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Archiv "Mammakarzinom: Prognostisch wichtige Rezeptorbestimmungen: 2 Skepsis gegenüber ER-ICA-Test angebracht" (12.11.1987)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

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1 ER-D5-Antikörper erkennt nicht den Estrogen-Rezeptor

In der oben angeführten Ausga- be wird eine Diskussionsbemerkung zitiert, die ich auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Pa- thologie in Mainz (1985) gemacht haben soll (Seite 3360, 2. Spalte, 3.

Absatz): „Ein weiterer monoklona- ler Assay (ER-D5 Amersham Buch- ler) führt hingegen zur Reaktion mit zytoplasmatischen Rezeptoren. Die- se sind offenbar nicht mit dem spezi- fischen ER identisch." Dazu möchte ich folgendes anmerken:

Erstens entsteht der Eindruck, es sei sichergestellt, daß mit ER- ICA der Estrogen-Rezeptor nachge- wiesen wird. Dies trifft jedoch aus der Sicht des Biochemikers nicht zu.

Wir haben mehrfach versucht, Anti- körper gegen ER zu bekommen, die nicht wie in ER-EIA an Polystyrol- kugeln gekoppelt oder wie in ER- ICA in nahezu homöopathischer Verdünnung in speziell stabilisieren- den Lösungen aufbewahrt werden.

Dies ist jedoch essentiell für die Be- wertung der Antikörper-Qualität (Spezifität, Affinität zum Antigen, Erkennungsregion am Antigen).

Zweitens entsteht der Eindruck, es gäbe spezifische Estrogen-Rezep- toren (die seien im Kern lokalisiert und würden durch ER-ICA sichtbar gemacht) und unspezifische zyto- plasmatische Rezeptoren. Ein Re- zeptor interagiert jedoch per defini- tionem mit seinem Liganden auf hochspezifische Art und Weise, und diese Interaktion ist über den DCC- Assay im Cytosol meßbar. Ich habe nicht von einem zytoplasmatischen

Rezeptor gesprochen, sondern wört- lich: „Der ER-D5-Antikörper er- kennt vielleicht einiges, aber mit Si- cherheit keinen Estrogen-Rezep- tor" , sei er zytoplasmatischer oder nukleärer Herkunft. Es wurde auch nie von Amersham Buchler behaup- tet, daß mit dem ER-D5-Antikörper der Estrogen-Rezeptor dargestellt werden kann. Vielmehr handelt es sich bei ER-D5 um einen Antikör- per, der ein mit dem Estrogen-Re- zeptor assoziiertes Protein erkennt.

So kann man es auch in der Ge- brauchsanleitung nachlesen.

Ein paar kritische Anmerkun- gen möchte ich noch hinzufügen. W.

Remmele beschreibt richtigerweise, daß die Ergebnisse des ER-ICA und des DCC qualitativ nicht immer übereinstimmen. Allerdings können wir nicht die Erfahrung teilen, daß es sich in der Regel um die Kombi- nation ER-ICA +/DCC

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handelt;

wir fanden ebenso häufig die Kom- bination ER-ICA 0/DCC +.

Letztlich sei erwähnt, daß für das Wachstum ER-positiver Mam- ma-Karzinome nicht die Bindung ei- nes monoklonalen Antikörpers, von dem nicht sichergestellt ist, ob er mögliche Strukturvarianten des Est- rogen-Rezeptors erkennt oder ob er nicht unspezifisch mit anderen Pro- teinen interagiert, entscheidend ist, sondern die Bindungskapazität für Estrogene, und genau die wird mit der DCC-Methode gemessen.

Dr. rer. nat. Arnulf Heubner Abteilung für Experimentelle Endokrinologie, Universitäts- frauenklinik Mainz

Langenbeckestraße 1 6500 Mainz

2 Skepsis gegenüber ER-ICA- Test angebracht

Remmele resümiert in dem oben angeführten Artikel, daß auf Sicht zu erwarten sei, daß die bishe- rige Standardmethode der Steroid- hormon-Rezeptoranalyse, der bio- chemische Mehrpunkt-Sättigungsas- say, durch den histochemischen As- say der Firmen Abbott, genannt ER-ICA, ersetzt werden wird, vor allem dann, wenn neben dem ER- ICA auch ein histochemisches Ver- fahren zur Sichtbarmachung der Progesteron-Rezeptoren zur Verfü- gung stehen sollte. Soviel Kühnheit in der Behauptung fordert geradezu zu einer Replik heraus.

Vor allem im kritischen Ausland werden mehr und mehr Stimmen laut, die hinter die Spezifität des Ab- bott-Estrogenantikörpers ein deut- liches •Fragezeichen setzen. So ist nur bedingt möglich, mit dem Ab- bott-Antikörper HPLC-getrennte Estrogen-Rezeptoren im Säulen- eluat zu detektieren. Ferner ist zu konstatieren, daß zwischen dem bio- chemischen Assay und dem ER-ICA bestenfalls 70prozentige Überein- stimmung besteht, wobei der ER- ICA ein halbquantitatives Verfah- ren, allein auf subjektiver Beurtei- lung fußend, ist, während der bio- chemische Bindungsassay Estradiol- Rezeptorkonzentrationen objektiv zu quantifizieren in der Lage ist.

Darüber hinaus werden in Einzelfäl- len extreme Unterschiede in den Aussagen zwischen beiden Metho- den beobachtet: Rezeptor-Positivi- tät mit dem einen Verfahren bei Re- zeptor-Negativität mit dem anderen Verfahren und vice versa.

Ferner zeigen neuere Ergebnis- se von Iqubal, daß Estrogen-Rezep- toren aus Mammakarzinom-Zell- linien ein anderes Kompetitions- spektrum gegenüber natürlichen und synthetischen Steroiden aufwei- sen als Estrogen-Rezeptoren aus Normalgeweben. Das könnte hei- ßen, daß in bestimmten Karzinom- Zellinien der Estradiol-Rezeptor strukturell modifiziert ist. Bezogen auf den ER-ICA-Test, bei dem die zur Induktion monoklonaler Anti- körper verwendeten Estrogenrezep-

Mammakarzinom:

Prognostisch

wichtige Rezeptorbestimmungen

Zu dem Beitrag von Professor Dr. med.

Wolfgang Remmele in Heft 48/1986, Seiten 3359 bis 3362

Zwei Stellungnahmen

Dt. Ärztebl. 84, Heft 46, 12. November 1987 (75) A-3141

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toren aus MCF-7-Tumorzellen iso- liert wurden, könnte das bedeuten, daß die am histochemisch angefärb- ten Gewebeschnitt sichtbar gemach- te Heterogenität nicht unbedingt re- zeptorfrei und rezeptorreich bedeu- ten muß, sondern ebenso interpre- tiert werden kann als durch den mo- noklonalen Antikörper immunche- misch nicht erkennbarer Normal- Rezeptor beziehungsweise erkenn- bare Rezeptor-Modifikation.

Was bietet uns dagegen in der Aussage der biochemische Rezep- tor-Assay? Er hebt ab auf die phy- siologische Funktion von Rezeptor- molekülen, nämlich die spezifische Bindung eines Liganden, zum Bei- spiel von Estradiol, am Bindungsbe- zirk des Rezeptors und erlaubt die saubere Quantifizierung von Estro- gen-Rezeptoren im Tumor-Cytosol.

Mit diesem Verfahren werden nur funktionstüchtige, intakte Rezeptor- moleküle quantifiziert und nicht, wie beim Abbott-Verfahren, die Summe aus immunreaktiven Rezep- torproteinen, die sich zusammen- setzt aus intakten Rezeptorprote- inen und funktionslosen Rezeptor- bruchstücken beziehungsweise Re- zeptorvorstufen. Rufen wir uns in Erinnerung, daß per definitionem ausschließlich intakte Rezeptormo- leküle nur den hormonellen Impuls in der Zelle vermitteln können und nur diese lassen Rezeptor-gesteuerte hormonelle Therapiemaßnahmen wirkungsvoll werden.

Ich möchte ein weiteres, mir wichtig erscheinendes Argument in die Waagschale werfen. Wir haben uns jahrelang, und hier ist Prof. Bo- jar (Düsseldorf) in vorderster Front zu nennen, um eine Qualitätskon- trolle der Rezeptoranalyse bemüht und endlich mit hohem Standard in die Rezeptorroutine eingeführt. Das heißt, daß die sich an der Qualitäts- kontrolle beteiligenden Rezeptorla- bors in der Regel verläßliche Werte liefern, zumindestens aber sehr schnell auf methodische Fehler auf- merksam gemacht werden können.

Für das ER-ICA-Verfahren existiert aber keine unabhängige Qualitäts- kontrolle und wird auch auf abseh- bare Zeit aus prinzipiellen Gründen keine unabhängige Qualitätskon- trolle existieren können.

Abschließend möchte ich fest- stellen, daß der ER-ICA-Test ein möglicherweise interessantes Ver- fahren zur Ergänzung des biochemi- schen Assays sein könnte. Hier müßten aber in kontrollierten klini- schen Studien zehn Jahre Erfahrung mit dem biochemischen Assay nach- gearbeitet werden. Eines ist sicher, der biochemische Rezeptor-Assay ist nicht tot, er lebt und hat mehr denn je seine Berechtigung.

Prof. Dr. med. Kunhard Pollow Klinik und Poliklinik für

Geburtshilfe und Frauenkrank- heiten der Universität Mainz Abteilung für

Experimentelle Endokrinologie Langenbeckstraße 1 • 6500 Mainz

Schlußwort

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ER-D5-Antikörper: Wie Herr Heubner in seiner Zuschrift feststellt, hatte seine Mainzer Dis- kussionsbemerkung zum Inhalt, der ER-D5-Antikörper erkenne viel- leicht einiges, aber mit Sicherheit keinen ER. Ich habe dies so verstan- den (und zitiert), daß die mit diesem Assay erfaßten zytoplasmatischen Rezeptoren nicht mit dem ER iden- tisch seien. Der Einwand von Herrn Heubner reduziert sich damit auf den Punkt, daß man in diesem Zu- sammenhang nicht von zytoplasma- tischen Rezeptoren (anstelle etwa von „Bindungsstellen" des Typs II oder III) sprechen dürfe. Meine Aussage, daß der ER-D5-Assay nicht für den ER-Nachweis geeignet sei, wird hierdurch nicht bestritten, sondern inhaltlich bestätigt.

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Nachweis des ER durch den ER-ICA: Aufgrund der Greene- schen Arbeiten über den Abbott- Antikörper läßt sich feststellen, daß unter anderem folgende experimen- telle Daten für die spezifische Reak- tion des Antikörpers mit dem ER sprechen:

C)Sucrose-Gradienten-Analysen und Immunblotverfahren zeigen, daß der Antikörper selektiv mit ei- nem 65 KD-Protein reagiert, das Östradiol in typischer Weise bindet.

® Die Passage von östrogenbinden- dem Zytosolextrakt der Zellinie MCF-7 über ein Absorbens, das aus

mit Anti-ER-Antikörper beschichte- ter Sepharose besteht, führte zu ei- nem gleichen Ergebnis wie die Pas- sage des gleichen Zytosolextraktes über ein Absorbens, das aus östra- diolbeschichteter Sepharose besteht, nämlich zur Reinigung eines östra- diolbindenden 65 KD-Proteins.

Q Der Anti-ER-Antikörper verliert seine Fähigkeit zur Färbung der nukleären ER-Proteine im Gewe- beschnitt, wenn er zuvor mit gerei- nigten ER-Proteinen vorinkubiert (absorbiert) wurde.

Wenn Herr Heubner bedauert, daß er bisher keine Gelegenheit zur Reproduktion dieser Befunde hatte, so ist dies sicher kein schlagender Gegenbeweis. — Nach unseren Er- fahrungen trifft auch nicht zu, daß die Ergebnisse des ER-ICA und des DCC nur in 70 Prozent überein- stimmten, ganz abgesehen davon, daß eine solche fehlende Überein- stimmung zwischen beiden Verfah- ren aus methodischen Gründen prin- zipiell nicht für den DCC und gegen den ER-ICA spräche.

0 Qualitative Übereinstim- mung ER-ICA/DCC: In unserem Labor liegt die Übereinstimmung um 90 Prozent, wobei alle biochemi- schen Befunde aus dem gleichen La- bor (Bioscientia Ingelheim) stam- men und alle immunhistochemi- schen Befunde (ohne Kenntnis des biochemischen Befundes) von mir selbst erhoben wurden. Von bis heu- te untersuchten 396 Mammakarzino- men stimmten 354 im ER-ICA und DCC (Grenzwert positiv/negativ: 10 fmol-mg Protein) qualitativ überein.

31mal war nur der ER-ICA positiv, der DCC hingegen negativ. 11mal war der ER-ICA negativ, der DCC lag über 10 fmol/mg (9mal unter 20, je einmal bei 21 und 25 fmol/mg).

Zieht man die Grenze nicht bei 10, sondern (wie dies weithin geschieht) bei 20 fmol/mg, so liegen nur die beiden letztgenannten Werte dar- über, und zwar im alleruntersten Grenzbereich. Die korrekte Bewer- tung des ER-ICA am Kryostat- schnitt erfordert zweifellos entspre- chende morphologische Erfahrung.

0 Wertigkeit des DCC: In un- serer Arbeit in Virchows Archiv A 409; 127-147 (1986) haben wir meh- rere Arbeiten zitiert und zusätzlich A-3142 (76) Dt. Ärztebl. 84, Heft 46, 12. November 1987

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