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Archiv "Arzneimitteltransparenz: Start in Dortmund" (03.02.1984)

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Pepsch Gottscheber in „Die Rheinpfalz"

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHT

Arzneimitteltransparenz:

Start in Dortmund

Das offizielle Startsignal zu einem auf zwei Jahre befristeten Modell- versuch über „Arzneitransparenz und Arzneimittelberatung am Bei- spiel der Region Dortmund", des- sen Durchführung und wissen- schaftliche begleitende Auswer- tung mit erheblichen öffentlichen Mitteln gefördert werden, hatte Bundesarbeitsminister Dr. Nor- bert Blüm am 20. Dezember 1983 in einer Pressekonferenz unter Anwesenheit der beteiligten Ver- bände und Körperschaften in sei- nem Wahlkreis höchst persönlich gegeben.

Eingeschaltet in dieses „Dort- munder Modell" zur regierungs- amtlichen Transparenzforschung auch im Arzneimittelbereich sind alle unmittelbar Beteiligten: Die AOK Dortmund, die IKK Dortmund und Lünen,die BKK Hoesch-Dort- mund, die Ersatzkassen sowie die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe in Dortmund (un- terstützt durch Mitglieder der Arz- neimittelkommission der deut- schen Ärzteschaft, Köln) sowie der Apothekerverein Westfalen- Lippe (unterstützt durch die Arz- neimittelkommission der Deut- schen Apotheker, Frankfurt). Die wissenschaftliche Leitung und Auswertung des Vorhabens liegt bei der Firma Dornier-System GmbH, Friedrichshafen, die be- reits früher gesundheitspolitische Projekte im Auftrag des Bundes- ministeriums für Arbeit und So- zialordnung wissenschaftlich be- gleitet hatte.

Im einzelnen will der Dortmunder Modellversuch im Zeitraum von 1984 bis 1986 folgende Problem- kreise eruieren:

1. Mit welchem Aufwand kann die Verordnung beziehungsweise In- anspruchnahme von Arzneimit- teln überschaubar gemacht wer- den?

2. Auf welche Weise können Ärzte und Versicherte im Hinblick auf qualitativ hochstehende und ko- stengünstigere Arzneimittel bera- ten werden?

3. Ergibt sich hierdurch eine posi- tive Entwicklung der Arzneimittel- ausgaben der gesetzlichen Kran- kenversicherung?

Die Beteiligten haben zunächst ei- ne Kooperationsvereinbarung ge-

troffen, in der die Grundsätze for- muliert sind, nach denen dieser Modellversuch ablaufen soll. Da- nach ist folgende Vorgehenswei- se geplant:

Jede beteiligte Krankenkasse er- faßt seit dem 1. Januar 1984 die Arzneimittelrezepte ihrer Versi- cherten nach einem im einzelnen unter den Beteiligten noch abzu- sprechenden Erfassungskonzept.

Die Daten werden möglichst zeit- nah der Kassenärztlichen Vereini- gung Westfalen-Lippe zur Verfü- gung gestellt und dort nach noch zu entwickelnden Kriterien aufbe- reitet und für die arztbezogene Beratung ausgewertet. Parallel

dazu führen die Krankenkassen eine versichertenbezogene Bera- tung durch. Dabei geht es insbe- sondere-um mißbräuchliche Inan- spruchnahme von Arzneimitteln.

Für die arztbezogene Beratung ist in der ersten Stufe vorgesehen, daß den Dortmunder Kassen- und Vertragsärzten quartalsweise in einer statistischen Übersicht die erfaßten Daten zur Verfügung ge- stellt werden. Diese Zusammen- stellung soll dem Arzt einen mög- lichst schnellen und informativen Überblick über die von ihm ver- ordneten Arzneimittel einschließ- lich der dadurch verursachten Ausgaben ermöglichen (Anzahl

der Rezepte, Anzahl der pro Re- zept verordneten Arzneimittel, Gesamtausgaben, Kosten pro Re- zept usw.).

Die zweite Stufe des Beratungs- konzeptes sieht ein kollegiales Beratungsgespräch mit den Ärz- ten vor, deren Verordnungsweise gewisse Auffälligkeiten aufwei- sen. Die KVWL bedient sich dabei eines Beratergremiums, das sich aus niedergelassenen Kassenärz- ten zusammensetzen und das von einem pharmakologisch beson- ders ausgewiesenen Arzt geleitet werden soll. Die Auswahlkriterien hierzu müssen noch mit Unter- stützung der Arzneimittelkommis- Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 5 vom 3. Februar 1984 (23) 261

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DEUTSCHES

~ZTEBLATT DER KOMMENTAR

sion der deutschen Ärzteschaft entwickelt und für das Auswer- tungskonzept aufbereitet werden.

Dazu gehört u. a. auch eine Ein- grenzung des Beratungsinhaltes auf einige lndikationsgruppen.

Die dritte Stufesieht eine über die globale Information hinausgehen- de Beratung vor. Darin soll mit den Ärzten über ihre Therapieauf- fassung diskutiert und Möglich- keiten therapeutischer Alternati- ven - auch unter dem Gesichts- punkt der Wirtschaftlichkeit- auf- gezeigt und erörtert werden. Auch diese Beratungsgespräche setzen voraus, daß sich die Ärzte daran freiwillig .beteiligen. Jede Art der Bevormundung soll vermieden werden. Die Freiheit der ärzt- lichen Therapie steht nicht zur Disposition.

Der Modellversuch wurde von vornherein auf realistische Dimen- sionen beschränkt; er will jede Gi- gantomanie anderer Projekte ver- meiden. Im Mittelpunkt stehen Be- ratungs-Gespräche zwischen Krankenkasse und Versichertem bzw. von Arzt zu Arzt. Der Einsatz EDV-unterstützter Systeme wird daher auch nur auf das für diese Beratungen absolut notwendige Maß beschränkt. Insbesondere soll vermieden werden, verschie- dene Dateien zusammenzuführen und mehrere Leistungsbereiche dateimäßig zu verknüpfen.

Der Modellversuch soll auch ganz bewußt jede Nähe zum Prüfwesen meiden. Nach der gemeinsamen Auffassung aller Beteiligten setzt er an die Stelle des Regresses die Beratung und das partnerschaft- liehe Bemühen um Kostendämp- fung im Arzneimittelbereich.

..,.. Zur Zeit erarbeiten die Betei- ligten auf der Grundlage der Ko- operationsvereinbarung ein De- tailkonzept, um die dazu erforder- lichen Einzelschritte aufeinander abzustimmen. Das Ergebnis soll Ende Februar 1984 vorliegen (Das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT wird über den Fortgang des Projektes berichten.). B/KV-WL

EFFEKTIVITÄT GRAVIEREND VERSCHLECHTERT

Kindervorsorge ohne

Kinderärzte?

A

n Warnungen hat es nicht ge- fehlt, indes, sie waren offen- bar umsonst: Durch die seit dem 1. Januar 1982 geltende Kosten- neu regelung der ersten beiden Vorsorge-Untersuchungen für Kinder hat sich die Effektivität des Früherkennungsprogramms gra- vierend verschlechtert. Wie der Berufsverband der Kinderärzte auf dem Seminar-Kongreß in Bad Orb feststellt, kann von einer ver- nünftigen und auch vom Gesetz vorgeschriebenen Dokumenta- tion der registrierten Befunde kaum noch die Rede sein. Was je- doch noch bedenklicher ist: Die für die Entwicklung des Neugebo- renen besonders wichtige Basis- untersuchung, die sogenannte U2, wird immer seltener von ei- nem weitergebildeten Kinderarzt vorgenommen.

Die Sprecher der Kinderärzte ver- weisen auf die neuesten Zahlen des Zentralinstituts für die kassen- ärztliche Versorgung in der Bun- desrepublik Deutschland (Köln).

Danach ist die Zahl der einge- sandten Dokumentationsbelege zwischen dem Frühjahr 1981 und dem ersten Quartal 1982 für die erste Untersuchung U1 um 61,1 Prozent, für die U2 um 56,3 Pro- zent zurückgegangen. Besonders kraß ist die Situation im Raum Nordrhein und in Hamburg: Die Abnahme für die U1 beträgt im Bereich der Kassenärztlichen Ver- einigung Nordrhein 87,7 Prozent, aus Hamburger Kliniken gelangen von der U1 sogar 97 Prozent, von der U2 92,4 Prozent weniger Bele- ge zur Auswertung.

262 {24) Heft 5 vom 3. Februar 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

Die Hauptschuld dafür liegt beim Gesetzgeber, der die Früherken- nungsmaßnahmen U1 und U2 aus dem Bereich der kassenärztlichen Versorgung herausgenommen hat. Sie werden heute über den Pflegesatz der Klinik berechnet.

Dadurch ist der Anreiz für die Kli- niken entfallen, die Untersu- chungsbelege an die KV einzu- senden.

Besonders gravierend ist die Tat- sache, daß in vielen Krankenhäu- sern und Entbindungsanstalten zur gründlichen Untersuchung der Babys kein Kinderarzt mehr herangezogen wird (er muß jetzt nämlich von der Klinik direkt ho- noriert werden).

Die Abnahme der von Kinderärz- ten durchgeführten und abge- rechneten U2-Untersuchungen beträgt zwischen 32,2 Prozent in Hessen, bis zu 70,2 Prozent in Nordrhein.

Die gesetzbedingte Torpedierung der Kindervorsorge erfolgte aus- gerechnet zu einer Zeit, in der die Früherkennung den Durchbruch geschafft hatte, betonen die Spre- cher der Kinderärzte. Die Gesamt- beteiligung an den acht Vorsor- ge-Terminen war im Jahre 1981 auf insgesamt 85,79 Prozent ge- stiegen - "ein veritables Ergeb- nis". Selbst zu der letzten, früher besonders schlecht besuchten U8 wurden in jenem Jahr 68,75 Pro- zent der dreieinhalb- bis vierjähri- gen Kinder von ihren Eitern vorge- stellt.

..,.. Die Pressestelle der Kinderärz- te stellt fest: "Was durch die zähe Aufklärungsarbeit der Kinderärzte unter der dankenswerten Hilfe der Krankenkassen und der öffent- lichen Medien erreicht wurde, droht jetzt durch eine verfehlte politische Entscheidung seine se- gensreiche Wirkung wieder einzu- büßen. Von einer Kostensenkung kann bei der Neuregelung sowie- so nicht die Rede sein, schließlich wurden die Kosten lediglich vom ambulanten in den stationären Bereich verlagert." WZ

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