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urzeit haben Besucher des Überseemuseums in Bremen die Möglichkeit, dem Bösen in all seinen Erscheinungsformen zu be- gegnen. Das Konzept zur Sonder- ausstellung „All about Evil“ stammt aus dem Tropenmuseum in Amster- dam und ermöglicht dem Besucher eine kulturver- gleichende Suche nach den dunklen Seiten des menschlichen Daseins. Auf diese Weise ist eine spekta- kuläre Zusammenstellung von zahlreichen Leihgaben aus dem In- und Ausland sowie Exponaten aus dem eigenen Bestand entstan- den, die den Besucher in die Welt des Bösenentführt.
Neben religiöser und zeitgenössischer Kunst, archäologi- schen und ethnogra- fischen Schätzen so- wie naturkundlichen Ausstellungsstücken lebt das Thema auch durch den Zugang über Alltagsgegenstände aus der gegenwärtigen po- pulären Kultur der Mu- sik, des Films und des Spielzeugs. Dabei ent- stand eine spielerische und abenteuerliche Spu- rensuche in drei Kapiteln zu einem der komple- xesten Themen der Menschheitsgeschichte.
Kuratorin Silke Sey- bold und ihr Team spüren dem Ur- sprung des Bösen nach, sie zeigen die Gesichter des
Bösen, und wie der Mensch damit umgeht. „Dabei geht es uns um das übernatürliche, das metaphysische Böse und nicht um faktische Dinge wie Schwerverbrechen oder Natur- katastrophen“, erläutert die Ethno- login. Da das Böse überall auf der Welt immer da auftaucht, wo auch der Mensch ist, ist die Suche nach einer Erklärung dafür in allen Kul- turen und Religionen gegeben.
Wie aber soll der Mensch sich das Böse vorstellen? Wie damit um- gehen? Teufels- und Dämonendar- stellungen werden in Masken, Figu- ren und Bildern aus Indonesien, Sri Lanka, Japan, aber auch Amerika und Europa lebendig. Hexen, Vam- pire, Monster und andere böse Krea- turen gibt es auf dem alten Konti- nent genauso wie in Übersee oder Asien. Dabei haben viele dieser Ex- ponate etwas gemein: Sie können ihre Erscheinungsformen – aus Tier- und Pflanzenwelt entlehnt – abstrus verändern und zu technischen Hor- rorwesen wechseln. So zeigt sich das aktuelle Gesicht des Bösen in Filmen aus Hollywood bis Ghana, in Comics und in der Welt des Kin- derzimmers.
Die Zeichen des Bösen sind Hör- ner, Schwanz und Ziegenhuf, aber auch der Fledermausflügel und der rote oder schwarze Körper. Im
Reich des Bösen sind Teufel und Dämonen die Herrscher, und wenn das Böse für den Menschen sichtbar wird, so zeigt es sich in Kirchen- gemälden, Kunstwerken, in der Maskerade des Karnevals, in Litera- turdramen, Psychothrillern oder in der Werbung. Sein Name ist Teufel, Satan, Luzifer, Beelzebub. Reißzäh- ne, überlange Krallen und weit auf- gerissene Augen lassen erahnen, welche Macht die Dämonen haben.
Doch ihr wahres Gesicht enthüllen sie nur demjenigen, der sie kennt.
Das Böse verkörpert sich nicht nur als Hexe, Zauberer und Vampir, sondern auch als Werwolf oder Dra- che. Es wird lebendig im Kasper- letheater, in Märchen, Sagen, Gru- selgeschichten oder im Film.
Zu allen Zeiten versuchten Men- schen, sich der Macht des Bösen zu entziehen, es abzuwehren und sich dagegen zu schützen. Weltweit wer- den Segenssprüche und Amulette verwendet, die sich durch ihre Form, das Material oder die Farbe auszeich- nen. Sie werden als Kette um den Hals getragen, als Schutz über die Tür des Hauses angebracht, und in gefährlichen Lebenslagen traut man ihnen genauso Hilfe zu wie im All- tag, wenn man übernatürlichen Kräf- ten Einhalt gebieten will. I Hedda Schatz
Eine Spurensuche in drei Kapiteln zu einem der komplexesten Themen der Menschheitsgeschichte
Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 182. Mai 2008 A957
Die Ausstellung
„All about Evil – das Böse“
ist bis zum 18. Mai im Überseemuseum Bremen, Bahnhofplatz 13, 28195 Bremen, zu sehen. Telefon: 04 21/16 03 81 90 (Kasse), Fax: 04 21/1 60 38 99,
E-Mail: info@uebersee-museum.de, Internet: www.uebersee-museum.de, Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 9 bis 18 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen.
Zur Ausstellung ist das Buch All about Evil – Das Böse, Verlag Philipp von Zabern, erschienen.
„ALL ABOUT EVIL – DAS BÖSE“
Die dunklen Seiten des menschlichen Daseins
Kala Sungsang
Foto: Irene de Groot
Obasinjom, Hexenjäger
Foto:Gabriele Warnke