A2602 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 38⏐⏐21. September 2007
K U LT U R
Alle vier Wochen stellt das Deutsche Ärzteblatt eine Auswahl von herausragenden Ausstellungen vor, die Sie nicht verpassen sollten.
KULTURKALENDER
Die Poesie des Alltäglichen
BERLIN
21. September bis 7. Januar 2008:
Minimalism and Applied
Die Künstler und Künstlerinnen mit einer minimalistischen, reduzierten Ästhetik – von Bauhaus-Lehrer Josef Albers in den 20er-Jahren über die Entwürfe von Ale- xander Libermann und Charles Eames ab 1950 bis hin zu zeitgenössischen Posi- tionen von Franz Erhard Walther, Heimo Zobernig, Andrea Zittel und Leonor Antu- nes – haben immer auch an der Übertra- gung ihrer strengen Konzeptionen in den Bereich des Designs gearbeitet. Die Aus- stellung minimalistischer Kunst von 1920
bis heute setzt die meist getrennt präsen- tierten Arbeiten aus den Richtungen „frei“
und „angewandt“ in einen spannenden Dialog. Mit seinem Ölgemälde „Arena“
(Foto)interpretiert der New Yorker Syl- vain Lionni eine Stadion-Grafik zur Sitz- platzbestellung als abstraktes Muster.
DaimlerChrysler Contemporary, Haus Huth, Alte Potsdamer Straße 5 , täglich 11–18 Uhr, Führungen jeweils Sa. 16 Uhr
BIELEFELD
30. September bis 13. Januar 2008:
1937 – Perfektion und Zerstörung 1937 wurde in München die Wanderaus- stellung „Entartete Kunst“ mit mehr als 100 aus öffentlichen Sammlungen ver- bannten Künstlern eröffnet. In Russland hatte Stalin bereits die Avantgarde-Kunst aus den Museen entfernen lassen. Spa- nien rüstete sich nach Francos Militär- putsch ebenfalls gegen die Moderne. Wie Künstler auf diese zerstörerischen Ten- denzen in Gesellschaft und Politik rea-
gierten, vermittelt die Ausstellung ein- drucksvoll mit einem Überblick über die internationale Kunstproduktion des Jah- res 1937. Die Auswahl umfasst Werke unter anderem von Max Beckmann, Sal- vador Dalí, Max Ernst, George Grosz, Paul Klee, Francis Picabia, Pablo Picasso, Franz Radziwill und Rudolf Schlichter, die ihrer Angst vor der Zerstörung eindrucks- volle Denkmäler setzten.
Kunsthalle Bielefeld, Artur-Ladebeck- Straße 5, täglich (außer Mo.) 11–18, Mi.11–21, Sa. 10–18 Uhr
FRANKFURT AM MAIN
27. September bis 6. Januar 2008:Albrecht Dürer – Druckgrafiken Die Druckgrafik war für Albrecht Dürer (1471–1528) ein Medium, in dem er – mehr als in Malerei und Zeichnung – sein künstlerisches Schaffen einem europa- weiten Publikum vermitteln konnte. Das Städel Museum besitzt einen umfangrei- chen Bestand seiner Kupferstiche, Holz- schnitte und Radierungen. Aufgrund der hohen Qualität der rund 170 gezeigten Blätter kann sich der Besucher von der außergewöhnlichen technischen und künstlerischen Meisterschaft überzeu- gen, die Kupferstich und Holzschnitt um 1500 durch Dürer erlangten.
Städel Museum, Dürer Straße 2, Di. und Fr.–So. 10–18, Mi./Do. 10–21 Uhr
HAMBURG
bis 6. Januar 2008:David Hockney. Myself and my Heroes Zum 70. Geburtstag von David Hockney lockt eine Auswahl seiner grafischen Folgen und Zeichnungen. Seit Beginn der 60er-Jahre beschäftigte sich Hockney in- tensiv mit der Druckgrafik. „Myself and my Heroes“ war eine seiner ersten Ra- dierungen. Der Titel der Schau bezieht sich auf sein Werk, aber auch auf seine
„Helden“, seine literarischen und kunst- historischen Vorbilder und seine Freunde, die er in zahlreichen Porträts festhielt.
Hamburger Kunsthalle, Glockengießer- wall, Di.–So. 10–18, Do. 10–21 Uhr
HANNOVER
bis 27. Januar 2008:Nouveau Réalisme
Farbige Papierfetzen auf abgerissenen Plakatwänden, überquellende Müllton- nen, bizarre Supermarktregale: So sieht sie aus, die Poesie des Alltäglichen. An- fang der 60er-Jahre entdeckte eine Gruppe junger französischer Künstler, zu der unter anderem Yves Klein, Jean Tin- guely, Niki de Saint-Phalle, Arman und Raymond Hains zählten, den Alltag als unerschöpfliches Materiallager für die Kunst. Die Ausstellung stellt die Avant- garde-Bewegung vor.
Sprengel Museum, Kurt-Schwitters- Platz, Di. 10–20, Mi.–So. 10–18 Uhr
DER BESONDERE TIPP
Autopsie unseres Umgang mit Toten
Die unterschiedliche Art, wie Kulturen und Gesellschaf- ten mit dem Thema Sterben umgehen, sagt auch viel über ihre Haltung zum Leben aus. Das Deutsche Hygiene-Mu- seum in Dresden dokumentiert dies vom 22. September bis zum 30. März 2008anhand von zeitgenössischer Kunst und Werken des 19. Jahrhunderts aus verschiede- nen Kontinenten (im Bild: eine Videoprojektion aus Thai- land, 2002). Zentrale Themenkreise sind Totenköpfe und Skelette, Leichname und Todesarten, Gräber, der Künst- lertod, Hommagen sowie das Nachleben. Der Titel stammt von der amerikanischen Kult-Serie „Six Feet Under“, die den turbulenten Alltag in einem kaliforni- schen Beerdigungsinstitut aufs Korn nimmt.
„Six Feet Under“: Deutsches Hygiene-Museum, Lingner- platz 1, Dresden, Di.–So. und feiertags 10–18 Uhr
Foto:© DaimlerChrysler Foto:Araya Rasdjarmrearnsook/Courtesy of the Artist