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A3260 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 495. Dezember 2003
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er für die Osteoporose charakteristische Ver- lust an Knochensubstanz macht keine spezifischen Be- schwerden. Es wird jedoch die Mikroarchitektur des Kno- chens zerstört, wodurch er seine Festigkeit verliert. Dies lässt den Knochen auch bei moderater Belastung brechen.So werden Frakturen zu Spät- komplikationen der Osteo- porose. Deshalb sollte bei je- dem Patienten mit Knochen- bruch jenseits des 50. Le- bensjahres, auch wenn dieser durch einen Un- fall geschah, eine osteo- logische Untersuchung durchgeführt werden.
Moderne Diagnose- verfahren haben den Nachweis osteoporoti- scher Knochenverände- rungen sehr erleichtert und sicher gemacht. Am häufigsten eingesetzt wird die Zweienergie- Röntgenabsorptiome- trie (DXA). Mit diesem Verfahren zur Knochen- dichtemessung werden vor allem die Lenden- wirbel, Hüfte und pro- ximaler Femur unter- sucht. Chemische Mar- ker des Knochenstoffwechsels spielten dagegen in der Dia- gnostik eine untergeordnete Rolle, erklärte Prof. Manfred Fischer (Kassel) in Buchheim.
Mikroskopische Analyse von Stanzbiopsien
Nach der WHO-Definition liegt dann eine behandlungs- bedürftige Osteoporose vor, wenn der DXA-Wert der Pa- tienten 2,5 oder mehr Stan- dardabweichungen unter dem Vergleichswert einer gesun- den jungen Vergleichsgruppe liegt – auch wenn keine Frak- tur nachgewiesen ist.
Das DXA-Verfahren zeigt aber nur die Knochendichte an, die von Mineralgehalt ab- hängig ist. Die für die Kno- chenfestigkeit ebenso wichti- ge Mikroarchitektur der Tra- bekel (Anzahl, Dicke, Ab- stand zueinander und Vernet- zung) kann bislang nur an Stanzbiopsien mikroskopisch analysiert werden.
Zerstört wird die Mikroar- chitektur des Knochens durch die ungebremste Aktivität der Osteoklasten. Diese knochen- abbauenden Zellen werden durch Bisphosphonate in ih-
rer Resorptionstätigkeit weit- gehend blockiert, die Kno- chenarchitektur dadurch ge- schützt. Aber auch die Kno- chen aufbauenden Osteobla- sten werden durch Bisphos- phonate in ihrer Aktivität ge- bremst, wodurch es zu einer generellen Knochenumbau- hemmung kommt. Eine Lang-
zeitbehandlung mit Bisphos- phonaten könne daher Ursa- che von Ermüdungsfrakturen infolge Übermineralisierung der Knochensubstanz und ei- ner Verschlechterung der Kno-
chenqualität sein, erläuterte Dr. Stephan H. Scharla (Bad Reichenhall).
Selektive Östrogenrezep- tor-Modulatoren (SERMs) wie Raloxifen (Optruma®) zeigen diesen Nachteil nicht.
Sie bieten eine physiologische Hemmung des Knochenab- und -umbaus und verschlech-
tern die Knochenqualität auch dann nicht, wenn mit ihnen die Osteoporose über lange Zeit behandelt wird. Dabei bleibt die Reparatur von Mi- krofrakturen erhalten, und es kommt nicht zu einer Anhäu- fung von Mikro- und Stress- frakturen wie unter Bisphos- phonaten. Die Kristallstruk- tur und der Mineralisierungs- grad des Knochens und somit seine Elastizität blieben im physiologischen Bereich, be- tonte Scharla.
Die MORE-Studie (Multi- ple Outcome of Raloxifene Evaluation), in die mehr als 7 700 postmenopausale Frau- en (Durchschnittsalter 67 Jah- re) eingeschlossen waren und vier Jahre lang lief, belegte den positiven Effekt von Op- truma auf die Osteoporose:
Die tägliche Einnahme von 60 mg Reloxifen plus Calcium und Vitamin D senkte in der Verumgruppe gegenüber der Placebogruppe (nur Calcium und Vitamin D) das relative Risiko für klinisch relevante Frakturen bereits nach einem Jahr um 68 Prozent.
Nach drei Jahren war das Risiko für Wirbel- körperfrakturen um 93 Prozent reduziert.Auch im vierten Behandlungs- jahr war der Therapie- effekt noch voll vor- handen.
Dr. Peyman Hadji (Marburg) betonte, dass Raloxifen kein Hormon ist, aber an den Östro- genrezeptor bindet. Es entfaltet östrogenähnli- che Effekte im Skelett- und Herz-Kreislauf-Sy- stem, blockiert aber die Östrogenwirkung in Uterus- und Mammage- webe. Raloxifen redu- ziert die Inzidenz des in- vasiven Mammakarzi- noms. Als unerwünschte Nebeneffekte kann Reloxifen Hitzewallungen und in noch selteneren Fällen Waden- krämpfe induzieren. Als Kon- traindikation gilt die venöse Thromboembolie.Siegfried Hoc
Fachpressegespräch der Firma Merckle
„Gut gerüstet: Osteoporose eine Frage der Mikroarchitektur“ in Bernried
Osteoporose
Mikroarchitektur des Knochens erhalten
Unternehmen
Oben: Normale Knochenarchitektur; unten: durch Osteoporose zer- störte Knochenarchitektur (polarisationsmikroskopische Aufnahmen)
Fotos:Prof.Dr.G.Delling