MEDIZIN
te chemotherapeutische Strategien zur Verfügung, die zum Beispiel bei den Glioblastomen in einer wenn auch noch so kleinen Anzahl der Fälle die Überlebenszeit in gutem Zustand deutlich verlängern helfen (Krau- seneck, Bamberg), was nach wie vor noch nicht ausreichend bekannt ist und umgesetzt wird.
Zu den arteriovenösen Malfor- mationen zählen nicht nur die Angio- me und arteriovenöse Fisteln, son- dern auch die intrakraniellen und spi- nalen duralen Fisteln, die nicht nur neurochirurgisch-operativ, sondern gleichwertig durch endovaskuläre Therapie zuverlässig entfernt werden können (Bien, Marburg).
KONGRESSBERICHT/FÜR SIE REFERIERT
Physikalische Therapie und Rehabilitation
Wie bei den früheren Marburger Kongressen stellten physikalische Therapie und Rehabilitation besonde- re Schwerpunkte dar. Es ist noch schwierig, die Wirksamkeit der kran- kengymnastischen Therapie (Rösche, Ulm), und auch der Rehabilitation (Schröter, Höxter), zu messen. Kurt- Alphons Jochheim beschrieb in seinem Vortrag über die Marksteine europä- ischer Rehabilitations-Geschichte den langen, oft beschwerlichen und von Enttäuschungen geprägten Weg der Bemühungen um die Rehabilitation bis zur Gegenwart, in der es beinahe
selbstverständlich geworden ist, daß sich an eine stationäre Behandlung ei- nes mit Behinderung einhergehenden neurologischen Krankheitsbildes ein Rehabilitationsverfahren anschließt.
Die Herausgabe aller wichtigen Kongreßbeiträge in Buchform ist auch wie in den vergangenen Jahren für das Frühjahr 1996 geplant (Ein- horn-Presse-Verlag, Rembeck).
Dr. med. Hans-Joachim Braune Professor Dr. med. G. Huffmann Neurologische Universitätsklinik mit Poliklinik
Rudolf-Bultmann-Straße 8 35033 Marburg
5-FU und Folinsäure bei Kolonkarzinom
Nach wie vor gehört die Kombi- nation 5-FU und Folinsäure zur Stan- dardtherapie des kolorektalen Karzi- noms.
In drei Studien untersuchten die Autoren den Effekt von 370 bis 400 mg/m2 5-FU plus 300 mg/m2 Folinsäu- re über fünf Tage, dann in sechs Zy- klen in vierwöchigem Intervall bei Patienten mit Dukes' B- und C-Karzi- nomen. An der plazebokontrollierten Studie nahmen 1 526 Patienten teil.
Dabei führte 5-FU/Folinsäure zu einer signifikanten Abnahme der Mortalität um 22 Prozent, die 3-Jah- re-Überlebensrate stieg von 62 auf 71 Prozent. Die Compliance war gut.
Über 80 Prozent der Patienten stan- den die geplante Behandlung durch.
Die Nebenwirkungsrate war akzepta- bel mit einem behandlungsbedingten Todesfall.
Schwere toxische Nebenwirkun- gen, in erster Linie den Verdauungs- trakt betreffend, wurden bei weniger als drei Prozent der Patienten regi- striert.
Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß 5-FU und hochdosiert Cal- ciumfolinat gut vertragen werden und als effektive adjuvante Therapie über sechs Monate beim kolorektalen Kar- zinom empfohlen werden können. W
International Multicentre Pooled Analy- sis of Colon Cancer Trials (IMPACT) in-
vestigators: Efficacy of adjuvant fluoro- uracil and folinic acid in colon cancer.
Lancet 1995; 345: 939-944.
Instituto Mario Negri, Laboratory of Cancer Clinical Epidemiology, Via Eri- trea 62, 1-20157 Mailand, Italien
Blutungsletalität bei Lungenerkrankung
Patienten mit chronisch-obstrukti- ver Lungenerkrankung (COLE) haben eine besonders schlechte Prognose, wenn es zur akuten Ulkusblutung kommt In einer Fall-Kontroll-Studie konnten die Autoren aus New Jersey zeigen, daß dieses Patientenkollektiv, das häufig Nikotin, Alkohol und Korti- kosteroide zu sich nimmt und meist äl- ter als 60 Jahre alt ist, besonders gefähr- det ist, wenn nicht eine frühe Betreu- ung auf einer Intensivstation und eine rechtzeitige endoskopische Diagnostik gewährleistet ist. Die Letalität war um den Faktor 4,6 erhöht, von den Intuba- tionspflichtigen verstarben sogar vier von fünf Patienten. Insgesamt betrug die Letalität bei den über 60jährigen Patienten mit COLE 36 Prozent. W Cappell MS, Nadler SC: Increased morta- lity of acute upper gastrointestinal bleed- ing in patients with chronic obstructive pulmonary disease. A case controlled, multiyear study of 53 consecutive pa- tients. Dig. Dis. Sci. 1995; 40: 256-262.
Division of Gastroenterology, Depart- ment of Medicine, UMDNJ-Robert Wood Johnson (formerly Rutgers) Medi- cal School, New Brunswick, 089 03-00 19 New Jersey, USA
Grapefruit - ein ganz besonderer Saft
Von Dihydropyridin-Kalzium- blockern ist bekannt, daß bei gleich- zeitig verabreichtem Grapefruit-Saft die Blutkonzentration signifikant er- höht ist, da Grapefruit offensichtlich über das Cytochrom P450 mit dem Arzneimittel-Stoffwechsel inter- agiert. Die Autoren untersuchten, ob durch Grapefruit-Saft auch die Serum-Ciclosporinkonzentration er- höht wird. Da es sich dabei um eine sehr teure und nebenwirkungsreiche Substanz handelt, könnten erhebliche Kosten eingespart werden.
Es erhielten 14 gesunde Erwach- sene 300 Milliliter Ciclosporin oral zu- sammen mit 250 Milliliter Grapefruit- Saft, Orangen-Saft oder Wasser. Unter Grapefruit war eine signifikante Zu- nahme der AUC-Werte zu erreichen.
Ähnliches trifft auch für Diltia- zem und Ketoconazol zu. Die Ko- steneinsparungen bewegen sich nach Berechnungen der Autoren in einer Größenordnung um 50 Prozent, wenn Ciclosporin zusammen mit Grape- fruit-Saft eingenommen wird.
Yee G C, Stanley DL, Pessa KLJ, Dalla Cista T, Beltz SE, Ruiz J, Lownthal DT:
Effect of grapefruit juice an blood ciclo- sporin concentration. Lancet 1995; 345:
955-956.
Department of Pharmacy Practice, Col- lege of Pharmacy, University of Florida Health Science Center, PO Box 100486, Gainesville, FL 2610, USA
A-3338 (74) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 47, 24. November 1995