Krankenkassen
AOK Rheinland und Hamburg fusionieren
Erster länderübergreifen- der Zusammenschluss
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ie erste länderübergreifen- de Fusion bei den Allge- meinen Ortskrankenkassen (AOK) ist perfekt. Ende Juni konstituierte sich in Greven- broich der Verwaltungsrat der AOK Rheinland/Hamburg, wie die neue Kasse mitteilte.Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) begrüßte das Projekt als „richtigen Schritt in die Gesundheitsver- sorgung der Zukunft“.
Mit drei Millionen Versi- cherten und einem jährlichen Umsatz von 7,3 Milliarden Euro gehört die AOK Rhein- land/Hamburg nach eigenen Angaben zu den bundes- weit größten Krankenkassen.
Schmidt betonte, die Fusion unterscheide sich von der Vielzahl der AOK-Zusam-
menschlüsse der Vergangen- heit. „Denn mit der AOK Rheinland und der AOK Hamburg haben sich erstmals zwei Ortskrankenkassen un- terschiedlicher Länder zu- sammengeschlossen“, sagte sie. Durch die Fusion soll der Beitragssatz der AOK Ham- burg von 14 Prozent auf den der AOK Rheinland von 13,4 Prozent sinken. ddp
Arzthelferinnen
Neuer Name, neue Ideen
In Zukunft mehr Aufgaben im Praxisteam
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ie Arzthelferinnen wollen sich in Zukunft stärker um eigenständige Aufgabenfel- der bemühen, ohne jedoch – wie zum Teil die Pflegeberufe – mit den Ärzten zu konkur- rieren. „Bei entsprechender Aus- und Weiterbildung kön- nen sie in noch viel stärkeremMaß als bisher koordinieren und den Arzt/die Ärztin von nichtmedizinischen Arbeiten entlasten“, betonte Sabine Rothe, Präsidentin des Ver- bands medizinischer Fach- berufe. In Zukunft werde die Betreuung von Kranken ver- mehrt von Praxisteams über- nommen. Hier könnten Arzt- helferinnen im Team famili- äre und soziale Ressourcen koordinieren, weil sie den Patienten und sein soziales Umfeld kennen.
Rothe vertritt eine Organi- sation, die 1963 als Berufsver- band der Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzthelferinnen ge- gründet wurde. Anlass für die Umbenennung sind geänder- te Berufsbezeichnungen als
Folge der neuen Ausbildungs- ordnungen zur Medizinischen und Tiermedizinischen Fach- angestellten, die zum 1. Au- gust 2006 in Kraft treten.
Ärzteschaft und Politik sollten alles daran setzen, um den Beruf der Arzt-, Zahn- arzt- oder Tierarzthelferin wieder attraktiver zu machen, sodass sich mehr qualifizierte Bewerberinnen dafür inter- essieren, forderte Präsidiums- mitglied Margret Urban. Da- zu seien neue tarifpoliti- sche Wege nötig, zum Beispiel die Honorierung nach Be- rufserfahrung, Arbeits- und Fachkenntnissen. Außerdem müssten sich die Kolleginnen an der Qualitätssicherung be-
teiligen. Rie
A K T U E L L
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 28–29⏐⏐17. Juli 2006 AA1929
HPV-Vakzine
Vision wurde Realität
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er weltweit erste Impfstoff, der ge- zielt zur Vorbeugung einer Krebser- krankung entwickelt wurde, ist Ende Juni in den USA auf den Markt ge- kommen. Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und den US-amerikanischen National In- stitutes of Health (NIH) bildeten die Basis für die Entwicklung der Vakzine.Vor rund 30 Jahren postulierte Prof. Dr.
med. Harald zur Hausen, der spätere langjährige wissenschaftliche Vorstand des Deutschen Krebsforschungszen- trums, einen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit humanen Papillom- viren (HPV) und der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Einige Jahre darauf wurde in seinem Labor der Be- weis erbracht, dass bestimmte Typen
dieser Viren ursächlich an der Ent- stehung der Tumoren beteiligt sind.
Die Erkenntnis, dass Gebärmutterhals- krebs durch Viren ausgelöst wird, brachte die Wissenschaftler schnell auf die Idee, der Erkrankung mit einer Impfung gegen den Erreger vorzu- beugen. Die klassische Methode der Impfstoffproduktion – Anzucht und anschließende Inaktivierung des Virus – schied bei HPV aus: Eine Anzucht des Erregers im Labor ist nicht mög- lich. Daher kam nur ein mit gentech- nischen Verfahren hergestellter Impf- stoff infrage.
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nfang der Neunzigerjahre stellte sich heraus, dass sich ein einziges, als L1 bezeichnetes Eiweiß aus dem Proteinkapsid des Virus, spontan zu„leeren“ Viruspartikeln (virus like par- ticles, VLP) zusammenlagern kann.
Diese Partikel sind als Impfstoff ideal, da sie wegen der nahezu identischen Struktur vom Immunsystem wie „ech-
te“ Viren behandelt werden; jedoch enthalten sie kein Erbmaterial und sind daher nicht infektiös.
P
rof. Dr. med. Lutz Gissmann und sei- nen DKFZ-Kollegen gelang es, in Kooperation mit den US-Forschern auf der Basis eines aus HPV16 isolierten L1-Gens große Mengen VLP herzu- stellen. Der Impfstoff ist gegen die beiden wichtigsten krebserregenden Typen HPV16 und HPV18 gerichtet, außerdem gegen die Condylomata acu- minata verursachenden Typen HPV6 und -11. Die Rate an Gebärmutterhals- krebs wird um 70 Prozent reduziert. Die Vakzine wurde in klinischen Studien an rund 25 000 Frauen getestet und konnte HPV16- beziehungsweise HPV18-as- soziierten Vorstufen von Gebärmut- terhalskrebs hundertprozentig vorbeu- gen. In Deutschland wird der Impfstoff voraussichtlich Anfang nächsten Jahres zugelassen und von Sanofi Pasteur MSD vertrieben werden. EB AkutArzthelferin- nen sollen die Ärzte künftig in noch stär- kerem Maß von nichtme- dizinischen Arbeiten ent- lasten.
Foto:Peter Wirtz