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Der Zugang der KMU zu Bankkrediten ist gewährleistet | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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UNTERNEHMENSKREDITE

Die Volkswirtschaft  1–2 / 2018 61

Der Zugang der KMU zu Bankkrediten ist gewährleistet

Eine Mehrheit der KMU in der Schweiz erachtet den Zugang zu Bankkrediten als gut. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage. Allerdings gibt es viele Kleinstunternehmen, die den Weg zur Bank scheuen.   Andreas Dietrich, Reto Wernli

I

n der Schweiz sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wichtige Arbeitge- ber: Rund 70 Prozent der insgesamt 4,5 Mil- lionen Beschäftigten von marktwirtschaftli- chen Unternehmen arbeiten in Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten.1 Über ein Viertel aller Angestellten sind dabei in einem Mikrounternehmen mit weniger als zehn Mit- arbeitenden tätig.

Angesichts der volkswirtschaftlichen Be- deutung der KMU ist deren finanzielle Situa- tion von Interesse. Wie eine Studie des Insti- tuts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) zur finanziellen Situation von KMU zeigt, sind Bankkredite weiterhin die zentra- le Finanzierungsform.2

Valable Alternativen zu Bankkrediten sind für KMU nur in einem beschränkten Mass verfügbar. Beispielsweise haben ledig- lich eine Handvoll Firmen angegeben, auf Crowdfunding, Factoring (Übertragung von Geldforderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen) oder Private Equity zurück- gegriffen zu haben. Dasselbe gilt auch für An- leihen, da nur die wenigsten KMU die kriti- sche Grösse für die Emission von Anleihen aufweisen. Demgegenüber scheinen grösse- re Firmen nach Ausbruch der Finanzkrise von dieser Finanzierungsquelle rege Gebrauch gemacht zu haben. Seit 2009 belief sich die

1 Als KMU werden Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern gezählt; BFS (2017). Die Studie konzent- rierte sich auf jene KMU mit mehr als 2 Beschäftigten (in Vollzeitäquivalenten).

2 Dietrich, Wernli, Duss (2017).

Abstract  Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) untersuchte im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) die Situation der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Schweiz bezüglich Zugang zu Bankkrediten und der Ent- wicklung ihrer Finanzierungsbedürfnisse. Die repräsentative Umfrage zeigt, dass nur wenige Kreditanträge abgelehnt werden. Es gibt jedoch überraschend viele Mikro- unternehmen, welche trotz eines Finanzierungsbedarfs auf einen Kreditantrag ver- zichten. Häufige Gründe dafür sind eine erwartete Ablehnung des Antrags, administ- rative Hürden und ein Mangel an verfügbaren Sicherheiten.

Netto beanspruchung von inländischen Emit- tenten (nicht nur KMU) im Franken-Anleihen- markt kumuliert auf mehr als 33 Milliarden Franken.3 Zum Vergleich: Der Markt für Bank- kredite an KMU in der Schweiz hatte per Ende 2016 insgesamt ein Volumen von 295 Milliar- den Franken.

Bankkredite in Nachbarländern verbreiteter

Beinahe zwei Drittel der befragten KMU sind ausschliesslich über Eigenkapital finanziert.

3 Versorgungsunternehmen, übrige Emittenten, Industrie und übrige Dienstleistungen; SNB (2017).

Die wichtigsten Finanzierungsformen für KMU mit Fremdkapital sind Hypotheken und Kontokorrentkredite. Des Weiteren haben auch private Darlehen von Familien, Freun- den, Aktionären oder Partnerunternehmen eine gewisse Bedeutung.

Im umliegenden Ausland sind Bankfinan- zierungen unter KMU deutlich verbreiteter, wie ein Vergleich mit einer Umfrage der Euro- päischen Zentralbank zeigt.4 Während in der Schweiz lediglich 32 Prozent der KMU davon Gebrauch machen, sind es in Deutschland 45 Prozent, in Österreich 48 Prozent und in Ita- lien 52 Prozent. Auffallend ist, dass Mikro- unternehmen im Durchschnitt deutlich weni- ger häufig über eine Bankfinanzierung verfü- gen als KMU mit 10 oder mehr Mitarbeitern.

In der Schweiz hatten nur rund 28 Pro- zent aller Mikrounternehmen einen Bank- kredit – dies sind rund 14 Prozentpunkte we- niger als bei den übrigen KMU. In der Euro- zone liegt der Wert für Mikrounternehmen mit 40 Prozent zwar höher. Es zeigt sich je- doch auch dort ein deutlicher Unterschied

4 EZB (2016).

Anteil KMU mit Bankfinanzierung nach Grösse und Gründungsjahr

DIETRICH, WERNLI, DUSS (2017) / DIE VOLKSWIRTSCHAFT

  Mikrounternehmen (2–9 Vollzeitäquivalente)       Kleine Unternehmen (10–49 Vollzeitäquivalente)       Mittlere Unternehmen (50–249 Vollzeitäquivalente)

60 in %

40

20

0

Vor 1980 1980–1989 1990–1999 2000–2004 2005–2009 Seit 2010

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UNTERNEHMENSKREDITE

62 Die Volkswirtschaft  1–2 / 2018

gegenüber KMU mit mehr als 10 Beschäf- tigten, von denen mehr als die Hälfte einen Bankkredit hat.

Jungunternehmen mit

Finanzierungsschwierigkeiten

Doch nicht nur bei der Grösse, sondern auch beim Firmenalter gibt es deutliche Zusam- menhänge mit der Finanzierungsstruktur (siehe Abbildung). Tendenziell steigt die Häu- figkeit von Bankfinanzierungen mit zuneh- mendem Firmenalter. Ein Grund dafür ist, dass KMU mit der Zeit wachsen. Zudem kann, unabhängig von der Unternehmensgrös- se, ein potenzieller Kreditgeber die finanziel- le Situation von älteren Unternehmen bes- ser einschätzen – entsprechend gaben KMU mit einem Gründungsjahr vor dem Jahr 2000 in der Befragung doppelt so häufig an, über einen Bankkredit zu verfügen, wie jene, wel- che danach gegründet wurden.

Am deutlichsten ist der Trend bei den Mi- krounternehmen, während er bei den kleinen und mittleren Unternehmen nicht eindeutig ist.5 Dies lässt vermuten, dass insbesondere bei KMU mit weniger als 10 Mitarbeitern der Altersfaktor für Finanzierungsschwierigkei- ten verantwortlich ist.

Um die aktuelle Lage des Kreditmark- tes besser beurteilen zu können, wurden die KMU nach ihren Finanzierungsbedürfnissen in den vergangenen zwölf Monaten befragt.

Jedes fünfte KMU wies dabei einen Finanzie- rungsbedarf in Form von Verlängerungen be- stehender Kreditlinien oder in Form von Neu- beantragungen auf. Wer in diesem Zeitraum einen Kreditantrag stellte, erhielt in der Regel einen positiven Bescheid von der Bank. Ab- gelehnt wurden lediglich 6 Prozent aller An- träge – was knapp 1 Prozent aller KMU ent- spricht. Diese Werte sind im internationalen Vergleich tief und decken sich entsprechend nicht mit Vermutungen, dass Banken äusserst restriktiv in ihrer Kreditvergabepolitik sind.

Wenn man die Herausforderungen der KMU in einem grösseren Kontext betrachtet, wird ersichtlich, dass der «Zugang zu exter- nen Finanzmittel» für die meisten Unterneh- men in der Schweiz derzeit keine zentrale Be-

5 Bei den mittleren Unternehmen sind die Aussagen nur beschränkt aussagekräftig, da die Standardabweichung der Schätzung aufgrund des kleineren Stichprobenum- fangs höher liegt.

deutung hat. Mit einem Durchschnittswert von 2,85 von maximal 10 Punkten ist die ex- terne Finanzierung die unbedeutendste He- rausforderung aus Sicht der Unternehmen (siehe Tabelle). Lediglich 7 Prozent der Be- fragten bezeichnen dies als eine grosse He- rausforderung (Werte 8–10). Viel wichtiger sind die Aspekte «Wettbewerb» und «Kund- schaft generieren».

«Entmutigte» Kleinstfirmen

Eine genauere Betrachtung zeigt allerdings, dass überraschend viele KMU gar nicht erst einen Kreditantrag stellten, obwohl sie in den vergangenen zwölf Monaten einen Finanzie- rungsbedarf aufwiesen. Diese «entmutig- ten» KMU entsprechen 6 Prozent aller KMU beziehungsweise 29 Prozent der KMU mit Fi- nanzierungsbedarf. Auch hier gibt es deutli- che Unterschiede in Bezug auf die Unterneh- mensgrösse: Während von den mittelgros- sen Unternehmen dieser Kategorie lediglich 5 Prozent als entmutigt eingestuft werden, ge- hört jedes dritte Mikrounternehmen in diese Kategorie.

Viele KMU scheuen den Gang zur Bank, da sie mit zu hohen Kreditkosten rechnen. Wei- tere Gründe sind der «mühsame» Kreditpro- zess sowie eine erwartete Ablehnung des Kreditantrags. Klar am häufigsten scheint je- doch der Kreditantrag an einem Mangel an

Andreas Dietrich

Professor für Banking und Finance, Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ), Hochschule Luzern

Reto Wernli

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ), Hochschule Luzern

Literatur

Dietrich, A., Wernli, R., Duss, C. (2017). Studie zur Finanzierung der KMU in der Schweiz 2016, im Auftrag des Seco.

BFS (2017). Statistik der Unternehmensstruktur (Statent), provisorische Zahlen für 2015.

EZB (2016). Survey on the Access to Finance of Enterprises in the Euro Area - October 2015 to March 2016.

SNB (2017). Kapitalmarktbeanspruchung durch CHF-Anleihen.

verfügbaren Sicherheiten zu scheitern. Hier könnte möglicherweise eine bessere Be- kanntheit des vom Bund aktiv unterstützten Bürgschaftswesens teilweise Abhilfe leisten.

Derzeit ist diese Option nur wenigen KMU bekannt: Über alle Branchen haben lediglich 14 Prozent davon gehört. Am grössten ist der Bekanntheitsgrad mit 21 Prozent in der Indus- trie.

Es lässt sich zudem vermuten: Viele der entmutigten KMU hätten vermutlich einen Bankkredit erhalten, wenn sie einen solchen beantragt hätten. Eine Studie dazu über KMU aus den USA schätzte diesen Anteil auf zwi- schen 21 und 55 Prozent. Da die Gruppe der Entmutigten in der Schweiz bis anhin nur am Rande untersucht wurde, sollte in künftigen Untersuchungen ein grösseres Augenmerk auf sie gelegt werden.

Die wichtigsten Herausforderungen von KMU

Rang Herausforderung Durchschnittswert (1–10 Punkte) 1. Wettbewerb 4,69 2. Kundschaft

generieren 4,57 3. Kosten/Löhne 4,04 4. Qualifiziertes

Personal

3,87

5. Regulierung 3,51 6. Zugang zu exter­

nen Finanz­

mitteln

2,85

7. Andere 2,69

Gesamtdurch-

schnitt 3,75

DIETRICH, WERNLI, DUSS (2017).

Referenzen

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