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Archiv "Versorgung geriatrischer Patienten: Die Hälfte der Pflegenden wird körperlich attackiert" (24.12.2012)

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A 2588 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 51–52

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24. Dezember 2012 ne Analyse der ersten Periode auch

eine Änderung der empirischen Antibiotikatherapie zur Folge hatte, die auch eine Reduktion der Letali- tät bewirkt haben könnte“, kom- mentiert Prof. Dr. med. Bernd Salz- berger, Regensburg. „Zudem unter- schied sich die Behandlung der Patienten mit Verdacht auf Sepsis nicht: Hier wurden auch bei der konservativen Therapie rasch empi- risch Antibiotika eingesetzt.“ Un- klar sei, wie groß diese Patienten- gruppe war. Prinzipiell muss also nach Ansicht von Salzberger davon ausgegangen werden, dass die kon- servative Strategie sich von der ag- gressiven Strategie nur bei weniger kranken Patienten unterscheidet.

Zudem wurde keine randomisierte Intervention durchgeführt, die In- tervention ist nur recht vage be-

schrieben. Daher müssten diese Er- gebnisse in großangelegten, multi- zentrischen Studien auf den Prüf- stand gestellt werden.

Fazit: Bei Patienten mit auf der In- tensivstation erworbenen Infektio- nen gibt es Hinweise darauf, dass eine Antibiotikatherapie, die erst ein- gesetzt wird wenn objektive Krite- rien für eine Infektion vorliegen, besser wirkt als eine sehr rasche, aggressive empirische Antibiotika- therapie – mit Ausnahme von Pa- tienten, die klinische Zeichen einer Sepsis haben. Dr. rer. nat. Susanne Heinzl

Hranjec T, et al.: Aggressive versus conserva - tive initiation of antimicrobial treatment in criti- cally ill surgical patients with suspected inten- sive-care-unit-acquired infection: a quasiexpe- rimental, before and after observational cohort study. Lancet Infect Dis 2012; 12: 774–80.

Bestimmte Berufsgruppen sind bei ihren beruflichen Kontakten erhöh- ten Risiken für verbale und körper- liche Attacken ausgesetzt. Ein Wis- senschaftlerteam der Universität Hamburg hat in der bislang um- fangreichsten Untersuchung, die es zu dieser Fragestellung in Deutsch- land gibt, retrospektiv die Häufig- keit von verbalen und körperlichen Angriffen auf Ärzte und Pflegende in der Geriatrie und die Effekte von präventiven Schulungen untersucht.

Außerdem wurde nach der psy-

chischen Belastung nach solchen Attacken gefragt.

Erhoben wurden Daten von 1 973 Mitarbeitern und Mitarbeite- rinnen in 39 Institutionen. Sie ar- beiteten in Einrichtungen für Be- hinderte (6), Krankenhäusern (6) und Einrichtungen für die ambulan- te oder stationäre geriatrische Ver- sorgung (27). Die Frage nach der Häufigkeit verbaler und physischer Attacken bezog sich auf den Zeit- raum der letzten 12 Monate.

56 % derjenigen, die die Frage- bogen ausgefüllt hatten (n = 1 973 von 6 302; Response-Rate 31,3 %;

80,4 % weiblich), gaben an, wäh- rend des vergangenen Jahres Ziel von körperlichen Angriffen gewe- sen zu sein, meist in Fotm von Krat- zen, Schlagen und Stoßen. 78 % be- richteten über Beschimpfungen.

Am häufigsten waren körperliche Angriffe in stationären Einrichtun- gen der Altenpflege mit 63 %, ver- bale Attacken waren in Behinder- teneinrichtungen am häufigsten (86 %). Bei Befragten jünger als 50 Jahre war das Risiko, verbalen Attacken ausgesetzt zu sein, (Odds Ratio [OR] 1,8 bis 1,9; 95-%-Kon-

fidenzintervall [KI] 1,0–2,9) gegen- über älteren erhöht. Für körperliche Attacken wurde ein erhöhtes Risiko für die Gruppe der unter 40-Jähri- gen gefunden (OR 1,8; 95-%-KI 1,3–2,5). Geschlechterunterschiede fand das Autorenteam nicht.

Mit knapp 60 % machten ausge- bildete Pflegekräfte den größten Teil der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer aus, die übrigen waren Assistenten der Versorgung, Sozialarbeiter, Schulungspersonal oder Ärzte (1,5 %; n = 30). Von den Ärzten berichteten 72 % über ver- bale Attacken und 48 % über kör- perliche. Kritische Situationen in der Pflege entstanden meist bei der Körperhygiene und beim Anziehen.

Ein Drittel derer, die Aggressio- nen ausgesetzt waren, fühlte sich dadurch seelisch erheblich belastet.

Schulungen für den Umgang mit körperlichen und verbalen Aggres- sionen senkten diese Risiken (OR 0,5; 95-%-KI 0,4–0,7) und hatten einen positiven Effekt auf die seeli- sche Belastung (OR 0,6; 95-%-KI 0,4–0,8).

Fazit: Mitarbeiter des deutschen Gesundheits- und Versorgungssys- tems, die alte Menschen pflegen und behandeln, sind häufig körper- lichen und verbalen Aggressionen ausgesetzt. „Diese sehr wichtige Studie weist darauf hin, dass wir dringend die Aus- und Weiterbil- dung in Bezug auf die beschriebene Problematik verbessern müssen: in Pflegeschulen, medizinischen Hoch- schulen und direkt in den Klini- ken“, kommentiert Univ.-Prof. Dr.

med. Ralf-Joachim Schulz, Lehr- stuhl für Geriatrie der Universität zu Köln. „Die Probleme werden künftig eher zunehmen, und die Be- rufsgruppen müssen sich darauf ausbildungstechnisch besser ein- stellen können.“ Außerdem sollte ärztliches und pflegerisches Perso- nal in der Geriatrie die Möglichkeit einer Supervision erhalten.

Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze

Schablon A, Zeh A, Wendeler D, Peters C, et al.: Frequency and consequences of violence and aggression towards employees in the Ger- man healthcare and welfare system: a cross- sectional study. BMJ open 2012; 2: e001420;

doi: 10.1136/bmjopen-2012–001420 VERSORGUNG GERIATRISCHER PATIENTEN

Die Hälfte der Pflegenden wird körperlich attackiert

GRAFIK

Häufigkeit von verbalen und körperlichen Attacken in verschiedenen Formen der Versorgung geriatrischer Patienten

Aggressionsarten in %

Allgemeinkran- kenhäuser

stationäre ge r - iatrische Vers.

ambulante ge r - i atrische Vers.

Behinderten- einrichtungen

modifiziert nach: BMJ Open 2012; doi: 10.1136/bmjopen-2012-001420

verbale Aggression körperliche Aggression

M E D I Z I N R E P O R T

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