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Jean-Yves Lerner j Ulrich Schatz

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Jean-Yves Lerner j Ulrich Schatz

Reflektiert die referentiell/nicht-referentielle Ambiguität . zwei Gebrauchsarten von Pronomina?

Dieses Papier befaßt sich mit der Auflösung einer anaphorischen Ambiguität, die unter dem NamenTeferentiell/nicht-referentielle Ambiguität bekannt ist. Es wird im Rahmen einer um Ereignisdiskursindividuen erweiterten Diskursrepräsentationstheorie (DRT) ein Desambiguierungsverfahren vorgestellt, das auf sehr allgemeinen Prinzipien beruht. Dar- über hinaus wird die DRT mit einer durch Indizesinterpretationsregeln ergänzten Bin- dungstheorie verglichen. Die Verfasser erhoffen sich von diesem Vergleich eine Klärung der DRT-spezifischen Verfahren.1

0. Einleitung Betrachten wir folgende Sätze:

(0.1) Nur Helmut bewundert seine Politik.

| (0.2) Auch Helmut bewundert seine Politik.

; (0.1 a) Nur Helmut bewundert sich.

> (0.2a) Auch Helmut bewundert sich.

> (O.lb) Nur Helmut bewundert ihn.

l (0.2b) Auch Helmut bewundert ihn.

i; (O.lc) Nur ein Kanzler bewundert seine Politik.

'4 (0.2c) Auch ein Kanzler bewundert seine Politik.

• Von diesen Sätzen weisen die zwei ersten drei Lesearten auf. Auf die Äußerung

• von (0.1) könnte man erwidern, daß (0.1) nicht stimmt, weil auch Franz-Joseph

• seine eigene Politik bewundert. Man könnte aber ebensogut entgegnen, daß es . außer Helmut andere Leute gibt, die seine (d. h. Helmuts) Politik bewundern. In

l Dieser Aufsatz ist eine Überarbeitung einer Arbeit, die unter dem Titel . „sloppy/referentielle Ambiguität" im Rahmen des von der IBM geförderten Projekts LI- LOG (Teilprojekt Diskursanalyse) erschienen ist. Die Idee der Rollenstreichung bekamen wir von Rainer Bäuerle. Was die Bindungstheorie betrifft, haben wir von Gesprächen mit Arnim von Stechow und ganz besonders von einem Briefwechsel mit Wolfgang Sternefeld . profitiert. Bei all diesen Personen möchten wir uns herzlich bedanken. Für die Durchsicht . des Manuskripts geht unser Dank an Jürgen Pafel. Die Verantwortung für eventuelle

Fehler tragen wir natürlich allein.

Zeitschrift für Sprachwissenschaft 8, l (1989), 3-52

© Vandenhoeck & Ruprecht, 1989 ISSN 0721-9067

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4 Jean-Yves Lernerf Ulrich Schatz

der dritten Lesart handelt es sieh um die Politik eines vom Kontext bereitgestell- ten Individuums.

Die drei Lesarten von (0.2) betreffen die Präsupposition dieses Satzes: im ersten Fall bewundern andere Leute als Helmut ihre eigene Politik, im zweiten Fall wird Helmuts Politik von anderen Leuten bewundert und im dritten Fall liefert der Kon text den Autorder bewunderten Politik, Die jeweilige erste Lesart wollen wir die nicht-rcfcrcntiellc Lesart nennen, die zweite die referentielle Le- sart und die dritte die kontextuelle Lesart.

Sätze wie (0.1) und (0.2) sind in der Literatur als Beispiele für die sogenannte

„sloppy identity" bekannt. Das Problem ist jedoch nicht, zu beschreiben, wie man die nicht-referentielle Lesart dieser Sätze erhält (wir werden auch von der sloppy-Lesart reden), sondern zu erklären, warum solche Sätze mehrdeutig sind.

Die sloppy identity wird gewöhnlich im Rahmen einer Theorie über Ellipse diskutiert, d.h. unsere Sätze werden nicht extra behandelt, sondern ihre Ambi- guität fallt unter die Ambiguität von Sätzen wie (0.3), deren Analyse der eigentli- che Gegenstand der jeweiligen Untersuchung bildet.

(0.3) Mary scratched her arm and Peter did too.

Im folgenden Abschnitt wollen wir untersuchen, was eine syntaktische Theorie der Chomsky-Schule zur Lösung unserer Ambiguität zu sagen hat.

L Die sloppy l referentielle Ambiguität in der Chomsky-Schule 1.1. Die sloppy/referentielle Ambiguität in der GB-Grammatik*' Die sogenannte Bindungstheorie läßt mindestens zwei Formulierungen zu, je nachdem man von regierenden oder von bindenden Kategorien als Bindungsbe- reichen ausgeht. Im ersten Fall lautet das ABC der Bindungstheorie:

A) Eine Anapher ist in ihrer bindenden Kategorie A-gebunden.

B) Ein Pronominal ist in seiner bindenden Kategorie A-frei.

C) Ein R-Ausdruck ist überall A-frei.

Im zweiten Fall dagegen sehen die Prinzipien folgendermaßen aus:

A7) Eine Anapher ist in ihrer regierenden Kategorie A-gebunden.

B7) Ein Pronominal ist in seiner regierenden Kategorie A-frei.

C) Ein R-Ausdruck ist überall A-frei.

(vgl. von Stechow/Sternefeld 1988: 220 und 237 und Chomsky 1981: 188).

(3)

). Referentielllnicht-referentielleAmbiguität 5 '>·.· \

N If In der ersten Fassung fallen die Possessiva aus dem Rahmen der Theorie, wie

^ »': folgendes Beispiel zeigt:

^ (1.1) Franz-Josephi glaubt, daß Helmutj seine'X <itj> Politik bewundert ';!i.

^ Fassen wir seine als Anapher auf, müßte es in seiner bindenden Kategorie, die

^ hier der eingebettete Satz ist, gebunden sein, was der Koindizierung [i, j] wider-

s i spricht. Wäre es ein Pronominal, so müßte es in seiner bindenden Kategorie frei ,"s sein. Dann wäre die Indizierung Q, i] nicht zulässig. Beide Indizierungen sind

c ·; aber empirisch möglich.

."^ In der zweiten Formulierung reduziert sich der Bindungsbereich auf die das ::: Possessiv enthaltende NP, weil das Possessiv Subjekt der NP ist und vom Kopf

< der NP regiert wird, woraus-folgt, daß die NP die regierende Kategorie des

%^ · Possessivs ist. Dann kann man das Possessiv als Pronominal auffassen, das

:£ gemäß B' in seiner regierenden Kategorie -frei ist. In der ersten Fassung liefert '· also die Bindungstheorie schon deshalb keine Analyse der Sätze (0.1), (0.2), (O.lc) und (0.2c), weil diese Sätze Possessiva enthalten. In der zweiten Fassung sagt die Theorie lediglich die Zulässigkeit einer Koindizierung von seine mit einem Antezedens außerhalb der NP, in der das Possessiv vorkommt, voraus.

• Demnach sind folgende Indizierungen z.B. für (0.1) zulässig:

0-2) [s [ Nur [NPj Helmut]] [yp bewundert seine<if j> Politik]]

j In (0.1 a) und (0.2a) kommt das Reflexiv sich vor. Nach A' (bzw. A) ist folgende i i Indizierung obligatorisch, da die NP Helmut in einer Position steht, wo sie sich

1 nicht binden kann.

! (1-3) Q [NW Nur [^ Helmut]] [VP bewundert sichj]

ET- Umgekehrt verhält es sich bei (0.1 b) und (0.2b). Hier ist nur eine Indizierung wie in (1.4) zulässig.

(^-4) [s [ Nur [NPJ Helmut]] [VP bewundert ihnj]

So weit, so gut. Die Anzahl der zulässigen Indizierungen entspricht der Anzahl der intuitiv akzeptablen, wenn man vom letzten Fall absieht. Eine Lesart, die (1.4) entspricht, gibt es für (0.1 b) nicht. Ein zusätzliches avoid-pronoun-Prinzip könnte hier vielleicht helfen. Dies ist aber eine Frage, die nicht unmittelbar mit unserem Thema zu tun hat und auf die wir nicht weiter eingehen wollen. Was uns jetzt interessiert, ist die Überführung der indizierten syntaktischen Formen in logiknähere Formen, denn nur dann können wir ermessen, was die Bindungs- theorie für die Interpretation unserer Sätze wirklich leistet. In dem Aufsatz ,,. „Discourse and Logical Form" befaßt sich Williams (1977) mit dem Problem

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der sloppy/referentiellen Ambiguität, und da er dabei auch die Übersetzung in eine scmantiknähere Repräsentation erörtert, nehmen wir im nächsten Ab- schnitt diesen Aufsatz als Grundlage für unsere Diskussion.

1.2. Die sloppy/refcrentielle Ambiguität bei Williams 1.2.1. Die Ambiguität bei den anaphorischen VPs

Der theoretische Rahmen, in dem Williams arbeitet, enthält zwei Hauptkompo- nenten: i 1) die Satzgrammatik

2) die Diskursgrammatik

Die Satzgrammatik besteht selbst aus drei Typen von Regeln, nämlich:

a) den Basisregeln b) den Transformationen

c) den Regeln der semantischen Interpretation

Obgleich der Aufsatz lange vor „Lectures on Government and Binding*' erschie- nen ist, läßt er sich im Sinne einer G B-Grammatik lesen, und die Komponenten der Satzgrammatik sind entsprechend zu interpretieren. Wir können uns des- halb eine genauere Darstellung ersparen. Die Diskursgrammatik dagegen geht über den GB-Horizont hinaus und bedarf einiger Erläuterungen.

Nach Williams operieren die Diskursregeln ausschließlich' auf den sogenann- ten Logischen Formen, die den Output der Regeln der semantischen Interpreta- tion (GB-Konstruktionsregeln) bilden. In dem uns interessierenden Fall sind es die Regeln, die die über die Satzgrenze hinausgreifenden anaphorischen Bezüge bestimmen. Ein Beispiel dafür liefert die sogenannte VP-Regel, die bei der Ana- lyse unserer Beispiele eine Rolle spielt und die wir jetzt erläutern wollen. Be- trachten wir den Satz (1.5), der sich von (0.3) strukturell nur dadurch unterschei- det, daß er kein Pronomen enthält, das zu einer Ambiguität fuhren kann.

(1.5) John shot the dog and Bill did too.

(1.5) besteht aus zwei durch die Konjunktion and verknüpften Sätzen. Der Nachsatz wird so interpretiert, als würde seine VP die Informationen enthalten, die in der VP des Vordersatzes enthalten sind. Um dies zu erklären, nimmt Williams an, daß die Oberflächenstruktur des Nachsatzes phonologisch nicht realisierte Elemente (sogenannte dummies) enthält, die zu den syntaktisch kor- respondierenden Elementen des Vordersatzes in anaphorischer Beziehung ste-

(5)

Refcrentiell/nichi-referentielle Ambiguit t 7 hen. Die VP-Regel gew hrleistet den anaphorischen Bezug, indem sie die dum- j mies im Nachsatz durch die entsprechenden Elemente der vorderen VP ersetzt.

Demnach hat (1.5) folgende Struktur l (1.6) John [[shot]v [[the]Det [dog]N ]NP ]VP

and Bill did [[<5]v [[<§]Det [<5]N ]NP ]VP

Die VP-Kopierregel, deren Einzelheiten uns nicht weiter interessieren, auf (l .6) angewandt ergibt:

(1.7) John [[shot]v [[the]^ [dog]N ]NP ]VP

and Bill did [[shoot]v [[the]Del [dog]N ^ ]YP

Bevor wir mit der Analyse von (0.3) beginnen k nnen, m ssen wir noch eine Konstruktionsregel einf hren, die sogenannte DVPR (derived VP rule). Diese Regel interpretiert die VP als Eigenschaft des Subjekts, d. h. sie macht aus (l .8) (1.9)

(1.8) John shot the dog.

(1.9) John [λχ(χ shot the dog)]VP

Die Anwendung der DVPR auf das erste Konjunkt in (0.3) ergibt folgende j Struktur:

(1.10) Mary [λχ(χ scratched her arm)]

and Peter did [δδδ]ν? too

Jetzt brauchen wir eine Regel, die das Possessiv her interpretiert. Williams for- muliert eine fakultative Regel (die Pronomenregel), die das im Possessiv enthal- .,$.£» tene Pronomen in eine durch den Lambdaoperator gebundene Variable ber- jX:':.\ f hrt. Nach Bindung des Pronomens h tten wir statt (1.10) die Struktur (1.11):

£," (1.11) Mary [λχ(χ scratched x's arm)]

and Peter did [δδδ]νρ too

' Wir k nnen nun die VP-Regel auf (1.10) anwenden und erhalten (1.12):

^; c (1.12) Mary [λχ(χ scratched x's arm)]

'^ and Peter did [λχ(χ scratch x's arm)] too

'., ;Ί Hiermit h tten wir die sloppy-Lesart erzeugt. Wie verh lt es sich nun mit der

"^ referentiellen Lesart?

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8 Jean-Yves Lerner l Ulrich Schatz

Nach Williams erhält man die referentielle Lesart, wenn man die fakulative Pronomenregcl nicht anwendet. In diesem Fall wendet man die VP-Regel direkt auf (1.10) an. Das ergibt (1.13):

(1.13) Mary [ ( scratched her arm)]

and Peter did [ ( scratched her arm)] too

Wie soll man (1.13) interpretieren? Das Possessivpronomen im zweiten Kon- junkt kann sich auf Mary beziehen. Es kann aber sein Antezedens auch im Kontext suchen. Dabei wird jedoch das Ergebnis empirisch inadäquat. Denn auch wenn das Possessiv im ersten Konjunkt sich nicht auf Mary, sondern auf eine dritte kontextuell bestimmte Person bezieht (kontextuelle Lesart), wird der Satz so verstanden, daß sich das Pronomen im zweiten Konjunkt auf dieselbe Person bezieht. Um diese Koreferenz zu gewährleisten, kann man jeder NP und insbesondere jedem Pronomen einen Index beigeben. Eine Kopierregel, die auch den Index kopiert, würde das gewünschte Ergebnis liefern. Statt (1.13) hätte man (1.14) bzw. (1.15) und würde die referentielle bzw. die kontextuelle Lesart bekommen.

(l .14) Mary-, [ ( scratched her} arm)] and Pete^ did[<5x(x scratch he^ arm)] too (1.15) Maryj [Ax(xscratched herk arm)] and

rj did \ ( scratch herk arm)] too

1.2.2. Die Ambiguität bei Sätzen mit Gradpartikeln

Was hat die Theorie von Williams zu den Beispielen (0.1) bzw. (0.2) zu sagen?

Williams behandelt diese Fälle nicht. Es ist aber anzunehmen, daß die Prono- menregel wieder die Hauptrolle bei der Auflösung der Ambiguität spielt. Neh- men wir an, daß wir den Satz (0.1) so verstehen, daß die in der VP ausgedrückte ; Eigenschaft keinem außer Helmut zukommt. Man kann wieder die DVP-Regel j anwenden und bekommt:

(1.16) Nur Helmut \ ( bewundert seine Politik)]

Nach der Anwendung der Pronomenregel erhalten wir:

(1.17) Nur Helmut \ ( bewundert x's Politik)]

(7)

Referentielllnicht-referentielle Ambiguität 9

: j Es läßt sich jetzt fur nur eine Bedeutungsregel formulieren, derart daß nur Hei-

*,rnut die Bedeutung

j(U8) )^ & = )1

(erhält. Funktionale Anwendung dieser Bedeutung auf die VP-Eigenschaft in j(1.16) ergibt die sloppy-Lesart von (0.1).

..\ | Wenn man die Pronomenregel nicht anwendet, bekommt man statt (1.17):

'-!

: i (l .19) Nur Helmut bewundet seine Politik]

;r l Dieselbe Bedeutungsregel für nur ergibt die referentielle bzw. die kontextuelle :·, Lesart, je nachdem man seine mit Helmut oder mit einem kontextuell vorgegebe-

• . ; nen Individuum koinzidiert. Mit anderen Worten, die referentielle Lesart ist hier

·*; wieder wie bei (1.14) und (1.15) nur ein Sonderfall der kontextuellen.

Für (O.la) und (0.2a) ergeben sich zuerst mal zwei Lesarten. Um die referen-

·. j tielle Lesart auszuschließen, wird extra postuliert, daß das Reflexivpronomen, i wenn es sich im Bereich eines Operators befindet, der Pronomenregel obligato- 5 risch unterworfen ist. Bei (O.lb) bzw. (0.2b) muß man umgekehrt annehmen, j daß die Pronomenregel blockiert ist. ihn darf nicht als gebundene Variable inter- j pretiert werden.

Wir haben hier versuch!, die Überlegungen von Williams 7u Sätzen wie (0.3) auf unsere Partikelsätze zu übertragen. In ähnlicher Weise wäre die Theorie von Sag (1976: 59ff.) über dieses Thema zu ergänzen. In den uns interessierenden

! Punkten unterscheidet sich Sags Position kaum von der von Williams. Auch er j löst die sloppy/referentielle Ambiguität im wesentlichen mit einer Pronomenre- j gel auf.

! In einem späteren Aufsatz (Williams 1980) wird der Formalismus etwas geän- I dert. Da der Aufsatz nichts wesentlich Neues für unser Problem bringt, wollen

» wir hier nicht weiter darauf eingehen.

: Zusammenfassend können wir sagen, daß Williams die sloppy/referentielle

! Ambiguität auf die fakultative Anwendung einer Konstruktionsregel (Prono- menregel) zurückfuhrt, die ein Pronomen in eine gebundene Variable übersetzt.

i Bei den Reflexiven wird die Regel obligatorisch angewendet, was für die entspre-

; chenden Fälle nur die sloppy-Lesart erzeugt. Bei Pronomina wird die Regel

» blockiert, was wiederum den Weg für die kontextuelle und die referentielle Le-

| sart frei macht.

Im nächsten Abschnitt ergänzen wir die Koinzidizierungssyntax der Chom- i skyschen Bindungstheorie mit Mechanismen der Übersetzung in eine der Logik nähere Sprache und untersuchen, wie diese neue Fassung der Theorie mit unse- ren Beispielen fertig wird.

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10 /M/I- Yves Urner i Ulrich Schatz

1.3. Die sloppy/referentielle Ambiguität im Rahmen einer GB-Grammatik.

Neuer Ansatz

(0.1) läßt, wie in 1.1 gezeigt, zwei Indizierungen zu, nämlich (1.20) G, [NP, Nur [NPj Helmut]] [VP bewundert seine, Politik]]

(1.21) [$ [NPI Nur [NPJ Helmut]] [VP bewundert seine, Politik]]

Wir übernehmen die D VPR von Williams, die auf (l .20) angewandt (l .22) ergibt (1.22) [5 [NPJ Nur [^ Helmut]] Ax[VP x bewundert seinej Politik]]

Nach Anwendung der Bedeutungsregel (1.18) erhalten wir (1.23):

(1.18) AP[Vx(P(x) -> [ = A] ( )]

(1.23) Vxj(Ax[x bewundert seinj Politik] (xf) -* [ / = ]( ))

Dabei gehen die Indizierungen der NPs auf die Variablen der entsprechenden ; rri Quantoren über. !

Wir brauchen noch eine vernünftige Regel für die Überführung von indizier- - ten Pronomina in die Logische Form. Wir können ein indiziertes Pronomen als | einen Ausdruck rekonstruieren, in dem die durch das Pronomen ausgedrückte Eigenschaft einer Variablen zugeschrieben wird (vgl. von Stechow 1987). Hier drückt das Possessiv eine Relation zwischen einem männlichen Individuum und einem Objekt aus und die Indizierung sagt uns, um welche Variable es sich handelt. Wir erhalten unter Berücksichtigung von (1.23)

(1.24) VXi((Poss(Xi,>>) A bewundert'(Xi,^) A Politik' (y) -» Xj = h) (1.24) ergibt die sloppy-Lesart.

Bei (1.21) geht es um die Deutung eines mit einem Pronomen koindizierten Namens. Es liegt nahe, den indizierten Namen als Konstante zu deuten. Die Koindizierung drückt sich in der Gleichsetzung der durch das indizierte Prono- men eingeführten Variablen mit dieser Konstante aus. Wir erhalten statt (1.24) (1.25), d.h. die referentielle Lesart.

(1.25) VXi((Poss(/?,jO Abewunderffo,}') A Politik'OO) -* XJ = Ä)

Bei den Beispielen mit Reflexiven ist nur die Indizierung (1.26) möglich, was wieder nach Anwendung von DVRP und unseren Konventionen für indizierte Namen und Pronomina die sloppy-Lesart ergibt.

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Referentiell/mcht-referentietleAmbiguität 11 (1-26) [5 [NPJ Nur [^ Helmut]] [VP bewundert sichj]

Bei Satz (O.lb) .verhält es sich umgekehrt.

Betrachten wir jetzt den Satz (O.lc). Er kann intuitiv nur in der sloppy-Lesart verstanden werden: Die Leute, die keine Kanzler sind, bewundern ihre eigene Politik nicht.

l

l (O.lc) Nur ein Kanzler bewundert seine Politik

'{ Nach der Bindungstheorie läßt dieser Satz zwei Indizierungen zu:

! (1.27) [NPJ Nur [NPJ ein Kanzler]] [bewundert seinei Politik]

··. (1-28) [NPI Nur [MJ ein Kanzler]] [bewundert seinej Politik]

! Die Formel (1.27) läßt sich ähnlich wie (1.20) weiter behandeln. Wir brauchen j wieder eine Bedeutungsregel für nur ein Kanzler, etwa:

,{ (1.29) ;iP[Vjc(P(;c) -* Kanzler'(x)]

!

:! Anwendung von DVPR und (1.29) auf (1.27) ergibt (1.30):

j (1.30) VjCi(/jc[Ar bewundert seinej Politik]^ -» Kanzler'fo)) - | (1.31) Vjti(;jc[x bewundert seinej Politik]^ -+ Kanzler'^))

Für (1.28) würde man entsprechend (1.31) bekommen.

Da in (1.30) und (1.31) die NP ein Kanzler aus (1.27/1.28) nicht in einen Quantorausdruck übersetzt wird, findet der ihr zugehörige Index keine Entspre- chung in einer Variablen. Deshalb läßt sich (1.28) nicht in die Logische Form j: übersetzen, da in (1.31) demy-indizierten Pronomen keine/-indizierte gebunde-

|;ne Variable gegenübersteht. (1.30) stellt die Lesart dar, laut welcher niemand, der nicht Kanzler ist, seine (eigene) Politik bewundert. Diese Lesart ist intuitiv i richtig, und sie ist die einzige, die unser Satz normalerweise haben kann. Sie setzt die Existenz eines Kanzlers nicht voraus, ist also in einem gewissen Sinne gene- i risch. Existenzpräsupponierende Lesarten lassen sich unseres Erachtens nur

über Akkomodation erzeugen (vgl. 4.1).

i An dieser Stelle sieht es so aus, als würde man die Williamssche Pronomenre- ) gel mit ihrer Fallunterscheidung nicht mehr brauchen. Wir haben einfach jedes f indizierte Pronomen in eine Variable übersetzt, und der Index hat dafür gesorgt, i daß diese Variable entweder vom entsprechenden Quantor gebunden oder einer i bestimmen Konstante gleichgesetzt wurde. Die Betrachtung von Beispielen mit , i anaphorischen VPs stört aber diese Idylle.

(0.3) Mary scratched her arm and Peter did too.

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12 Jean- Ytes Lerner lUlrich Schatz

Wenden wir die DVPR-Regel an. Aus denselben Gründen wie bei Williams (vgl.

1.2.1) müssen wir vor der Anwendung der Kopierregel indizieren. Wir erhalten 0 .32) Mary,[Ax(;c scratched her, arm)].

Kopierung ergibt:

(1.33) Mary,[/jc(jc scratched arm)] auch Peter^lVjcfx scratched her,· arm)]

arm]

Um die sloppy-Lesart zu erhalten, brauchen wir eine Regel, die die Struktur (1.32) in (l .34) übersetzt.

(l .34) Maryj(Vjr(jt scratched jc's arm)]

Erst dann können wir den benötigten Lambdaausdruck kopieren und die slop- py-Lesart erhalten. Eine solche Regel wird in Reinhart (1983:160) gegeben. Wir verzichten hier auf ihre genaue Formulierung und halten nur fest, daß wir auch in dieser Fassung der Bindungsyntax eine Pronomenregel im Sinn von Williams brauchen, die Pronomina speziell in gebundene Variablen übersetzt. Wie sieht es nun mit der Fallunterscheidung aus?

Betrachten wir (1.35).

(l .35) Mary admires herself and Peter does too.

Anders als bei der Analyse von (0.1 a) hilft hier die Choraskysche Bindungsregel für Anaphern nicht. Denn sie besagt, daß herseif und Mary koindiziert werden müssen. Kopierung würde aber nur die referentielle Lesart liefern, die wir nicht haben wollen. Man muß also annehmen, daß die Reflexive wie bei Williams der Pronomenregel obligatorisch unterworfen sind. Dann kann der Lambdaaus- druck mit dem Pronomen als gebundener Variablen kopiert werden.

Als Fazit dieser Betrachtungen können wir festhalten, daß die Bindungstheo- rie mit Konstruktionsregeln im Sinne von Williams und Deutungsregeln für Indizes ergänzt uns nicht wesentlich weiter bringt als der Williamssche Ansatz.

Dies bedeutet natürlich nicht, daß man die Bindungstheorie nicht so weit verfei- nern könnte, daß man auch solche Fälle wie die eben betrachteten in den Griff bekommt. Entweder müßte man die Bindungstheorie auf die Logische Form ausdehnen oder neue Arten von Indizierungen einführen. Da sich bis jetzt keine einheitliche Theorie auf diesem Gebiet richtig durchgesetzt hat, verzichten wir auf eine weitere Diskussion.

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ReferenrieUJwchi-refereniielle Ambiguiläi 13

2. Die sloppyfreferentielle Ambiguität in der Diskursrepräsentationstheorie 2.1: Inhaltliche Vorbemerkungen

Da es nicht zur Aufgabe dieses Aufsatzes gehört, neue Kenntnisse über die Semantik der Partikeln nur und auch zu gewinnen, begnügen wir uns mit einer relativ einfachen Bedeutungsanalyse dieser Wörter.

Was nur betrifft, können wir die präsuppositionale Komponente der Bedeu- tung vernachlässigen. Ein Satz mit nur präsupponiert eine Proposition, die dem Inhalt desselben Satzes ohne nur gleichkommt (dazu z. B. Lerner/Zimmermann 1981). Der Satz (0.1) präsupponiert demnach den Inhalt von (2.1), ein Satz, der die sloppy/referentielle Ambiguität nicht aufweist.

(0.1) Nur Helmut bewundert seine Politik.

(2.1) Helmut bewundert seine Politik.

Der Inhalt von (0.1) kommt der Proposition/? gleich, daß niemand außer Hel- mut seine Politik bewundert. Wir sehen vorerst von unserer Ambiguität ab und j wählen eine Paraphrase, die genau so mehrdeutig ist, wie der zu analysierende i Satz./? läßt sich folgendermaßen ausdrucken: für jeden, der seine (bzw. Helmuts)

Politik bewundert, gilt, daß er mit Helmut identisch ist. Hiermit hätten wir die Weichen für eine Analyse gestellt, die (0.1) als AUquantorsatz behandelt. Unsere

! nächste Aufgabe ist nun anzugeben, wie sich die Gesamt-DRS des Satzes aus

! den syntaktischen Komponenten von (0.1) konstruieren läßt.

, Aus verschiedenen Gründen, von denen man einige bei Jacobs (l983) nachle- sen kann, tendieren wir zu einer syntaktischen Analyse von nur (dasselbe gilt fur auch), die diese Partikel als Satzadverb behandelt. Wenn bei der Konstruktion der Satz-DRS das Wort nur prozessiert wird, wird man schon auf den Trägersatz t von nur bzw. auf seine Konstituenten (Subjekt-NP und VP) zurückgreifen kön- i nen. Wir haben gerade festgestellt, daß wir unsere /mr-Sätze als AUquantorsatze verstehen. Es geht also im letzten DRS-Konstruktionsschritt darum, aufgrund der DRS des Trägersatzes die Restriktion und den Skopus des «wr-Allquantor- : satzes zu bestimmen. Zuerst aber einige allgemeine Betrachtungen zu dem For-

mat von DRS.

2.2. Diskursrepräsentationen mit Ereignissen

. Wir werden in diesem Aufsatz auf eine Idee von Davidson (l 967) zurückgreifen, : der die Ontologie um Ereignisindividuen erweitert und die semantische Reprä- sentation von Sätzen in binäre Relationen zerlegt, bei denen das erste Argument : ein Ereignis und das zweite Argument ein Gegenstand ist, der in dem durch den

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14 Jean-Yves LernerJUlrich Schatz

Satz ausgedrückten Sachverhalt eine Rolle spielt, die entweder durch die gram- matische Funktion des den Gegenstand bezeichnenden Wortes oder durch eine Präposition ausgedruckt ist. Daß es sich dabei um keine ganz triviale Änderung der DRT, wie man sie in Kamp (1981) findet, handelt, wird in ßäuerle (1987) gezeigt. Um die Diskussion vorläufig konkreter zu gestalten, betrachten wir folgenden Diskurs.

(2.2) Marie hat einen fremden Mann in einer Disko geohrfeigt.

Das hat Renate auch getan.

Eine DRS des ersten Satzes mit Ereignisdiskursindividuen würde etwa so ausse- hen.

(2.3) e,

ohrfeigende) Agens(e, x) Patiens(e,>>) in'(e, z) fremd'(;>) mann'(y) disko'(z)

maria)

In (2.3) wird kodiert, daß es sich im betreffenden Satz um ein Ereignis des Onrfei- gens handelt, an dem ein in dem realen Individuum Maria verankerter Diskurs- referent x als Agens beteiligt ist. Der als Patiens beteiligte Diskursrefererit ist ein fremder Mann. Das Ereignis findet in einer Disko statt.

Im zweiten Satz unseres Diskurses kann sich das Pronomen das nicht auf dasselbe Ereignis wie das Ereignis des ersten Satzes beziehen, auch nicht auf ein Ereignis, auf das die in (2.3) vorkommenden Prädikate zutreffen, denn Renate kann natürlich nicht Agens eines Ereignisses sein, an dem Maria als Agens teilnimmt. Sie kann nur ein Ereignis verursachen, das bis auf die Agensbestim- mung alles erfüllt, was in (2.3) kodiert ist. Wenn wir das Tempus vernachlässi- gen, läßt sich das, was Renate getan hat, wenigstens in einer Lesart durch die DRS (2.4) repräsentieren (in einer anderen Lesart kann von der Adverbialbe- stimmung in der Disko abgesehen werden). Hier wird ein Ereignis beschrieben, das zum Typ der Ohrfeigensereignisse gehört, an dem als Patiens ein fremder Mann teilnimmt und das in einer Disko stattfindet.

Nur in bezug auf das Agens ist dieses Ereignis nicht bestimmt: die DRS ent- hält keine Agensprädikation. Hier zeigt sich ein Vorteil der DRT, deren DRS keine vollständigen Beschreibungen von Sachverhalten und auch keine vollstän- digen Beschreibungen dessen sind, was notwendigerweise zu einem Ereignis ge-

(13)

Refereniiell/nicht-referentielle Ambiguität 15 ' ·* j hört (wie z. B. das Agens bei einem Ohrfeigensereignis), sondern eben nur men- tale Repräsentationen, die charakteristischerweise immer unvollständig sind und dies und jenes sozusagen im Dunkeln lassen können.

(2.4) e, x,y, z ohrfeigen'^) Patiens(e,>>) in'(e,z) fremd'(^) mann'(^) disko'(z)

<jc, maria)

Wollen wir nun die Teilnahme von Renate als Agens am Ereignis e ausdrücken, brauchen wir nur die DRS um die Agensrolle zu erweitern und sie mit Renate zu jbesetzen, was (2.5) ergibt.

K2.5) e, , , y, 2 ohrfeigen'^) Agens(e,x') Patiensfc y) in'(e,z) fremd'i.y) mann'(v) disko'(z)

x, maria) x', renate)

'. POie Repräsentation des ganzen Textes (2.2) kommt dadurch zustande, daß man rlie DRS (2.3) und (2.5) vereinigt. Da die Sachverhaltsanaphorik nicht zu unse-

" i:em Thema gehört, gehen wir zur Vermeidung von Variablenzusammenfall für

: j die Variable e, v, z bei der Vereinigung den in der Logik üblichen Weg der

" iUmbenennung.

Z 2.3. Ereigniszentrierte Konstruktion von DRS

i \Venn man das ganze Verfahren unter dem Gesichtspunkt betrachtet, wie man

s. i die DRS des zweiten Satzes Schritt für Schritt aufbaut, so kann der Übergang

^ >on (2.4) zu (2.5) als die Anbindung der Subjekt-NP Renate aufgefaßt werden.

.' Es wird dabei von einer DRS ohne Agensrolle ausgegangen, die die VP des .«Satzes repräsentiert und ein Ereignis spezifiziert. Die Einführung der Agensrolle

(14)

16 Jean-Yves Lerner(Ulrich Schatz

und seine Besetzung mit Renate bringt nur eine weitere Spezifizierung des Ereig- nisses.

Zur Verdeutlichung des Verfahrens betrachten wir folgenden Diskurs, der sich von (2.2) nur dadurch unterscheidet, daß wir Maria eine zusätzliche Eigenschaft zuschreiben.

(2.6) Die impulsive Maria hat einen fremden Mann in der Disko geohrfeigt.

Das hat Renate auch getan.

Die DRS für den Vordersatz sieht folgendermaßen aus:

(2.7) e, > z ohrfeigen'(<?) Agens(e, x) Patiens(e, y) in'foz) impulsiv'(x) fremd'(j>) mann'(y) disko'OO

, maria >

Streichung der Agensrolle ergibt

(2.8) e, x, y, z ohrfeigende) Patiens(e, y) m\e, z) impulsiv'(x) fremd'(j) mann'(^) disko'(z)

x, maria)

In (2.8) kommt eine Prädikation vor, deren Argument in keinem Zusammen- hang zum beschriebenen Ereignis steht. Wenn wir jetzt (2.8) bezüglich der Agensrolle spezifizieren wollen, um eventuell die DRS für den Nachsatz von (2.6) zu gewinnen, erhalten wir:

(15)

Referentielljnicht-refereniielle Ambiguität 17 (2.9) e, . , , y, z

ohrfeigen'(e) Agens(e,.v*) Patiens(e3<x) in'(e,2) impulsiv*(x) mann'O') disko'Cr)

<.x, maria)

<.x', renate)

(2.9) ist aber offensichtlich keine geeignete DRS für den Nachsatz. Würden wir nämlich den Diskurs fortsetzen, wie etwa in

j (2.10) - Die impulsive Maria hat einen fremden Mann in der Disko geohr- I feigt. Das hat Renate auch getan.

- Nein, das ist nicht wahr.

i so kann sich das das im letzten Satz nicht auf einen durch (2.9) repräsentierten i Sachverhalt beziehen. (2.10) verstehen wir so, daß die Wahrheit des zweiten

• Nachsatzes nicht von der Prädikation über Maria abhängt.

Diese Beobachtungen führen uns dazu, bei der Konstruktion von DRS durch Streichung von Rollen, auch alle Prädikationen zu streichen, deren Zusammen- , hang mit dem Ereignis durch diese Streichung verloren geht. Diese zusätzliche Tilgung können wir hier syntaktisch steuern: alles, was von der NP dominiert ist, fallt weg.

Im folgenden wollen wir Eigennamen durch ein Prädikat wiedergeben, das die Eigenschaft eines Individuums bezeichnet, mit dem Träger des Namens iden- i tisch zu sein. Maria z. B. wird durch 'maria" übersetzt. Diese Regelung hat nur einen technischen Sinn und ist für unsere Analyse nicht notwendig. Dagegen f · machen wir einen wesentlichen Gebrauch von der Verankerung von Eigenna-

men. Statt (2.3) haben wir demnach (2.11) (2.11) e, x, y, z

ohrfeigende) Agensfcx) Patiens(e, y) in'fc z) fremd'(>>) mann'(>0 disko'(z) maria'(x)

x, maria)

(16)

l8 Jean- Yves Lerncrj Ulrich Sehatz

(2.4) und (2.5) bleiben unverändert, weil die Prädikation 'maria*(jt)' aufgrund des eben beschriebenen Tilgungsprinzips mit gelöscht wird.

Die Art von Anbindung einer neuen NP, die wir in diesem Abschnitt geschil- dert haben, wollen wir als ereigniszentricrt bezeichnen, im Gegensatz zu einem anderen Verfahren, das wir jetzt vorstellen wollen.

2.4. Rollenindividucn-zentrierte Konstruktion

In den bis jetzt betrachteten DRS gibt es ein Ereignisindividuum, das als Argu- mentin den meisten Relationen auftritt. Das durch das Hauptverb ausgedruckte Prädikat trifft auf dieses Individuum zu, das sich dadurch von den anderen Diskursindividuen in der DRS abhebt. Auf diese mehr peripheren Individuen bezieht sich der Terminus Rollenindividuen. Spezifischer werden wir von A- Individuen reden, wobei A für die Thetarolle steht, die das Individuum in der DRS spielt. Betrachten wir nochmals die DRS (2.11). Offensichtlich beschreibt diese DRS nicht nur die Eigenschaft eines Ereignisses so zu sein, daß man ihm sämtliche in der DRS angeführten Prädikationen zuschreiben kann, sondern auch eine Eigenschaft, die auf ein Rollenindividuum, z. B. Maria, zutrifft. Im vorigen Abschnitt haben wir eine weniger spezifizierte DRS konstruiert, die wh- im nachhinein um eine neue Agens-Spezifizierung erweitert haben. In der Rol- lenindividuenkonstruktion erstellen wir eine DRS, die diejenige Eigenschaft der Agensbesetzung repräsentiert, die man ihr aufgrund ihrer Rolle in der Situation zuschreiben kann. Auch hier steuert die Syntax die Umformung der Ausgangs- DRS in die DRS, in welche die neue Agensbesetzung eingesetzt wird. Alle Prädi- kationen, die dem Wortmaterial, das von der Subjekt-NP dominiert ist, entspfe- , chen, werden getilgt. ' l Abstrahieren wir in (2.11) über das Agensindividuum und streichen die nicht;

ereignisbezogene Prädikation 'maria'(äy. Wir erhalten:

(2.12) e, a, x, y, z ohrfeigende) Agens(e, a) Patiens(e, y) m\e, z) fremd'(y) mann'(^) disko'(z)

x, maria)

Lambdakonversion mit *' = 'Renate' oder in unserer Notation Ersetzung von a durch je' und Bindung durch den Anker <**, renate) ergibt die gewünschte DRS für den Nachsatz von (2.6), nämlich (2.13).

(17)

S (2.13)

Referentiell/nicht-referentielle Ambiguität 19

*> *> x\ y, z ohrfeigende) Agens(e, je') Patiens(e, y) ' in'(e, z) fremd'OO mann'(>>) disko'(2)

x, maria)

*', renate)

[ *' : (2.13) ist aber (2.5) gleich. Im nächsten Abschnitt werden wir sehen, daß beide 'A- Verfahren manchmal zu verschiedenen Ergebnissen führen können.

1:- 2.5. Referentielle und sloppy-Lesarteü

^'' Betrachten wir nun den Satz (0.3), den wir hier wiederholen:

*:~· (0.3) Mary scratched her arm and Peter did, too.

~ ·; a) Ereigniszentrierte Konstruktion:

i - v Wie im eben behandelten Fall wollen wir zuerst die DRS für den ersten Teil des -ri i Diskurses aufstellen. Wir erhalten etwa:

1(2.14) e, x, y scratch'(e) Agens(e, x) Patiens(e, y) Possessor(x, y) ann'(^) maria'(jc)

x, maria)

Wir erhalten fur ein bis auf das Agens spezifiziertes Ereignis:

(2.15) e, x, y <x, maria) scratch'(e)

Patiens(e, y) Possessor^, y) ann'i.y)

(18)

20 Jean-Yves Lerner l Ulrich Schatz

Einsetzung eines neuen Agensausdrucks mit Peter als Agens ergibt die DRS:

(2.16)

<?, , x\ y

scratch'(e) Agensfc, *') Patiens(e, y) Possessor(x, y) petcr'(jt')

<jc, maria)

<y, peter)

Diese DRS repräsentiert offensichtlich die referentielle Lesart des Nachsatzes in unserem Diskurs.

b) Agenszentrierte Konstruktion:

Gehen wir wieder von (2.14) aus:

(2.17)

, x,y

scratch'(e) Agensfc*) Patiens(^, y) Possessor(x, y) arm*(y) maria'(x)

x, maria)

Abstraktion über das Agens und Tilgung der NP-abhängigen Prädikation er- gibt:

(2.18) <?, a, x, y scratch'(e) Agens(e, 0) Patiens(e, y) Possessor^, y) arm'(^)

, maria)

(19)

I- Referentiett/nicht-refereniielle Ambiguität Nach Konversion mit <.x', peter) erhält man:

21

(2.19) e, x, x\y scratch'(e) Agens(e, .v') Patiens(e, y) Possessor(jc', y) arm'(7) peter'(*)

CY, maria)

<*', peter)

(2.19) stellt die sloppy-Lesart dar.

Ohne irgendwelche besondere Annahmen über das Bindungsverhalten des Possessivpronomens machen zu müssen, haben wir aus ganz allgemeinen Prinzi- pien über die Konstruktion von DRS die gewünschten Lesarten erhalten.

2.6. Sloppy/referentielle Ambiguität im Skopus von nur und auch

i

l 2.6.1. Sloppy/referentielle Ambiguität im Skopus von nur

Betrachten wir wieder den Satz (0.1):

l

|f(0.1) Nur Helmut bewundert seine Politik.

j1 Wir haben früher festgestellt, daß dieser Satz einem Allquantorsatz gleich ist.

ji Unsere Aufgabe ist es jetzt, die Restriktion und den Skopus der (0.1) repräsentie- ijrenden DRS zu konstruieren. Das heißt, daß wir das Schema (2.20) ausfüllen wollen.

-•-1(2.20)

; Da nur Satzadverb ist, verfugen wir schon über die DRS des Trägersatzes, die

> etwa so aussieht:

(20)

22 (2.21)

Jean-Yves Lemer/ Ulrich Schatz

bewundernde) Agcns(e, x) Patiens(e, y) Possessor(jc, y) helmuf(;c)

c, Helmut)

Wie aus (2.14) lassen sich aus (2.21) zwei verschiedene DRS gewinnen: Die eine, (2.22), stellt ein Ereignis dar, das bis auf die Agensrolle spezifiziert ist.

(2.22)

e, x,y

bewundernde) Patiens(e, y) Possessor(x, y)

<jc, helmut)

Setzen wir sie versuchsweise als Restriktion der gesuchten DRS.

(2.23)

e, x, y bewundernde) Patiens(e, y) Possessor(x, y) poütik'(^)

-»· B

, helmut)

Wenn wir jetzt für B die Agensrolle und die Subjekt-NP-abhängige Prädikatiori einsetzen, die wir in (2.21) gestrichen haben, erhalten wir:

(2.24)

e,x,y bewundernde) Patiens(e, y) Possessor(x, y) politikX^)

— » Agens(e,x) helmut'(x)

<jc, helmut)

(21)

Referentielljmcht-referentieUe Ambiguität 23 Unter der Voraussetzung, daß. ein Bewunderungsereignis in allen Welten, in denen es existiert, mindestens ein Agens hat, stellt (2.24) die referentielle Lesart dar. Diese Voraussetzung läßt sich in einem Bedeutungspostulat unterbringen (vgl. dazu im formalen Teil 3.2.C).

Aus (2.21) läßt sich durch Abstraktion über das Agens und entsprechende Tilgung aber auch (2.25) gewinnen:

£(2.25)

bewundernde) Agensfo a) Patiens(e, v) Possessoria, y)

, helmut)

Setzen wir (2.25) als Restriktion in den -Kasten des Schemas (2.20). Der A-

; Kasten soll die Eigenschaft ausdrücken, die auf alle Individuen zutrifft, die die Restriktion erfüllen. Es geht hier um die Eigenschaft, mit Helmut identisch zu sein. Wir erhalten (2.26) und damit die sloppy-Lesart.

:(2.26)

e, *', y bewundernde) Agens(e, 9) Patiens(e, 3;) Possessor(x', y)

— > hehnutXxO

, helmut)

2.6.2. Sloppy/referentielle Ambiguität im Skopus von auch Die Behandlung der awc/z-Sätze, die wir hier wiederholen,

(0.2) Auch Helmut bewundert seine Politik.

O.2a) Auch Helmut bewundert sich.

0.2b) Auch Helmut bewundert ihn.

/erläuft ähnlich wie die der wwr-Sätze. Es geht aber jetzt nicht um den Inhalt, iondern um die Präsupposition dieser Sätze. (0.2) z.B. präsupponiert, daß es

(22)

24 Jean-Yves Lerner/Ulrich Schätz

außer Helmut mindestens jemanden gibt, der seine eigene bzw. Helmuts Politik bewundert. Eine DRS, die die Bedeutung dieser Präsupposition repräsentiert, ist offensichtlich konjunktiv aufgebaut. Die Ausgangs-DRS ist wieder die DRS des Satzes ohne Partikel, d.h. wieder (2.21).

(2.21)

bewundernde) Agens(<?, x) Patiens(e, y) Possessor(;c, y) politik'(^) helmut'Oc)

<*, helmut)

Streichung der Agensrolle bzw. Abstraktion über das Agens und entsprechende Tilgung ergeben (2.22) bzw. (2.25):

(2.22)

(2.25)

e,x,y

bewundernde) Patiens(e, y) Possessor(jc, y)

e, a, y bewundernde) Agens(e, ä) Patiens(e, y) Possessor(o, y)

, helmut)

<jc, helmut)

Einsetzung der Agensrolle und der die Existenzquantifizierung einschränkenden Bedingung in (2.22) ergibt die DRS (2.27), die die referentielle Lesart darstellt.

(2.27) e> x>

bewundernde).

Agens(e, x') ungleich(x', x) Patiens(e, y) Possessor (x, j>) politik'Cy)

:, helmut)

(23)

Referentiell/nicht-referentielle Ambiguität 25 Wenn wir dagegen in (2.25) die a-Variable durch eine durch die Bedingung 'von Helmut verschieden zu sein' restringierte Variable ersetzen, erhalten wir (2.28), was uns die sloppy-Lesart liefert.

(2.28)

<?, x, x\ y

bewundern^) Agens(e, x") ungleiche*', x) Possessor(x', y) politik'(^)

x, helmut)

2.7. Reflexivität

; Der Satz (0.1 a) weist keine Ambiguität auf.

j (0.1 a) Nur Helmut bewundert sich.

,? Auf den ersten Blick ist die Situation paradox. Denn das Pronomen in (0.1 a) f bezieht sich eindeutig auf Helmut. Andererseits ist nur die sloppy-Interpretation ji zulässig. Unser Verfahren erlaubt uns eine einfache Lösung des Problems. Bei i der Ableitung der referentiellen Lesart benutzen wir nämlich eine Restriktions- DRS, die keine Agensrolle enthält. Wenn wir die Reflexivität als eine Art Bedin- gung auffassen, die verschiedene Rollen zu einem nicht auflösbaren Grundkom- plex zusammenhält, können wir die Konstruktion der Restriktions-DRS blok- kieren, weil die Agensrolle nicht herauslösbar ist.

2.8. Skopusprobleme

2.8.1. Ein Satz mit eingeschränkter Ambiguität Betrachten wir wieder den Satz (O.lc) = (2.29):

(2.29) Nur ein Kanzler bewundert seine Politik

Wir sehen zuerst von der kontextuellen Lesart von (2.29) ab. Wie in 1.3 schon erwähnt, kann der Satz nur in der sloppy-Lesart verstanden werden. Diese Le- sart erhält man, wenn man das Rollenindividuen-zentrierte Verfahren auf die DRS von (2.30), d.h. (2.31) anwendet.

(24)

26 Jean· Yoes Lernfrf Ulrich Schau (2.30) Ein Kanzler bewundert seine Politik.

(2.31)

Man erl (2.32)

Die erei (2.33)

<?, x,y

bewundern'(?) Agcnsfo x) PatiensO, y) Possessor^, y) po\\t\k\y) kanzler'(x)

iält dann folgende DRS:

e>x,y bewundera'(e) Patiensfc, y) Possessor(jc, y) poliuk'(y) Agens(e,x)

— » kanzler'(x)

gniszentrierte Konstruktion würde folgende DRS ergeben:

e

t

x,y

bewundern'(e) Patiens(e,^) Possessor^, y) politik'(j;)

— > Agens(e, x) kanzler'(jc)

Das heißt für alle Leute, die Autor (= Possessor) einer Politik sind, die von irgendjemandem bewundert wird, gilt, daß sie Kanzler sind und daß sie diejeni- gen sind, die diese Politik bewundern. Diese Lesart schließt aus, daß es jemanden gibt, der Autor einer Politik ist, die von irgendjemandem bewundert wird, und

(25)

Referentiell/nicht-referentielle Ambiguilät 27

\ nicht zugleich der Bewunderer dieser Politik und ein Kanzler ist. Die richtige

! Lesart (2.31) schließt dagegen lediglich aus, daß jemand, der Autor seiner Politik

* ist und sie bewundert, kein Kanzler ist. Das Herauslösen der Agensrolle aus der i ursprünglichen DRS löst die Beziehung des Agensindividuums zum Possessor : und erweitert damit den Geltungsbereich der zurückbleibenden Prädikationen - i insbesondere der Possessorprädikation - in unzulässiger Weise.

Wenn wir (2.33) mit der DRS (2.24) vergleichen, die aus einer zulässigen . Tilgung herrührt, sehen wir, daß die Wurzel des Übels in der Ungebundenheit : .des Diskursreferenten je in der neuen DRS liegt, der dann in den Skopus eines

Allquantors gerät.

In (2.24) hat die Herübernahme der Agensrolle nach rechts keinen Einfluß auf den ursprünglichen Status von (vgL 2.21) gehabt, das ja durch seine Veranke- rung an die Agensrolle gebunden war.

(2.21)

bewundernde) Agens(e, x) Patiens(e, y) Possessor(x, y) helmut'Oc)

, helmut)

.(2.24)

e, x, y bewundernde) Patiens(e, y) Possessor(x, y) politik'(>>)

¥ Agens(e,x) helmut*(x)

x, helmut)

Tilgungsoperationen, die aus einer DRS eine um einige Rollen weniger spezifi- zierte DRS machen, dürfen keine DRS hinterlassen, in der ursprünglich einge- bundene Diskursreferenten frei werden. Wie verhält es sich nun mit der kontex- tuellen Lesart von (2.29)?

Hier gehen wir von der DRS (2.34) aus.

(26)

28 (2,34)

Jean-Yves Lerner/Ulrich Schatz

bewundernde) Agens(e, x) Patiens(e, y) Possessor(x\ y) politik*(>0 kanzler'(jc)

<*', de)

Hier ist das erste Argument der Possessorpradikation deiktisch verankert. Die Anwendung des ereigniszentrierten Verfahrens ist jetzt harmlos, da die Posses- sorbesetzung durch die Verankerung gebunden ist und vom Aliquanter nicht mehr berührt werden kann. Man erhält folgende DRS, die dann die kontextuelle Lesart liefert.

(2.35)

e,x,y bewundernde) Patiens(e, y) Possessor(jc', y) politik'(>>)

- kanzler'Cx) Agensfo A-)

', de>

Man beachte, daß die Abstraktion über die Agensbesetzung auch zu einer DRS, nämlich (2.36), führt. i (2.36)

e,x,y bewundernde) Agensfox) Patiensfo y)

Possessor(x', v) -* kanzler'(x)

Unter derselben Voraussetzung wie weiter oben, daß ein Bewundernsereignis ein Agens hat, fallt die Interpretation von (2.35) mit der von (2.36) zusammen.

(27)

Referentielllnicht-referentielle Ambiguitäl 2.8.2. Ein Fall mit eingebetteter DRS

29

In seiner Dissertation macht Sag (1976) auf ein überraschendes Phänomen auf- merksam. Es geht um die Sätze (2.37) und (2.38).

(2.37) John said Mary hit him, and Bill did too.

(2.38) John said Mary hit him, and Bill said she did, too.

Wajrend bei (2.37) sowohl die referentielle als auch die sloppy-Lesart auftritt, kann (2.38) nur referentielle verstanden werden, d.h. in der Lesart, daß Bill gesagt hat, daß Mary John geschlagen hat.

Was sagt nun unsere Theorie über diese Sätze voraus?

Eine DRS des ersten Konjunktes, das in beiden Sätzen gleich ist, sieht folgen- dermaßen aus:

i (2.39)

e,x,p

say'(

Agei Obje john P =

e)is(efx) kt(e,/7)

(*) e\ y, hitV) AgensO?', y) Patiens(e', x) mary'(^) john'Cx)

<*, john>

<>>, rnary)

Für die Konstruktion des zweiten Konjunktes in (2.37) stehen uns wieder zwei Verfahren zur Verfügung.2

2 Wir verzichten hier wie oben in 2.3 und 2.5 auf die exakte Formulierung einer Kopien-egel. Wir glauben, daß es sich um ein Problem der Anaphorik handelt, wie es folgendes deutsches Beispiel nahelegt:

i-f) Hans sagt, daß Maria ihn geschlagen hat, und Peter sagt, daß Rose es auch getan hat.

In (+) kann sich es sowohl auf den Hauptsatz als auch auf den Nebensatz des ersten IConjunkts beziehen. Ein lohnendes Thema für einen neuen Aufsatz.

(28)

30 Jean-Yves Urner/Ulrich Schatz 1) Das agcnszentrierte Verfahren

Abstraktion über x, Tilgung der dazugehörigen Prädikation, Konversion mit ,x* (« bill) und Einsetzung der zu x' gehörenden Attribute ergibt die sloppy- Lcsart

(2.40)

<?, \ p

say»Agens(e, x') Objekt(<?, p) billXxO

^ = e\ y, x hit^e1) Agens(e\ y) Patiens(e*, x')

<jr, john>

(y, mary)

<*', bill)

2) Das ereigniszentrierte Verfahren

Hier wird in (2.39) die Agensrolle und die dazugehörige Prädikation gestrichen. ^ "„

Einsetzung eines neuen Agensausdrucks mit Bill als Agens ergibt (2.41) und: ^

somit die referentielle Lesart. . · J

(2.41) e,x,x\p say'(e) Agens(e, x') Objekt(e,p) bill'(x') P = e\ y, x

hit'(e') Agens(e', y) Patiens(e', x) maiy\y) john'(x)

<x, john)

<7, rnary)

<x\ bill)

Ifc

(29)

Referentiellfnicht-referentieUe Ambiguität 31 Wie sieht es nun bei (2.38) aus?

Man kann annehmen, daß der Nachsatz bis auf die eingebettete Proposition jxplizit gegeben ist. Das hieße, daß folgendes DRS-Schema vorliegt.

£-42)

say'(e) Agens(e, Objekt(e

y, mary)

*', bill)

iJm den leeren Kasten auszufüllen, greifen wir auf die DRS (2.39) zurück. Plau- ijblerweise (man vergleiche Fußnote 2) suchen wir die Ausgangs-DRS im einge-

leiteten Kasten.

,2.43) /7 = hit'(e') Agens(e', y) Patiens(e', x) mary'(^)

Vir können dann wieder sowohl das agenszentrierte als auch das ereigniszen- rierte Verfahren anwenden. Man beachte, daß die neue Agensrolle aus Grün- len, die nichts mit unserem Thema zu tun haben, durch Mary besetzt werden auß. Man erhält in beiden Fällen die Repräsentation der referentiellen Lesart, ia die Besetzung der Patiensrolle in keinem Fall berührt wird.

(30)

32 (2.44)

Jean- Yves LernerfUlrich Schals

<?, X9 X\ p

say'(

Agcr Objc billY

P·*

*)»s(<?, *') kt(e./>)

X')

e\ y, hit'(e') Agens(e', y) Patiens(e', x) mary'(y) john'(x)

<*, John)

<>>, mary)

<*', bill)

2.9. Fokusprobleme

In den von uns bis jetzt behandelten Sätzen (0.1)-(0.2c) erscheint die Partikel in ; der Subjekt-NP und hat die Subjekt-NP als Fokus. Der Grund für diese Ein- schränkung hängt damit zusammen, daß ambige Beispiele mit einer Partikel, die eine andere Konstituente fokussiert, nicht so leicht zu finden sind, was wiederunri j mit Fakten zusammenhängt, die von unserem Thema unabhängig sind. Ek. j Beispiel soll zeigen, worum es geht.

(2.45) Nur den Helmut bewundert sein Vater | Wenn der Satz überhaupt akzeptabel ist, d.h., wenn in einer solchen c-Kom~

mando-Konfiguration sich sein auf Helmut beziehen kann, so weist er, das isi:

unsere Behauptung, die sloppy/referentielle Ambiguität auf. Er kann also so- wohl bedeuten, daß die anderen Knaben nicht von ihren Vätern bewundert i werden oder daß sie von Helmuts Vater nicht bewundert werden. Wenn dies i richtig ist, wie läßt sich diese Ambiguität im Rahmen unserer Theorie wiederge- j ben? j Bei unserer bisherigen Verfahrensweise haben wir den Satz in zwei Bereiche j zerlegt, nämlich Subjekt-NP und VP. Daß dies zum richtigen Ergebnis geführt hat, beruht darauf, daß diese Einteilung sich bei den Beispielsätzen mit der | Gliederung durch die Partikel - fokussierter Teil und Rest - genau deckt. Jetzt' nehmen wir diese zweite Gliederung als Grundlage. Wenn die Subjekt-NP fokus- j siert ist, wird im ersten Verfahren über die Belegung der Agensrolle abstrahiert,:

im zweiten Verfahren wird diese Agensrolle gestrichen. Das heißt, es bleibt alles j

(31)

ReferentieUlnicht-referentielle Ambiguität 33

; beim alten. Wenn die Objekt-NP fokussiert ist, wird im ersten Verfahren über die i Belegung der Patientsrolle abstrahiert und im zweiten Verfahren wird diese Pa- } tiensrolle gestrichen.

! 3. Formale Analyse

3.1. Vorbemerkungen

; Die Grammatik, die die von uns behandelten Sätze beschreibt und die ihnen zugeordneten Repräsentationen (das kann die Repräsentation des Inhalts sein wie bei nur oder die Repräsentation der Präsupposition wie bei auch) erzeugt,

< besteht aus einer Menge von Phrasenstrukturregeln, denen eine Menge von ] Kombinationsregeln gegenüberstehen, die aus den semantischen Repräsentatio- nen der Tochterkategorien durch Unifikation die semantische Repräsentation des Kopfs erstellen. Die semantische Repräsentation einer Phrase (das ist bei uns i eine Diskursrepräsentationsstruktur) ist dabei neben anderen der Phrase zuge- ordneten Informationen in eine sogenannte semantische Merkmalstruktur ein- I gebettet.

. Die folgenden Definitionen dienen zur Verdeutlichung des Begriffs einer se- mantischen Merkmalstruktur und zur Einfuhrung der im weiteren benötigten Begriffe Unifikation, Subsumption und Pfad (vgl. Shieber 1986).

Def. I: Merkmalstrukturen:

Gegeben ist eine Menge M von Merkmalen: Jedes Element von M ist eine Merkmalstruktur. Jede partielle Funktion von M in eine Menge von Merk- j malstrukturen ist eine Merkmalstruktur. Eine Merkmalstruktur mit leerem

t Bereich heißt eine Variable. Der Grund für diese Terminologie liegt darin, daß eine leere Merkmalstruktur mit jeder beliebigen Merkmalstruktur unifizier- bar ist.

Gehen wir von einer Merkmalsmenge {person, singular, numerus, 3} aus, so lassen sich über die obige Bildungsvorschrift eine ganze Menge von Merkmal- - . Strukturen bilden. Einige dieser Merkmalstrukturen sind jedem Linguisten ge-

läufig. Etwa {<person, 3>, <numerus, sing» oder anders ausgedrückt 3. Person Singular. Andere wiederum scheinen keinen Sinn zu machen, etwa {<3, agree- - ment» oder {<3,3». Sie machen keinen Sinn, weil man ihnen keine Objekte des . Beschreibungsbereichs der Linguistik zuordnen kann. Nach der obigen Defini- tion bekommen wir also auch bei Angabe einer „sinnvollen" Basismerkmals- . menge eine Übergenerierung von Merkmalstrukturen. Es ist Aufgabe des

; Grammatikers, den Objekten seines Beschreibungsbereichs entsprechende . Merkmalstrukturen zuzuordnen.

(32)

34 Jean-Yves Lerner/Ulrich Schatz Dcf. 2: Subsumption:

Seien S, Sl Merkmalstrukturen. Dann gilt:

S subsuraicrt SJ - subsum(S, SJ) -, falls:

entweder. S « Sl

oder: für alle Paare <w, w> aus S gilt:

es gibt ein Paar </w, ) aus Sl mit subsum(w, ).

Zum Beispiel gilt für die Strukturen Sl, S2 die Subsumptionsrelation subsum(Sl,S2):

Sl: «cat, NP), <agreement, «numerus, sing>}>}

S2: «cat, NP), <agreement, «numerus, sing), <person, 3)})}

Merkmalstrukturen haben wir als partielle Funktionen eingeführt und als Men- ge von geordneten Paaren notiert. Von dieser Notation kann man in natürlicher Weise übergehen auf eine andere Notation, die diese Objekte als gerichtete azyk- lische Graphen sieht. Dazu stellen wir uns die Merkmale als die Kanten des Graphen vor. Die Werte der Merkmale sind dann diejenigen Strukturen, zu denen man über das entsprechende Merkmal gelangt. Aus Struktur S = «cat, NP>, <agreement, «person, 3>, <numerus, singular»)} wird so folgender Graph:

cat agreement

numerus

sing

Die Graphennotation gibt uns eine einfache Möglichkeit an die Hand, Unter- strukturen von Merkmalstrukturen zu benennen. Als Unterstruktur einer Merkmalstruktur sehen wir dabei jede Merkmalstruktur an, zu der man auf einem Pfad der Merkmalstruktur gelangt.

Mit der MögUchkeit,Unterstnikturen von Merkmalstrukturen über Pfadan- gabe zu benennen, können wir Merkmalstrukturen auch als Menge von Pfad- gleichungen beschrieben. Die Struktur S «cat, NP), <agreement, «person, 3),

<numerus, singular)})} läßt sich dann wie folgt beschreiben:

(33)

Referentiell/nicht-referentielle Ambiguität 35

{Scat==NP,

S agreement.person = 3, S agreement.numerus = singular}

Wir werden diese Möglichkeit benutzen, um die Unifikation von Merkmalstruk- turen zu beschreiben, doch zunächst die formale Festsetzung von Submerkmal- strukturen in Form einer rekursiven Definition:

Def. 3: Submerkmalstruktur:

Sei S eine Merkmalstruktur. Dann gilt:

a) S ist Substruktur von S (sub(S, S)) b) Für jedes Paar (m, w>> aus S gilt:

iv ist Substruktur von S und

jede Substruktur von w ist Substruktur von S.

Die Struktur «agreement, «person, 3>, (numerus, singular»)} hat die Sub- strukturen: «agreement, «person, 3>, <numerus, singular)})},

{(person, 3), <numerus, singular)} «person, 3)},

«numerus, singular)}, {3}, {singular}.

Die Definition fur die Unifikation von Merkmalstrukturen lautet:

Def. 4: Unifikation von Merkmalstrukturen:

Dl und D2 seien Merkmalstrukturen. Dann ist D die Unifikation von Dl und D2 (D = unif(Dl, D2)), genau dann wenn D die allgemeinste Merkmalstruk- tur ist mit:

subsum(Dl, D) und subsum(D2, D).

Zum Beispiel unifizieren die Strukturen SI, S2 zur Struktur S3:

SI: «cat, NP>, (agreement, {(person, 3)})}

S2: «cat, NP>, (agreement, {(numerus, singular)})}

S3: «caVNP), (agreement, «person, 3), (numerus, singular)}>}

Das Unifikat S3 können wir mit Hilfe von Pfadgleichungsmengen auch folgen- dermaßen beschreiben:

{S3-S1,

S3 agreement numerus = S2 agreement numerus}

Grundidee des Konstruktionsverfahrens:

Die Grammatik realisiert den Zusammenhang zwischen syntaktischer Struktur und semantischer Repräsentation einer Phrase wie folgt:

(34)

36 Jean-Yves LernerfUlrich Schatz

1) Jeder syntaktischen Basiskategorie wird eine semantische Merkmalstmktur zugeordnet.

2) Es seien die Kategorien A, B, C, die zu B und C gehörenden Merkmalstruktu- rcn B' und C' und die Phrasenstrukturregel

A -> BC

gegeben. Die Merkmalstruktur A' für A soll durch Unifikationen von Sub- strukturcn von B' und C gewonnen werden. Das Unifikat A' werden wir bei jeder Regel durch Angabe einer Menge von Pfad gleich ungen beschreiben.

Die von uns verwandten Informationen sind (vgl. hierzu Johnson/Klein 1985):

IN die Liste der Diskursreferenten VOR der Analyse der aktuellen Phrase, OUT die Liste der Diskursreferenten DANACH

DRS geordnete Paare der Mengen unw (Diskursreferenten-Universum der DRS) und cond (Bedingungen der DRS). Die in condenthaltenen Bedin- gungen werden als konjunktiv verknüpft verstanden. DRS werden in der Form [{UNIV}, {COND}] notiert.

NP-INDEX der zum Kopf einer NP gehörende Diskursreferent RES Restriktion der DRS, die in derselben Struktur steht SCOPE der Skopus dieser DRS

-INDEX dem Verb zugeordnete Ereignisdiskursreferenten und eines der Merkmale ± reflexiv

V-ARG1 die Belegungen der zum Ereignis gehörenden semantischen Rollen V-ARG2

Bemerkungen zur Notation:

- Pfade notieren wir wie oben in spitzen Klammern. So ist etwa <S DRS UNIV) ein Pfad der der Kategorie S zugeordneten Merkmalstruktur, der auf das Universum der DRS von S verweist.

- Die Notation <X> [x/z] bezeichnet die Substitution der Vorkommen von in

<X> durch z.

- X\Y für Mengen X und bezeichnet die Mengensubtraktion.

- Lexikalischen Einträgen zugeordnete Namen für die von ihnen bezeichneten Prädikationen kennzeichnen wir mit einem Hochkomma. So bezeichnet kanz- ler' das zum Substantiv Kanzler gehörige Prädikat.

— Diskursreferenten sind von der Form x„ttn oder en>m. Dabei bezeichnen und e die Referententypen Objekt respektive Ereignis, n und m sind natürliche Zah- len. Die Belegung der Zahlen kommt folgendermaßen zustande:

n ist:

- 0 bei verankerten Objekten

- nl > 0 bei nicht verankerten Objekten, nl ist dann die an der aktuellen Stelle der Ableitung zu vergebende natürliche Zahl, also die nächste noch nicht vergebene.

(35)

Referentiell/nicht-referentielle Atnbiguität 37 m ist:

- 0 bei nicht verankerten Objekten

- c > 0 bei verankerten Objekten. Hier bezeichnet c die Nummer, die das betreffende verankerte Objekt in der Datenbank der bekannten Objekte eines Diskursteilnehmers hat. (Die Datenbank der bekannten Objekte neh- men wir hier in das Lexikon auf).

Mit welcher natürlichen Zahl n bei nicht verankerten Objekten belegt wird, hängt von der sprachlichen Realisierung der Objekte ab:

1) Anaphorische Ausdrücke führen dazu, daß eine schon vergebene Zahl mit der an der aktuellen Stelle der Ableitung zu vergebenden Zahl gleichgesetzt wird.

2) Nicht-anaphorische Ausdrücke werden mit der nächsten noch nicht vergebe- nen natürlichen Zahl belegt.

3.2. Die Grammatik A. Nicht-lexikalische Regeln:

Rl S -» SADVNPVP

<NP cas> = nom

<S'in> = <NFin>

<S' out> = <VF out>

<S' ereig) = <NP' ereig) = <VP' ereig)

<NF index) = <VP'Argl>

<NF scope in> = <VFin>

<NP* scope drs univ) = { }

<NP' scope drs cond> = { }

Der Wert von <S' drs> hängt ab von der Art des Satzadverbs:

I. Für sadv = { } gilt:

<S' drs) = [<VF drs univ) u <NF drs univ),

<VF drs cond) u <NF drs cond>]

II. Für sadv = nur gilt entweder:

a) <S'drs> = [{ },

{if-then([VF drs univ) u

«NF drs univ) \ <NF index» u {y},

<VF drs cond)[<NF index/>']], [{ },<NP)drscond)[<NP'index>/j;]])}]

(36)

38 Jean- Yves Urnerj Ulrich Schatz Oder es gilt:

b) <S'drs>«[{ },

{if-then([<VP'drs univ)u

<NP' drs univ)\j {y},

<VFdrscond>\

{Agens(^e,e, <NF index»}]

[{ }, <NF drs cond)[<NF index)/;;] u

wobei y in a) und b) den nächsten noch nicht verwendeten Diskursreferenten vom selben Typ wie <NP' index) bezeichnet.

» III. Für sadv = auch gilt entweder:

a) <S' drs = [<VF drs univ) u «NF drs univ) \ <NF index» u {y},

< VF drs cond>[<NF index) /y] u {not«NF drs cond)[<NF index)/^]}]

Oder es gilt:

b) <S' drs) = [<VF drs univ) u <NF drs univ) u {y},

<VF drs cond>\ {Agens(e#n>0, <NP' index»} u ' {not«NP' drs cond>[<NF i

wobei y in a) und b) den nächsten noch nicht verwendeten Diskursreferenten vom selben Typ wie <NP' index) bezeichnet.

Für die Fälle b) bei nur und auch gelten die folgenden Bedingungen:

1) <S' ereig ±refl> H-refl

2) Die Agensbesetzung darf in <VP' drs)\{Agens(«#ll(0, *x)} nicht vorkom- men, es sei denn sie ist veranktert.

Bemerkungen zu Regel Rl:

In dieser Regel sind die beiden Konstruktionsverfahren Ereignis- und Rollenin- dividuen-zentrierte Konstruktion formalisiert, wobei die Herstellung der für die jeweilige Partikel geeigneten DRS-Form durch Zuweisung dieser Form zur Satz-DRS erreicht wird. Die Operationen der Abstraktion und Rollenersetzung werden durch Mengenexklusion, Mengenvereinigung und Substitution reali- siert.

Ha und III a stellen den formalen Gegenpart zur ereigniszentrierten Kon- struktion dar. Die Operation der Abstraktion ist hier realisiert durch Ausschluß

(37)

Referentiell/nicht-rcferenlielle Ambiguität 39

des fokussierten Diskursreferenten aus dem NP-Universum und Einsetzung ei- nes neuen, noch nicht benutzten Diskursreferenten sowie die Substitution des fokussierten Diskursreferenten durch den neueingefuhrten in den Bedingung- steilen der DRS.

lib uqd Illb formalisieren andererseits die Rollenindividuen-zentrierte Kon- struktion, die durch Ausschluß der Agensbeziehung aus der Bedingungsmenge der Basis-DRS und Einsetzung einer neu belegten Agensbeziehung in den jewei- ligen Bedingungsteil der Ergebnis-DRS modelliert wird.

R2 NP -> EIGENNAME

<NP' out> » <NP' scope out)

<NP' drs) . = [<NF scope drs univ> u (EIGENNAME' drs univ), (NP' scope drs cond> u (EIGENNAME' drs cond>]

<NF index) = (EIGENNAME'index)

(NP* scope in) = (NP' in) u (EIGENNAME' index) R3 NP -> PRO

(NP' ereig ± refl) = <PRO' ± refl)

<NP' in) = (NP' scope in) (NP' out) = <NP' scope out)

<NF drs) = <NP' scope drs)

<NP' index) = *x, wobei gilt:

*x e <NF in) »falls <NP* ereig ± refl) refl

*x = <NFArgl) = <NP'Arg2),falls <NP'ereig±refl> = +refl R4 NP -* DET N

<NP cas) = <N cas)

<NP cas) = <DET cas)

<NF> = <DET')

<NFin> =<N'in> .

<N' out) = <NP? scope in)

<NP' index) = <N' index)

<NF res) = <N'>

<NF ereig* ±refl> = -refl

R5 N -> GATTUNGSNAME

<N' out) - (GATTUNGSNAME' index) u<N'in)

<N'index) = (GATTUNGSNAME'index)

<N drs) = (GATTUNGSNAME' drs) R6 VP -> V NP

<NP cas) = acc

(38)

40 Jean-Yves Lerner/Ulrich Schatz

R7

<VF>

<NP* index)

<NP* scopus)

<VFereig>

<VFArgl) V

<V'drs>

< V crcig)

<V'Argl)

<V'Arg2>

<NF>

<V'Arg2>

<V'creig>

<V'Argl>

> VT

<VTdrs>

<VT'ereig>

<VT'Argl>

<VTArg2>

<V'out>

nom oder acc

}> {franz-jo'(x0,2)}]

B. Lexikonregeln Ll EIGENNAME:

a) Helmut:

<EIGENNAME' cas) = nom oder acc

<EIGENNAME'drs>

<EIGENNAME'index) b) franz-jo:

<EIGENNAME'cas>

<EIGENNAME' drs)

<EIGENNAME'index) L2 GATTUNGSNAME:

kanzler:

(GATTUNGSNAME' cas) = nom oder acc (GATTUNGSNAME' drs) = [{*„„ 0}, (GATTUNGSNAME'index) = χ*«,«, L3 PRO:

a) sich:

(PRO'cas) = acc (PRO'+refi) = +refl b) ihn:

(PRO'cas) . = acc (PRO' index) = x0tn (n > 0)

n ist Konstante und damit der PRO'-Index ein schon vergebener Diskursrefe- rent, womit deiktische Verwendung bzw. Vorbelegung durch einen Kontext mo- delliert werden soll.

0)}]

(39)

Referentiell/nicht-referentielleAmbiguität 41 L4 VT:

bewundert:

<VTdrs>

<VT ereig e>

<VT'Argl)

<VT'Arg2) L5 DET

a) ein:

<DET'cas)

<DET' out>

<DET'drs>

b) einen:

<DET cas>

<DET' out>

<DET'drs>

c) seinen:

(DET'cas)

<DET' scope out) (DET'drs)

^o, *>»)}]

[{ },

*y

= nom

= <DET' scope out)

= [<DET scope drs univ) u

<DET res drs univ),

<DET' scope drs cond) u

<DET res drs cond)]

= <DET scope out)

= [<DET scope drs univ) u

<DET res drs univ),

<DET' scope drs cond) u

<DET res drs cond)]

= acc

= <DET' out)

= [<DET scope drs univ) u

<DET' res drs univ), : <DET' scope drs cond) u

{poss(*z, <DET' index»} u

<DET res drs cond)]

! Dabei gut *z6<DET'in>

I L6 SADV:

*){}b) nur c) auch

nur, auch und leeres Satzadverb wirken nur synkategorematisch in Rl als t Graphoperationen.

(40)

42 Jean-Yves Lerner l Ulrich Schatz C. Einschränkungen der Interpretation: Bedeutungspostulate

Ercignisdiskursrefcrenten, denen im Lexikon Rollenprädikationen zugeordnet werden - hier also agens und patiens -, haben nur in solchen Welten Bilder, in denen für jede Rolle ein Individuum existiert und dieses Individuum auch die durch die Interpretation festgelegte Relation zum Bild des Ereignisdiskursrefe- renten eingeht.

3.3. Zwei Ableitungen

Wir wollen an konkreten Beispielen die Arbeitsweise der eben aufgestellten Re- geln zeigen. Als Demonstrationsobjekte nehmen wir die Sätze ( . ) und (3.1):

(0.10 Nur Helmut bewundert sich.

(3.1) Nur Helmut bewundert seinen Kanzler.

Wir betrachten nur ausgewählte Aspekte der Ableitung und zwar die Syntax, die Liste der Diskursreferenten und die DRS:

Syntax Rl SR2 NP R3 NP R6 VP

SADV NP VP EIGENNAME PRO

VTNP

<NP cas> nom

<NP cas> = acc Ll helmut e EIGENNAME

L3 sich € PRO L4 bewundert e VT L6 nur e SADV Liste der Diskursreferenten Rl <S'in>

R2 <NP' (nom) scope in) Ll

R6Rl R3R6 R7R6

<EIGENNAME' index)

<NF (nom) scope in)

<VP'in>

<NF (acc) in)

<NF (acc) scope in)

<V'in>

<V out)

<NF (nom) in)

<NP' (nom) in) u

<EIGENNAME'index)

•*o,i

<VFin)

<NF (acc) in)

<NP' (acc) scope in)

<V'in>

<V out)

<VP' scope out)

<NP' (acc) scope out)

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