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as Bild, das die Deut- sche Telekom den Inve- storen vermittelt, ist so einfach nicht. Zwischen Welt- konzern und Hinterhofwerk- statt stufen Kapitalmarktex- perten den Kommunikations- riesen ein.Wer sich an die glanzvolle Show zur Börseneinführung erinnert, weiß, wie gekonnt Telekom-Chef Ron Sommer Schaum bei insgesamt dün- nen Fakten schlug. Damals habe ich ja bekanntlich an der Emission ziemlich rumge- mäkelt. Das hat den Kurs zwar nicht an einem Höhen- flug gehindert, aber letztlich setzte sich an der Börse doch die Erkenntnis durch, daß es dem Unternehmen an Bril- lanz mangelt. Der Kurs wur- de ordentlich zurechtgestutzt.
Wo ein Fettnäpfchen zu finden war, traten die Bonner auch rein. Schon die Ankün- digung, wechselwillige Kun-
den mit saftigen Gebühren zu erschrecken, ging schief. Die Regulierungsbehörde stampf- te diese lautstark und dreist angekündigten Pläne schnell ein, da die Telekom bisher noch nicht einmal einen ent- sprechenden Antrag gestellt hatte. Eine Peinlichkeit für einen Global Player.
Jetzt aber kamen Tatsa- chen auf den Tisch. Und die sehen alles andere als gut aus.
Zwar hat die Deutsche Tele- kom ihren Gewinn im ver- gangenen Jahr fast verdop- pelt, aber bei weitem nicht die Hoffnung erfüllt, die sie selbst geschürt hatte. Mit den 3,3 Milliarden Mark Über- schuß kann gerade mal die
versprochene Dividende von 1,20 Mark je Aktie bezahlt werden. Da bleibt keine mü- de Mark mehr übrig, die im- mensen Schulden abzubauen.
Besonders arg: In vielen Bereichen (Endgeräte, Ka- belnetze, Telefonzellen und Auskunft) produziert die Te- lekom prächtige Verluste, die von den guten Gewinnen im Festnetzbereich alimentiert werden müssen. Doch gerade hier drängen die Konkurren- ten mit preiswerteren Offer- ten in den Markt.
Vermutlich wird der Bör- senkurs nach einer Scham- frist, will heißen Kurspflege, unter die Dreißigmarkgrenze segeln. Anleger, die gut schla-
fen wollen, erwägen besser einen Verkauf der Aktie.
Muntere Spekulanten nutzen die Telekom-Aktie für Tra- ding-Operationen. Bei 28,50 Mark kaufen und bei 31 Mark verkaufen. Das könnte in den nächsten zwölf Monaten ein paarmal klappen. Börsebius
[44] Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 5, 30. Januar 1998
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
Ich lege großen Wert darauf, daß dieses Schrei- ben dem Herrn Bundesfi- nanzminister persönlich zur Kenntnisnahme und Beantwortung vorge- legt wird. Ich stelle hiermit den Antrag auf Auf- hebung der Soforthilfe und sämtlicher nicht geplanter Steuern.
. . . Sie saßen im vori- gen Jahr zwar auf Zim- mer 5, ich komme mit meinem Antrag wieder zu Ihnen, weil Sie mir’s so schön gemacht haben.
Was Sie mir da schreiben, geht über meinen Horizont. Ich lege hiermit Beschwer- de, Protest, Einspruch und Revision ein. Notfalls wer- de ich noch weitere Schritte
an höheren Stellen unter- nehmen.
Ferner habe ich noch eine Schwiegermutter im Hause, was auch eine Wertminderung meines Anwesens be- deutet . . .
Kann ich den Aufwand meiner Frau für Korsette, Mieder und andere körper- liche Korrekturmittel als
„verlorenen Baukostenzu- schuß“ von der Steuer ab- setzen?
Ich möchte Ihnen mit- teilen, daß meine verstor- bene Frau weiter nichts hinterlassen hat als die ge- tragene Kleidung und die Allianz-Versicherung.
Ich bin nicht steuerlich vorgebildet und kann mich daher nur wahrheitsgemäß äußern . . .
Die Kirchensteuer zahle ich unter Protest. Mit dem Herrgott da oben bin ich schon einig, nur mit dem Bodenpersonal klappt das noch nicht so ganz.
In diesem Jahr habe ich keinen Gewinn gehabt. Ich mußte meine Vorderfront renovieren lassen.
. . . wie soll ich meine Steuererklärung machen?
Ich bin Witwe und mein Mann ist tot.
Ich habe mich kürzlich hier als Schädlingsbekämp- fer niedergelassen und wür- de gern mal bei Ihnen vor- beikommen . . .
Ich bin verheiratet, mei- ne Frau ist eine außerge- wöhnliche Belastung, und Sonderausgaben macht sie ja nun ständig. Kann ich sie einfach irgendwo absetzen, oder muß es an einer be- stimmten Stelle sein?
Aus: „Heiteres Finanz- amt“, Stilblüten-Sammlung zum Vergnügen des Steuer- zahlers, Verlag Franz Scharl,
Unterhaching N
„Wie kann ich meine Frau absetzen?“
Stilblüten aus Finanzämtern
Börsebius zur Telekom
Lahme Ente
Durch meine Heirat bin ich in den Be- sitz eines großen Rindviehs gekom- men . . . Illustration: Ernst Hürlimann
Leserservice: Börse- bius-Telefonberatung – Wie an jedem 1. Samstag im Monat können Sie auch am 7. Februar 1998 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Rein- hold Rombach) anrufen.
Wenn Sie also rund ums Geld der Schuh drückt, wählen Sie bitte die 02 21/35 15 87. Die Tele- fonberatung ist kosten- los und ein Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.