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Archiv "Innovative Ideenfindung: Probleme kreativ lösen" (12.12.2014)

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uf den Geistesblitz warten, der sich überdies auch noch recht schnell einstellen soll, hilft meistens wenig. Es gibt aber Krea- tivmethoden wie zum Beispiel die Walt-Disney-Methode, das Brain- walking oder die Kopfstand-Tech- nik, mit denen der Geistesblitz wahrscheinlicher wird.

Kreativität hat viel damit zu tun, eingefahrene Bahnen zu verlassen und zu denken wie die Kinder:

unbekümmert, fantasievoll, ohne Rücksicht auf die Logik der Ant- worten. Wenn ein Reiter rücklings auf seinem Pferd sitzt, warum neh- men wir automatisch an, er und nicht das Pferd sei verkehrt plat- ziert?

Wenn in der Kreativrunde in der Klinik oder Praxis also die Köpfe rauchen sollen, sollten sich die Teil- nehmer in einem bildlichen Sinn verkehrt herum auf das Problem setzen und die Problemstellung aus einer ungewohnten Perspektive be- trachten. Das weitet den Blick und ermöglicht neue Zugangsweisen.

„Gute Ideen entstehen, wenn wir das System verlassen“ – so lautet der erste Lehrsatz der Kreativität.

Der (männliche) Arzt versucht das Problem aus der weiblichen Perspektive zu lösen, die Ärztin dann schließlich aus der männli- chen. Standpunkte auf den Kopf zu

stellen und die Fragestellung ins Gegenteil zu verkehren, verhilft zu innovativen Problemlösungen. Die entsprechende Kreativtechnik dazu heißt Umkehrtechnik oder Kopf- stand-Technik.

Die Kreativrunde vollführt dazu keinen wirklichen Kopfstand, son- dern stellt vielmehr die Fragestel- lung auf den Kopf: Die Teilnehmer, die etwa das Problem lösen sollen, die Patientenkommunikation zu op- timieren und die Patientenfreund- lichkeit zu erhöhen, fragen sich, wie es gelingt, die Patienten von der Klinik fernzuhalten, sie zu ver- graulen und in die Arme der Nach- barklinik zu treiben.

Gute Ideen durch

„walking around“

Allein die ungewöhnliche Frage- stellung führt zu zahlreichen und vor allem ungewöhnlich kreativen Vorschlägen. Wobei die Runde in einem zweiten Schritt natürlich in die „Umkehrung“ gelangen muss und sich auf der Grundlage der Ide- en, wie sich der Patient erfolgreich vergraulen lässt, Gegenmaßnahmen überlegt: „Wie schaffen wir es, die Patientenfreundlichkeit zu steigern und neue Patienten zu gewinnen?“

Selbstverständlich müssen die Rahmenbedingungen stimmen. In einem ruhigen Raum animiert ein

Kreativler – ein Arzt oder ein exter- ner Berater, wichtig ist, dass er sich mit den Kreativtechniken bestens auskennt – die Gruppe ohne Zeit- druck zu kreativen Bestleistungen.

Er bittet die Teilnehmer zum Bei- spiel, im Raum herumzugehen und sich auch ruhig mit etwas anderem zu beschäftigen. Im Raum verteilt sind Flipcharts aufgestellt. Wäh- rend die Teilnehmer durch den Raum „walken“ und an den Flip- charts vorbeiflanieren, tragen sie dort ihre Ideen ein, die ihnen beim

„freien Assoziieren“ einfallen. Sie lesen, was die anderen Brainwalker geschrieben haben und lassen sich so beim „Kreativ sein durch wal- king around“ inspirieren.

Bewegung regt den Denkapparat an, Sitzen macht eher träge und lädt dazu ein, in der bequemen Kom- fortzone zu verharren – das ist der Hintergedanke beim Brainwalking.

Nach dem Biochemiker Albert Szent-Györgi beruht kreatives Den- ken darauf, „etwas Beliebiges wie jeder andere zu sehen, sich aber et- was ganz anderes dabei zu denken“.

Intensiv kreativ wird es, wenn gleich mehrere Personen dazu in der Lage sind. Darum ist es so wichtig, dass sich das Kreativteam aus möglichst unterschiedlichen Typen zusammensetzt, die das Pro- blem jeweils aus ihrer individuellen INNOVATIVE IDEENFINDUNG

Probleme

kreativ lösen

Kreativsitzung in der Klinik. Die Köpfe rauchen.

Eine gute Idee muss her. Jetzt sind Kreativtechniken gefragt, mit denen sich im Team innovative

Problemlösungen herbeiführen lassen.

Foto: Fotolia/Coloures-pic

2 Deutsches Ärzteblatt I Heft 50 I 12. Dezember 2014

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Sicht wahrnehmen. Die Team-Viel- falt lässt sich durch die Walt-Dis- ney-Methode potenzieren.

Der berühmte Filmemacher soll bei seinen Produktionen stets in mehrere Rollen geschlüpft sein: in die des Träumers, des Realisten und des Kritikers. Er hat sich also mehre- re Wahrnehmungsbrillen aufgesetzt.

Dieses Prinzip nutzt nun unsere Klinikrunde: Der Mitarbeiter, der sowieso zur ständigen Kritiksucht neigt, zum Nörgeln und Meckern, darf jetzt endlich einmal seine „Be- gabung“ ausleben und das Problem oder die Problemlösung unter die kritische Lupe legen. Der Realist stellt die Zahlen, Daten und Fakten sowie die Frage der Umsetzung in den Mittelpunkt, während der Träu- mer seinen visionären Gedanken- flügen freien Lauf lässt.

Und natürlich sind weitere und andere Rollen denkbar – der Grund- satz lautet immer: Jeder Teilnehmer betrachtet das Problem durch seine Wahrnehmungsbrille, die durch sei- ne Individualität geprägt ist.

Der Lehrer einer Schule für Er- wachsenenbildung malte einst ei-

nen Punkt auf die Wandtafel und fragte die Klasse, was das wohl sei.

„Ein Kreidepunkt auf der Tafel, was sonst!“, war die einzige Antwort der erwachsenen Weiterbildungs- hungrigen. Als der Pädagoge die- selbe Übung mit einer Kindergar- tengruppe durchführte, geriet er ins Staunen: Den Kindern fielen an die 50 verschiedene Dinge ein, die ge- meint sein könnten: ein zerquetsch- ter Käfer, ein Auge, der Kopf eines Schafs – die Fantasie der quirligen Knirpse lief auf Hochtouren.

108 Ideen in wenigen Minuten

Kreativität hat etwas zu tun mit kindlicher Fantasie und der Freude, das Ungewöhnliche im Gewöhnli- chen zu sehen. Im Kreativteam in der Klinik lässt sich diese Fantasie zumindest etwas hervorkitzeln, in- dem die Teilnehmer gefragt wer- den: „Was wäre wenn ...?“ oder

„Angenommen, es verhielte sich so ... – was würde dies für die Klinik bedeuten?“

Bei der 635-Methode schließ- lich erhalten 6 Personen (falls 4

Mitarbeiter mitmachen, handelt es sich eben um die 435-Methode) je ein Blatt und notieren dort in 5 Mi- nuten 3 Ideen. Dann werden die Listen weitergereicht – jeder no- tiert wieder 3 Ideen in 5 Minuten.

Der Prozess ist abgeschlossen, so- bald alle Listen an ihren Ausgangs- punkt zurückgekehrt sind. In nur 30 Minuten haben sich bestenfalls 108 Ideen angehäuft, bei 4 Perso- nen in 20 Minuten immerhin 48 Gedankenblitze.

Dabei gilt: Es gibt zunächst ein- mal keine schlechten Ideen. Erst im zweiten Schritt steht die Bewertung und Kategorisierung der Ideen an.

Wiederholungen werden aussor- tiert, die Realisten und kritischen Geister kommen zu ihrem Einsatz.

Schließlich bleiben die Ideen übrig, von denen die Teilnehmer des Kreativteams überzeugt sind, dass sie umsetzbar sind.

Und darum werden jetzt noch konkrete Umsetzungsmaßnahmen festgelegt – ohne diese Aktionen bleibt die kreativste Ideenfindung

fruchtlos.

Dr. Michael Madel

Derzeit findet in Deutschland eine heftige Debatte über die Sterbehilfe statt. Es wird jedoch wenig darüber diskutiert, wie die Palliativmedizin aufgewertet werden kann, um Patienten das Leiden in ihrer letzten Lebensphase erträglicher zu machen.

Auf welche Weise sollte die Palliativversorgung in Deutschland verbessert werden?

Radbruch: Jeder schwerstkranke Mensch muss im Bedarfsfall Zu- gang zu qualitativ hochwertiger Palliativversorgung haben. Die Deut- sche Gesellschaft für Palliativmedizin stellt deshalb die folgenden Forde rungen:

Über alle Lebensalter und für alle lebensbegrenzenden Erkrankun- gen ist der Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Palliativversor- gung zu gewährleisten. Neben Tumorerkrankungen betrifft dies ins- besondere Menschen mit internistischen, geriatrischen (inklusive der Demenz) und neurologischen Erkrankungen.

In jedem Krankenhaus und jedem Pflegeheim sollte es einen „Pallia- tivbeauftragten“ geben, der insbesondere dafür verantwortlich ist, dass die vorhandenen Angebote zur stationären und ambulanten Hospiz- und Palliativversorgung für alle Patienten zugänglich sind und nötigenfalls weiterentwickelt werden.

In der stationären, vor allem aber in der am- bulanten Hospizarbeit und Palliativversor- gung, sind große regionale Unterschiede in den Versorgungskonzepten und -verträgen festzustellen. Bundesweit einheitliche Rege- lungen sind notwendig.

Eine bundesweite Qualitätssicherung ist er-

forderlich. Diesbezüglich soll das Nationale Hospiz- und Palliativre- gister der DGP weiterentwickelt werden.

Eine spezifische Forschungsförderung ist unabdingbar.

Palliativversorgung muss als Pflichtfach in die Ausbildung aller Pfle- geberufe sowie weiterer beteiligter Berufsgruppen aufgenommen werden.

Patienten und Angehörige benötigen ein bundesweit leicht zugängli- ches Informationsangebot, Aufklärung und telefonischen Beratung.

Die DGP erarbeitet derzeit gemeinsam mit dem Deutschen Hospiz- und Palliativverband und der Bundesärztekammer die Grundlagen für ei- ne nationale Strategie, mit der die hospizliche und palliativmedizinische Grundhaltung frühzeitig und flächendeckend in die Regelversorgung in- tegriert wird, aber auch als soziale Aufgabe in der Gesellschaft verankert

werden kann. Ol

FRAGE DER WOCHE AN . . .

Prof. Dr. med. Lukas Radbruch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP)

4 Deutsches Ärzteblatt I Heft 50 I 12. Dezember 2014

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