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Die hebräische Bibel verkündigt einen anderen Gott und be- be-dient sich dabei einer „anthropomorphen Redeweise“ von Gott

◼ Der Begriff (anthropomorphe Redeweise von Gott) wird oft abwer-tend gebraucht als eine nicht angemessene Art, von Gott zu reden (bzw. zu denken).

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◼ Und tatsächlich besteht die Gefahr, dass wir Gott mit menschlichen Eigenschaften behängen, das wir ihm unsere Züge aufmalen, ihm unseren Charakter anhängen.

Dann „liebt“ Gott tatsächlich nicht viel mehr und auch nicht viel an-ders als wir Menschen lieben (er liebt, was er „mag“, liebt dich wenn du brav bist…), dann übertragen wir unsere Art von „Zorn“ auf ihn (als Willkür und Launenhaftigkeit, z.B. „weil er mal schlecht drauf ist…) Das wäre „von unten nach oben“ gedacht; es geht aber

„von oben nach unten“…

◼ (Es ist nämlich genau umgekehrt: unsere menschlichen Eigenschaf-ten sind eine – wenn auch gebrochene und oft verzerrte Spiegelung seines Wesens…) Wir haben eine Berufung, ihm ähnlich zu werden

… und nicht er uns! Er schuf uns zu seinem Bild – nicht wir „formen“

ihn nach unseren Vorstellungen…

◼ Anthropomorphe Redeweise ist darum etwas anderes – da wird nicht Gott vermenschlicht, in dem Sinn, dass der Mensch Bilder über Gott entwickeln würde – sondern Gott gibt sich zu erkennen in ei-ner Form und Sprache, die Menschen erfassen können. Gott kommt auf unsere Ebene – im Wort und seinem Kommen. Gott offenbart sich so, kommt so, dass wir ihn fassen können…

Oder so gesagt:

Anthropomorphe Redeweise von Gott ist von Gott erlaubte, von ihm geschenkte, ihm angemessene, von ihm autorisierte, offenbarte Redeweise (ohne dass man ihm „eine Nase“ andichten müsste…).

Gott schenkt diese Bilder, erlaubt es, in dieser Bildersprache und auf diese Weise von ihm zu reden.

◼ Wir haben also:

Den Charakter Gottes beschrieben in Begriffen, die auch uns ver-traut sind: Barmherzigkeit, Liebe, Güte, Treue, Freundlichkeit, er ist unsere Zuversicht und unsere Stärke (Psalm 46.2) etc. All das sind Eigenschaften einer Person – eben kein Es, kein Etwas … immer „Je-mand“.

◼ Der Charakter Gottes – (dinglich) beschrieben als Burg, Feste, Hort, , Fels (z.B. Psalm 18.3 & Psalm 31.3-4 & Psalm 71.3) Zuflucht … und

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Gott kann auch sein (oder auch nicht!) im Sturm, Feuer, Erdbeben 1 Könige 19.11-12 – aber auch 2 Mose 24.17 „die Herrlichkeit des Herrn war anzusehen wie ein verzehrendes Feuer…“

◼ Gott wurde auch als Tier beschrieben („theriomorph“), da ist von Flügeln, Schwingen die Rede (Psalm 36.8) – wenn er aber etwa als Ochse dargestellt wird (Psalm 106.20 – negativ!), spöttisch auch Kalb genannt: 1 Könige 12.28ff – Hosea 8.5-6 & 10. 5 (negativ) – auch 2 Mose 32.4; weiters auch Löwe (z.B. Hiob 10.16; Jesaja 31.4;

Hosea 5.14) und natürlich für Jesus in der Offenbarung „Lamm“ (28 mal!) etc. (Steht da wirklich ein Lamm – oder eben gemeint: Die Per-son hat den Charakter / die Funktion, der / die mit diesem Tier ver-bunden ist – nicht unbedingt das Aussehen. Wenn Johannes von Je-sus sagt: „Siehe das Lamm Gottes“ (Johannes 1.29) – dann war das die Gestalt, die Person Jesu und die Aufgabe, das Werk Jesu … be-schrieben mit dem Bild des Lammes… „Der da ist es, dem die

schwerste Last dieser Welt auferlegt wird, das Lamm, das der Welt Sünde trägt…“

◼ Andererseits sind alle Theophanien (alle Erscheinungen Gottes, wenn er also eintritt in diese Welt!) und Aussagen über Gott (Jahwe!) anthropomorph:

Kriegsmann – 2 Mose 15.3, Herr, König, Vater…

Nicht wenige Körperteil werden erwähnt:

Seine rechte Hand und seine Nase – 2 Mose 15.6,8,12

Seine Finger – 2 Mose 31.8 & Psalm 8.3 – Lukas 11.20 (auch noch im NT: „durch den Finger Gottes“ böse Geister austreiben – sicher ge-meint „mit gebieterischer Geste“)

Seine Ohren, seine Nase, sein Mund, seine Füße, (seine Stimme), seine rechte Hand – Psalm 18.7,9,10,14,16,36

Seine Lippen, seine Zunge, seine Stimme, sein Arm – Jesaja 30.27,30

& 51.5,9

Seine Augen – Daniel 11.12 u.ö.

Seine Hände – Jesaja 65.2

Sein Angesicht – 1 Mose 4.16 – 2 Mose 33.11,14-15 – 4 Mose 6.24-26 und öfter … Angesicht = Zuwendung (oder: Abwendung)

Seine Rückseite schauen – 2 Mose 33.23 = 2 Mose 34.6ff

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Jesaja 6.1 – „sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabe-nen Thron…“

Nicht unbedingt sein Aussehen ist im Blick, sondern sein Wesen und seine Eigenschaften (und da sind „theriomorph“ und „anthropo-morph“ kein Widerspruch; sicher: eine Person kann in ihrem Ausse-hen eben nicht beides sein … aber es geht eben nicht um AusseAusse-hen, sondern um Wesen… andererseits sollten wir beachten: Vom Men-schen wird gesagt, dass er Ebenbild Gottes ist – von Tieren oder Dingen nie. „Anthropomorphe“ Redeweise also kann zumindest in Ansätzen auf eine Gestalt Gottes hinweisen … während das bei Stein und Tier nicht geht. Gott ist Person, kein Felsbrocken … und si-cher auch nicht nur ein Lichtglanz, eine farbige Erscheinung … wenn er „abwischt alle Tränen“, dann hat das schon sehr von „Gestalt“

viel an sich. Kann das sein, dass uns da noch immer ein kräftiger Schuss Platonismus in den Knochen sitzt, der alles immer nur ver-geistigen möchte … und der mit Gestalt einfach nicht zurechtkommt bzw. dem „Materiellen“ oder „Leiblichen“ immer irgendwie miss-traut.

Wenn wir in Johannes 4.24 lesen „Gott ist Geist…“, dann ist da in erster Linie der Gegensatz zu allen materiell / dinglich dargestellten Götzen(bildern) angesprochen. Das muss nicht der Gegensatz zu

„Gestalt sein. Und in unserer Auferstehung werden wir Leiber ha-ben und nicht bloß „geistige Existenzen“ sein, genauso wie Jesus ei-nen Auferstehungsleib hatte nach seiner Auferstehung… die Aufer-stehung wäre schon geschehen… (eine bloß geistige AuferAufer-stehung?

Siehe 10 Trends)

◼ Wir sollten andererseits anthropomorphe Redeweise nicht sinnlos oder allzu kindlich-fantasievoll verdinglichen (Beispiel – der be-rühmte „alte Mann mit weißen Bart“ … der „Finger Gottes“) – Und wir sollten diese Anthropomorphismen auch nicht vorschnell „ver-geistigen“ oder „übertragen“ (bzw. „verinnerlichen“, als innere Pro-zesse der Seele verstehen – z.B. der Kampf Jakobs am Jabbok als innerliches Ringen des Jakob!) – oder weil „bloß bildhafte Rede“ als belanglos (weil „mythologisch“) abtun… sondern die Bilder befra-gen, was sie uns über Gott sagen möchten.

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◼ Z.B. „der Schmerz Gottes“

Gott ist nicht distanziert, abgesondert, abgewandt, unterkühlt, un-beteiligt, unberührt etc.

◼ Gott leidet mit! Gott ist nicht unberührt, distanziert…

◼ Es reut (bekümmert) Gott (u.a. Genesis 6)

◼ Bildhafte und anthropomorphe Redeweise ofenbaren uns Wesen und Charakter Gottes ungemein kraftvoll und plastisch.

◼ Dazu gehört sicher auch:

Dieser Gott im AT und NT ist aktiv, dynamisch, kraftvoll wirkend – kein in sich ruhendes Sein; der steht auch nicht unberührt über den Dingen – der tritt in die Dinge ein, nimmt sich Israels an (2 Mose 2.25), fährt hernieder (2 Mose 3.7-8), greift ein, handelt, wirkt … streitet, kämpft (2 Mose 14.14), führt und geht voran, nimmt an etc.