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Während physikalische Zeitkonzepte schon recht weit gediehen sind, besteht, so die Herausgeber in der Einleitung, bei den philosophischen noch ein Defizit

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Seite 46 Eu 4/1994

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Walther Ch. Zimmerli/Mike Sand- borhe (Hgg.)

Klassiker der modernen Zeitphiloso- phie

Darmstadt: Wissenschaftliche Buch- gesellschaft 1993, 314 S., 59,-DM, ISBN 3-534-12013-2

Das Thema »Zeit« bar seit langer Zeit Konjunktur: in Managementse- minaren, in populärwissenschaftli- chen Sachbuchreihen und nun auch in der Philosophie. Nachdem die großen idealistischen Systeme des 19.

Jahrhunderts ihren Kredit verspielt haben, versucht man - nicht zum er- sten Mal in unserem Jahrhundert - in den Naturwissenschaften, genauer:

in deren Elementarbegriffen »Raum«

und »Zeit«, neuen Halt zu finden.

Die Erwartungen, die manche Philo- sophen an ein solches transdisziplinä- res Projekt knüpfen, sind hoch: Es geht um nichts Geringeres als die Konvergenz der »zwei Kulturen«.

Der von dem Bamberger Philoso- phen Walter Ch. Zimmerli und sei- nem Mitarbeiter Mike Sandbothe vorgelegte Sammelband möchte die- ses Projekt voranbringen. Während physikalische Zeitkonzepte schon recht weit gediehen sind, besteht, so die Herausgeber in der Einleitung, bei den philosophischen noch ein Defizit. Dem Leser werden Schlüssel- texte der Zeitphilosophie des 20.

Jahrhundens angeboten, die auch dem »Nicht-Fachphilosophen« als

»Werkzeugkasten« dienen, ihm bei der Erschließung weiterführender Dimensionen der Zeitproblematik behilflich sein sollen.

Um drei Problemfelder kreisen die Texte. Erstens: Woher kommt die Zeit? Ist sie ein Produkt des wahr- nehmenden und erkennenden Sub- jekts oder eine Dimension der äuße- ren Realität? Und: Wie beeinflussen sich Subjekt und Objekt gegenseitig im Wahrnehmungs- bzw. Erkennt- nisprozeß? In diesen ersten Komplex, dem sich die sogenannte logisch-ana- lytische Schule der Zeitphilosophie verpflichtet fühlt, führen Texte von William James, John McTaggert, EI-

lis McTaggert, Michael Dummett u. a. ein. Zweitens: Wie ist die Zeit?

Ist sie, ähnlich dem Raum, ohne Richtung, symmetrisch, reversibel?

Oder gerichtet, asymmetrisch, irre- versibel? Das ist die Frage nach dem Zeitpfeil, mit dem sich die physika- lisch-naturphilosophische Denktradi- tion auseinandersetzt. Zu diesem Aspekt des Zeitproblems nehmen Texte von Ludwig Boltzmann, Ar- thur S. Eddington, Ilya Prigogine u. a. Stellung. Und drittens: Wohin geht die Zeit? Stirbt sie beständig, wird sie immer wieder neu geboren?

Und damit zusammenhängend: Wie sollen wir uns zur Zeitgebundenheit unseres Lebens, zu unserer »Zeitlich- keit«, verhalten? Zur Aufschließung dieses Problems, dem sich die Exi- stenz- und Lebensphilosophie ver- schrieben hat, werden Texte von Martin Heidegger, Jacques Derrida, Hans-Georg Gadamer u. a. präsen- tiert.

Das sehr anspruchsvolle Buch, mit einer ausführlichen Bibliographie ausgestactet, bietet eine ungewöhnli- che Fülle von Anregungen für eigen- ständiges Philosophieren. Ob freilich auch der Hobby-Bastler mit diesem Werkzeugkasten zurecht kommt und die Geheimnisse der Metaphysik wirklich knacken kann, erscheint fraglich. Im übrigen würde man sich einen Fortsetzungsband wünschen, in dem die praktische Philosophie, insbesondere als Sozialphilosophie und Politische Philosophie, zu ihrem Reche kommt. In einer Zeit nämlich, in der sich immer mehr Menschen durch das Tempo des Lebens über- fordert fühlen, wäre es für Ethikleh- rer, -schüler und philosophierende Laien ein Gewinn, wenn nicht nur Psychologen, sondern auch Philoso- phen Konzepte für den rechten Um- gang mit Zeit entwickeln würden.

Wir bräuchten dringend Zeitmaßstä- be für den Umgang mit uns selbst, mit anderen (etwa langsameren Kul- turen), mit der Natur.

Fritz Reheis

https://doi.org/10.20378/irbo-54514

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