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Durch die Bibel. Apostelgeschichte 1,4-26. Jesus kehrt zu seinem Vater in den Himmel zurück

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Academic year: 2022

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Durch die Bibel

Apostelgeschichte 1,4-26

Jesus kehrt zu seinem Vater in den Himmel zurück

Die Apostelgeschichte: niedergeschrieben von einem gewissen Lukas, der als Arzt tätig ist und der von Paulus als ein geliebter Freund bezeichnet wird (vgl. Kol 4,14). Er ist auch der Autor des

Lukasevangeliums und hat diese beiden neutestamentlichen Bücher verfasst, um sie seinem

Zeitgenossen Theophilus zukommen zu lassen. Das geht sowohl aus dem Vorwort zum Lukasevangelium wie auch aus dem Vorwort zur Apostelgeschichte hervor. Das gesamte erste Kapitel der

Apostelgeschichte ist im Grunde nichts anderes als ein zusammenfassender Bericht über das, was in den vierzig Tagen nach der Auferstehung Jesu passiert ist. Somit knüpft das erste Kapitel direkt an die vier Evangelien an und bildet einen Übergang zu den nachfolgenden Ereignissen.

JESUS KEHRT ZU SEINEM VATER IN DEN HIMMEL ZURÜCK

Auf das Vorwort, bestehend aus den ersten drei Versen, bin ich in der letzten Sendung bereits eingegangen. Darin wurde hervorgehoben, dass Jesus auch nach seiner Auferstehung den Kontakt zu seinen Aposteln gesucht hat. – Vers 4:

„Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt“ (Apg 1,4).

Das erinnert mich irgendwie an den Spruch, den ich als Kind zu hören bekam, wenn ich bereits ein paar Tage vor meinem Geburtstag meine Geschenke haben wollte: Vorfreude ist die schönste Freunde. Die Apostel Jesu wissen allerdings wohl schon, welches Geschenk sie bekommen sollen. Denn Jesus spricht hier von der „Verheißung des Vaters, die ihr von mir gehört habt“. Gemeint ist damit das Kommen des Heiligen Geistes. Doch allein die Tatsache, dass sie Jerusalem nicht verlassen sollen, macht den Aposteln unmissverständlich klar: Diesmal wird es sich wohl um ein ziemlich spektakuläres Ereignis handeln.

Außerdem fügt Jesus seiner Ankündigung hinzu – Vers 5:

„Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen“ (Apg 1,5).

Mit diesen Worten zieht Jesus einen klaren Trennungsstrich zwischen der rituellen Taufe mit Wasser, wie sie wohl jeder von uns schon einmal im Rahmen eines Gottesdienstes erlebt hat, und der Taufe mit dem Heiligen Geist. Beides ist nicht identisch. Wer mit Wasser getauft wird, bekommt dadurch nicht automatisch die Taufe mit dem Heiligen Geist. Wenn man den Unterschied erklären will, muss man seine Worte sorgfältig abwägen. In diesem Sinne bin ich jetzt ein bisschen unvorsichtig, indem ich die

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Taufe mit dem Heiligen Geist als die wahre Taufe bezeichnen möchte. Denn durch den Empfang des Heiligen Geistes wird ein Christ zu einem Bestandteil der Gemeinde Jesu. Dabei geht es natürlich nicht um eine Mitgliedschaft oder um das Unterschreiben einer Beitrittserklärung. Sondern ein Mensch wird ein Teil des „Leibes Jesu“, wie der Apostel Paulus sich vermutlich ausdrücken würde. Im ersten

Korintherbrief schreibt er zum Beispiel: „Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied“ (1 Kor 12,27).

Die Taufe mit Wasser dagegen ist eine von Jesus eingesetzte zeichenhafte Handlung. Zeichenhaft bedeutet, dass etwas Nichtsichtbares durch ein Zeichen, in diesem Fall durch die Taufe mit Wasser, sichtbar gemacht wird. Im Allgemeinen wird die Taufe mit dem Tod Jesu in Verbindung gebracht. Im Römerbrief, Kapitel 6, stellt Paulus die Frage: „Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft?“ (Röm 6,3). Ganz in diesem Sinne hat der deutsche

Reformator Martin Luther gefordert: „Der alte Adam in uns soll ersäuft werden.“ Die Taufe mit Wasser gilt vielen Christen aber auch als ein Symbol für das Abwaschen der Sünden.

Den Aposteln wurde also von Jesus in Aussicht gestellt, dass sie (Vers 5) mit dem Heiligen Geist getauft werden sollen. Wie ich eben schon sagte: Durch den Empfang des Heiligen Geistes wird ein Christ zu einem Bestandteil der Gemeinde Jesu. Doch eine christliche Gemeinde gab es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Denn erst mit dem Kommen des Heiligen Geistes kann sie überhaupt entstehen. – Vers 6:

„Die nun zusammengekommen waren, fragten Jesus und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?“ (Apg 1,6).

Die Art, wie Jesus seinen Aposteln im nächsten Vers darauf antwortet, empfinden viele Bibelleser wie eine schroffe Zurückweisung. Doch ich glaube nicht, dass Jesus die Frage der Apostel als eine dumme Frage einfach zurückweisen wollte. Denn wie er selbst, so wurden auch die Apostel auf der Grundlage des Alten Testaments erzogen. Die alttestamentlichen Schriften waren ihre „Bibel“. Und deshalb sehnten sie sich nach dem verheißenen Messias, der hier auf der Erde sein Königreich errichten wird.

Manche Christen mögen die Apostel wegen dieses Glaubens belächeln, weil sie als Christen auf eine Zukunft im Himmel hoffen. Aber auch, wenn es manchmal so scheint: Die Erde ist nicht dazu bestimmt, von Gott irgendwann unter seinen Teppich gekehrt zu werden. Ganz im Gegenteil: Nach dem Zeugnis der Bibel steht der Erde noch eine große Zukunft bevor. Genau davon sprachen die Apostel, als sie Jesus fragten: „Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?“ Wir brauchen uns nur daran zu erinnern, dass am Kreuz Jesu ein Schild befestigt wurde mit der Aufschrift: „Dies ist Jesus, der Juden König“ (Mt 27,37). Er wird eines Tages wiederkommen und in der Tradition seines Vorfahren, des Königs David, sein Reich auf der Erde errichten, und zwar für das jüdische Volk. Auf die Christen jedoch wartet eine Zukunft im Himmel. – Vers 7:

„Jesus sprach aber zu ihnen [den Aposteln]: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat“ (Apg 1,7).

Wie gesagt, diese Antwort Jesu würde ich nicht als eine Zurückweisung bewerten. Jesus gibt ihnen

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lediglich zu verstehen: „Der Zeitpunkt für die Errichtung meines Königreiches auf Erden ist noch nicht gekommen! Jetzt steht erst mal etwas anderes auf der Tagesordnung.“ Nämlich die Geburtsstunde der christlichen Gemeinde oder Kirche. Später, beim sogenannten Apostelkonzil in Jerusalem, wird Jakobus darauf hinweisen, dass auch die christliche Gemeinde von jeher ein Bestandteil von Gottes Heilsplan war. In seiner Rede, die in Kapitel 15 der Apostelgeschichte wiedergegeben wird, verweist er auf eine Aussage im Buch des Propheten Amos. Jakobus spricht zu den Teilnehmern des Apostelkonzils: „Ihr Männer, liebe Brüder, hört mir zu! Simon hat erzählt, wie Gott zum ersten Mal die Heiden gnädig heimgesucht hat, um aus ihnen ein Volk für seinen Namen zu gewinnen. Und dazu stimmen die Worte der Propheten, wie geschrieben steht (Am 9,11-12): ‚Danach will ich mich wieder zu ihnen wenden und will die zerfallene Hütte Davids wieder bauen, und ihre Trümmer will ich wieder aufbauen und will sie aufrichten, damit die Menschen, die übrig geblieben sind, nach dem Herrn fragen, dazu alle Heiden, über die mein Name genannt ist, spricht der Herr, der tut, was von alters her bekannt ist‘“ (Apg 15,13- 18). Jakobus spricht davon, dass Gott „die Heiden gnädig heimgesucht hat, um aus ihnen ein Volk für seinen Namen zu gewinnen“. Ein Volk zusätzlich zu seinem Volk Israel, nämlich die Christen! Und noch heute sucht Gott „die Heiden gnädig heim“, indem er Missionare und andere Verkündiger des

Evangeliums zu ihnen schickt.

Die Antwort Jesu an seine Apostel, die in unserem Bibeltext in Vers 7 wiedergegeben wird, beziehe ich übrigens auch ganz persönlich auf mich: Auch mir gebührt nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, wann Jesus wiederkommt, um sein Königreich auf Erden zu errichten. Dieses Ereignis steht im Moment aber, jedenfalls nach meinem Verständnis, auch gar nicht auf der Tagesordnung. Sondern dass Gott „die Heiden gnädig heimsucht, um aus ihnen ein Volk für seinen Namen zu gewinnen“, das ist wichtig. Und daran will ich mich beteiligen, indem ich anderen Menschen davon erzähle, dass Jesus für ihre Sünden am Kreuz gestorben ist. Für diesen Dienst brauche ich aber, genau wie die Apostel damals,

Unterstützung „von oben“. Und diese Unterstützung sollen wir auch bekommen. Jesus sagt – Vers 8:

„Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde“ (Apg 1,8).

Es gibt Christen, die mit großer Leidenschaft auf die Zeichen der Zeit achten und mit anderen darüber debattieren, ob die Wiederkunft Jesu unmittelbar bevorsteht oder noch länger auf sich warten lässt. Ich denke, das hat auch seine Berechtigung. Aber was Jesus seinen Aposteln aufgetragen hat, darf nicht in den Hintergrund treten: „Ihr werdet meine Zeugen“, und zwar „bis an das Ende der Erde“. Dieser Auftrag, wenn man ihn wörtlich nimmt, konnte von den Christen im ersten Jahrhundert noch gar nicht bewältigt werden. Allein deshalb gilt er offensichtlich auch für die nachfolgenden Generationen von Christen, also auch für uns. Während der eine den Menschen in seinem engsten Umfeld die Botschaft des Evangeliums nahebringt, packt vielleicht eine Ärztin oder ein Missionar wirklich die Koffer, um bis ans Ende der Welt zur reisen und dort tätig zu werden. Und das hoffentlich mit der Unterstützung derjenigen, die zu Hause bleiben. Auch die Mission per Radio, Fernsehen oder Internet ist eine gute Möglichkeit, wie Jakobus sagen würde, um „die Heiden gnädig heimzusuchen und aus ihnen ein Volk für Gott zu gewinnen“. – In unserem Bibeltext komme ich nun zu Vers 9. Lukas, der Verfasser der

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Apostelgeschichte, berichtet:

„Und als Jesus das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg“ (Apg 1,9).

Die sogenannte Himmelfahrt Jesu ist nicht nur ein spektakuläres Ereignis, das die anwesenden Apostel mit erstaunten Gesichtern zurücklässt, sondern die Himmelfahrt hat auch eine heilsgeschichtliche Bedeutung. Nach seinem Tod und seiner Auferstehung kehrt Jesus dorthin zurück, wo er herkommen ist, nämlich zu seinem himmlischen Vater. Im Philipperbrief beschreibt Paulus, was davor geschah, als Jesus zu den Menschen auf die Erde kam: „Er, der in göttlicher Gestalt war … entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt“ (Phil 2,6- 7). Bei der Himmelfahrt Jesu geschieht nun im Prinzip genau das Gegenteil: Jesus legt die Knechtsgestalt ab und nimmt wieder göttliche Gestalt an. Das war auch gemeint, als Jesus kurz vor seiner

Gefangennahme betete: „Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war“ (Joh 17,5).

In Vers 9 unseres Bibeltextes wird also berichtet, dass Jesus vor den Augen seiner Apostel „aufgehoben“

und von einer Wolke verhüllt wurde. Dann traten plötzlich „zwei Männer in weißen Gewändern“ in Erscheinung, offenbar zwei Engel. – Ich lese weiter ab Vers 10:

„Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen“ (Apg 1,10-11).

Gemeint ist: Er wird nicht in Knechtsgestalt wiederkommen, sondern als König, als ein Erhöhter, als jemand, der von Gott verherrlicht wurde. Eine Prophezeiung Sacharjas scheint auf dieses Ereignis, das wohl kaum jemand ignorieren kann, Bezug zu nehmen. In Kapitel 14 des Sacharjabuches heißt es: „Und seine Füße“, also die Füße des Wiederkommenden, „werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberg, der vor Jerusalem liegt nach Osten hin. Und der Ölberg wird sich in der Mitte spalten, vom Osten bis zum Westen, sehr weit auseinander, sodass die eine Hälfte des Berges nach Norden und die andere nach Süden weichen wird“ (Sach 14,4). Nach dieser Prophezeiung wird Jesus also dorthin zurückkehren, wo er vor den Augen der Apostel in den Himmel aufgefahren ist. – Zurück zu unserem Bibeltext. Aus dem ersten Kapitel der Apostelgeschichte lese ich Vers 12:

„Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der heißt Ölberg und liegt nahe bei Jerusalem, einen Sabbatweg entfernt“ (1,12).

Ein Sabbatweg war die Strecke, die man auch am Sabbat, dem wöchentlichen Ruhetag zurücklegen durfte: ungefähr ein Kilometer. Das war übrigens auch der Grund dafür, warum in Jerusalem an

Festtagen immer so ein Gedränge herrschte. Die Leute feierten im Tempel den Gottesdienst und durften sich anschließend maximal einen Sabbatweg von dort entfernen. Auf dem Ölberg haben deshalb

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wahrscheinlich tausende Menschen campiert. – Weiter ab Vers 13:

MATTHIAS WIRD ZUM APOSTEL GEWÄHLT

„Und als sie [in die Stadt] hineinkamen, stiegen sie hinauf in das Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten: Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Zelot und Judas, der Sohn des Jakobus. Diese alle waren stets beieinander einmütig im Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern“ (Apg 1,13-14).

Schön, dass sich auch Maria, die Mutter Jesu, zu den Aposteln und den anderen Jesus-Nachfolgern gesellt. Das zeigt, dass sie ihren Platz in der Gemeinschaft gefunden hat. Sie, die als Jungfrau ein Kind zur Welt gebracht hatte. Und zwar nicht irgendein Kind, sondern den Sohn Gottes. Sie reiht sich ein in die Schar derer, die sich zum Gebet versammeln – und die der Dinge harren, die da kommen sollen. Weiter ab Vers 15:

„Und in den Tagen trat Petrus auf unter den Brüdern – es war aber eine Menge beisammen von etwa hundertzwanzig – und sprach: Ihr Männer und Brüder, es musste das Wort der Schrift erfüllt werden, das der Heilige Geist durch den Mund Davids vorausgesagt hat über Judas, der denen den Weg zeigte, die Jesus gefangen nahmen; denn er gehörte zu uns und hatte dieses Amt mit uns empfangen. Der hat einen Acker erworben mit dem Lohn für seine Ungerechtigkeit. Aber er ist vornüber gestürzt und mitten entzweigeborsten, sodass alle seine Eingeweide hervorquollen“ (Apg 1,15-18).

Soweit die Verse 15 bis 18 und wir bedanken uns herzlich bei Petrus für diese überaus anschauliche Beschreibung des Verstorbenen. Warum Petrus auf einmal auf den Verräter Judas zu sprechen kommt, werden wir gleich noch sehen. Interessant ist die Tatsache, dass Petrus hier anscheinend von einem Unfall spricht, durch den Judas ums Leben gekommen ist. Er sei „vornüber gestürzt und mitten

entzweigeborsten“. Im Gegensatz dazu berichtet das Matthäusevangelium in Kapitel 27, dass Judas sich erhängt habe (vg. Mt 27,5). In einem Bibellexikon habe ich dazu einen Erklärungsversuch gefunden, den man wenigstens mal in Betracht ziehen sollte. Demnach könnte sich Judas zum Beispiel mit einem Gürtel erhängt haben, der jedoch zerriss oder dessen Knoten sich gelöst hat. Diese Vermutung klingt zunächst mal ein bisschen abenteuerlich. Aber das würde erklären, warum Petrus davon spricht, dass Judas

„vornüber gestürzt und mitten entzweigeborsten“ sei. Ein normaler Sturz beim Gehen verursacht nicht solche schweren Verletzungen. Doch wenn sich jemand an einem Baum erhängen will und dann auf einen scharfkantigen Felsen stürzt, ist so etwas durchaus denkbar.

Allerdings gibt es noch einen weiteren Widerspruch zwischen der Schilderung des Petrus und dem Bericht im Matthäusevangelium. Petrus behauptet, dass Judas mit dem Geld, das er für den Verrat Jesu bekommen hatte, einen Acker erworben hat. Im Matthäusevangelium wird dagegen berichtet: „Er warf die Silberlinge in den Tempel. … Aber die Hohenpriester nahmen die Silberlinge und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir sie in den Gotteskasten legen; denn es ist Blutgeld. Sie beschlossen aber, den

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Töpferacker davon zu kaufen zum Begräbnis für Fremde. Daher heißt dieser Acker Blutacker bis auf den heutigen Tag“ (Mt 27,5-8). Soweit der Bericht aus dem Matthäusevangelium. Und jetzt zitiere ich Vers 19 aus unserem Bibeltext, also aus der Apostelgeschichte, Kapitel 1. Dort heißt es über den Tod des Judas:

„Und es ist allen bekannt geworden, die in Jerusalem wohnen, sodass dieser Acker in ihrer Sprache genannt wird: Hakeldamach, das heißt Blutacker“ (Apg 1,19).

Die beiden Ortsangaben im Matthäusevangelium und in der Apostelgeschichte stimmen also überein:

Judas stirbt auf dem Blutacker. Doch während Petrus einfach nur herausblubbert: „Judas hat diesen Acker erworben mit dem Lohn für seine Ungerechtigkeit“, schildert das Matthäusevangelium etwas ausführlicher: „Judas hat das Geld in den Tempel geworfen und die Hohenpriester haben davon den Blutacker gekauft.“

Nun aber zurück zu der Frage, warum Petrus überhaupt diese Geschichte über den Tod des Judas aufs Tapet bringt. In Vers 20 folgt die Begründung, die Petrus schön fromm mit zwei Psalmworten

untermauert:

„Denn es steht geschrieben im Psalmbuch (Ps 69,26; 109,8): ‚Seine Behausung soll verwüstet werden, und niemand wohne darin‘, und: ‚Sein Amt empfange ein andrer‘“ (Apg 1,20).

Darauf will Petrus also hinaus: Die Position des verstorbenen Judas soll durch einen anderen Mann ausgefüllt werden, damit die Zwölferrunde wieder komplett ist. – Weiter ab Vers 21. Petrus schlägt vor:

„So muss nun einer von diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns ein- und ausgegangen ist – von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, an dem er von uns genommen wurde – , mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden. Und sie stellten zwei auf:

Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias, und beteten und sprachen: Herr, der du aller Herzen kennst, zeige an, welchen du erwählt hast von diesen beiden, damit er diesen Dienst und das Apostelamt empfange, das Judas verlassen hat, um an den Ort zu gehen, wohin er gehört. Und sie warfen das Los über sie und das Los fiel auf Matthias; und er wurde zugeordnet zu den elf Aposteln“

(Apg 1,21-26).

Soweit die Verse 21 bis 26. Matthias erfüllt ein paar wichtige Kriterien, die am Anfang dieses Abschnitts genannt werden. Obwohl er nicht zu den zwölf Jüngern gehörte, die rund drei Jahre mit Jesus in enger Gemeinschaft lebten, so hatte er doch alles Wesentliche mitbekommen, was sich in dieser Zeit

ereignete: Angefangen von der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer bis hin zur Auferstehung Jesu und seiner Himmelfahrt. Matthias – bestimmt kein schlechter Mann! Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass die Auslosung dieses Nachfolgers einfach nur eine fixe Idee des Petrus war. Bei anderen Gelegenheiten hatten wir ihn ja schon als einen Typen kennengelernt, der gern mal ein bisschen übers Ziel hinausschießt. Wie es auch sei: Über Matthias wird im ganzen Rest des Neuen Testaments kein Wort mehr verloren.

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Zum Schluss dieser Sendung möchte ich Ihnen aber noch verraten, wen ich persönlich für den wahren Nachfolger des verstorbenen Judas halte. Der aus meiner Sicht auch viel besser als zwölfter Apostel zu den anderen elf passt: Paulus. Im ersten Vers des Galaterbriefes stellt er sich selber so vor: „Paulus, ein Apostel nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn auferweckt hat von den Toten“ (Gal 1,1).

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