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Bedeutung von Zahlen…

17. WORTE und BEGRIFFE

(„Schall und Rauch“ – oder wirkendes Wort … und Wort, dem eine Wirklichkeit entspricht…)

Griechisches Denken Hebräisch (biblisch)

◼ Griechisches Denken drückt Wahrheit in der Regel abs-trakt aus – Begriffe, Ideen, logische Definitionen

◼ Substantiva

◼ Prosa wird bevorzugt – Glie-derungen, Listen, Unter-punkte

◼ Da ist „Wahrheit“ auch ohne Wirklichkeit zu haben

(„Schall und Rauch“ eben)

◼ Hebräisches Denken drückt Wahrheit konkret aus – ver-wendet dafür gerne bild-hafte Redeweise und Ge-schichten und Gleichnisse.

◼ Verben

◼ Poesie nimmt breiten Raum ein; bildhafte und symboli-sche Darstellungen

◼ Wirkendes Wort

◼ Wort, das mir Wirklichkeiten verkündigt

Was meint das NT, wenn es vom Worte Gottes redet?

(aus Eickhoff, Harmlos kraftlos ziellos, S 23)

Mit dieser Frage stellen wir das biblische (hebräische) Wortverständnis dem griechischen gegenüber: Im griechischen Sprachgebrauch geht es um den Sinngehalt des Gesprochenen. Die Hörer werden dort im Eigentlichen nicht angeredet. Ihnen werden Gedanken erklärt. Vom Anredecharakter soll geradezu abgesehen werden. Von dieser „griechischen" Redeweise sind die meisten unserer Predigten wie von einer schweren Krankheit be-fallen.

„Wenn die Predigt als Gottes Wort Ereignis ist, dann muss sich also unsere Predigt vor dem hellenistisch-griechischen Wortbegriff hüten wie vor der Pest. Sie darf sich nicht mit allgemeinen Wahrheiten befassen. Wo Erwägungen angestellt werden, wo die Pre-digt sich in die Höhen eines weltanschaulich-philosophischen Vortrags aufschwingt, da schreitet der Pestengel durch die Kirchen und tötet die Gemeinde. Das ist der Gräuel der Verwüstung im Heiligtum der Predigt, dass griechisches Denken die Kanzel weithin beherrscht – wenn überhaupt gedacht wird" (Bohren 1969:50).

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Im AT und NT ist Gottes Wort Tat-Wort, schöpferische Kraft. „Denn wenn er spricht, so geschieht's; wenn er gebietet, so steht's da" (Psalm 33.9).

Diese Überzeugung ist aus dem Schöpfungsbericht gewonnen (1 Mose 1.3-27). Nur eines Befehlswortes bedurfte es bei Gott und die Himmel waren da. Das greift Paulus auf und enthüllt damit die Radikalität seiner Recht-fertigungslehre: Gott „ruft das, was nicht ist, dass es sei" (Römer 4.17). Es reicht nicht aus, über das Thema Rechtfertigung zu predigen. Rechtferti-gung will im Vollzug der Predigt geschehen.

Wie nun der Ewige durch sein Wort Wirklichkeiten wirkt und verändert, so tun es auch wir Menschen. Menschliche Worte richten auch etwas aus o-der an. Sprachwissenschaftler sprechen von Sprachhandlungen.

Nach der Heiligen Schrift hat die Sprache ihre Bestimmung in der Verherr-lichung Gottes: „Herr, tu meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige" (Psalm 51.17). Gott hat die Sprache geschaffen, damit sie seine Herrlichkeit ausrufe. Prediger predigen, damit Gott zu seinem Recht kommt und die Menschen seine Herrlichkeit sehen.

Jesus redet nicht nur Worte, er greift in das Leben von Menschen ein. Ver-kündigend bringt er Himmel und Erde zusammen. Das Besondere seiner Rede besteht darin, Gott gegenwärtig zu machen.

Das lässt sich an der Predigtpraxis Jesu zeigen: „Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker" (Matthäus 13.44). „Him-melreich" als Umschreibung des Gottesnamens verbürgt die Gegenwart des Genann-ten. Jesus gebraucht eine profane Glücksgeschichte, um seinen Zuhörern die Schönheit des Himmelreichs zu verkündigen und – sie auf der Stelle damit zu beschenken.4 Der Prediger, der vom Schatz spricht, /5f dieser Schatz! Während Jesus predigt, legt er sei-nen Hörern das Himmelreich in den steinigen Acker ihres Lebens. Als er das Himmel-reich zur Sprache bringt, ist es da, schenkt sich denen, die Ohren haben zu hören.

4(KS Jesus hat also nichts erklärt über das Himmelreich – er lädt dazu ein … und jeder der kommt, empfängt es!!! Genauso verhält es sich bei der Rechtfertigung: sie ist kein Gedankenspiel sondern Geschenk, ein Gesche-hen, das in dem Moment stattfindet, wo ein Mensch sich glaubend öffnet.

Wer annimmt, was hier verkündigt wird, empfängt, was verkündigt wurde.)

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Jesus „behandelt" keine Themen aus intellektuellem Interesse. Er stellt über Gottes Wort keine Erwägungen an. Spricht er von Vergebung, wird sie den Hörern sogleich zuteil. Verkündigt er Gnade, erleben Männer, Frauen und Kinder zur Minute ihre Begnadigung. „Gott" ist in Jesu Mund nicht Predigtobjekt. Wenn er von ihm spricht, ist er da. Das Himmelreich ist nicht Gegenstand, sondern Gegenwart. Deshalb richtet Jesu Wort aus, wovon es spricht: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe" (Johannes 15.3). Da wird nicht über die Kraft des reini-genden Wortes zu den Jüngern gesprochen, sie werden Kraft des Wortes rein!

Bei uns missrät die Predigt in der Regel zum Referat.

Verheißt Jesus seinen Jüngern: „Wer euch hört, der hört mich" (Lukas 10.16), dann ist ihre Predigt nicht ein Reden über Gott, sondern ein Reden Gottes. Da sich Gottes Reden nicht herbeizwingen lässt, erhebt sich die Frage der Vollmacht und die Frage der Kraft. Sie wird noch zu bedenken sein.

Glaube entsteht durch die Verkündigung der großen Gottestaten in vielfäl-tigen Sageweisen (Apostelgeschichte 2.11; Römer 10.17). Ist das Wort ge-sprochen, sucht es Ohren, die es hören, Menschen, die es tun (Markus 4.9). Das Wort Gottes steht nicht jedem einfach zur Verfügung. Für neut-rale Beobachter, die sich heraushalten, wird es nicht als Gottes Wort ver-standen:

„Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden" (1 Korinther 2.14). „Ist nun aber unser Evangelium verdeckt, so ist's denen verdeckt, die verloren werden, den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes" (2 Korinther 4.3f).

Genaueres zur hebräischen Poesie in der Zusammenfassung von Link, Heb-räische Poesie.

Fußnote:

Natürlich gibt es auch bei den Griechen poetische Formen, das Drama etc.

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Plato hat seine Ideenlehre im „Höhlengleichnis“ veranschaulicht. Und bei den Juden gibt es den nüchternen Geschichtsbericht.

Hebräische Poesie ist vor allem durch den Parallelismus gekennzeichnet – also keine Reime, sondern z.B. verstärkende Wiederholung…

Und besonders die Gleichnisse Jesu sind geradezu gesättigt mit jüdischem Lokalkolorit (dazu muss man die Verhältnisse in Israel kennen) – und wer-den in griechischer Betrachtungsweise leicht missverstanwer-den.

Die Bergpredigt Jesu hat eine Reihe von mit Bildworten, die nur aus den Verhältnissen im Israel des 1. Jahrhunderts wirklich verstanden werden:

Jesus war kein Europäer! Seine Kultur war die Kultur Israels (und z.T. auch der Dekapolis, also griechisch und etwas von Rom) – nicht der Teutobur-ger Wald …

• „Der breite Weg“ ist nicht der Weg des Lasters, sondern der Weg des Gesetzes, „die schmale Pforte“ ist Jesus selber, „das böse Auge“

ist ein neidisches Auge – und nicht ein „Sehfehler“…

(Siehe dazu Beispiele am Ende des Manuskripts) Hier noch ein Wort der Vorsicht:

◼ „Hebräisches Denken“ ist oft bildhaftes Denken.

◼ Das heißt aber nicht, dass es uns mit Bildern versorgt, die gar nicht Wirklichkeit meinen (dasselbe gilt für „Geschichten“… dass etwas in narrativer Form dargeboten wird, bedeutet nicht, dass ihm weniger Wirklichkeit zukommt)

◼ Noch verhängnisvoller wird die Sache, wenn man davon ausgeht, dass „etwas (zwar) so nie passiert ist“ – und dass man den geistli-chen Gehalt auch ohne das Geschehen (das ja na nur „mytholo-gisch“ ist) haben kann. Eben nicht. Kern – und Schale!

Exodus-Theologie (Gott als Befreier und Erlöser seines Volkes) gibt es nicht ohne das Exodus-Geschehen (Wahrheit nicht ohne ge-schichtliche Wirklichkeit!) Das waren nicht Geschichten, die man sich am Lagerfeuer erzählt hat … und daraus hätte sich die Identität Israels geformt…

Ähnlich: Sturmstillung oder Brotvermehrung:

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Die geistliche Bedeutung „Jesus stillt die Stürme unseres Leben“ – die hast du nur, wenn er wirklich dem Wind und den Wellen gebie-tet! Und dass Jesus „satt macht, weil er das Brot des Lebens ist und unseren Lebenshunger stillt“ – das bleibt ohne Substanz, wenn er nicht tatsächlich die Tausenden gespeist hat.

◼ Wahrheit und Wirklichkeit werden in bildhafter Form (Sprache) aus-gedrückt – nicht: „Da ist eine tiiiiefe Wahrheit in diesem Bild…“

Die Wahrheit und Wirklichkeit Gottes ist vor den Bildern!