Auffallend ist der hohe Anteil von 13 Prozent bereits maligne entarteter Polypen.
Breitbasige Rektumadenome
Die lokale endoskopische Schlin- gen-Abtragung ist bei einem beni- gnen Tumor im Rektum die Methode der Wahl. Sie ist für den Patienten kaum belastend. Auch beim Rektum- karzinom kann im Stadium pT1 unter bestimmten Bedingungen („low risk“) eine lokale Exzision mit kurati- ver Zielsetzung durchgeführt werden.
Hier ist jedoch die transanale, endo- skopische Mikrochirurgie (TEM) an- gebracht, bei der unter stereoskopi- scher Lupenvergrößerung im gesam- ten Rektum und unteren Sigma exakt präpariert werden kann.
Je nach Art, Größe und Lokalisa- tion des Tumors kann in Mukosekto- mie- oder Vollwand-Technik operiert werden. Durch Modifikation des Standard-Instrumentariums, zum Beispiel zu unterschiedlich abgewin- kelten Präparierhaken, können kom-
plette Darmsegmente auf eine Länge bis zu zehn Zentimetern reseziert werden, berichtete Dr. Karl Kipfmül- ler (Hildesheim). Bei den 255 von Kipfmüller et al. mit dieser Technik operierten Patienten ließen sich komplikationslos Segmentresektio- nen durchführen. Der Blutverlust be- lief sich im Mittel auf 97 ml. Im Durchschnitt dauerte die Operation 166 Minuten. Inzwischen konnte die- se Zeitspanne auf unter 120 Minuten gesenkt werden.
Die mittlere Größe der resezier- ten Präparate betrug rund 79 cm2, die der entfernten Tumoren 58,6 cm2, und das größte Segment hatte ein Ausmaß von 10 x 16 Zentimetern. Die histo- logische Analyse erbrachte zwölf Adenome und vier pT1-Karzinome.
Präoperativ waren alle Tumoren kli- nisch und endosonographisch als gut- artige Adenome eingestuft worden.
Die postoperativen Verläufe nach dem minimal-invasiven Eingriff wa- ren durchwegs komplikationslos. Die älteste Patientin war im 82. Lebens- jahr. Alle Patienten konnten nach etwa einer Woche entlassen wer-
den. Siegfried Hoc
Notizen
vom Europäischen Krebskongreß
Die Erfolge bei der Therapie des kolorektalen Karzinoms blieben heu- te noch weit hinter den Möglichkeiten zurück, erklärte Prof. Werner Hohen- berger (Erlangen/Nürnberg) auf dem Europäischen Krebskongreß in Ham- burg. Derzeit würden nur maximal zehn Prozent aller kolorektalen Kar- zinome im Rahmen von Vorsorgeun- tersuchungen erfaßt. Die Folge sei, daß mehr als 20 Prozent der Betroffe- nen wegen des weit fortgeschrittenen Tumorleidens von vornherein nicht mehr heilbar seien.
Dabei sei die Vorsorge bei die- sem Tumorleiden besonders aus- sichtsreich. Praktisch alle bösartigen Tumoren des Dickdarms und des Mastdarms durchliefen gutartige Vor- stufen, in denen sie längere Zeit ver- bleiben. Mittelfristig sei bei Adeno- men aber immer das Risiko der Ent- artung gegeben. Hohenberger setzte sich für eine jährliche Vorsorgeunter- suchung (Suche nach okkultem Blut in drei aufeinanderfolgenden Stuhl- proben) ab dem 50. Lebensjahr ein.
Eine weitere Verbesserung ist von der Einführung der Qualitätssi- cherung zu erwarten. Stärker als bei anderen Tumoren sei beim Kolorek- talkarzinom die Prognose von der Ge- schicklichkeit des Chirurgen abhän- gig. Langzeitstudien hätten ergeben, daß die Fünf-Jahres-Überlebensraten zwischen 45 und 80 Prozent schwan- ken – je nachdem, an welcher Klinik der Patient operiert wird. Die Deut- sche Krebsgesellschaft und die Deut- sche Gesellschaft für Chirurgie hätten durch die Erstellung von Leitlinien die Voraussetzungen für eine optima- le chirurgische Therapie geschaffen.
Diese gelte es nun umzusetzen.
Übrigens könne eine Verbesse- rung der operativen Versorgung auch helfen, die Kosten zu senken. Eine schottische Studie habe ergeben, daß die Kliniken mit den besten Ergebnis- sen auch am kostengünstigsten arbei- ten. Es gebe weniger postoperative Komplikationen, weniger adjuvante Therapien und weniger Rezidivope- rationen. Rüdiger Meyer A-3170
P O L I T I K MEDIZINREPORT
(38) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 47, 21. November 1997
Serologische Diagnostik kolorektaler Karzinome
Der serologische Nachweis von Tumorantigenen, wie CEA und CA 19-9, wird zur Diagnostik von kolorektalen Tumoren zwar praktiziert, ist jedoch nicht sehr aussagekräftig, da nicht nur vitale Tumorzellen erfaßt werden, son- dern auch kreuzreagierende Antigene normaler Zellen falsch positive Resulta- te liefern. Die ist zum Beispiel der Fall bei Phagozyten, die Tumorzellen aufge- nommen haben. Sicher dagegen ist der Nachweis von Tumorantigen-RNA durch die Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Diese Methode ist an das Vor- handensein vitaler Tumorzellen geknüpft. Dabei wird nicht das Antigen HL-6 selbst, sondern als Korrelat seiner Expression die entsprechende mRNA nach- gewiesen.
HL-6 ist ein membranintegriertes Protein mit Ionenkanal-Eigenschaften.
Es unterliegt physiologisch einer autologen Expressionshemmung. In Tumo- ren aber fehlt diese Hemmung, so daß es ungehindert exprimiert wird. Zur Be- stimmung der entsprechenden mRNA wird aus zehn ml heparinisiertem Voll- blut mit Hilfe von reserver Transkriptase (Umwandlung in cDNA), PCR und Nachweis durch Gel-Elektrophorese die mRNA des tumorassoziierten Anti- gens HL-6 bestimmt.
In einer klinischen Studie mit Patienten, die an kolorektalen Tumoren er- krankt waren, haben Dr. Th. Schiedeck et al. (Lübeck) das HL-6-Antigen be- stimmt und mit dem CEA-Titer verglichen. Von 50 Patienten zeigten 84 Prozent präoperativ einen positiven HL-6-Nachweis. Die CEA-Spiegel waren dagegen nur in 48 Prozent der Fälle pathologisch erhöht. Eine Kontrollgruppe aus 45 ge- sunden Probanden war HL-6-negativ. Aufgrund dieser Ergebnisse empfehlen Schiedeck et al. den Nachweis tumorantigenassoziierter mRNA als wertvolles und sensitives Instrument der Tumordiagnostik. S.H.