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Archiv "Ärztinnen und Ärzte in Netzen – Lernziel: Gut übereinander reden" (01.04.2011)

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A 690 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 13

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1. April 2011

ÄRZTINNEN UND ÄRZTE IN NETZEN

Lernziel: Gut übereinander reden

Der eine sagt: Kein Geld, kein Netz. Der zweite verlangt: Nicht nach dem Gesetzgeber rufen, Unternehmer sein. Der dritte rät: Standespolitiker raus aus dem Netz, kollegiale, kooperative Ärzte hinein. Eindrücke von einem Kongress in Berlin

E

in Hörsaal auf dem Campus Virchow-Klinikum der Berli- ner Charité, Beginn des 6. Kongres- ses für Gesundheitsnetzwerker.

Film ab! Man sieht und hört, was Passanten in Arztpraxen getan und erlebt haben. „Ich nehme immer Überweisungen auf Vorrat vom Hausarzt mit“, sagt einer. Ein ande- rer erzählt von seiner Behandlung:

„Dass das mit der Zusammenarbeit zwischen den Ärzten nicht geklappt hat, hat mein Doktor selbst gesagt.“

Deutschland – immer noch Ver- netzungswüste, was die medizini- sche Versorgung anbelangt? Nein, sagt Thomas Ballast, Vorstandsvor- sitzender des Verbandes der Ersatz- kassen: „Es sind schon viele, die sich anstrengen. Die Vernetzungs- idee ist zudem auch in der Arbeit an Behandlungspfaden oder an Medi- zinischen Versorgungszentren er- kennbar.“ Mehr und mehr Ärzte wollten wissen, „wer um sie herum arbeitet und was derjenige kann“.

Keine Wüste, findet auch Dr.

med. Dirk Heinrich, Bundesvorsit- zender des NAV-Virchow-Bundes.

Netze sind nach seinen Worten für Ärzte an sich attraktiv, scheitern aber häufig, weil das Geld für eine vernünftige Organisationsstruktur fehlt. Deshalb sei es sinnvoll, einen Innovationsfonds für deren Aufbau- finanzierung zu schaffen und so vernetzte Versorgung zu fördern.

Eine realitätsferne Forderung, meint Joachim Bovelet, Vorsitzen- der der Geschäftsführung von Vi- vantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH, zu dem die kommunalen Kliniken der Hauptstadt gehören:

„Die Hoffnung, dass eine Regie- rung mehr Geld aufbringt für einen solchen Topf, ist absurd.“ Bovelet empfiehlt, „weniger legislativ ein- zufordern und mehr selbst zu ma- chen“. Als ein Beispiel fürs Selber-

machen führt er die Kooperation von Vivantes und Charité im Rah- men eines gemeinsamen Labors an.

Alles wie gehabt in der Diskus - sion über Ärztenetze? Die einen fordern Geld, die anderen machen einfach irgendwie? Wer nur die Kongresseröffnung verfolgte, hätte auf diese Idee kommen können.

Doch zahlreiche Workshops beleg- ten, dass es neben der Debatte über Grundsatzfragen regen Austausch zu Einzelthemen gab, die bestehen- de Netze beschäftigen.

Eines wird immer deutlicher: Die Hoffnung, neue Netze könnten ohne weiteres von etablierten lernen und Entwicklungsstufen überspringen, um rasch ins Vertragsgeschäft ein- zusteigen, hat sich nicht erfüllt. Das gelingt offenbar selbst dann nicht, wenn sie professionell beraten wer- den. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die „weichen Faktoren“ für ein erfolgreiches Netz wichtiger sind, als mancher wahrhaben will.

Ist man bereit, sich Mehrheits - beschlüssen unterzuordnen? Traut man den Kollegen im Netz? Schätzt man, wie diese arbeiten? Wie ent- scheidend solche Aspekte sind, ver- deutlicht beim Kongress Manfred Spann, dessen Unternehmen fünf Ärztenetze in Bayern betreut. „Ler- nen wir doch erst einmal, gut über- einander zu reden“, habe ein Arzt neulich treffend formuliert, sagt Spann. So weit seien viele Ärzte- netze noch gar nicht.

Ein weiteres Hindernis, über das nicht gern geredet wird: Mancher, der im Netz eine wichtige Aufga - be übernommen hat, engagiert sich auch in einem Berufsverband.

Spann ging darauf nicht näher ein. Aber man kann sich vorstellen, dass beispielsweise ein Netzvor- stand mit großem Interesse an Se- lektivverträgen des eigenen Berufs- verbands nicht der beste Fürspre- cher eines fachgruppenübergreifen- den Netzes ist.

Auch die Kassenärztliche Bun- desvereinigung (KBV) wird Ärzte- netzen demnächst eine Plattform bieten (siehe Kasten). Sie seien auf- grund ihrer Struktur und ihres Selbstverständnisses eine wertvolle Ergänzung zum Kollektivvertrag, betont der zuständige KBV-De - zernent, Dr. med. Bernhard Gi- bis. „Kassenärztliche Vereinigungen könnten in Zukunft mit Netzen be- stimmte Aufgabenteilungen verein- baren, um die ambulante ärztliche Versorgung sicherzustellen, oder möglicherweise gemeinsam Selek- tivverträge abschließen“, ergänzt er.

Was zukunftsweisend sei an Ärzte- netzen? Mehreres, betont Gibis,

„ein großes Maß an Kollegialität, die freiberufliche Ausrichtung, ge- meinsam definierte und an der Ver- sorgung orientierte Ziele.“ ■ Sabine Rieser Die KBV veranstaltet zum zweiten Mal eine Versorgungs-

messe in Berlin, und zwar vom 3. bis 5. Mai. Angeboten wird ein Mix aus Diskussionsrunden, Workshops und Prä- sentationen von Ausstellern. „Schwerpunkt ist der The- menkreis sektorenübergreifende Versorgung“, erläutert

der zuständige KBV-Dezernent, Dr. med. Bernhard Gibis.

So werden Ärztenetze ihre Arbeit vorstellen.

„Ähnlich wie im letzten Jahr werden wir uns mit Fragen der Versorgungsplanung befassen“, sagt Gibis. „Neu ist, dass wir auch Themen diskutieren werden wie die Verein- barkeit von Familie und Beruf.“ Weitere Informationen:

www.kbv.de/veranstaltungen/messe.html

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