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Archiv "TV-Kritik: Dubiose Information" (16.10.1998)

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A

ls ob es so sein mußte:

Die monatliche Telefon- beratung wurde im Ok- tober vom ersten Samstag des Monats um zwei Tage nach vorne verlegt. Das hatte zwar mit einer beruflich bedingten Abwesenheit des Autors zu tun, konnte gleichwohl als punktgenaue Landung für wirklich hochaktuellen Bera- tungsbedarf angesehen wer- den.

Denn genau an diesem er- sten Oktobertag stürzte der Deutsche Aktienindex DAX atemberaubend ab.

Viele Anrufer äußerten sich recht erbost über ihren Anlageberater. Noch am 30.

August, so schimpfte ein Hei- delberger, habe er das drin- gende Gefühl gehabt, seine Aktien verkaufen zu müssen.

Aber ein hohes Tier der Dresdner Bank, es sei wohl der Vizepräsident gewesen, aber so genau wisse er den Ti-

tel nicht mehr, habe ihn per- sönlich davon abgehalten, sich auf die Verkäuferseite zu begeben und seine durchaus beträchtlichen Gewinne si- cherzustellen. Das ist beileibe kein Einzelfall, ganz im Ge- genteil. Einem anderen An- rufer wurden bei einem DAX-Stand von 6 000 Punk- ten Investmentfondsanteile verkauft, und zwar Weltvisi- on von ADIG. Der Com- merzbank-Berater suggerier- te dem Erwerber, der DAX könne dieses Jahr durchaus noch über 7 000 Punkte stei- gen, und die anderen Indizes wie Dow Jones oder der briti- sche Footsie wären auch für prima Avancen zu haben.

Also alles in allem Jubel- stimmung, wo man hinschau- te. Auch als dieser Kunde zwischendurch kalte Füße be- kam und sich von den Antei- len trennen wollte, nörgelte der Banker lange herum, nach dem Motto „Wer ist denn hier der Fachmann, Sie oder ich?“ Also verließ auch diesen so Beratenen der Mut, und er tat nichts.

Bei allen diesen Börsen- schicksalen springt einem zweierlei ins Auge. Erstens haben manche Kunden durchaus ein gutes Gespür, ob sie eventuell nicht doch Gewinne mitnehmen sollten.

Auf der anderen Seite ver- trauen sie viel zu sehr dem

Anlagewissen des Bankers und lassen sich zu schnell die Butter vom Brot nehmen, sprich die Entscheidungsge- walt über ihr Depot. Dabei ist es keineswegs so, daß die Experten wissen, wie die Bör- se läuft, sie können besten- falls Vermutungen über die eine oder andere Richtung anstellen.

Ein schwacher Trost ist bestenfalls, daß bei einem DAX-Stand von etwa 4 000 Punkten in der Tat günstige Einstiegskurse winken. Aber ob das Tal nicht doch erst bei 3 000 Punkten liegt, weiß kei- ner.

Möglich ist alles, und da- her ist es das Beste, stufen- weise zuzukaufen. Sich in Demut zu üben war schon immer immer eine wichtige Börsianertugend. Sie gilt al- lerdings nicht nur für Kun- den, sondern auch für Ban-

ker. Börsebius

[44] Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 42, 16. Oktober 1998

S C H L U S S P U N K T

Post Scriptum

W

enn sich das Medium Fernsehen mit Medi- zin befaßt, so ist das gut und wünschenswert.

Doch Vorsicht! Selbst seriö- se medizinische Sachinfor- mation kann dubios werden, wenn es ihr an einer klaren Denkrichtung oder gar am Hauptelement ernstzuneh- mender wissenschaftlicher Aussage mangelt: einer prä- zisen Begriffsbestimmung.

Eben diese Mängel tra- ten beispielhaft zutage, als kürzlich eine Live-Sendung mit dem Titel „Alternative Medizin, Segen oder Schwin- del?“ mit großem Laienpu- blikum in einer Klinik auf- genommen und ausge- strahlt wurde. Allein der Ti- tel erwies sich als Lapsus.

„Segen oder Schaden?“ wä- re gerechtfertigt gewesen,

„Segen oder Schwindel?“

war irreführender Unsinn.

Wäre tatsächlich Schwin- del das Thema der Sendung gewesen, so hätte sie völlig anders konzipiert sein müs-

sen. Von Schwindel war dann auch während der ganzen Sendung kein einzi- ges Mal expressis verbis die Rede. Fatal nur, daß das Wort unkorrigiert blieb.

Ein Lapsus war auch, daß die Sendung lediglich er- laubte, Thesen und Antithe- sen gegeneinanderzustellen.

Denn bei Medizinthemen müssen auch die Nuancen des Verstehens, Nicht-Ver- stehens oder Nicht- verstehen-Wollens er- faßt werden, wenn das Gesamtbild stimmen soll. So unterlag das Thema der permanen- ten Gefahr, in eigen- brötlerischer Kasuistik steckenzubleiben. Breit- dargelegte Einzelfälle fraßen nicht nur kost- bare Minuten. Sie verstell-

ten auch die Aussicht auf die relevanten Probleme.

Was blieb, war ein ge- mischter Salat aus altchine- sischer Therapie, Wünschel- ruten, Akupunktur, Erd- strahlen, Magnetfeldern, Misteln und Echinacea rosa- cea. Der Blick auf das Span- nungsfeld „Schulmedizin – Alternativmedizin – Biome- dizin“ wurde eher getrübt als aufgehellt. Wenn bei die-

ser Live-Sendung trotzdem etwas Brauchbares heraus- kam, so ist das ein Verdienst des Ärztlichen Direktors der gastgebenden Klinik.

Die „Schulmedizin“, er- läuterte der Onkologe, weh- re sich weder gegen Neues noch gegen Andersartiges.

Sie müsse aber darauf beste- hen, daß jede Behandlungs- methode und jedes Heilmit- tel ebenso sorgsam geprüft und überwacht wird wie das Instrumentarium, dessen sich die „Schulmedizin“ be- dient, und das sie unablässig durch Forschung erweitert, verfeinert und aktualisiert.

Bei der Verbreitung solcher Gesichtspunk- te zu helfen könnte ei- ne verdienstvolle Auf- gabe künftiger Fern- seh-Sendungen sein – auch wenn es dabei zu Diskussionen kommt, die dem Primat der Wissenschaftlichkeit nicht gerecht werden.

Kurt Gelsner

TV-Kritik

Börsebius zu Aktien

Richtig in Not

Karikatur: CCC

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