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Die Energiewende: Chance auch im Alleingang | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Academic year: 2022

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44 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 11-2012

Qualitativ hochstehende Energie ist frei von Emissionen, risikoarm bezüglich lokalen Gefahren wie auch internationalen Abhän- gigkeiten und zuverlässig verfügbar. Sie bietet somit wahre Versorgungssicherheit und er- laubt Produkt- und Dienstleistungsangebote mit geringem ökologischem Fussabdruck. Ei- ne solche «Cleantech-Energiestrategie» setzt auf Technologien und Systemkompetenz mit hoher lokaler Wertschöpfung, leistet Innova- tionsimpulse, öffnet attraktive Exportmärkte und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz. Derzeit sind wir weit davon entfernt:

Um den heutigen Bedarf an Erdöl, Gas und Uran zu decken, importiert die Schweiz über 70% des Gesamtenergiebedarfs aus risikorei- chen Ländern zu kaum vorhersehbaren Prei- sen und mit äusserst geringer Wertschöp- fung. Wir tragen unzureichend gedeckte nukleare Risiken und belasten uns mit hohen CO2-Emissionen. Bitte wenden!

Vollkostenrealität

Qualitativ hochstehende Energie ist wirt- schaftlich, wenn man mit den vollen Kosten rechnet. Die Kosten der notwendigen Netzin- frastruktur, Versorgungs- und Umfallrisiken sowie Emissionen und anderer Externalitäten müssen richtig einbezogen werden. Dies ist heute nicht der Fall. Daher werden wir auch ohne eine Wende in der Energiepolitik mit steigenden Preisen für alle Energieformen konfrontiert sein. Vor allem aber gilt es zu be- denken, dass für über 90% aller Firmen und Haushalte Energie ein wenig signifikanter Kostenfaktor darstellt. Das wiederum heisst, dass für energieintensive und exportorien- tierte Branchen Ausnahme- und Übergangs- regelungen angewendet werden können und sollen. Unsere Energiestrategie darf jedoch nicht einseitig auf die stark betroffenen 10%

ausgerichtet bleiben. Sie muss für die Schwei- zer Volkswirtschaft als Ganzes stimmen.

Cleantech-Energiestrategie:

Dezentral und liberal

In unserer, im Oktober in dritter Auflage veröffentlichten Energiestrategie zeigt Swiss- cleantech auf, wie eine nachhaltige Energie- versorgung in der Schweiz sowohl technisch machbar als auch wirtschaftlich attraktiv

umgesetzt werden kann. Wir setzten dabei konsequent auf Energieeffizienz, erneuer- bare Energiequellen und intelligente Netze als Teil eines dezentralen und liberalen Ener- giemarkts. Die Berechnungen des CER-ETH weisen für das Swisscleantech-Basisszenario gegenüber dem Business-As-Usual-Szenario Wohlstandsverluste von maximal 0,4% aus.

Dabei sind die bisher unterschätzten Kosten der Kernenergie, die positiven Effekte einer Reduktion des Klimawandels sowie First- Mover-Vorteile noch nicht berücksichtigt.

Die wirtschaftlichen Vorteile ergeben sich aus einer bedeutend höheren Wertschöpfung im Inland, attraktiven Exportmärkten sowie geringeren Energiebetriebskosten dank Effi- zienzmassnahmen. Wird durch Innovation eine hohe Substituierbarkeit zwischen den Energieträgern erreicht, können laut ETH sogar positive Wohlstandseffekte resultieren.

Bund liegt richtig, Wirtschaft muss jetzt umsetzen

Vor diesem Hintergrund beurteilen wir die Energiestrategie 2050 positiv. Unsere Zahlen stimmen mit jenen von Prognos in weiten Teilen überein. Die Hauptunterschie- de sind: Swisscleantech setzt konsequenter auf das Einhalten der Klimaziele und schätzt das Potenzial der Erneuerbaren – insbeson- dere der Photovoltaik – höher ein. Das Ein- halten der Klimaziele durch verstärkten Einsatz der Elektromobilität und von Wär- mepumpen führt bei uns zu einem kontinu- ierlichen Anstieg des Stromverbrauchs auf 80 TWh bis 2050. Weiter setzt Swisscleantech beim Import auf Grünstrom statt auf Gas für Gaskraftwerke und befürwortet eine Effizi- enzabgabe anstelle eines Zertifikatsystems für Versorgungsunternehmen. Für den Ver- band gilt es, die Wende so rasch und wirt- schaftsfreundlich als möglich umzusetzen.

Aufschieben schadet der Wirtschaft. Daher ist es richtig, in einer ersten Phase bis 2020 auf existierende Mechanismen zu setzen, um rasch Resultate zu erzielen. Ab 2021 gilt es, mit der ökologischen Steuerreform den Übergang von einem Förder- zu einem Len- kungssystem zu realisieren. Für beide Phasen ist es zentral, dass Transaktionskosten mini- miert werden und insbesondere der 2. Sektor in keiner Weise benachteiligt wird. m

Die Energiewende: Chance auch im Alleingang

Bei der bevorstehenden Neuorien- tierung in der Energiepolitik muss die Frage im Zentrum stehen, mit welcher Energiestrategie sich die Schweiz volkswirtschaftlich am besten positionieren kann. Wel- che Energieversorgung passt zu einer wohlhabenden, sauberen, sicheren und innovationsstarken Schweiz? Für den Wirtschaftsver- band Swisscleantech ist klar, dass die Schweiz als Qualitätsstandort keine Billigenergiestrategie ver- folgen soll – auch weil Energie- und Ressourceneffizienz weltweit immer wichtiger werdende Wett- bewerbsfaktoren darstellen. Viel- mehr ist – neben dem Preis – die Qualität der Energie ein wichtiges Entscheidungskriterium. Davon profitiert die Schweizer Wirt- schaft, speziell als «First Mover».

Nick Beglinger Ökonom, Präsident swisscleantech, Zürich

Franziska Barmettler Ökonomin, Leiterin Politik swisscleantech, Zürich

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