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Glosse. Unterrichtsinhalte im Gespräch. Heute: Die Moldau

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Unterrichtsinhalte im Gespräch

Heute: Die Moldau

AfS-Magazin: Frau Moldau, es ist mir eine besondere Ehre, mit Ihnen das pädagogisch wohl erfolgreichste Or- chesterwerk endlich persönlich kennen zu lernen. Sie sind ein echter Klassiker!

Moldau: Danke für die Blumen. Aber ein bisschen korrekter könnten Sie sich schon ausdrücken. Ich bin schließlich weiblich. Und „Klassikerin“ stimmt natürlich auch nicht, denn ich bin eine waschechte Romantikerin. So sieht es jedenfalls der Bedˇrich, und der muss es schließlich wissen.

AfS-Magazin: Der … wer?

Moldau: Nun der Bedˇrich! Der Bedˇrich Smetana! Der hat mich doch komponiert und dem habe ich letztlich diese merkwürdige Karriere in deut- schen Klassenzimmern zu verdanken!

Bei Euch nennt man ihn glaube ich

„Friedrich“, nicht wahr? Aber mit sla- wischen Sprachen habt Ihr es ja hier im Westen nicht so sehr. Meinen eigentli- chen Namen kennt ja auch wirklich kein Schwein!

AfS-Magazin: Was meinen Sie denn nun wieder damit?

Moldau: Vltava! Vltava natürlich. So heiße ich in Tschechien. Kann bei Euch ja sowieso niemand anständig ausspre- chen. Da ist mir „Moldau“ schon ganz lieb. Andererseits hätte mir ein Erfolg unter meinem tschechischen Namen

vielleicht eine Menge Nerven gespart.

Wissen Sie, in meinem Alter – ich bin jetzt immerhin schon 127 Jahre alt! – hat man es gerne ein wenig ruhiger.

AfS-Magazin: Was ging Ihnen denn als „Moldau“ so sehr auf die Nerven?

Erzählen Sie uns doch einmal ein wenig aus Ihrem langen, stromlinienförmigen Leben.

Moldau: Auf die Nerven geht mir vor allem dieses ganze furchtbare Gewäsch um Quellen und Jagdhörner, Bauern- hochzeit, Nymphen, Stromschnellen und Burgen, das man immer wieder vom Stapel lässt, um mich zu „erklären“. Das war bei der ersten Aufführung in Wien noch ganz anders: Vltava und Punkt!

Natürlich hat man da hin- und hergerät- selt, was denn dieses unaussprechliche Wort bedeuten könnte. „Sicher irgend so ein tschechischer Held“, dachten die Leute, „denn die Slawen haben es ja im- mer sehr mit den nationalen Mythen“.

Und natürlich hat man sich aufgeregt:

Soll denn ganz Wien tschechisch lernen, nur um zu verstehen, was sich hinter einem Stück eines Herrn Smetana ver- birgt? Das ist ja wohl ein bisschen viel verlangt. Also hieß ich ab nun „Moldau“

und musste unter diesem Namen mei- nen offensichtlich unvermeidlichen pädagogischen Siegeszug antreten.

AfS-Magazin: Das verwirrt mich

nun aber sehr, was Sie da sagen! Ist es Ihnen denn gar nicht wichtig, dass man versteht, was sich hinter Ihnen so alles an Wissens- und Schätzenswertem verbirgt?

Moldau: Naja, schon. Schließlich hat der Bedˇrich sich da wirklich eine ganze Menge Gedanken gemacht. Aber es geht ja nur noch um diesen ganzen Kram.

Ich selbst, ich meine, ich als Musik, bin doch oft nur noch Nebensache! Obwohl – dabei habe ich es eigentlich noch gut.

Wenn ich da an meinen jüngeren Nach- fahren Peter denke …

AfS-Magazin: Peter?

Moldau: Der mit dem Wolf! Und dem Opa und der Katze und was weiß ich!

Den hat es so richtig heftig erwischt mit Euch Musiklehrern.

AfS-Magazin: (etwas verstimmt) Ver- stehe. Es ist aber auch wirklich schwer für uns, es der Musik recht zu machen.

Moldau: Nun seien Sie nicht gleich beleidigt. Ich bin ja auch mit mir nicht immer ganz glücklich. Wenn ich da an die E-Dur-Version meines Themas am Ende denke: Alle meine Entchen!

Furchtbar banal, nicht wahr? Da hätte sich der Bedˇrich schon ein bisschen mehr Mühe geben können.

(Interview: Heinz Geuen) Glosse

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