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Archiv "Studium: Additives Lernen in seiner negativen Form" (24.09.1993)

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LESERBRIEFE

Studium

Zu dem Beitrag „Reformstudien- gang Medizin - Entwurf für ein neues Curriculum" von Prof. Dr.

med. Dieter Scheffner in Heft 14/1993:

Additives Lernen in seiner negativen Form

Dekan Scheffner stellt ei- nen völlig neuen Studiengang vor, der „problemorientiert und patientenbezogen" sowie

„fachübergreifend" angelegt ist. Gelernt wird „exempla- risch", nicht „additiv". Die Beschreibung klingt vielver- sprechend, hat aber einen Fehler: sie ist ohne den zuge- hörigen Studienplan nicht zu beurteilen. Sieht man sich diesen - bereits vorliegend - näher an, so stellt sich heraus, daß die „in den Lehrveran- staltungen angebotene Syste- matik" nicht vorhanden ist.

Mikrobiologie beginnt im er- sten Semester (3. Woche) mit ein bißchen Hautkeimen, spä- ter wird die Otitis media er- wähnt, im zweiten Semester werden auch Atemwegsinfek- tionen genannt. Das 3. Seme- ster bringt dann in acht Wo- chen (zirka 40 Seminarstun- den, aber nicht etwa Pflicht!) unter anderem ein Seminar

„Funktionen des Immunsy- stems" (in 2,5 Std. zusammen mit Sekretolyse) und immer- hin einmal „Morphologie des Immunsystems", beiläufig mit vielen anderen Themen auch

„Erysipel und Phlegmone", Prinzipien der Antibiose (?) und „RES-Funktionen" (die- se in 2,5 Std. mit „Bilirubin und Hämoglobin-Stoffwech- sel, enterohepatischer Kreis- lauf, Einflüsse der Psyche auf Wohlbefinden, Abwehr und Heilung"). Daneben stehen in diesen Wochen unter an- derem auf dem Plan „Ab- wehrmechanismen des ICH I und II, Umgang mit Krank- schreibungswünschen, inter- personale Abwehrformen in der Familie, Wunsch und Er- fordernis des AIDS-Testes" - was aber ist denn ein Virus überhaupt? Auch später kommen immer nur gelegent- liche Bröckchen ohne jegli-

chen logischen Zusammen- hang.

Den übrigen Grundlagen- fächern geht es ähnlich, sie sind praktisch verschwunden.

Dafür gibt es reichlich Ver- haltensbeobachtungen, Selbsterfahrungen (Grimas- sen beim Einkaufen, ausfah- rende Bewegungen, Juckpul- ver) und Rollenspiele. Der so ausgebildete Arzt wird sicher- lich bereits nach dem Staats- examen sehr einfühlsam auf die Befindlichkeit des Patien- ten eingehen können. Leider wird er aber häufig nicht in der Lage sein, Neues und Un- gewöhnliches richtig einzu- ordnen und in die Differenti- aldiagnose einzubeziehen.

Was hier praktiziert werden soll - eine Art von medizini- scher Ganzwortmethode -, ist nichts anderes als additives Lernen in seiner negativen Form: Fakten kennenzuler- nen, ohne überhaupt in deren systematische Zuordnung eingeführt zu werden. Will der Student sich diese selbst erarbeiten, so kostet ihn das enorme Zeit, da das Curricu- lum hierzu nicht die geringste Hilfestellung bietet. Was auf der einen Seite an wirklich und angeblich überflüssigem Faktenwissen und Systematik abgebaut werden soll, wird auf der anderen Seite viel zu reichlich hineingepackt. Da werden Umschulungsproble- matiken besprochen, Umgang mit dem Ärger des Arztes, Durchsetzung von Ansprü- chen des Patienten etc., alles Dinge, die nach dem Staats- examen in der praktischen Tätigkeit vertieft werden soll- ten und auch dann viel besser verstanden werden.

Die vom Verfasser ein- gangs erwähnten Reformuni- versitäten und -studiengänge arbeiten, soweit ähnlich radi- kal wie hier geplant, unter völlig anderen Bedingungen:

die Betreuungsrelationen sind wesentlich besser, und vor allem sind die Studenten zum Teil extrem selektiert, in einem Fall (McMaster) unter teilweisem Einsatz der Beob- achtung durch Einweg-Glas - das sollte hierzulande mal je- mand vorschlagen! In den

Corinfar'uno.Zusammensetzung:1Retard - tablette enthält 50 mg Nifedipin. Hilfsstoffe:

Polyvidon K 30, Polyvidon K 90, Crospovidon, Magnesiumstearat, Methylhydroxypropylcellu- lose. Anwendungsgebiet: Hypertonie. Gegen- anzeigen: Im Herz-Kreislauf-Schock, bei höher- gradiger Aortenstenose, bei Überempfindlich- keit gegen den Wirkstoff. Vorsicht bei ausge- prägt niedrigem Blutdruck (schwere Hypo- tension mit weniger als 90 mm Hg systolisch), bei dekompensierter Herzinsuffizienz. Bei Patienten mit cerebrovaskulärer Erkrankung niedriger dosieren. Kontraindiziert in Schwan- gerschaft und Stillzeit Nebenwirkungen: Zu Beginn der Behandlung häufig Kopfschmerzen, Gesichts- bzw. Hautrötung (Erythem, Erythro- melalgie); gelegentlich Tachykardie, Palpitatio- nen, Unterschenkelödeme, Parästhesien, hypo- tone Kreislaufreaktion. Weiterhin Schwindel und Müdigkeit. Selten Magen-Darm-Störungen (Übelkeit, Diarrhoe), Pruritus, Urtikaria, Exan- theme; in Einzelfällen exfoliative Dermatitis.

Blutbildveränderungen (Anämie, Leukopenie, Thrombopenie, thrombozytopenische Purpura) möglich. Äußerst selten unter längerer Behand- lung Gingiva-Hyperplasie (nach Absetzen rever- sibel). In Einzelfällen intrahepatische Cholestase, Transaminasenanstiege (nach Beenden der Therapie reversibel), allergische Hepatitis. Unter Langzeittherapie selten, v.a. bei älteren Patien- ten, Gynäkomastie (reversibel). In Einzelfällen Hyperglykämie (Vorsicht bei Patienten mit Dia- betes mellitus), bei hoher Dosierung Myalgie, Tremor sowie geringfügige, vorübergehende Änderung der optischen Wahrnehmung. In ersten Stunden nach Einnahme selten Angina- pectoris-artige Beschwerden (sofort Absetzen bei Vermutung eines kausalen Zusammenhangs zum Arzneimittel!). Auslösen einer hyperten- siven Krise oder myokardialen Ischämie durch plötzliches Absetzen von Nifedipin möglich - langsame Dosisreduktion. Mögliche Nebenwir- kungen: Verschlechterung der Nierenfunktion (bei Niereninsuffizienz), Blutdruckabfall durch Vasodilatation, initial vermehrte tägliche Urin- ausscheidung. Vorsicht bei Dialysepatienten mit maligner Hypertonie und irreversiblem Nieren- versagen mit Hypovolämie, da starker Blut- druckabfall möglich. Beeinträchtigung des Reak- tionsvermögens (Fahrtauglichkeit, Bedienen von Maschinen), v.a. zu Behandlungsbeginn, bei Präparatewechsel und im Zusammenwirken mit Alkohol. Wechselwirkungen: Wirkungs- verstärkung durch andere blutdrucksenkende Pharmaka, trizyklische Antidepressiva, Nitrate, Cimetidin und Ranitidin. Bei Kombination mit Beta-Rezeptoren-Blockern Gefahr einer stärke- ren Hypotension; gelegentlich Herzinsuffizienz.

In Einzelfällen Abfall des Chinidin-Plasma- spiegels bei gleichzeitiger Nifedipin-Gabe, nach Absetzen von Nifedipin deutlicher Anstieg des Chinidin-Plasmaspiegels möglich - Plasma- spiegelkontrollen! Erhöhung der Plasmaspiegel von Digoxin und Theophyllin bei kombinierter Gabe. Dosierung: Individuell nach Schwere- grad der Erkrankung. Übliche Tagesdosis 1mal eine Retardtablette nach einer Mahlzeit unzer- kaut mit etwas Flüssigkeit. Bei Patienten mit cerebrovaskulärer Erkrankung niedriger dosie- ren. Beenden der Therapie durch schrittweise Dosisreduktion zur Vermeidung möglicher

„Rebound-Phänomene". Hinweis: Vor Licht geschützt, trocken und nicht über +25 °C auf- bewahren! Weitere Informationen siehe Fach- information! Handelsform und Packungs- größen: 20 Retardtabletten (N1) DM 21,95;

50 Retardtabletten (N2) DM 47,50;100 Retard- tabletten (N3) DM 85,85. Klinikpackungen.

Stand: Mai 1993 A1-2430 (6) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 38

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Prof. Dr. W. Bredt, Institut für Med. Mikrobiologie und Hygiene, Hermann-Herder- Straße 11, 79104 Freiburg

Gekürztes Fachwissen

. . . Der Entwurf für eine Studienreform gewährleistet meines Erachtens weder eine fundierte medizinische Aus- bildung noch eine Befähi- gung zu selbständigem und verantwortungsvollem Han- deln. Im folgenden möchte ich zwei Punkte genauer dar- legen.

Als besonders problema- tisch beurteile ich Herrn Scheffners Plan, wöchentli- che Interaktionssitzungen durchzuführen, um „mit Er- fahrungen und Gefühlen um- gehen" zu lernen. Man durch- denke sich diese Forderung nur einmal. Jeder Student muß seine Beziehungen und Gefühle beleuchten, unab- hängig davon, ob er dazu be- reit ist oder nicht ...

Ziel eines Universitätsstu- diums muß der Erwerb von Fachwissen bleiben. Ein fun- diertes Wissen bildet die Vor- aussetzung dafür, daß der Arzt dem Patienten gerecht wird. Darüber hinaus steht es jedem Kollegen frei, sich mit seiner Persönlichkeit ausein- anderzusetzen, so weit und so oft er es selbst möchte. Diese Auseinandersetzung ist wich- tig, läßt sich aber nicht, wie Scheffner plant, verordnen.

Des weiteren möchte Scheffner einerseits „die na- turwissenschaftlich-techni- sche Basis des Medizinstudi- ums durch humanwissen- schaftliche Grundlagen" er- weitert sehen, andererseits fordert er eine „Redliktion des bisherigen Lernstoffes".

Im Klartext heißt das: Der Student lernt Soziologie und Philosophie bei gleichzeitiger Kürzung des medizinischen Fachwissens. Ob damit der adäquaten und individuellen

Behandlung des Patienten ge- dient ist, bezweifle ich. Wis- sensabbau führt ganz sicher nicht zu einer Reifung der Persönlichkeit.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich begrüße ei- ne Auseinandersetzung über die Grundlagen ärztlichen Denkens und Handelns und über weitergehende ethische und gesellschaftliche Fragen sehr. Diese darf aber nicht auf Kosten der Wissensver- mittlung gehen.

Johannes Irsiegler, Robert- Gradmann-Weg 1, 72076 Tü- bingen

Fahrlässige

Entwicklung aufhalten

. . . Bei näherer Betrach- tung muß man feststellen, daß diese sogenannte Reform keineswegs zu einer Verbes- serung des Medizinstudiums führen würde. Der ideologi- sche Hintergrund ist nicht zu übersehen. Ausgehend vom

„UNiMUT-Streik" im Winter 88/89, bei dem Studenten ge- waltsam daran gehindert wur- den, an Lehrveranstaltungen teilzunehmen, entstand eine studentische Initiative, die sich eine grundsätzliche Um- wälzung des Medizinstudiums zum Ziel setzte. Aus dieser Initiative ging später die Pla- nungsgruppe hervor, die den von Professor Scheffner vor- gestellten „Reformstudien- gang" zusammengestellt hat.

Diese „Reformpläne" fanden bei Alt-68ern wie dem Präsi- denten der Berliner Ärzte- kammer, Ellis Huber, der sich öffentlich rühmt, den Marsch durch die Institutionen ge- schafft zu haben, politische Unterstützung.

Tatsache ist, daß die Um- setzung dieser Pläne einen massiven Niveauverlust be- deuten würde und einer Ab- schaffung der wissenschaftli- chen Medizinerausbildung gleichkäme. Dies wird vor al- lem deutlich, wenn man das Kernstück des „Reformstudi- engangs", das sogenannte problemorientierte Lernen (POL), genauer unter die Lu- pe nimmt.

A1 -2432 (8) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 38, 24. September 1993

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