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Nachholbedarf bei KMU-Förderung | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Die Volkswirtschaft  5 / 2016 39 DER STANDPUNKT

Die Westschweizer Innovationsplattform Platinn1  unter- stützt seit 2008 über 1200 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Start-ups. Die Erfahrungen zeigen: Innova- tionsmuster und -engpässe stehen eng mit den Lebenszyk- lusphasen eines Unternehmens in Beziehung.

In der Gründungsphase dominiert die Produkteinnovation.

In dieser Phase weist die Schweiz ein attraktives Förder- angebot auf. Die Kooperation mit der Wissenschaft steht oftmals im Zentrum und kann durch die Förderagentur für Innovation des Bundes (KTI) geeignet un-

terstützt werden. Eine Vielzahl lokaler und regionaler Förderinstrumente ergänzt das Angebot und schliesst auch die Erstfinan- zierung mit ein.

Für viele Jungunternehmen führt die wei- tere Entwicklungsphase in die Akquisition von Pilotkunden und in die Projektrealisie- rungsphase. Auch in diesem Stadium kom- men die Förderangebote insgesamt gut zum Tragen. Der marktorientierte Projektansatz erlaubt die öffentliche Mitfinanzierung von Konsortien, in welche nebst Hochschulen auch weitere Unternehmen und Pilotkun-

den einbezogen werden. Allerdings zeichnen sich Probleme bei der Unternehmensfinanzierung ab.

Die Innovationsengpässe verschärfen sich deutlich beim Übergang in die Industrialisierungs- und Expansions phase.

Viele Jungunternehmer werden dabei mit erstmaligen He- rausforderungen konfrontiert: Distribution und Unter- nehmensorganisation müssen aufgebaut, Geschäftsfelder segmentiert, Prozess und Produkt aufeinander abgestimmt und Partnerschaften eingegangen werden. Ein professionel- les Coaching erfreut sich deshalb einer starken Nachfrage.

Rund 35 Prozent der betroffenen und von Platinn unter- stützten Unternehmen bekunden in dieser Phase Probleme

bei der Finanzierung: Einerseits kommt die öffentliche Projektfinanzierung kaum zum Tragen, da Hochschulen selten als Lösungspartner wahrgenommen werden.

Andererseits verschärft sich die Finan- zierungslücke auch auf Unternehmens- ebene. Für öffentliche Investitionsfonds ist das Vorhaben zu fortgeschritten, für Privatinvestoren bleibt das Risiko in der Regel zu hoch.

Erneuerungsphase schwierig

Innovation ist auch für etablierte Unter- nehmen wichtig. Bei den KMU, welche sich in einer Phase der Marktkonsolidie- rung befinden, zeigt sich: Die Unterstützung durch Hoch- schulen wird kaum in Erwägung gezogen. Nachgefragt werden hingegen regionale Leistungsangebote wie Erfah- rungsaustausch-Gruppen oder spezifisches Coaching. Die KMU schätzen zudem Bürgschaftskredite, Coaching, Clus- ters und kantonale Wirtschaftsförderung.

Mit der Erneuerungsphase, wo Produkteinnovation und die Suche von neuen Kundensegmenten im Zentrum stehen, tun sich viele Unternehmen schwer. Etwa ein Fünftel ist mit

Finanzierungsengpässen konfrontiert.

Das Forschungsangebot von Hochschu- len und die Projektfinanzierung von KTI oder dem europäischen Forschungs- und Entwicklungsprogramm Eurostars werden nur teilweise und oftmals erst nach längeren Vorbereitungen genutzt.

Die «Felderfahrungen» zeigen: Die ver- schiedenen Förderinstrumente ergän- zen sich insgesamt. Entscheidend ist, dass sie bekannt gemacht und gezielt in das Unterstützungsdispositiv eingebaut werden. Dies dürfte vor allem Aufgabe regionaler Innovationssysteme sein.

Trotz dessen Stärken erweist sich das Schweizer Innovations system in einem zentralen Bereich als prob- lematisch: Es ist generell auf externe Kompetenzentwick- lung – insbesondere an den Hochschulen – ausgerichtet.

Es fehlen Förderinstrumente für die Entwicklung von un- ternehmensinternen Ressourcen. Davon betroffen sind vor allem Unternehmen in der Industrialisierungs- und Erneuerungsphase. In Anbetracht des starken Struktur- drucks auf unsere Industrie müsste dieser Engpass stärker ins Zentrum der Diskussion rücken.

Die Produkteerneuerung von Unternehmen in der

Schweiz kann verbessert werden. Insbesondere die inter- nen Ressourcen der KMU sollten gestärkt werden.

Nachholbedarf bei KMU-Förderung

Das Innovationssystem erweist sich in einem

zentralen Bereich als problematisch: Es ist generell auf externe

Kompetenzentwick- lung – insbesondere an den Hochschulen –

ausgerichtet.

Christoph Meier

Dr. rer. pol., Direktor der Westschweizer Innovationsplattform Platinn, Freiburg

1 Platinn ist eine überkantonale Initiative im Rahmen der Neuen Regionalpolitik des Bun- des, getragen von den Kantonen Freiburg, Waadt, Wallis, Neuenburg, Genf und Jura.

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