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Quintessenz Zahnmedizin, 01/2010

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Academic year: 2022

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Quintessenz 2010;61(1):3 3

EDITORIAL

Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrtum

Liebe Leserin, lieber Leser,

in den letzten Jahren hat die Zahnmedizin eine positive Entwicklung durchgemacht, indem sie sich wieder und unabänderlich als Teil der Medizin begreift. Vor allem die Diskussionen über den Zusammenhang von oralen Entzündungen und systemi- schen Erkrankungen haben sowohl in der Forschung als auch in der Fortbildung einen breiten Raum eingenommen. Bevor es aber nun erneut zu unerwünschten therapeutischen Auswüchsen im Sinne ei- ner Renaissance der Herdtheorie kommen konnte, wurden wir erst einmal mit er- nüchternden aktuellen Forschungsergeb- nissen konfrontiert.

Zunächst konnte beispielsweise in tier- experimentellen und klinischen Studien gezeigt werden, dass eine Parodontitis das Risiko für eine Frühgeburt um mehr als das 7-Fache erhöhen kann. Allerdings gilt die Kausalität eines vermuteten Risikofaktors erst dann als bewiesen, wenn die Eliminierung des Faktors in Interventionsstudien auch eine Verringerung des Krankheitsrisikos zur Folge hat. Nun musste in einer aktuellen aufwändigen Studie an fast 2.000 Frauen festgestellt werden, dass eine Parodontitis- therapie nicht zu einer Senkung des Früh- geburtsrisikos führt. Qualität und Umfang der Studie lassen zunächst keine Zweifel offen. Damit werden frühere Ergebnisse anderer Autoren bestätigt und einzelne positive Berichte widerlegt.

Zerplatzt damit der Traum der Zahn- medizin, einen systemischen therapeuti- schen Nutzen bieten zu können? Klar ist mittlerweile, dass entzündliche Prozesse in der Mundhöhle nur einen sehr begrenz- ten systemischen Einfl uss haben. Dies gilt nicht nur für Schwangere, sondern auch für Pa tienten mit kardiovaskulären Erkran- kungen. Andererseits gibt es zu viele unab- hängige Publikationen über Interaktionen, als dass man einen Zusammenhang voll- ständig ausschließen könnte. Diese Wider- sprüche lassen sich nur mit neuen Ätiopa- thogenesemodellen aufl ösen, wonach der klinische Phänotyp von individuellen biolo- gischen, genetischen und epigenetischen sowie persönlichen exogenen Faktoren be- einfl usst wird. Einfache monokausale An- sätze greifen hier offenbar zu kurz. Damit wird klar, dass für den einzelnen Patienten ein Zusammenhang möglich ist oder auch nicht, wir aber noch nicht wissen, wie wir die betroffenen Risikopatienten identifi zie- ren sollen. Bis wir diese Pathogenesemo- delle validiert haben, gilt daher weiter der alte Grundsatz, dass die Wahrheit nichts mit der Zahl der Experten zu tun hat, die von ihr überzeugt sind.

Ihr

Prof. Dr. Michael J. Noack Chefredakteur

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