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Fördern oder lenken? Die Energiewende braucht beides | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Academic year: 2022

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52 Die Volkswirtschaft  6 / 2015

Die Swisspower-Stadtwerke arbeiten täglich am Umbau des Energiesystems, indem sie in Wärmeverbünde, Biomasse-, Solar- und Windenergieanlagen, innovative Heizsysteme, Pionierprojekte für «smarte Technologien» und in die Ener- gieberatung investieren. So bringen sie

nicht nur die Energiewende voran, son- dern unterstützen auch die Schweizer Wirtschaft. Denn Investitionen werden gerade in der jetzigen Situation dringend benötigt. Nicht nur der starke Franken setzt dem Werkplatz zu. Auch die Produk- tionskosten für Strom, die in der Schweiz

deutlich über den europäischen Börsenpreisen liegen, brin- gen bestehende und neue Energieinfrastrukturprojekte in Bedrängnis.

Kombinieren, aber nicht zusätzlich belasten

Die für die Energiewende benötigte Investitionsbereitschaft und eine wahrnehmbare Verhaltensänderung im Umgang mit Energie werden sich dann einstellen, wenn erneuerbare Ener- gien gezielt gefördert und kluge Anreize gesetzt werden, die den Energiekonsum wirksam lenken. Der Wechsel vom heu- tigen Fördersystem zu einem Lenkungssystem ist dafür der richtige Weg.

Dabei soll sich die Höhe der Abgabe an der beabsichtigten Lenkungswirkung und der internationalen Energiepolitik orientieren. Auch Treibstoffe sind in das Lenkungssystem konsequent einzubeziehen, da sonst ein zentraler Hebel zur Steigerung der Gesamtenergieeffizienz ungenutzt bleibt.

In einer befristeten Übergangszeit drängt es sich auf, dass ein Teil der Lenkungsabgabe auch für die bisherigen För- derzwecke verwendet wird. Die mit der CO2-Abgabe finan-

zierte Förderung und die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) sollen aber bis Ende 2025 kontinuierlich abgebaut wer- den. Eine Mehrbelastung für die Wirt- schaft muss während dieser Übergangs- zeit vermieden werden.

Lenken, fördern – speichern

Wie unabdingbar ein integrales System aus Förderung und Lenkung ist, zeigt das Beispiel der Wasserkraft. Ausgerechnet das Rückgrat der Schweizer Stromversor- gung ist unter den heutigen Rahmenbe- dingungen unrentabel und für Investoren zunehmend nicht mehr attraktiv. In der Energiebranche hört man vielerorts: «It‘s just not bankable anymore.»

Ursache dafür ist einerseits der CO2-Preis, der in der EU rund zehnmal tiefer ist als in der Schweiz. Das begünstigt die klima- schädliche Stromproduktion aus Braun- und Steinkohle. Anderseits schwächen steigende Abgaben wie Wasserzinse und einschneidende Umweltauflagen die Wasserkraft. Die Zunahme von Wind- und Solaranlagen verzerrt zudem die Marktpreise.

Es braucht deshalb Mechanismen, um das strukturelle Problem der Schweizer Gross- wasserkraft innerhalb des europäischen Energiesektors zu entschärfen. Dazu zäh- len Kompensationen, die an die CO2-Preise gekoppelt werden und zum Beispiel aus der CO2-Abgabe finanziert werden könnten.

Richtschnur dafür könnte die Differenz zwischen dem CO2-Preis in der Schweiz und der EU sein. Ent- sprechende Kompensationen sollten in der Energiestrategie 2050 verankert werden, bevor eine vollständige Liberalisie- rung des Strommarktes die heimische Wasserkraft vor weite- re Herausforderungen stellt.

Das gilt generell auch für eine Speicherinfrastruktur, die ohne Förderung und Lenkung noch nicht rechtzeitig im erforderlichen Umfang zur Verfügung stehen wird: neue Pumpspeicherkraftwerke, Power-to-Gas-Anlagen oder neue Batterietechnologien. Damit können auch Wind und Sonne ihren Beitrag an die Versorgungssicherheit leisten.

In Verbindung mit dem vom Nationalrat vorgeschlagenen Einspeiseprämiensystem, das die erzeugte Elektrizität und deren ökologischen Mehrwert vergütet, und einer substan- ziellen Verbesserung der Gesamtenergieeffizienz durch ein Klima- und Energielenkungssystem kommt die Energie- wende grosse Schritte voran. Doch ob Lenkung, Förderung oder beides – das letzte Wort haben das Volk und die Stän- de. Und das ist gut so.

Ronny Kaufmann

Geschäftsführer Swisspower, Zürich.

Mit einer koordinierten Förderung erneuerbarer Energien und einer klugen Lenkung des Energiekonsums wird die Energiewende gelingen. Die Schweizer Wirtschaft braucht aus Sicht des Stadtwerkeverbunds Swisspower rasch klare Signale aus der Politik für Investitionen in eine neue Energieinfrastruktur.

Fördern oder lenken? Die

Energiewende braucht beides

Die Wasserkraft ist unter den heutigen Rahmenbedingungen

unrentabel.

DER STANDPUNKT

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