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Kein Geld für neue Wege?Diskussion über bessere Versorgung geriatrischer Patienten

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308 Bayerisches Ärzteblatt 6/2002

KVB informiert

Bei einer Informationsveranstaltung der Bezirks- stelle München Stadt und Land der Kassenärzt- lichen Vereinigung Bayerns (KVB) diskutierten Mitte April rund 60 Münchner Hausärzte über neue Wege der Versorgung geriatrischer Patien- ten. Basis waren die Projekte, die wir bereits in der Oktoberausgabe 2001 des Bayerischen Ärz- teblattes vorgestellt haben.

„Immer wieder sind in den Medien Berichte über die schlimmen Zustände in Alten- und Pflegeheimen zu finden. Wir Ärzte können nicht länger schweigen, wir müssen uns zu Wort melden“, so eines der Anliegen, die der stellvertretende Vorsitzende der KVB-Be- zirksstelle München Stadt und Land, Dr. Ga- briel Schmidt, eingangs formulierte. In der medizinischen Versorgung der geriatrischen Patienten liege einiges im Argen. Als Beispiel nannte Dr. Schmidt, dass in vielen Heimen zwar die Zahl der betreuenden Ärzte hoch, die Anwesenheit allerdings umso niedriger sei. Die fehlende Verzahnung zwischen den Versorgungsbereichen führe dazu, dass die Patienten unkoordiniert aus den Kranken- häusern entlassen und anschließend nicht ausreichend zu Hause oder im Heim versorgt werden könnten. Ergebnis davon ist dann die erneute Einweisung ins Krankenhaus. Dazu kommt laut Dr. Schmidt eine ablehnende Haltung der Krankenkassen gegenüber neuen Lösungsansätzen: „Die Finanzierung innova- tiver Ideen wird von den Krankenkassen nur dann erwogen, wenn sich ganz konkrete Ein- sparungen in anderen Bereichen nachweisen lassen.“ Jüngstes Beispiel für die abwehrende Position der Kassen: Das Konzept der Schwerpunktpraxis, für das der Münchner Allgemeinarzt Dr. Günther Schmitt immer- hin mit dem Berliner Gesundheitspreis aus- gezeichnet worden war, liegt derzeit auf Eis.

Viele gute Ideen

Auch bei den anderen vorgestellten Projekten zeigte sich, dass die Umsetzung mit zahlrei- chen Hürden verbunden ist.

Ikarus (Initiativkreis ambulanter Reha und soziale Dienste im Münchner Norden e. V.) ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Haus-, Fach- und Klinikärzten, ambulanten Pflege- und sozialen Diensten, Krankengym-

nasten, Ergotherapeuten und weiteren Be- rufsgruppen. Ziel ist es, den alten Menschen möglichst lange das Leben in der gewohnten Umgebung zu ermöglichen und die Einwei- sung in ein Pflegeheim zu vermeiden. Ein ei- gens konzipiertes Fallgespräch soll dafür die Basis bilden. Geplant ist die Einführung geriatrischer Weiterbildungskurse für Haus- ärzte in München, bestehend aus einem um- fassenden theoretischen Teil und Hospitatio- nen in Kliniken und ambulanten Einrich- tungen.

Dr. Elmar Schmid, Allgemeinarzt und Ge- schäftsführer der Gesellschaft für Manage- ment im Gesundheitswesen (GMZ), stellte gleich zu Beginn klar, dass das von ihm ver- tretene Konzept mit Heimbesuchen nach Dienstplan nicht einfach umsetzbar sei: „Die Krankenkassen sind mehr als zurückhaltend, weil sie befürchten, dass ein neuer Honorar- topf geöffnet werden muss.“ Dabei könnte man mit der Durchführung des Projektes nicht nur eine qualitativ hochwertige und kontinuierliche Versorgung multimorbider Patienten sicherstellen, sondern auch unnöti- ge Kosten vermeiden. Dr. Schmid rechnete vor, dass bei jährlichen Zusatzkosten von sie- ben Millionen Euro und einer Startpauschale von einer Million Euro Einsparungen von bis zu 30 Millionen Euro pro Jahr realisierbar wären.

Mit der geriatrischen Brückenstation könnte die Verbindung zwischen Klinik und ambu- lantem Bereich geschaffen werden. Nachdem die Verhandlungen über einen Start des Pro- jektes mit 30 Betten am Städtischen Kran- kenhaus München-Harlaching weit vorange- schritten waren, haben die Kassen nun auf die Bremse getreten. Der Organisator Dr. Albert Standl bedauerte dies: „Das Modell kann langfristig dazu beitragen, Kosten zu senken.

Der sofortige Nachweis von Einsparungen ist aber leider nicht möglich.“

Keine Entschuldigung

Als Gast war der Sozialpädagoge Claus Fussek zu der Veranstaltung gekommen. Ihn packe die „blanke Wut“, wenn so hervorra- gende Modelle nicht realisiert werden könn- ten. Er forderte die Ärzte dazu auf, aktiver zu werden, denn so Fussek: „Für alle Missstände gibt es eine Menge Erklärungen, aber keine Entschuldigung.“ In diesem Sinne werden die engagierten Ärzte weiter dafür kämpfen, ihre Modelle eines Tages doch noch in die Tat umzusetzen.

Martin Eulitz (KVB)

Kein Geld für neue Wege?

Diskussion über bessere Versorgung geriatrischer Patienten

Sprachen über Möglichkei- ten einer besseren geriatri- schen Versorgung:

Dr. Elmar Schmid, Dr. Gabriel Schmidt, Claus Fussek und Dr. Albert Standl (v. li.).

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