / verstehen, sondern lernen, daraus zu leben! Das ist ja ge- rade Offenbarung: dass uns da etwas gesagt wird, das wir uns nicht selber sagen können, selber entdecken können … „Da wären wir nie drauf gekommen…“ – Eben! Und wir wären bis heute die Gefange- nen eines total hoffnungslosen Raum-Zeit-Kontinuums.

• „Anthropologie“ (Leibfeindlichkeit, Gnosis – aber auch 3 Begriffe für die „irdische Gestalt“: bios – soma – sarx)

Und natürlich „Geist – Seele – Leib“ – der Mensch wird „dreiteilig“ – statt ihn als eine Einheit zu sehen, bei der drei Dimensionen / As- pekte erkennbar sind – und es sind sicher mehr, vor allem, wenn man das „Fleisch“ hinzunimmt.

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• „Ekklesiologie“ (womöglich die tollste Häresie überhaupt, die wir uns geleistet haben… Eine Heidenkirche, die Israel ersetzt hat…)

• „Sakramente“ (Abendmahl! – inkl. „Sakramentalmagie“ – den Sakra- menten kommt eine heilswirkende und heilsbewahrende Funktion zu … und die wiederum hängt an der Rolle des Priesters, den es so im ganzen NT gar nicht mehr gibt … und evangelisches (mitunter auch freikirchliches?) Amtsverständnis ist nur formal unterschieden – in der Praxis hat der Pfarrer / Pastor verflixt viel Ähnlichkeit mit dem katholischen Priester… Gleich einmal vorweg: die Zeichen ha- ben in der Schrift nicht „wirkenden“ sondern „verkündigenden“

Charakter / Funktion – sie „sprechen“, aber alle Wirkung geht von Gott aus!)

2. Das Problem (die Fragestellung)

◼ Bilder und bildhafte Wendungen füllen viele Seiten der Bibel. Aber sie kommen aus einer Zeit und einer Gegend, einer Kultur und einer Sprache, die uns teilweise doch recht fremd sind.

◼ Die inspirierten Schreiber der hebräischen Bibel waren Hebräer (Ori- entalen) – und sie schrieben für andere Hebräer.

◼ Das Evangelium ereignete sich vor allem in Galiläa und Jerusalem – nicht in Rom, Athen oder Alexandria.

◼ Wir gehören als Christen der westlichen Kultur an, die vom griechi- schen Denken her kommt (und tief davon geprägt ist).

◼ Wir denken anders als die Hebräer.

◼ So entgehen uns viele Reichtümer – und viele / nicht wenige Texte lassen uns verwirrt zurück.

◼ Wenn wir – zumindest in ersten Ansätzen (!) – lernen, „hebräisch zu denken“ (oder zumindest unseren eigenen „griechischen“ Zugang relativieren), wird das Wort Gottes auf ganz neue Art für uns

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lebendig… Also unsere Brille absetzen – oder uns zumindest über- haupt erst einmal bewusst werden, dass wir eine Brille tragen…

3. Eine notwendige Klärung

◼ Der Begriff „hebräisches Denken“ könnte zu einem Missverständnis führen:

◼ „Gott“ wäre dann das Ergebnis „hebräischen Denkens“, von diesem Denken in dieser Form hervorgebracht… (Siehe die verräterische Sprache in manchen – auch frommen Kommentaren: „der Schreiber / der Verfasser…“)

◼ (Begriffliche Wendungen wie „paulinische Theologie“ oder „der jo- hanneische Christus“ sind mit Vorsicht zu genießen. Weder Paulus noch Johannes waren die Quelle / der Ursprung ihrer Theologie – sie haben Offenbarung empfangen, sie sind Theologen aus Offenba- rung; Plato war das höchstens aus Erkenntnis; natürlich haben die Schreiber des NT auch „gestaltet“ – es ist ja Gotteswort im Men- schenwort – und ihre Eigenart eingebracht … aber alles stand, bis in die Wahl der Worte hinein unter Leitung / Inspiration des Geistes!)

Es ist aber anders: Gott gab mit seiner Offenbarung auch eine Sprache und schuf dieser Offenbarung eine Kultur – und das ist dann das, was wir als eine Art des Denkens wahrnehmen (und un- tersuchen).

◼ Das „Wort Gottes“ ist nicht das Ergebnis der hebräischen Kultur, sondern…

◼ …die hebräische Kultur ist Ergebnis des Wortes Gottes.

◼ Also: Gott schafft seinem Wort eine Sprache.

◼ Gott schafft seinem Wort eine Kultur.

◼ Gott schafft seinem Wort ein Denken.

(…und es ist NICHT so, dass das Hebräische Denken eine bestimmte Gottesvorstellung hervorbringt – das Griechische hingegen schon!)

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Eine notwendige Einschränkung:

Wenn ich im Folgenden einige markante Gegenüberstellungen anzeigen werde, sollte man sicher im Auge behalten:

◼ …die folgenden Unterscheidungen und Abgrenzungen sind vielleicht nicht immer strikt durchzuhalten…

◼ (Allerdings: Ein Prinzip (eine Wahrheit) stirbt oft „den Tod der tau- send Einschränkungen“.)

◼ Und noch einen Haken gibt es:

Wir nähern uns dem Phänomen „Hebräisches Denken“ grundsätz- lich „griechisch“ an… (leider unvermeidlich…)

◼ Es gibt Unterschiede – und es gibt natürlich auch Ähnlichkeiten … und sicher auch Überschneidungen

◼ Die beiden Welten sind nicht gänzlich getrennt – sonst wäre Kom- munikation (Mission!) gar nicht möglich…

◼ Wir haben das NT in griechischer Sprache („koine“ = Umgangsgrie- chisch, kein / kaum klassisches Griechisch – durch die griechische Sprache wurde Mission möglich … Heiden mussten eben nicht erst

„Juden werden“…)

◼ Allerdings: keine / kaum / wenig griechische(n) Gedankenwelt in weiten Teilen des NT, sondern eben „Hebräisches Denken in griechi- scher Sprache“!

◼ Die Sprache ist Griechisch – die dahinter liegende Denkwelt (weitge- hend) Hebräisch. Also: Übersetzung hebräischer Gedanken in grie- chische Sprache … hinter dem griechischen Begriff liegen hebräische Vorstellungen

◼ Bivin, Was Jesus wirklich sagte:

(auch Anatoli Uschomirski sieht das so)

Das Griechisch des NT ist „Übersetzungsgriechisch“ … darum auch immer wieder etwas holperig … und er geht davon aus, dass ur- sprünglich aus dem Hebräischen (nicht dem Aramäischen) übersetzt

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wurde – zumindest lässt sich nach seinen Untersuchungen das Grie- chische des NT in den Evangelien besser ins Hebräische zurück über- setzen als ins Aramäische (aber: wir haben bis heute keine Aramäi- sche noch eine hebräische Handschrift der Evangelien  - es bleibt also spannend … Was wir allerdings haben, ist die „Peschita“ – das Aramäische Neue Testament; die ältesten erhaltenen Textzeugnisse der Peschita stammen aus dem 5. Jahrhundert…)

4. „Das Wort wurde Fleisch“

Johannes 1.1-18

◼ Der altgriechische Ausdruck logos (λόγος lógos, lateinisch verbum, hebräisch רבד davar) hat ein außerordentlich weites Bedeutungs- spektrum. Er wird unspezifisch im Sinne von „Wort“ und „Rede“ so- wie deren Gehalt („Sinn“) gebraucht, bezeichnet aber auch das geis- tige Vermögen und was dieses hervorbringt (wie „Vernunft“), ferner ein allgemeineres Prinzip einer Weltvernunft oder eines Gesamt- sinns der Wirklichkeit. Darüber hinaus existieren je nach Kontext noch spezifischere Verwendungen, beispielsweise als „Definition“,

„Argument“, „Rechnung“ oder „Lehrsatz“. Auch philosophische und religiöse Prinzipien werden mit dem Ausdruck lógos bezeichnet, bei- spielsweise in den Fragmenten Heraklits und in Texten stoischer Philosophie sowie jüdisch-hellenistischer und christlicher Herkunft.

◼ In den Fragmenten Heraklits hat der Ausdruck logos eine promi- nente Rolle und wird klassischerweise gedeutet als eine die Welt durchwirkende Gesetzmäßigkeit.

Platon abstrahiert den Ausdruck logos dann so weit, dass er mit der Bedeutung „Darstellung“ oder „Erklärung“ als philosophisches Voka- bular nutzbar wird. Dabei ist im Dialog Theaitetos (201 d) der Ge- danke leitend, dass nur das, was in erklärender (oder erklärbarer) Form sich als Teil des λόγος wiederfindet, Gegenstand des Wissens sein kann.

Aristoteles verwendet logos u. a. im Sinne von „Definition“.

Die Stoa sieht dann im Logos ein Vernunftprinzip des geordneten Kosmos, einen ruhenden Ursprung, aus dem alle Tätigkeit

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hervorgeht. Er konstituiere sowohl die Kausalität, als auch einen Tun-Ergehen-Zusammenhang. Als logos spermatikos ‚Vernunft- keim‘, sei der Logos in jedem (insbesondere beseelten bzw. ver- nunftbegabten) Wesen anzutreffen. Cicero spricht bei seiner Be- schreibung der stoischen Auffassung u. a. von mens mundi ‚Welt- geist‘.[2]

Für die Sophisten steht der Logos im Gegensatz zum Mythos, der darauf verzichtet, durch verstandesgemäße Beweise die Wahrheit seiner Behauptungen zu begründen.

Johannes war ein galiläischer Fischer – kein griechischer Philosoph – seine Denkwelt ist hebräisch. (Und das Johannes-Evangelium ist keine Kampfschrift gegen die Gnosis, sondern eine Missionsschrift für Israel – Bornhäuser)

◼ Hinter dem griechischen Wort „Logos“ – ein hebräisches

◼ Konzept: „Memra“ – aram. für Wort (hebr. Dabar)

◼ Johannes greift dabei ganz bewusst auf 1 Mose 1 zurück:

„Am Anfang schuf Gott (Elohim!) Himmel und Erde… und Gott sprach: Es werde … und es ward…“ (1 Mose 1.1,3)

Da haben wir schon einen markante Betonung: Was Gott sagt, ge- schieht – das Wort ist nicht nur ein „Sagen“ („Gerede“) – es ist ein wirkendes Wort, schaffend, hervorbringend, was es sagt…

◼ 6 Wahrheiten über „Memra“ (der Einfachheit halber bleiben wir bei

„Wort“) (das Wort = Jesus)

Jesus ist das Wort = ist die Botschaft Gottes an uns; der Vater wirkt alles durch ihn – das Wort…

◼ 1. Unterschieden – und doch gleich (v 1) – „eines Wesens mit dem Vater…“ (so wird man später versuchen, das auszudrücken…) Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. (Johannes 1.1)

Das bedeutet: Jesus war Gott (Identität) – und zugleich konnte / musste er vom Vater unterschieden werden…er war bei Gott.

Und „Wort“ für Jesus verwendet: in ihm hat sich Gott ausgedrückt, zur Sprache gebracht

◼ 2. Das Wort wirkt die Schöpfung (v 3)

Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist (Johannes 1.3)

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Alles ist geschaffen durch das Wort, durch den, der das Wort ist…

Bei den Griechen ist das Wort (gr. logos) Geistigkeit, Gedanken – aber nicht wirkend…

Auch Johannes 1.10 – Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. In Jesus ist der Schöpfer, persönlich unter die Menschen getreten! – Und diese Schöpfung ist auch sein Eigentum: Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nah- men ihn nicht auf. (Johannes 1.11) – diese Schöpfung gehört ihm und niemand sonst; auch der Mensch ist Eigentum Gottes…

(vgl. auch Kolosser 1.16-17)

◼ 3. Der das Wort ist, wirkt Erlösung (v 12)

Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, (Johannes 1.12) („Jeshua“ heißt „Gott rettet“!)

◼ 4. Durch das Wort haben wir die Gegenwart Gottes

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit… Niemand hat Gott je gese- hen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt. (Johannes 1.14,18)

(gr. skenoo = wohnen, zelten; „schechina“!!!) – Jesus die neue Be- hausung Gottes – er ist der Ort der Gegenwart Gottes – im Fleisch … und Jesus war auch die Auslegung des Vaters – gr. exegesato)

◼ 5. Das Wort ist der Ursprung der Offenbarung (v 18)

(gr. exegesato = ausgelegt – durch Jesus kennen wir den Vater…) Auch eine ganz klare Ansage: In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen. (Johannes 1.4-5) – Jesus ist Licht in der Finsternis dieser Welt. Finsternis, in der das Leben stirbt, Orientierung unmöglich ist. Da ist er das Licht (nicht der Vernunft!), das Gott in die Sache bringt…

◼ 6. Durch das Wort wird der Bund besiegelt (v 17)

Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. (Johannes 1.17)

Leben mit / unter einem neuen Bund, der durch Christus vermittelt wird.

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Ab hier die Folien mit den Gegenüberstellungen…

(samt einigen weiteren erklärenden „Einschüben“…)

IV. Hebräisches und Griechisches Denken

1. DER ERKENNTNISWEG Vernunft oder Offenbarung

Griechisch Hebräisch (biblisch)

Der Mensch ist „das Maß al- ler Dinge“. (Protagoras)

Der Mensch ist die Mitte

„Anthropozentrik“

(„Humanismus“ ist hier weit mehr als „Mitmenschlich- keit“!)

„Autonome Vernunft“

Rationalismus

„Erkenne dich selbst!“

(gnothi seauton – Sokrates)

„Höre Israel!“

5 Mose 6.4 – Shema Israel … Sprüche 1.7 & 2.5 – „Daat elohim“ …

Erkenntnis Gottes aus Aner- kenntnis Gottes

(Johannes 6.69 – „geglaubt und erkannt“)

vgl. auch Römer 1.19-21 …

„Erkenntnis ohne Aner- kenntnis“ – und 1 Korinther 1.21,23 – den Griechen eine Torheit

„Erforsche mich Gott…“

(Psalm 139.23)

Das griechische Denken kennt keine Offenbarung.

Homer und Hesiod haben vor allem Geschichten erzählt, aber nie den An- spruch erhoben, dass die Götter durch sie reden. „So spricht Zeus…“ – so einen Satz sucht man vergebens. Ob sie selber glaubten, dass ihre

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Geschichten „wahr“ sind, ist schwer zu sagen – aber diese „Wahrheit“ kam aus ihren Gedanken, nicht aus Offenbarung.

In der Philosophie meldet sich ohnedies nur die Vernunft des Menschen zu Wort. In den Mysterienkulten könnte man noch am ehesten vermuten, dass man davon ausgeht, dass Erkenntnisse aus der Verbindung mit der Gottheit gekommen sind.

Über den Humanismus der Renaissance (der Wiederentdeckung des Men- schen) und den Primat der Vernunft in der Aufklärung führt der Weg dann zum historisch-kritischen Schriftverständnis – und dieser Umgang mit der Schrift bedeutet vor allem die Preisgabe der Offenbarung / Inspiration.

EXKURS:

Die historisch-kritische Methode

(Die bestimmenden Momente sind: Der Rationalismus griechischen Den- kens, die Wiederentdeckung des Menschen in der Renaissance (Anthro- pozentrik pur!), der Primat der Vernunft in der Aufklärung – und damit das kritische Hinterfragen … ob so etwas wie „Offenbarung“ überhaupt denkbar ist…

Und das Ergebnis ist ernüchternd: „Die Offenbarung kann uns nichts sa- gen, was uns nicht auch die Vernunft sagen könnte.“ Also braucht es keine Offenbarung – die Vernunft reicht aus! – Und wenn die „kritische“

Vernunft etwas nicht absegnet, etwa die jungfräuliche Empfängnis, die Wunder und die Auferstehung Jesu u.v.a.m. – dann ist das auch nicht ge- schehen, ist Mythos, Legende, Sage… Überzeugung (Bekenntnis), aber nicht offenbarte Wahrheit. Der Mensch und seine Vernunft ist die Mitte und das Maß aller Dinge – und das ist, mit Verlaub, ein reichlich einge- schränkter Horizont…)

ANTHROPOZENTRIK

• Der Mensch als Mitte und Maß aller Dinge

• Autonome Vernunft (im „usus normativus“) – gelten soll, was der menschlichen Vernunft zugänglich und einleuchtend ist

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• Die menschliche Logik, die alles möglichst widerspruchsfrei klären möchte … (Gott ist entweder nicht gut oder nicht allmächtig – Epi- kur im Angesicht des Übel, des Bösen…)

„Entweder will Gott die Übel aufheben und kann nicht, oder er kann und will nicht,

oder er will nicht und kann nicht, oder er will und kann.

Wenn er will und nicht kann, ist er nicht allmächtig, was für Gott nicht zutrifft.

Wenn er kann und nicht will, ist er nicht allgütig, was ebenso unpassend ist für Gott.

Wenn er nicht kann und nicht will,

ist er schwach und neidisch zugleich und daher kein Gott.

Wenn er aber will und kann, – was allein Gott angemessen ist – : Woher kommen dann die Übel, und warum hebt Gott sie nicht auf?“ (47)

(Das Zitat von Epikur findet sich bei Laktanz, De ira Die, 13.20) Was bei Epikur praktisch nicht zur Sprache kommt:

Die Freiheit des Menschen zum Guten und zum Bösen.

Dass „die Übel“ auf Sünde zurückzuführen sind, dass das Böse zu einer ge- fallenen Welt gehört – und dass Gott nur die Möglichkeit hätte, die Frei- heit des Menschen einzuschränken / abzuschaffen … aber dann hätte er ihn gleich als Marionette erschaffen können.

• Wir erliegen hier ganz schnell der Versuchung zur „Theodizee“3 – Verteidigung Gott mit menschlichen Mitteln.

(Man muss Gott aus der Patsche, aus der Verlegenheit – aus der Bredouille helfen… Wir werden zu Verteidigern Gottes … was wäre das aber für ein armseliger Gott, der auf uns als seine Anwälte ange- wiesen ist! Ich empfehle: Wenn jemand etwas nicht passt, kann er ja bei der letzten Instanz Beschwerde einreichen… das könnte

3 Theodizee bedeutet „Gerechtigkeit Gottes“ oder „Rechtfertigung Gottes“. Gemeint sind verschiedene Antwortversuche auf die Frage, wie das Leiden in der Welt mit der Annahme zu vereinbaren sei, dass ein (zumeist christlich aufgefasster) Gott sowohl all- mächtig als auch gut sei. Konkret geht es um die Frage, wie ein Gott oder Christus das Leiden unter der Voraussetzung zulassen kann, dass er doch die Omnipotenz („All- macht“) und den Willen („Güte“) besitzt, das Leiden zu verhindern.

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allerdings ins Auge gehen… vgl. dazu Römer 3.1-8!!! Da habt ihr diesen Versuch, Gott zur Rechenschaft zu ziehen… Ein ziemlich un- verschämter Versuch, Gott auf die Anklagebank zu setzen…)

(Römer 3.1-8 – Vier Argumente sind in diesem Text erkennbar:

1. Argument:

„Die Juden haben ja gar keinen Vorzug!“

• Antwort: „Doch ihnen ist anvertraut, was Gott geredet hat.“ (Das Gesetz hatte Vorteile: ein anderes Leben – Schutz! Und: das Gesetz war die Weisung für den Umgang mit Gott; im „Gesetz“ finden wir immer beides: das Gebot – und die Einladung zum Glauben und zu einer Beziehung mit Gott)

2. Argument:

„Gott ist nicht treu, wenn er sein erwähltes Volk richtet.“

(Erwählung als „Heilsautomatik“ missverstanden – unabhängig vom Glauben)

• Antwort: Gott ist so gerecht, dass er auch seinem erwählten Volk nichts durchgehen lässt.

3. Argument:

„Gott braucht meine Dunkelheit (meine Ungerechtigkeit), um da- rin als Licht (seine Gerechtigkeit) leuchten zu können!“

• Antwort: Du hast keine Ahnung vom Charakter Gottes!

4. Argument:

„Wenn durch meine Sünde (Lüge) die Wahrheit (Wahrhaftigkeit) Gottes so herrlich wird – warum verurteilt er mich dann als Sün- der!?

• Antwort: Wenn jemand so argumentiert – deren Verdammnis ist ge- recht!

• Darum geht also so oft: der Mensch will recht haben, will sich be- haupten (Er ist das bestimmende Zentrum! Und Gott wird auf die Anklagebank gesetzt…)

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• Anthropozentrik bedeutet weiter: Gott hat unseren Vorstellungen zu genügen, zu entsprechen.

Der freie Wille (der die vorauslaufende Gnade übersieht, ignoriert)

Werkgerechtigkeit – Das Menschen mögliche Werk (das doch nur Stückwerk ist…) der Mensch vermag / soll / muss seine Erlösung sel- ber hinkriegen – falls das überhaupt notwendig ist, denn da wir ja Gott zu einem „lieben Gott“ gemacht haben, der uns sowieso liebt, egal, was wir tun oder lassen… müssen wir uns auch nicht anstren- gen.

Andere sehen das allerdings weniger entspannt:

Da wird Frömmigkeit zu einer schweißtreibenden Angelegenheit:

viele Forderungen … aber auch da bleibt der Mensch in der Mitte, der diesen Forderungen und Ansprüchen genügen muss… ICH muss es selber schaffen, hinkriegen … und viel leben das nicht aus froh- machender Heilsgewissheit, sondern aus verkrampften Versuchen, das Heil aus eigenem Werk zu sichern.

• Der Anspruch auf Glück, unsere Wünsche, unsere Bedürfnisse müs- sen erfüllt werden – und wenn Gott das nicht tut, sind wir ihm böse…)

Es gibt genügend Christen, die immer noch vom religiösen Virus infiziert sind. „Religiöser Virus“ – darunter verstehe ich: Ich merke, ich komme an Gott nicht vorbei, also muss ich mich mit ihm arrangieren. Ich nehme ihn auf in mein Leben, und wenn er schon da ist, dann soll er sich (gefälligst) auch um mein Leben kümmern. Dazu ist er schließlich auch da. (Was soll ich mit einem Gott, der nicht pariert? Was soll ich mit einem Gott, der nicht tut, was ich will? Was habe ich von Gott, wenn er mir nicht gibt, wo- nach mich verlangt? Wir sind schließlich Königskinder – und der große Opa-König ist dazu da, uns glücklich zu machen.

(Königskinder – Berlin!)

Das ist die religiöse Unterwanderung (und Pervertierung) des Evangeli- ums: Gott wird gebraucht – und Gott wird benutzt.

Wer schon ein paar Jährchen gläubig ist / auf dem Buckel hat, hat inzwi- schen übrigens entdeckt: Ganz so klappt das auch wieder nicht…

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