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Skepsis unnötig

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juni 2019 | www.diepta.de

D

urch Immunisie-

rungen ist es ge- lungen, Infektions- krankheiten aus- zurotten: 1980 konnte die Erde dank der guten Durchimpfung als pockenfrei erklärt werden.

Laut Angaben der WHO verhin- dern Vakzinationen jährlich zwei bis drei Millionen Todes- fälle, eine mangelnde Impfbe- reitschaft wird als eine der zehn größten Bedrohungen der Welt- gesundheit bezeichnet.

Nie waren Impfungen sicherer als heute, unerwünschte Arznei- mittelnebenwirkungen werden nur in seltenen Fällen beobach- tet. Vermutlich haben Impfgeg- ner aufgrund von Ängsten oder unzureichender Information eine Abwehrhaltung gegen die Immunisierung entwickelt. In Deutschland besteht keine ge- setzliche Impfpflicht. Die Stän- dige Impfkommission (STIKO) stellt Impfempfehlungen auf und berücksichtigt dabei den Nutzen für das Individuum sowie für die gesamte Bevölke- rung. Gesetzlich Versicherte haben einen Anspruch auf die empfohlenen Schutzimpfungen, die Kosten für Immunisierun- gen für private Auslandsreisen müssen allerdings selbst getra- gen werden.

Skepsis ist meist unbegrün- det Kritiker führen die unter- schiedlichsten Argumente gegen Impfungen auf. Doch wie kon-

tern PTA und Apotheker den Mythen am besten?

„Eine Krankheit zu überste- hen, schützt besser als eine Immunisierung.“ Aus diesem Grund veranstalten impfkriti- sche Eltern sogenannte Masern- partys und führen bewusst nicht geimpfte Sprösslinge mit kran- ken Kindern zusammen. Sie missachten dabei, dass die In- fektion mit hohen Risiken ein- hergeht: Eins von tausend Kin- dern erkrankt an einer Enze- phalitis, manchmal mit bleiben- den neurologischen Schäden.

Noch Jahre später kann es zu einer subakuten sklerosierenden Panenzephalitis kommen, wel- che letal endet. Eine Vakzina- tion schützt vor diesem Risiko.

„Impfungen führen zu Au- toimmunerkrankungen.“

Professor Dr. Fred Zepp von der Universitätsmedizin Mainz be- tont, dass es dafür keinen Beleg gibt und durchgeführte Unter- suchungen den befürchteten Zusammenhang ebenfalls nicht bestätigten.

„Impfungen führen zu Au- tismus.“ Skeptiker argumentie- ren mit dieser Fehlinformation und berufen sich auf eine Studie aus dem Jahr 1998 mit lediglich acht Probanden. Die Zeitschrift The Lancet zog die Veröffent- lichung zurück, der Autor der Publikation verlor wegen schwe-

rer Verstöße gegen die Berufs- ordnung seine Zulassung. Eine Metaanalyse mit etwa 1,3 Millio- nen Kindern fand keinen Zu- sammenhang zwischen Impfun- gen und Autismus.

„Zu viele Impfungen belas- ten das Immunsystem.“ Die heutigen Impfstoffe sind gut verträglich, es werden lediglich Bestandteile isoliert, die für eine Immunantwort notwendig sind.

„Impfungen sind nicht mehr erforderlich.“ Impfkritiker sind der Meinung, dass Infek- tionskrankheiten aufgrund der guten Lebensbedingungen ver-

schwunden oder ihre Verläufe unkompliziert seien. In Wirk- lichkeit haben nicht die Lebens- umstände, sondern die öffentli- chen Impfprogramme die Inzidenz reduziert.

„Impfrisiken und Nebenwir- kungen sind nicht ausrei- chend bekannt.“ Diese Aus- sage ist ebenfalls falsch, denn die Wirksamkeit und Sicherheit der Vakzine wurden in zahlrei- chen Untersuchungen geprüft.

Impfnebenwirkungen beschrän- ken sich in der Regel auf lokale Hautreaktionen oder begleiten- des Fieber.

„Schwangere sollten sich nicht impfen lassen.“ Hier ist zu differenzieren: Werdende Mütter sollten keine Lebend- impfstoffe erhalten, da ein theo- retisches Risiko einer diapla- zentaren Übertragung besteht.

Totimpfstoffe lassen sich aller- dings zu jedem Zeitpunkt sicher anwenden.  n

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin

PRAXIS TIPPS FÜR UNENTSCHLOSSENE

Impfungen können Leben retten und andere Personen schützen.

Dennoch verweigern einige Menschen die präventive Maßnahme, da sie beispielsweise schwere Nebenwirkungen fürchten.

Skepsis unnötig

© DDRockstar / stock.adobe.com

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