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Therapiepause bei Osteoporose?

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Die meisten Frauen mit post- menopausaler Osteoporose können die Behandlung mit einem Bisphosphonat nach fünf Jahren gefahrlos absetzen – zumindest für die folgenden fünf Jahre. Das zeigt eine ame- rikanische Studie, die im «Jour- nal of the American Medical Association» publiziert wurde.

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Bisphosphonate gehören zu den Medika- menten der Wahl in der Therapie der postmenopausalen Osteoporose. Wann die medikamentöse Behandlung indi- ziert ist, darüber gehen die Meinungen zwar teilweise auseinander; in aller Regel aber wird der Einsatz von Bisphos- phonaten erwogen, wenn sich bereits eine osteoporotische Fraktur ereignet hat. Weitgehend unklar ist bis heute je- doch, wie lange diese Behandlung dann fortgeführt werden soll. Auch die meis- ten Richtlinien schweigen sich hierüber aus.

Licht in das Dunkel hat eine im «JAMA»

publizierte Studie gebracht. Sie hält in erster Linie eine positive Nachricht be- reit: Für viele Frauen scheint es möglich, die Behandlung ohne grosses Risiko nach etwa fünf Jahren abzusetzen bezie- hungsweise eine mehrjährige Therapie- pause einzulegen. Die Rede ist von der FLEX-Studie (Fracture Intervention Trial Long-term Extension). Es handelt sich

dabei um eine Follow-up-Studie mit 1099 Patientinnen, die zuvor bereits am Frac- ture Intervention Trial (FIT) teilgenom- men und das Bisphosphonat Alendronat (Fosamax®) über fünf Jahre eingenom- men hatten. Ausgeschlossen waren dabei Frauen, die eine extreme Osteopo- rose aufwiesen (T-Score< -3,5) oder die im Laufe der (FIT-)Studie an Knochen- dichte eingebüsst hatten.

Wie war die Studie konzipiert? Bei der einen Hälfte der Patientinnen wurde die Behandlung mit Alendronat über wei- tere fünf Jahre fortgeführt, die andere Hälfte erhielt ein Plazebo. Alle Teilneh- merinnen wurden zudem mit 500 mg Kalzium plus 250 IU Vitamin D täglich behandelt. Die Frauen unterzogen sich regelmässigen Untersuchungen. Dabei zeigte sich schliesslich, dass die Kno- chendichte bei den Frauen unter Plazebo stärker abnahm als bei Patientinnen, die das Medikament letztlich zehn Jahre eingenommen hatten. Der Unterschied war statistisch signifikant, aber – nach übereinstimmender Auffassung von Studienautoren und JAMA-Kommenta- torin – klinisch kaum bedeutsam. In bei- den Therapiegruppen blieben die Frauen jedenfalls deutlich über den Knochen- dichtewerten, die bei Aufnahme in die FIT-Studie gemessen worden waren.

Insgesamt wurde Alendronat gut vertra- gen. Mit Erleichterung nahm man zur Kenntnis, dass eine Knochennekrose in keinem einzigen Fall aufgetreten war.

Die Autoren sehen dies als deutlichen Hinweis, dass die Therapie auch über lange Zeit sicher ist.

Bei 18 Patientinnen wurden zudem Kno- chenproben entnommen. Sie gaben kei- nen Anhaltspunkt dafür, dass der Kno- chenturnover durch Alendronat zu stark

gehemmt wurde. Allerdings scheint die Stichprobe zu gering, um daraus weit- reichende Schlussfolgerungen ziehen zu können. Der durch Bisphosphonate ge- bremste Knochenumbau wird einerseits mit dem geringeren Frakturrisiko in Zu- sammenhang gebracht. Es gibt aller- dings auch Autoren, die bei Langzeitbe- handlung mit Bisphosphonaten Gefah- ren für die Knochenstabilität sehen. Die klinischen Resultate der FLEX-Studie lie- fern dafür allerdings keine Hinweise.

Kaum Frakturen in beiden Gruppen

Die betroffenen Frauen und auch die Kli- niker interessieren sich im Übrigen vor allem für die Frage, inwieweit sich die Therapie auf das Frakturrisiko auswirkt.

Knochenbrüche zu verhindern, ist schliesslich das eigentliche Ziel der Be- handlung. Trotz der (geringfügigen) Un- terschiede in der Knochendichte gab es insgesamt – unter Einschluss aller verte- bralen und nichtvertebralen Frakturen – keine Unterschiede in der Frakturhäufig- keit. Lediglich klinisch diagnostizierte Vertebralfrakturen waren häufiger in der Plazebogruppe, insgesamt aber auch

Therapiepause bei Osteoporose?

Bei vielen Frauen kann anscheinend nach

fünf Jahren das Bisphosphonat abgesetzt werden

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■ Bei Frauen, die nach 5 Jahren das Bisphosphonat Alendronat absetzten, sank die Knochen- dichte geringfügig stärker als bei denen, die die Behandlung fortführten.

■■

■ Die Frakturrate war nach Abset- zen der Therapie insgesamt nicht signifikant erhöht. Ledig- lich klinisch diagnostizierte Wir- belbrüche traten häufiger auf.

■■

■ Fazit der Autoren: Viele Frauen können wahrscheinlich un- beschadet eine Bisphosphonat- Therapie-Pause einlegen. Bei Hochrisikopatientinnen sollte aber eine Dauertherapie er- wogen werden.

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selten: Nur 5,3 Prozent in der Plazebo- gruppe erlitten eine Wirbelfraktur, 2,4 Prozent in der Alendronat-Gruppe.

Anders gerechnet: 34 Frauen müssten demnach weiterbehandelt werden, um 1 klinisch evidente Wirbelfraktur zu ver- meiden. Hinsichtlich der morpho- metrisch bestimmten Frakturen gab es keine statistisch signifikanten Unter- scheide zwischen den Gruppen.

Für die meisten Frauen, so das Fazit der Autoren, dürften fünf Jahre Therapie also genug sein. Ausgenommen davon sind nach Auffassung der Autoren Frauen, die ein sehr hohes Frakturrisiko aufweisen, die also bereits eine Fraktur hinter sich haben oder densitometrisch einen T-Score<-2,5 aufweisen. Allerdings war die Bestimmung der Frakturrate nur

«explorativ», das heisst, die statistische Power war nicht gross genug, um geringe

oder moderate Unterschiede zwischen Behandlungs- und Plazebogruppe sicher auszumachen. Zudem weisen sie darauf hin, dass das mittlere Alter der Teilneh- merinnen 73 Jahre betrug, mithin könne nicht mit Gewissheit gesagt werden, dass die Erkenntnisse auch für jüngere Frauen oder Hochbetagte gelten.

Nach Auffassung der JAMA-Kommen- tatorin Catherine Colón-Emeric verbes- sert sich die Kosten-Nutzen-Effizienz von Bisphosphonaten deutlich, rechnet man die offenbar mögliche Therapie- pause hinzu. Allerdings, betont sie, seien weiterhin und womöglich ver- stärkt Knochendichtemessungen erfor- derlich. Bei Frauen, die schnell an Knochenmasse verlören, müsste dann die Therapie wiederaufgenommen wer- den. Eine Alternative zur Densitometrie sei die Bestimmung von Knochenmar-

kern. Allerdings ist deren Einsatz bis anhin nicht validiert. Unklar ist zurzeit auch, wann die Therapiepause tatsäch- lich beendet werden soll: nach fünf Jah- ren, wie in der FLEX-Studie willkürlich festgelegt, oder doch einfach nach Unterschreitung bestimmter Knochen-

dichtewerte?

Dennis W. Black et al.: Effects of continuing or stopping alendronate after 5 years of treatment. The fracture Intervention Trial Long-term extension (FLEX): a rando- mised trial. JAMA 2006; 296: 2927–2938.

Cathleen S. Colón-Emeric: Ten vs. 5 years of bisphos- phonate treatment for postmenopausal osteoporosis.

Enough of a good thing. JAMA 2006: 296: 2968.

Interessenlage: Die Studie wurde von Merck finanziert. An der Konzeption waren auch Firmenangehörige beteiligt. Die Autoren der Studie geben diverse Verbindungen zu ver- schiedenen Firmen an, die Interessen auf dem Gebiet der Osteoporose haben.

Uwe Beise S T U D I E

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