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Neue Melanomtherapien

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Academic year: 2022

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Ausgelöst durch viele fehlerhafte gene- tische Informationen entstehen an der Oberfläche der Tumorzellen neuartige Epitope, die dem Immunsystem nicht bekannt sind, sodass es mit wirksamen Immunantworten darauf reagiert. Für den delikaten Ba lanceakt zwischen Reaktionen auf Epitope, die als fremdartig erkannt werden, und der Vermeidung schädlicher Autoimmun- reaktionen ist der Krebs- Immunitäts- Zyklus zuständig (1). An jedem der 7 Schritte in diesem Zyklus sind zahl- reiche stimulatorische Faktoren be - teiligt, welche die Immunreaktion an- kurbeln, und ebenso inhibitorische Fak toren, welche die Immunreaktion abschwächen und die Auto immunität verhindern (Abbildung 1).

Ipilimumab

und Anti-PD-1-Antikörper Die Immunabwehr gegenüber Krebs ist ein zyklischer Prozess, der allmählich stärker wird und breitere T-Zell-Ant- worten umfasst. Die in den Zyklus ein- greifenden inhibitorischen Faktoren können aber die Immunabwehr durch negative regulatorische Feed back-Me - chanismen limitieren oder ihre Ent- wicklung stoppen. Bei Krebspatienten funktioniert der Krebs-Immunitäts- Zyklus nicht optimal (1). Antigene des

Tumors können der Erkennung entge- hen, den dritische Zellen und T-Zellen können die Antigene fälschlicherweise nicht als fremd erkennen und regulato- rische T-Zell-Antworten statt Effektor- T-Zell-Antworten in Gang setzen, T-Zel- len können daran gehindert werden, sich in den Tumor ein zu schleusen, und Faktoren im Mikromilieu des Tumors können Effektor-T-Zellen supprimie-

ren. Ziel der Immuntherapie bei Krebs ist es, den Krebs-Immunitäts-Zyklus in Schwung zu bringen, damit die Immu- nität stärker und breiter wirksam wird, ohne dabei aber überschiessende in- flammatorische Autoimmun reaktio nen zu provozieren (1). Anders als die The- rapie mit zielgerichteten Kinaseinhibi- toren wirkt die Immuntherapie unab- hängig vom Mutationsstatus, der durch Muta tions testung eruiert wird (2).

Ipilimumab greift im Schritt 3 bei der Instruktion der T-Lymphozyten in den Zyklus ein. Das Immuncheckpointpro- tein CTLA4 (zytotoxisches T-Lympho- zyten-Antigen 4), das auf der Ober - fläche von T-Zellen exprimiert wird, hemmt als negativer Regulationsfaktor die T-Zell-Aktivierung. Zur vollen T-Zell-Aktivierung ist neben der Stimu- lierung über den T-Zell-Rezeptor ein kostimulierendes Si gnal nötig (Bindung von B7 auf der antigenpräsentierenden Zelle an CD28 auf der T-Zelle). Als Ho-

BERICHT

Neue Melanomtherapien

Immuntherapien sind beim Melanom besonders wirksam

Von allen Tumoren weisen maligne Melanome am meisten Mutationen auf.

Beim Melanom hat also UV-Licht mehr genetische Veränderungen induziert als das Rauchen beim Lungenkarzinom. Es hänge wahrscheinlich mit der hohen Mutationshäufigkeit zusammen, dass die Immuntherapie beim Melanom besonders wirksam ist, so Prof. Dr. Reinhard Dummer, Dermatolo- gische Klinik, Universitätsspital Zürich, an den 4. Zürcher Dermatologischen Fortbildungstagen.

Alfred Lienhard

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Immuntherapie beim fortgeschrittenen Melanom

Dauerhafter Nutzen und Langzeitüberleben?

Das mediane Gesamtüberleben bei Patienten mit malignem Melanom im Stadium IV betrug vor der Ära der modernen Behandlungsmöglichkeiten (Immuntherapie und molekular gezielte Therapien) bei Verwendung von Standardtherapien wie Dacarbazin lediglich 6 bis 10 Monate, und die 5-Jah- res-Überlebensrate betrug nur gerade 10 Prozent (3).

Neue Fortschritte in der Therapie konnten die Erwartungen an das 5-Jah- res-Über leben auf 20 Prozent verdoppeln (3).

In klinischen Studien mit Ipilimumab (Yervoy®) konnte bei einer Unter- gruppe von Patienten ein dauerhaftes Ansprechen erreicht werden (3).

Eine Metaanalyse von gepoolten Daten aus Ipilimumabstudien (1861 Mela - nom patien ten) ergab eine 3-Jahres-Gesamtüberlebensrate von 22 Pro- zent. 3 Jahre nach Therapiebeginn bildete sich in der Kaplan-Meier-Kurve ein Plateau, das sich über einen 10-jährigen Follow-up-Zeitraum er- streckte. Bei 20 Prozent betrug das Langzeitüberleben bis zu 10 Jahre.

Einige Patienten hatten im Verlauf mit der Behandlung aufgehört. Mögli- cherweise kann es also nach der Ipilimumabtherapie auch zum behand- lungsfreien Langzeitüber leben kommen (3).

(2)

molog von CD28 konkurriert CTLA4 auf der T-Zelle mit CD28 um die Bin- dung an B7 mit dem Ziel, das ko sti - mulierende Signal zu hemmen und die T-Zell-Aktivierung herunterzuregulie- ren. Ipilimumab, ein rekombinanter monoklonaler Antikörper, der an CTLA4 bindet, blockiert die Inter - aktion zwischen CTLA4 und B7. Das wirkt sich als «Lösen der Bremse der T-

Zell-Aktivierung» aus (2). Aufgrund von zwei Phase-III-Studien wurde Ipili- mumab (Yervoy®) bei Erwachsenen zur Behandlung fortgeschrittener (nicht re- sezierbarer oder metastasierter) Mela- nome zugelassen, wenn die Patienten zuvor bereits eine Therapie erhalten hatten.

Anti-PD-1-Antikörper greifen im Schritt 7 bei der Abtötung der Krebs- zellen in den Zyklus ein. Der program- mierte Zelltod-Inhibitor PD-1, der auf T-Zellen zu finden ist, wird aktiviert durch den Liganden PD-L1, der auf den Tumorzellen und im Mikromilieu des Tumors exprimiert wird. Der Ligand erreicht, dass die Abtötung der Tumor- zellen durch zytotoxische T-Lym pho - zyten beeinträchtigt wird. Wenn die Interaktion zwischen dem Liganden und PD-1 durch einen therapeutischen Antikörper blockiert wird, erhalten die zytotoxischen Antitumor-T-Zellen ihre

«Lizenz zum Töten» zurück. Da die im- munsuppressiven Si gnale (Liganden) vorwiegend durch den Tumor freige- setzt werden, resultiert bei der PD-1- Blockade im Vergleich zur CTLA4- Inhibition eine grössere Anti tumor akti -

vität bei weniger Nebenwirkungen (2).

In mehreren Phase-III-Studien werden derzeit Wirksamkeit und Toxizität der Anti-PD-1-Antikörper Nivolumab und Pembrolizumab bei Patienten mit fort- geschrittenem Melanom getestet. Die europäische Arzneimittelagentur EMA hat den Zulassungsantrag für Pembro- lizumab (MK-3475) zur Behandlung des fortgeschrittenen Melanoms Ende Juni 2014 zur Prüfung angenommen.

Pembrolizumab bewirkt eine duale Li- gandenblockade des PD-1-Signalwegs.

Der humanisierte monoklonale Anti- PD-1-Antikörper blo ckiert die Inter - aktion zwischen PD-1 auf T-Zellen und den Liganden PD-1 und PD-2 und re- aktiviert dadurch die gegen den Tumor gerichtete Immun antwort.

Kombinierte Blockade von zwei Immuncheckpoints In klinischen Studien werden auch Kombinations- und Sequenztherapien von Anti-CTLA4- und Anti-PD-1-An- tikörpern beim fortgeschrittenen Mela- nom getes tet. In einer Studie erhielten 53 Patienten eine Simultan therapie von Ipilimumab und Nivolumab in Kombi- nation (4). Die objektive Ansprechrate betrug 40 Prozent. Eine klinische Wir- kung (Ansprechen oder Stabilisierung) wurde bei 65 Prozent erreicht. Bei 53 Prozent der Patienten, die mit kom- binierter Immuncheckpointblockade in Höchstdosis (mit noch akzeptablen Nebenwirkungen) behandelt wurden, kam es zum objektiven Ansprechen mit einer Tumorreduktion von 80 Prozent oder mehr. Bei 53 Prozent der Patienten kam es mit der simultanen Kombina - tionstherapie zu Nebenwirkungen von Grad 3 oder 4. Diese waren reversibel und qualitativ vergleichbar mit den bei Monotherapie beobachteten Neben -

wirkungen (4).

Alfred Lienhard

Referenzen:

1. Chen DS et al.: Oncology meets immunology: The can- cer- immunity cycle. Immunity 2013; 39: 1–10.

2. Leiter U et al.: Zielgerichtete und immunologische Therapieansätze beim malignen Melanom. Hautarzt 2014; 65: 600–606.

3. McDermott D et al.: Durable benefit and the potential for long-term survival with immunotherapy in advanced melanoma. Cancer Treat Rev 2014, available online.

4. Wolchok JD et al.: Nivolumab plus ipilimumab in advanced melanoma. N Engl J Med 2013; 369: 122–133.

Erstpublikation in «SZD» 4/2014.

BERICHT

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ARS MEDICI 52015

Schritt 1 Abgestorbene

Krebszellen setzen neue, fremde

Antigene frei, die bei der

Onkogenese entstanden sind.

Schritt 3 Im Lymphknoten kommt

es zum Priming und zur Aktivierung von Effektor-T-Zellen.

Schritt 4 Aktivierte Effektor-T-Zellen gelangen als zytotoxische

T-Lymphozyten zum Tumor.

Schritt 5 Die zytotoxischen T-Lymphozyten verlassen

die Blutgefässe und dringen in den

Tumor ein.

Schritt 6 Sie binden sich an Tumorzellen (Interaktion zwischen T-Zell-Rezepto- ren und den erkannten

Antigenen des Tumors).

Schritt 7 Sie töten die Tumorzellen ab, wodurch zusätzliche Antigene des Tumors freigesetzt werden.

Schritt 2 Dendritische Zellen

nehmen die Antigene auf, verarbeiten

sie und präsentieren sie den T-Zellen.

Abbildung 1: Die 7 Schritte im Krebs-Immunitäts-Zyklus (nach Referenz [1])

Abbildung 2: Akrales Melanom

(Foto: Dr. Marguerite Krasovec Rahmann)

Referenzen

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