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Archiv "Embryonenforschung II: Der Beginn des Lebens" (25.12.2006)

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A3458 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 51–52⏐⏐25. Dezember 2006

P O L I T I K

W

ann beginnt das Leben?

Von der Beantwortung die- ser Frage hängt viel ab. Sie beein- flusst beispielsweise die Diskussi- on um Präimplantationsdiagnostik und Embryonenforschung. So hat sich kürzlich die Deutsche For- schungsgemeinschaft (DFG) für ei- ne Abschaffung der Stichtagsrege- lung ausgesprochen. Der deutschen Forschung sollten auch neuere, im Ausland hergestellte und verwen- dete Stammzelllinien zugänglich gemacht werden, sofern diese aus

„überzähligen“ Embryonen ent- standen sind. Die Abschaffung der Stichtagsregelung würde der DFG zufolge die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Wissenschaftler auf dem Gebiet der Stammzellforscher nach- haltig verbessern.

Embryo: „schutzwürdiges Menschenwesen“

Doch ist dies ethisch und rechtlich zulässig? Ja, meinte der Göttinger Kardiologe, Prof. Dr. med. Gerd Hasenfuß, bei einer Podiumsdiskus- sion in Köln. Denn er hält den Nida- tionszeitpunkt für den geeigneten Zeitpunkt, den Beginn des Lebens festzulegen. Erst durch die Nidation würden die Bedingungen geschaf- fen, die zur Embryonalentwicklung notwendig seien. Auch der Präsi-

dent der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Prof.

Dr. med. Günter Stock, ist dieser Ansicht: „Mit der Einnistung be- ginnt eine Kaskade von biologi- schen Prozessen.“ Während Hasen- fuß wie die DFG für eine Aufhe- bung der Stichtagsregelung plädiert, spricht sich Stock für eine soge- nannte nachlaufende Stichtagsrege- lung aus, die immer wieder neu angepasst wird. Dann könnten die Forscher mit Zellen arbeiten, die maximal ein oder zwei Jahre lang im Labor gehalten worden sind.

Der Ratsvorsitzende der Evange- lischen Kirche in Deutschland, Bi- schof Wolfgang Huber, hatte eben- falls vor Kurzem die Festsetzung ei- nes neuen Stichtags angeregt. Dazu der Vorsitzende der Deutschen Bi- schofskonferenz, Karl Kardinal Leh- mann, in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur:

„Man muss zuerst die positive Ab- sicht von Bischof Wolfgang Huber sehen: Gegenüber der vor allem von der Deutschen Forschungsgemein- schaft erhobenen Forderung, auf Stichtage überhaupt zu verzichten, setzt er eine Grenze. Ich habe jedoch einen grundlegenden Einwand gegen eine Festlegung von Stichtagen.“

Denn für Lehmann beginnt das Leben mit der Verschmelzung von

Ei- und Samenzelle. Deshalb sei von diesem Zeitpunkt an der Embryo ein

„schutzwürdiges Menschenwesen“

betonte er in Köln. „Um zu Stamm- zellen zu kommen, muss ich töten.

Das darf nicht sein.“

Diskussion über pränatale Diagnostik

Unterstützung erhielt er von Prof.

Dr. med. Giovanni Maio, Freiburg, für den das Leben, unabhängig von seinem Status, einen Wert an sich hat: „Wir haben die Ideologie genährt, dass alles machbar ist und dass alles Machbare gut ist. Das ist zu hinterfragen. Es gibt Werte, die wir erhalten müssen.“ Eine gewisse moralische Nachlässigkeit gegen- über dem Embryo in sonstigen Kon- texten (Beispiel: Spirale, Fetozid) könne kein Argument dafür sein, dass ein Embryo kein Mensch sei.

„Wenn wir die Stichtagsregelung aufheben würden, würden wir em- bryonale Stammzellforschung erlau- ben, was ethisch nicht zu rechtferti- gen ist.“ Einen verwaisten Embryo müsse man sterben lassen.

Auf Kritik stießen auch die präna- tale Diagnostik und die oft daraus fol- genden Spätabtreibungen. Die prä- natale Diagnostik habe immer mehr in eine Richtung „Welt ohne Leiden und in ewiger Jugend“ geführt, was zunehmend eine Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung zur Folge habe, sagte der Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe, Robert Antretter. Lehmann, der die derzeitige Praxis der Spätabtreibun- gen ebenfalls ablehnt, stellt die pränatale Diagnostik jedoch nicht grundsätzlich infrage: „In weit mehr als 90 Prozent der Fälle gehen Frau- en beruhigt nach Hause, weil sie wissen, dass keine Schädigung des

Kindes vorliegt.“ I

Gisela Klinkhammer

EMBRYONENFORSCHUNG II

Der Beginn des Lebens

Sollte auf eine Stichtagsregelung ganz verzichtet werden, oder sollte ein neuer Stichtag festgesetzt werden? Ist embryonale Stammzellforschung grundsätzlich ethisch zu rechtfertigen?

Die Meinungen gehen auseinander.

ETHIK UND ÖKONOMIE IN DER MODERNEN MEDIZIN

Die Diskussionsreihe „Was ist das Leben wert? – Ethik und Ökonomie in der modernen Medizin“ startete am 30. November in Köln. Sie findet statt aus Anlass der Ausstellung „Tödliche Medizin. Rassenwahn im Nationalsozialismus“ des United States Holocaust Memorial Museum Washington D. C. im Deutschen Hygiene-Museum (dazu DÄ, Heft 45/2006). Veranstalter der Reihe sind der Deutschlandfunk, das Deutsche Hygiene-Museum Dresden und die DKV Deutsche Krankenversicherung. Am 22. Februar 2007 diskutieren im Rudolf-Virchow-Hörsaal auf dem Campus der Charité unter anderem Prof. Dr. med.

Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, und Prof. Dr. med. Eckhard Nagel, Augsburg, über das Thema „Geld oder Leben? Ethik und Ökonomie in der Medizin“. Die Diskussionsreihe endet am 18. April in Berlin mit einem Disput über das Thema „Der letzte Vorhang – wann endet das Leben?“.

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