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Archiv "Die Begleitkrankheit bestimmt das Hochdruckmedikament" (12.05.1988)

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(1)

Herzinsuffizienz + Hypertonie

Geeignet

ACE-Hemmer Dihydralazin

Prazosin Schleifendiuretika

Thiazide

Clonidin Diltiazem Verapamil Betablocker

Ungeeignet

ZUR FORTBILDUNG

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heutige Hochdrucktherapie:

Die Begleitkrankheit bestimmt das Hochdruckmedikament

Volker Herwart Heimsoth und Emil Heinz Graul

Vir ir müssen heute da- von ausgehen, daß bestenfalls die Hälfte aller Hypertoniker in der Bundesrepublik Deutschland behandelt wird (Münchener Hoch- druckstudie). Nach eigenen Erfah- rungen aus Interaktionellen Hoch- druck-Seminaren bei nahezu 1500 niedergelassenen Ärzten scheinen im wesentlichen hierfür zwei Grün- de in Frage zu kommen: 1. Eine Un- klarheit über das Behandlungsziel, das heißt, ob wirklich jeder Hoch- druck behandelt werden soll, und 2.

das Fehlen eines vernünftigen, für die Mehrheit der Patienten und Ärz- te praktikablen Behandlungskon- zepts.

In den letzten Jahren ist es auf- grund der sehr unterschiedlichen Er- gebnisse der großen Interventions- studien gerade unter den Hoch- druck-Experten zu Diskussionen darüber gekommen, ob man die so- genannte „milde Hypertonie" (dia- stolischer Blutdruck zwischen 90 und 105 mm Hg, nach manchen Stu- dien auch 90 bis 115 mm Hg, bei be- liebig erhöhtem systolischen Blut- druck) überhaupt noch behandeln soll. Dies hat zu einer großen Ver- unsicherung, vor allem der niederge- lassenen Ärzte geführt.

Eine stabile Hypertonie von 270/105 mm Hg bei einem 50jähri- Innere Abteilung (Chefarzt: Professor Dr. med. Volker Herwart Heimsoth) der Ostseeklinik Damp;

Department für Environtologie und Nuklearmedizin (Direktor: Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Emil Heinz Graul) der Philipps-Universität Marburg

Nur eine an den Begleitkrank- heiten orientierte Hochdruck- therapie entspricht den heu- tigen Ansprüchen an eine umfassende Behandlung des Hochdruckkranken. Sie ist damit die Grundlage für ein einfaches, praxisnahes, com- pliancefreundliches Behand- lungskonzept, für das ein aus- reichendes, aber auch be- grenztes Angebot an gut er- probten und hinreichend be- kannten Antihypertensiva zur Verfügung steht. Eine Hoch- drucktherapieempfehlung, die lediglich die Schwere des jeweiligen Hochdrucks in den Mittelpunkt stellt und nur drei Substanzen für die Mehrheit der Hochdruck-Pa- tienten empfiehlt, eignet sich dagegen weniger.

gen Mann wäre hiernach nicht unbe- dingt behandlungswürdig, und dies trotz der in der Literatur vielfach vorliegenden Belege für einen engen Zusammenhang zwischen Blutdruck

— und zwar sowohl des systolischen als auch des diastolischen — und der Morbidität und Mortalität des Hoch- druckkranken.

Es müssen klare Vorstellungen darüber herrschen, was als Hoch- druck und damit als behandlungs- pflichtig zu definieren ist. Unter ei- ner chronischen arteriellen Hyperto-

nie versteht man dauernd erhöhte Blutdruckwerte ab 160/95 mm Hg, wobei diese Definition lediglich da- hingehend erweitert wird, daß der systolische Blutdruck an das höhere Alter des Patienten anzupassen ist.

Als Grenzwert-Hypertonie werden Blutdruckwerte systolisch von 140 bis 160 und diastolisch von 90 bis 95 mm Hg bezeichnet. Die klare Aus- sage muß daher heißen: Jede, durch mehrere Messungen gesicherte chro- nische arterielle Hypertonie ist einer Behandlung zuzuführen. In der Pra- xis des niedergelassenen Arztes kommen zu 80 Prozent Patienten mit leichten bis mittelschweren Hy- pertonien zur Beobachtung, also ge- rade diejenigen, die der sogenann- ten „milden Hypertonie" zugeord- net werden könnten. Diese auch nur teilweise nicht zu behandeln, wäre nicht zu verantworten.

(2)

Medikamentöse Therapie der Hypertonie

Geringerer Überwachungsaufwand:

Chemische Handelsname Kurzbezeichnung

Reserpin*) z. B. Serpasil, oder/und z. B. Rivadescin;

Komb.-Präp.:

z. B. Modenol Prazosin bzw. Terazosin z. B. Minipress,

oder/und z. B. Heitrin

Clonidin*) z. B. Catapresan,

oder/und Depot Perlong.

Nifedipin z. B. Nifedipin

oder ratiopharm

Verapamil*) z. B. Isoptin RR oder

Diltiazem*) z. B. Dilzem Höherer Überwachungsaufwand:

Übliche Dosierung 0,25 mg

3 — 6 mg 2 — 5 mg 75 —300 mg 30 — 60 mg 120 —480 mg 90 —360 mg

Chemische Handelsname Kurzbezeichnung

Übliche Dosierung

Coronare Herzerkrankung

+ Hypertonie

Geeignet

Betablocker Verapamil

Diltiazem Nifedipin ACE-Hemmer

Monotherapie mit Dihydralazin

Ungeeignet

Wie ist der Hochdruck zu behandeln?

Bei den vielen kontrovers disku- tierten Vorgehensweisen sind zwei Empfehlungen zur Behandlung der Hypertonie unbestritten:

1. Vor jeder medikamentösen Therapie ist der Einsatz von All- gemeinmaßnahmen unverzichtbar (Kochsalzeinschränkung, Reduktion des Übergewichtes, körperliche Ak- tivität, ausgeglichene Lebensweise,

Alkohol- und Rauchverbot) und un- bedingt in jedem Falle als erste Be- handlungsmaßnahme durchzuset- zen. Eine Hochdrucktherapie ohne die Verordnung von Allgemeinmaß- nahmen ist als unvollständig anzu- sehen.

2. Eine erforderliche medika- mentöse Therapie sollte mit mög- lichst niedrigen Dosierungen erfol- gen und einschleichend beginnen

Mehrheitlich ist in der Allge- meinpraxis mit leichten bis mittel- schweren Hypertonien zu rechnen,

wobei diese wiederum überwiegend mit einer oder mehreren Begleit- krankheiten kombiniert auftreten.

Für diese große Gruppe von Patien- ten muß ein genügend großes, über- sichtliches Angebot von antihyper- tensiven Substanzen mit gesicherter blutdrucksenkender Wirkung und möglichst geringen subjektiven und objektiven Nebenwirkungen zur Verfügung stehen. Da die Forderun- gen an ein ideales Antihypertoni- kum nicht in allen Punkten erfüllbar sind — so etwa die in Studien belegte Wirksamkeit gegen Hochdruckkom-

plikationen —, müssen für das prakti- sche Vorgehen Kompromisse einge- gangen werden. Eine Beschränkung auf bewährte Präparate empfiehlt sich dabei (Tabelle). Die Zuordnung einzelner Substanzen zu zwei Grup- pen, nämlich einmal einer mit gerin- gem und einer anderen mit etwas höherem Überwachungsaufwand er- leichtert dabei das Vorgehen.

Argumente für einen geringen Überwachungsaufwand ergeben sich für Präparate, die hinreichend lange in Gebrauch sind und deren Wir- kung und vertretbare Nebenwirkun- gen durch große Untersuchungszah- len belegt sind. Einen höheren Überwachungsaufwand erfordern dagegen unter anderem Saluretika und Betablocker, weil neuere Un- tersuchungen gezeigt haben, daß

Saluretika z. B. Esidrix, 12,5— 25 mg

oder/und z. B. Esberizid, 5 — 10 mg

z. B. Arelix 3 — 5 mg

Betablocker*) z. B. Endak, 5 — 20 mg

oder/und z. B. Betapressin 20 — 80 mg

z. B. Prelis 50 50 —200 mg

ACE-Hemmer z. B. Tensobon, 6,5-150 mg

oder/und z. B. Lopirin, 6,5-150 mg

z. B. Xanef, 2,5— 20 mg

z. B. Pres 2,5— 20 mg

Dihydralazin z. B. Nepresol; 50 —100 mg Komb.-Präp.:

z. B. Trepress, z. B. Pertenso

*) sollten nicht miteinander kombiniert werden; alle anderen Substanzen können dagegen beliebig miteinander kombiniert werden.

(3)

ACE-Hemmer Prazosin Reserpin Verapamil

Diltiazem Nifedipin Dihydralazin

(

Betablocker Thiazide

Ungeeignet

Fettstoffwechselstörung + Hypertonie

Geeignet

ACE-Hemmer Verapamil

Diltiazem Nifedipin Clonidin Dihydralazin

Ungeeignet

Diabetes Mellitus + Hypertonie

Geeignet

Bradycardie Tachycardie + Hypertonie + Hypertonie

Geeignet Geeignet

Betablocker Dihydralazin Reserpin

Prazosin Clonidin

Nifedipin Verapamil ACE-Hemmer Diltiazem

Diltiazem Verapamil Clonidin Reserpin Betablocker

Ungeeignet Ungeeignet

Nifedipin Prazosin Dihydralazin

diese wegen ihrer metabolischen Ne- benwirkungen (Glukose- und Lipid- stoffwechselstörungen!) strenger zu überwachen sind. Sicherlich sind diese Störungen dann weniger häu- fig anzutreffen, wenn die heute an- gestrebte Niedrigdosistherapie ein- gehalten wird.

Mit der Entwicklung von protra- hiert wirkenden Schleifendiuretika (zum Beispiel Retardformen von Furosemid) empfehlen sich durch- aus jetzt auch Schleifendiuretika für die Hochdruckbehandlung. Sie ver- mindern nicht, wie die Thiazide, die Glomerulumfiltration und die Nie- rendurchblutung. Es wurden sogar akute Nierenversagen unter dem Kombinationspräparat Dytide H®

mitgeteilt (Scheler et al. und ande- re). Kombinationen zwischen retar- diert wirkenden Schleifendiuretika und Kaliumsparern (z. B. Diutrix ) stellen ideale Medikamente für die Hochdrucklangzeitbehandlung dar.

Bei den ACE-Hemmern han- delt es sich um neuere Substanzen, die deshalb etwas mehr überwacht werden müssen als die schon länger in Gebrauch befindlichen. Aller- dings ist zu sagen, daß bisher etwa acht Millionen Patienten mit diesen ACE-Hemmern auf der Welt behan- delt worden sind, ohne daß schwer- wiegende neue Nebenwirkungen be- obachtet wurden. Dihydralazin er-

fordert wegen der bei höheren Do- sierungen (mehr als 100 Milligramm pro Tag) möglichen Störungen des Immunsystems (LE) eine etwas strengere Überwachung. Alle aufge- führten Substanzen können beliebig eingesetzt werden. Keine Substanz hat vor einer anderen eine Vorzugs- stellung. Alle Präparate sind mitein- ander, sofern sie nicht durch ein Symbol (siehe Tabelle) gekenn- zeichnet sind, kombinierbar.

Niedrigdosieren durch frühes Kombinieren

Wenn auch nichts gegen eine er- folgreiche Monotherapie spricht, so ist doch oft eine Kombinationsbe- handlung unumgänglich. Durch den frühzeitigen Einsatz von Zweier- und durchaus auch Dreierkombina- tionen erreichen wir einen besseren therapeutischen Effekt (die Mono- therapie hat eine etwa 55prozentige Erfolgsrate, die Kombinationsbe- handlung eine etwa 80prozentige), eine Verminderung, unter Umstän- den sogar eine Aufhebung von Ne- benwirkungen, eine gleichzeitige Behandlung von Begleiterkrankun- gen, eine kostengünstigere Thera- pie, eine verbesserte Compliance (da häufig nur einmal eine Tablette täglich gegeben werden muß) und

schließlich auch die Erfüllung der Empfehlung, möglichst niedrige Do- sierungen zu verwenden. Es sollte daher das Angebot der pharmazeuti- schen Industrie genutzt werden, durch Einsatz von Kombinations- präparaten compliancefreundlich zu behandeln.

Eine Orientierung der Hoch- drucktherapie an der Schwere des Hochdrucks, wobei verschiedene Stufen unterschieden werden, ist dann nicht sinnvoll, wenn die für diese Stufen empfohlenen Substan- zen sich kaum in ihrer Wirkungsstär- ke unterscheiden.

Die Begleitkrankheit bestimmt das

Hochdruckmedikament

Bei der Frage, bei welchen Pa- tienten welches Hochdruckmedika- ment einzusetzen ist, sollte von den tatsächlich vorliegenden Gegeben- heiten ausgegangen werden. Die Münchener Hochdruckstudie ermit- telte, daß 60 Prozent der Hoch- druck-Patienten Begleitkrankheiten aufweisen. Im Rahmen unserer In- teraktionellen

Workshops konnten wir feststellen, daß 84 Prozent der

Hochdruck-Patienten eine Begleit- krankheit haben. Auch andere Un- tersucher nehmen an, daß etwa 80

(4)

Hypertonie

Funkt.-Stör. / Erkrankungen der Niere + Hypertonie Hyperuricämie +

Hyperkaliämie + Hypertonie

Thiazide Schleifendiuretika

ACE-Hemmer bei Nierenins.

Kaliumsparende Diuretika

Geeignet Geeignet

Schleifendiuretika Calcium-Antagonisten

Dihydralazin Prazosin Cionidin Reserpin ACE-Hemmer*

Betablocker*

Thiazide Kaliumsparende

Diuretika

Geeignet

Betablocker Nifedipin Diltiazem Verapamil Cionidin Dihydralazin ACE-Hemmer

Schleifendiuretika Thiazide

Ungeeignet Ungeeignet Ungeeignet

* Dosisanpassung

Prozent ihrer Hochdruckkranken gleichzeitig eine oder mehrere zu- sätzliche Erkrankungen haben.

Häufig ist es so, daß die Begleit- krankheit und nicht der Hochdruck Anlaß zum Arztbesuch ist. Die Orientierung der Therapie an der Begleitkrankheit ist daher der Hauptgesichtspunkt für eine allge- mein akzeptierbare Hochdruckbe- handlungsempfehlung. Es kommt also auf die richtige Auswahl eines Medikamentes für die Begleitkrank- heit an. Erst dann kann das Vorge- hen im einzelnen abgesteckt wer- den. Hochdruckbehandlung heißt daher, Behandlung des Hochdrucks und der Begleitkrankheiten. Die Wahl des richtigen Antihypertoni- kum ist somit unproblematisch, da für die jeweilige Begleitkrankheit stets nur in der Anzahl klarbegrenzte, bestimmte Substanzen in Betracht kommen. Die freie Auswahl der Me- dikamente ist nur bei dem kleineren Teil der Patienten ohne Begleit- krankheiten in der täglichen Praxis des niedergelassenen Arztes möglich.

Kardiovaskuläre Erkrankungen

Bei den Begleitkrankheiten des Hochdrucks kommt den kardiovas- kulären Komplikationen die größte

Bedeutung zu. Allein 60 Prozent der Hypertoniker weisen eine latente oder manifeste Herzinsuffizienz auf.

Für die so häufige Kombination die- ser beiden Erkrankungen stehen zahlreiche Substanzen zur Verfü- gung. ACE-Hemmer erweisen sich dabei aufgrund der vielfältigen Un- tersuchungen und abgesicherten Studien als Medikament allererster Wahl. Wieweit weitere Substanzen, wie Dihydralazin, Prazosin*), Schleifendiuretika, Thiazide usw. in Erwägung zu ziehen sind, muß je- weils individuell entschieden wer- den. Betablocker, Verapamil, Dil- tiazem und Clonidin sind dagegen Präparate, die in dieser Reihenfolge als ungeeignet anzusehen sind.

Bei gleichzeitigem Auftreten von Hypertonie und belastungsab- hängiger Angina pectoris sollte man den Betablockern den Vorrang ge- ben. Betablocker vermindern bei Hypertonikern das Myokardinfarkt- risiko und nach Infarkt das Re- infarktrisiko deutlich. Kalzium-Ant- agonisten eigenen sich ebenfalls her- vorragend für diese Kombination beider Erkrankungen. Bei vasospa- stischer Angina sind Kalzium-Ant- agonisten vom Nifedipin-Typ den Betablockern vorzuziehen. ACE- Hemmer können ebenfalls einge-

*) gilt auch für die neue Substanz Terazosin

setzt werden, da auch von ihnen der Nachweis erbracht wurde, daß sie im Belastungs-EKG nachweisbare, ty- pische pathologische Kammerend- teilveränderungen durch eine ver- besserte Hämodynamik positiv be- einflussen.

Die bei arterieller Hypertonie nicht selten zu beobachtenden Herz- rhythmusstörungen erfordern eben- falls spezielle Antihypertensiva. So sind Betablocker, aber auch Reser- pin, Clonidin, Verapamil und Diltia- zem bei bradycarden Rhythmusstö- rungen kontrainidiziert. Zu empfeh- len sind dagegen Dihydralazin, Pra- zosin, Nifedipin und auch ACE- Hemmer Für tachycarde Herz- rhythmusstörungen, supraventriku- läre und ventrikuläre Extrasystolen sind dagegen Betablocker Mittel der Wahl, gegebenenfalls kombiniert mit anderen Antiarrhythmika. Auch Diltiazem, Verapamil, Clonidin und Reserpin kommen in Betracht. Die Kombination von Betablockern mit negativ dromotropen Kalzium-An- tagonisten, wie Verapamil und Dil- tiazem, muß allerdings streng ver- mieden werden.

Günstig schneiden ACE-Hem- mer bei der so häufig vorkommen- den Kombination Diabetes mellitus und Bluthochdruck ab. ACE-Hem- mer erweisen sich hierbei nicht nur als stoffwechselneutral. Sie wirken A-1360 (44) Dt. Ärztebl. 85, Heft 19, 12. Mai 1988

(5)

Ungeeignet Ungeeignet Ungeeignet

Periphere Durchblutungs- störung + Hypertonie

Geeignet

Nifedipin Verapamil Diltiazem Dihydralazin

Prazosin ACE-Hemmer

Clonidin Betablocker

Bronchospasmus +

Geeignet

Verapamil Diltiazem Nifedipin Prazosin Dihydralazin ACE-Hemmer

Diuretika

Reserpin Betablocker

Magengeschwür + Hypertonie

Geeignet

Ctonidin

Reserpin

Hypertonie

über eine Verminderung der Insulin- resistenz des Organismus und eine Verbesserung der Glukoseverwer- tung in der Muskulatur günstig auf die diabetische Stoffwechsellage.

Auch die weiteren Präparate, wie Prazosin, Reserpin, Verapamil, Dil- tiazem und Dihydralazin eignen sich zur Behandlung des Diabetikers.

Von ihnen sind keine negativen Rückwirkungen auf den Zucker- stoffwechsel bekannt. Thiazide und Betablocker (hier ist es gleichgültig, ob es sich um Beta-l-selektive Be- tablocker, solche mit intrinsischer Aktivität, hydrophile oder lipophile Betablocker usw. handelt), sollten dagegen bei der Kombination Dia- betes mellitus und Bluthochdruck nach Möglichkeit vermieden wer- den. Als Diuretika sind, wenn über- haupt, Schleifendiuretika einzuset- zen, die weniger häufig zu Glukose- Stoffwechselstörungen führen als Thiazide. Nicht selten sind Schlei- fendiuretika bei Diabetes wegen der häufig gegebenen Natriumretention und vermehrten kardio-vasculären Pressor-Aktivität gegenüber Norad- renalin erforderlich.

Betablocker und auch Diuretika können den Lipidstoffwechsel beein- flussen. Von den Thiaziden ist be- kannt, daß sie eine 15- bis 20prozen- tige Zunahme der atherogenen low- density-Lipoproteinfraktion im Se-

rum bewirken. Beta-1-selektive und auch nichtselektive Betarezeptoren- blocker zeigten Abnahmen der po- tentiellen antiatherogenen High- density-Lipoproteinfraktion und Zu- nahmen der Serum-Triglyzeridkon- zentration. Prazosin, ACE-Hemmer und Kalziumantagonisten beeinflus- sen dagegen den Fettstoffwechsel nicht. Unter der Behandlung mit Prazosin stieg sogar HDL-Choleste- rin an. Diese Substanz ist bei der Kombination Hypertonie und Fett- stoffwechselstörung allen anderen überlegen. Falls Diuretika erforder- lich sind, sollten auch hier Schleifen- diuretika bevorzugt werden, von de- nen Störungen des Fettstoffwechsels weniger gesichert sind.

Vorsicht

bei Hyperkaliämie

Bei Hyperkaliämie und Hyper- tonie sind Thiazide und Schleifendi- uretika einzusetzen, wobei Thiazide nur eine günstige Wirkung bis zu ei- nem Filtrat von 30 mllmin. aufwei- sen. Bei niedrigeren Filtraten und stärker eingeschränkter Nierenfunk- tion sind nur Schleifendiuretika wirksam. Kaliumsparende Diuretika sollten schon bei einer Neigung zur Hyperkaliämie unbedingt vermie-

den werden. Dies gilt speziell für Pa- tienten, die aufgrund einer Nieren- insuffizienz Kalium retinieren. Vor- sicht ist auch bei der Behandlung niereninsuffizienter Patienten mit ACE-Hemmern angebracht. Hier kann es sehr leicht zu Kaliumanstie- gen kommen Bei einer Behandlung mit ACE-Hemmern sollte man kali- umsparende Diuretika (meist in Kombinationspräparaten vorkom- mend) wegen der Hyperkaliämiege- fahr nicht verordnen.

Hyperurikämien werden durch Schleifendiuretika und Thiazide aus- gelöst. Gicht-Patienten sollten daher keine derartige Substanz bekommen oder, falls nicht anders möglich, gleichzeitig eine Behandlung mit Allopurinol erhalten. Alle übrigen Antihypertensiva beeinflussen eine Hyperurikämie nicht. Für nierenin- suffiziente Patienten mit Serum- Kreatininwerten über 1,5 Milli- grammprozent sind kaliumsparende Diuretika kontraindiziert. Thiazide erweisen sich als nicht mehr genü- gend wirksam und sogar als wir- kungslos.

Für die Hochdruckbehandlung des Niereninsuffizienten eigenen sich nur Schleifendiuretika (z. B. Lasix®,

Arelix®), ferner

Kalzium-Antagoni- sten, Dihydralazin, Prazosin, Cloni- din, Reserpin und ACE-Hemmer Beachtet muß hierbei werden, daß Dt. Ärztebl. Heft 19, 12. Mai 1988 (47)

(6)

mpotenz + Hypertonie

Geeignet

ACE-Hemmer Prazosin Verapamil

Diltiazem Dihydralazin

Clonidin Nifedipin Thiazide Reserpin Betablocker

Ungeeignet

Prostatahypertrophie + Hypertonie

Geeignet

ACE-Hemmer und renal eliminierte Betarezeptorenblocker, wie Ateno- lol, Sotalol, Nadol dosisreduziert eingesetzt werden müssen.

Bei der arteriellen Verschluß- krankheit sind grundsätzlich alle Be- tarezeptorenblocker und Clonidin kontrainidziert. Dagegen werden über die Behandlung des Raynaud- Syndromes mit Nifedipin wie auch mit Prazosin besonders günstige Er- gebnisse berichtet. Dihydralazin, Diltiazem, Verapamil und ACE- Hemmer eignen sich ebenfalls für diese Indikation.

Betablocker können zu einer Erhöhung des Atemwegswiderstan- des führen. Auch die Verwendung von Beta-1-selektiven Betarezepto- ren verhindert einen akuten Asth- maanfall beziehungsweise eine aku- te respiratorische Insuffizienz bei Patienten mit chronischer obstruk- tiver Bronchopathie nicht. Günstige Behandlungserfahrungen liegen mit Verapamil und Nifedipin bei Patien- ten mit Belastungs-Asthma vor. Als Inhalat vermögen sogar Kalzium- Antagonisten ein Belastungs-Asth- ma zu verhindern. Wegen der Pro- duktion eines zähen Schleimes ist Reserpin bei Asthma bronchiale kontraindiziert.

Für den Patienten mit einem empfindlichen Magen, einem Ulcus

ventriculi oder duodeni, eignet sich Clonidin mit seinen sekretionshem- menden Eigenschaften besonders, Reserpin wegen seiner verstärkten Magensäurebildung dagegen nicht.

Das Auftreten einer Impotenz stört nicht selten die Compliance bei einer Hochdruckbehandlung. Wich- tig ist es daher, daß man auch hier geeignete Präparate wie ACE-Hem- mer, Prazosin, Verapamil, Diltia- zem, Dihydralazin von ungeigneten, wie Betablockern, Reserpin, Thiazi- den, Nifedipin und Clonidin zu tren- nen weiß.

Individuelle Diagnostik

Gute Erfolge wurden auch bei Patienten mit Prostatahypertrophie und Harninkontinenz unter Prazo- sinbehandlung berichtet.

Der besondere Vorteil einer an der Behandlung von Begleitkrank- heiten orientierten Hochdruckthera- pie ergibt sich aus der Notwendig- keit einer ausreichenden Diagnostik vor Behandlungsbeginn. Hoch- druckursachen, Kontraindikationen und Interaktionen zwischen Medika- menten werden automatisch stärker berücksichtigt als bei Therapieemp-

fehlungen, die lediglich den Blut- druck allein in den Mittelpunkt stel- len. Der Zwang zur individuellen Vorgehensweise wird betont. Man wird sich auch stärker mit dem je- weiligen Präparat und dessen Ne- benwirkungen auseinandersetzen müssen und auf diese Weise neben- bei besondere persönliche Erfahrun- gen sammeln. Auch dem Aspekt der Kostenersparnis kann dann besser Rechnung getragen werden, wenn es zum Beispiel möglich ist, den Hoch- druck und die Begleitkrankheit durch nur ein Medikament gleichzei- tig zu behandeln.

Nur eine an den Begleitkrank- heiten, Risikofaktoren und Kon- traindikationen orientierte Hoch- drucktherapie entspricht den heuti- gen Ansprüchen an eine umfassende Behandlung des Hochdruckkran- ken. Die Hochdruckdifferential- therapie stellt gleichzeitig damit die Grundlage für ein einfaches, praxis- nahes, compliancefreundliches Be- handlungskonzept des Hochdruck- Patienten dar. Bausteine hierfür sind ein ausreichendes Angebot an gut erprobten und hinreichend be- kannten Substanzen, die, von Aus- nahmen abgesehen, frei kombiniert werden können.

Herrn Prof. Dr. med. Josef Stockhausen zum 70. Geburtstag gewidmet

Anschriften der Verfasser:

Professor Dr. med.

Volker Herwart Heimsoth Chefarzt der Inneren Abteilung der Ostseeklinik

2335 Damp

Professor Dr. med. Dr. rer. nat.

Emil Heinz Graul

Direktor des Departments für Environtologie

und Nuklearmedizin des Klinikum der Philipps- Universität

Bahnhofstraße 7 3550 Marburg

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