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Academic year: 2022

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Dirk Klaas

„Transparenz für die immanente Transzendenz“ – Zum Verhältnis von spiritueller Erfahrung und diakonisch-seelsorgerlichem Handeln bei Karlfried Graf Dürckheim

SoSe 2001, Beiträge zur Diakoniewissenschaft N.F. 127, 66 Seiten

Die vorliegende Diplomarbeit betrachtet das Werk Karlfried Graf Dürckheims (1896-1988) unter zwei zentralen Fragestellungen: ,Wie wird spirituelle Erfahrung in der Dürckheimschen Terminologie beschrieben?’ und ,Welche Auswirkungen hat die spirituelle Dimension auf diakonisch-seelsorgerliches Handeln?’.

Dürckheims Leben und Werk sind in der lexikalischen Literatur bislang nur unvollständig rezipiert worden. Daher werden zunächst die grundlegenden biographischen Bezüge dargestellt, wobei insbesondere Dürckheims Verwicklung in den Nationalsozialismus und seine Prägung durch die Begegnung mit dem Zen-Buddhismus hervorzuheben sind. Erst nach der Rückkehr aus amerikanischer Internierung in Japan begann sich Dürckheim im Alter von knapp 51 Jahren der therapeutischen Arbeit zu widmen und eine umfangreiche publizistische Tätigkeit zu entfalten.

Sein initiatischer Ansatz (initiare = das Tor zum Geheimen öffnen) kreist um die mystische Erfahrung des Göttlichen und die sich daraus ergebende Entwicklung des Menschen. Menschen- und Gottesbild hängen dabei zwangsläufig eng zusammen. Dürckheim beschreibt das Verhältnis Gottes zur Welt als ,immanente Transzendenz’. Jeder Mensch besitze einen inneren, göttlichen Wesenskern, der grundsätzlich der Erfahrung zugänglich sei. Die mystische Erfahrung des Göttlichen sei jedoch nicht machbar, sondern ein Geschenk göttlicher Gnade.

Der initiatische Ansatz soll die inneren Widerstände des Menschen aus dem Weg räumen und an der Verwirklichung einer der Gotteserfahrung gerecht werdenden Dauerverfassung arbeiten. Dabei bedient er sich des Werkzeuges der ständigen geistlichen Übung, des Exerzitiums. Das Exerzitium kann sich als gesonderte Übung im tiefenpsychologischen, praktisch-kreativen oder meditativen Sinne vollziehen, schließt aber auch den Alltag als Übungsfeld ausdrücklich mit ein. Aufgabe des Menschen sei es, transparent für die immanente Transzendenz zu werden und zu bleiben, das von ihm erfahrene Göttliche zu bezeugen und ihm mit seinem gesamten Sein und Tun in der Welt und damit auch im Alltag, Ausdruck und Gestalt zu verleihen.

In einem weiteren Schritt untersucht die vorliegende Arbeit, welche Auswirkungen die von Dürckheim beschriebene spirituelle Erfahrung auf diakonisch-seelsorgerliches Handeln hat. Dabei werden nach einer Vorüberlegung zum Begriff der ,Diakonischen Seelsorge’ vier relevante Dimensionen unterschieden: die Theorie-Dimension, die Praxis-Dimension, die Dimension der Person und die Dimension der Profession.

Aus der Perspektive der Theorie-Dimension erscheint die initiatische Therapie als eine Form diakonisch-heilender Seelsorge. Ihre pastoralpsychologische Orientierung gewinnt sie über die Einbindung ihres therapeutischen Instrumentariums in kirchliche Handlungsbereiche. Die Diakonie als ,Dienst am Sein’ ist dabei der Oberbegriff, die Seelsorge wird zu einer Teilmenge des Diakonischen.

In der Praxis-Dimension wird die initiatisch geprägte diakonische Seelsorge dort besonders fruchtbar, wo es nicht primär um das Wort, sondern um das mitmenschliche Füreinander-Dasein geht. Als exemplarisches Feld diakonischer Seelsorge wird in diesem Zusammenhang die Sterbebegleitung näher betrachtet.

Die Dimension der Person lässt den diakonischen Seelsorger als einen Menschen erscheinen, der sein spirituelles Profil aus der persönlichen Gotteserfahrung gewinnt. Seine Kernaufgabe ist die eines Spirituals, d.h. eines geistlichen Begleiters, der seine ,Schwestern und Brüder im Sein’ bei der Entwicklung einer eigenen, erfahrungsorientierten persönlichen Gottesbeziehung geschwisterlich unterstützt.

In der Dimension der Profession erscheinen weder der Pastoralpsychologe noch der Initiatische Therapeut als anerkannte und etablierte Berufsbilder. Die Vergleichbarkeit der Ausbildungsstandards der Initiatischen Therapie mit jenen der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie (DGfP) wird zudem dadurch erschwert, dass es keinen Fachverband für initiatische Therapie mit einheitlichen Ausbildungsanforderungen gibt. Die Erlangung einer pastoralpsychologischen Zusatzqualifikation unter zumindest teilweiser Einbeziehung der initiatischen Ausbildung bleibt damit der persönlichen Initiative des Einzelnen überlassen.

Diplomarbeit am Diakoniewissenschaftlichen Institut

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Abschließend wird festgehalten, dass Dürckheim dem Menschen von heute etwas zu sagen hat – und zwar nicht nur dem Theologen, Seelsorger oder Diakoniewissenschaftler. In radikaler Konsequenz weist er auf das Wesentliche hin: Gelingendes Leben ist Leben aus der Verbundenheit mit dem göttlichen Sein. Auch wenn der Zugang zur mystischen Seinserfahrung nicht jedem Menschen gegeben sein mag, bleibt der Bezugspunkt gelingenden menschlichen Lebens (und Sterbens) doch deutlich sichtbar.

Dürckheim hat dem Menschen von heute etwas zu sagen. Er hätte es verdient, in stärkerem Maße als bisher gehört zu werden.

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