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Strafrecht geht vor Berufsrecht Information des Ausschusses Berufsrecht

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Ärzteblatt Sachsen 9|2020

Anfang des Jahres durchsuchten Poli - zei und Staatsanwaltschaft mehrere Objekte eines Medizinischen Versor- gungszentrums und stellten dabei umfangreiches Beweismaterial sicher . Damit ging ein nicht unerheblicher Medienandrang einher und es wurde umfangreich berichtet . Mehrere Mit- glieder haben uns gefragt, ob ein einge- leitetes Strafverfahren auch ein be - rufsrechtliches Verfahren bei der Säch- sischen Landesärztekammer zur Folge haben könne oder warum die Kammer eigentlich „nichts“ macht .

Die Ahndung von Verstößen gegen die ärztlichen Berufspflichten ist vom Ver- fahren her im Sächsischen Heilberufe- kammergesetz (SächsHKaG) geregelt . Die Berufsordnung der Sächsischen Landesärztekammer regelt wiederum die einzelnen berufsrechtlichen und berufsethischen Vorgaben . Aus verfas- sungsrechtlichen Gründen dürfen aber berufsrechtliche Sanktionen nicht nur in einer Satzung festgeschrieben, son- dern müssen in einem Gesetz geregelt sein . Daher ist Maßstab und Ermäch- tigungsgrundlage für die Berufsauf- sicht der Sächsischen Landesärztekam- mer stets die Berufsordnung und das SächsHKaG .

Voraussetzung für die Einleitung eines berufsrechtlichen Verfahrens ist eine berufsrechtswidrige Handlung . Berufs- rechtswidrig ist eine Handlung, wenn schuldhaft gegen Berufspflichten ver- stoßen wird .

Ist eine berufsrechtswidrige Handlung bereits Gegenstand eines Strafverfah- rens, so scheidet nach dem Grundsatz des Doppelbestrafungsverbotes eine zusätzliche berufsrechtliche Ahndung wegen desselben Vorganges regelmä- ßig aus, es sei denn, es liegt ein soge-

nannter berufsrechtlicher Überhang vor . Ein be rufs- rechtlicher Überhang könn- te dann vorliegen, wenn die strafrechtliche Verurteilung nicht die ebenfalls verwirk- lichten Be rufsrechts ver- stöße ab deckt und in den Augen der ärztlichen Kolle- gen eine berufsrechtliche Sank tion erforderlich ist, um das Kammermitglied zur Erfüllung seiner berufs- rechtlichen Pflichten an - zuhalten . Der Unrechtsge- halt der Berufspflichtverletzung darf noch nicht abgegolten sein .

Es ist Aufgabe der Sächsischen Lan- desärztekammer zu prüfen, ob die strafrechtliche Würdigung des berufs- rechtswidrigen Verhaltens ausreicht . Ist das der Fall, so besteht kein berufs- rechtlicher Überhang . Auch wenn das Strafverfahren mit einem Freispruch endet oder nach § 153a Strafprozess- ordnung (StPO) gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt wird, kann das Verhalten der Mitglieder berufsrecht- lich bewertet werden, wenn es bei- spielsweise als nicht gewissenhafte Berufsausübung angesehen wird und

dies auch beweisbar ist . Gemäß

§ 49 Abs . 3 SächsHKaG sind die tatsäch- lichen Feststellungen einer rechtskräf- tigen Entscheidung in einem Strafver- fahren für das Berufsgericht bindend . Die Mitglieder des Ausschusses Be - rufsrecht beraten auf ehrenamtlicher Basis den Vorstand bei der Durchfüh- rung berufsrechtlicher Verfahren . Gemäß § 49 Abs . 1 SächsHKaG ist ein berufsgerichtliches Verfahren auszu- setzen, solange gegen das beschul- digte Mitglied wegen derselben Tat ein Strafverfahren anhängig ist .

Gemäß § 43 Abs . 2 SächsHKaG verjährt die Verfolgung einer Verletzung der Berufspflichten in fünf Jahren . Verstößt die Tat zugleich gegen ein Strafgesetz, so verjährt die Verfolgung nicht früher als die Verfolgung der Straftat . Ist vor Ablauf der Verjährungsfrist wegen der- selben Tat ein Strafverfahren eingelei- tet worden, so ruht die Verfolgungsver- jährung vom Beginn des Ermittlungs- verfahrens bis zum rechtskräftigen Abschluss des anderen Verfahrens . Es kann somit sein, dass erst nach ge - raumer Zeit und lange nach der media- len Aufmerksamkeit die Berufsrechts- gremien den Fall bewerten können . Wenn Sie weitere Fragen haben, kön- nen Sie sich jederzeit an die Rechtsab- teilung der Sächsischen Landesärzte- kammer wenden .

Dipl .-Med . Christine Kosch LL .M . Vorsitzende des Ausschusses Berufsrecht Sächsische Landesärztekammer Dr . jur . Alexander Gruner

Leiter der Rechtsabteilung

E-Mail: ra@slaek .de

RECHT UND MEDIZIN

Strafrecht geht vor Berufsrecht

Information des Ausschusses Berufsrecht

© Pexels/Markus Spiske

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