Im Zuge des .Allfinanz-Geschäfts bemühen sich die meisten Finanzdienstleister um langfristige Kundengelder, für den Anleger rechnet sich aller- dings sehr oft das Geschäft nicht mehr.
Sparplane Drum prüfe, wer sich lange bindet
B
anken, Sparkassen und.Versicherungen, in zu- nehmendem Maße aber auch Vermögensverwalter und die Vertreiber in- und ausländischer Investment- fonds bieten eine breite Pa- lette von Anlagemöglichkei- ten mit dem Ziel, eine zusätz- liche Altersabsicherung zu er- reichen. Oft wird jedoch der eigene Gewinn vor die tat- sächlichen Bedürfnisse des potentiellen Anlegers ge- stellt, so daß jedes Angebot letztlich geprüft werden will.
Im Bankenbereich domi- nieren neben den im Zuge der Allfinanz-Offerten ange- botenen Lebensversicherun- gen die langfristigen Sparplä- ne, die meist mit einem zu- sätzlichen Versicherungs- schutz ausgestattet sind. Plus- punkt dieser Ansparvariante ist die Übersichtlichkeit, kann der aktuelle Kapitalstand doch jederzeit nachgelesen werden. Zudem wird der Er- trag durch keine Gebühren oder Provisionen geschmä- lert.
Auch das Grundprinzip, nach dem bei Vertragsende ein Bonus von bis zu 100 Pro- zent auf das angesparte Kapi- tal gezahlt wird, kann als po- sitiv gewertet werden — vor- ausgesetzt, der Anleger ist bei Fälligkeit der Bonuszahlung bereits im Ruhestand und kann so dem Fiskus ein Schnippchen schlagen. Nach- teil ist die oft niedrige Ver- zinsung: Eine Gesamtrendite von oft nur rund sieben Pro- zent ist angesichts der langen Kapitalbindung im Vergleich zu den Kapitalmarktrenditen
— derzeit rund neun Prozent — relativ „mager", noch vor we- nigen Monaten wurden sogar noch sechsprozentige Spar- pläne mit einer Zinsfest- schreibung über die gesamte Laufzeit (! ) angeboten.
Kapital-Lebens- versicherungen ...
Viel besser schneiden in der Renditerechnung aber auch Kapital-Lebensversiche- rungen nicht ab: Abhängig von Laufzeit und Versiche-
rungsgesellschaft bringen heute fällige Verträge zwi- schen 3,5 und 7,0 Prozent Rendite, auch für die Zu- kunft kann kaum mit wesent- lich besseren Zahlen kalku- liert werden.
... mit hohen Abschlußprovisionen
Geschmälert wird die Rendite durch die relativ ho- he Abschlußprovision und die laufenden Unkosten, zudem klagen Versicherte immer wieder über die mangelnde Transparenz ihrer Police:
Nur auf Anfrage teilen die meisten Gesellschaften ihren Kunden den aktuellen Kapi- talstand mit. Zwei erhebliche Vorteile hat die Kapital-Le- bensversicherung freilich: Ei- ne unveränderte steuerliche Behandlung vorausgesetzt, können einerseits Versiche- rungsbeiträge steuerlich im Rahmen der Höchstbeträge geltend gemacht werden, an- dererseits sind — und dies ist der wichtigste Punkt — die Er- träge völlig steuerfrei. Um da- mit konkurrieren zu können, müßte eine andere Kapitalan- lage schon mindestens zehn Prozent Nettoertrag abwer- fen — und dies ist auch heute nicht einfach.
Steuerlich schlechter ge- stellt, dafür aber besonders flexibel in der Handhabung sind Ivestmentkonten, auf die der Anleger beliebige Beträ- ge meist ab 50 DM einzahlen kann. Über jede Einzahlung wird der Anleger in Form ei- nes Kontoauszuges infor- miert, Verfügungen sind meist auch dann jederzeit möglich, wenn ursprünglich ein Sparplan vereinbart wur- de. Kosten für den Abschluß und die Kontoführung fallen
grundsätzlich nicht an, jedoch muß der Anleger bei jeder Einzahlung den Ausgabeauf- schlag — meist 2,5 bis 6,0 Pro- zent — berücksichtigen, der Investmentsparen erst mittel- bis längerfristig interessant macht.
Welchen Fonds der Anle- ger wählt, bleibt ihm selbst überlassen: Aktienfonds sind relativ riskant, waren aber in den letzten Jahren oftmals sehr ertragreich, Renten- fonds sind weniger riskant, bringen dafür aber selten überproportionale Gewinne.
Immobilienfonds schließlich weisen einen recht stabilen Ertrag aus, der jedoch regel- mäßig unter den aktuellen Renditen am Kapitalmarkt liegt.
Möglich ist übrigens auch die Koppelung eines Invest- mentkontos an eine Risiko- Lebensversicherung, über die das Sparziel abgesichert wird.
Freilich bietet sich in diesem Fall die „Fondsgebundene Lebensversicherung" als Al- ternative an, sind dort die Er- träge doch — trotz weitgehend identischer Konstruktion — steuerfrei.
Wer seine Vorsorge selbst betreibt ...
Immer mehr Anleger ge- hen inzwischen freilich dazu über, zumindest einen Teil ih- rer Vorsorge selbst in die Hand zu nehmen. Die Absi- cherung des Todesfall-Risi- kos erfolgt dabei über eine — möglicherweise bereits beste- hende — Risiko-Lebensversi- cherung, die auf Wunsch auch mit fallender Versiche- rungssumme ausgestattet ist.
Die Ansparung der monatli- chen Raten erfolgt zunächst über ein herkömmliches
Sparkonto, von dem jedoch ab einer „lohnenden" Summe
— also etwa 1000 bis 2000 DM, Beträge von mehr als 2000 DM können einer Kündi- gungsfrist unterliegen — fest- verzinsliche Wertpapiere ge- kauft werden.
Damit auch vorzeitige Verfügungen des Anlegers über einen Teil des Kapitals möglich werden, sollte der Anleger auf eine Streuung der Laufzeiten achten. Wird das Geld jedoch zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt benötigt, können auch stets Anleihen der gleichen Emis- sion gekauft werden, wobei insbesondere Bundesanlei- hen und Bundesobligationen derzeit eine besonders attrak- tive Rendite bieten.
Achten sollte der Anleger jedoch auf die Spesen: Man- che Institute wollen Mini- Transaktionen über die Ge- bühren ausschalten und ver- langen Mindestspesen von 30 bis 50 DM je Wertpapierkauf, was bei einer Anlagesumme von 1000 DM immerhin fünf Prozent Einstiegskosten be- deutet.
... sollte sich rechtzeitig eine Strategie ausdenken
Jeder Anleger sollte sich mithin frühzeitig über seine persönliche Anlagestrategie Gedanken machen. Als Basis der zusätzlichen Altersvor- sorge wird wegen der attrakti- ven steuerlichen Rahmenbe- dingungen meist eine Kapi- tal-Lebensversichrung fungie- ren, während als aufbauende Elemente durchaus das In- vestmentkonto oder der selbst konstruierte Anlage- plan Bedeutung gewinnen können. Stets sollte als Ver- tragspartner nur ein bekann- tes Institut gewählt werden, tummeln sich doch in der Branche der Finanzdienstlei- ster auch zahlreiche „schwar- ze Schafe", die ihre Kunden vornehmlich per Telefon su- chen. pj A-3464 (104) Dt. Ärztebl. 87, Heft 44, 1. November 1990
