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In ihren frühen Zeiten war die Ethnologie eng mit der Geographie verbunden

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Academic year: 2022

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(1)Geographica Helvetica 1979. - Nr.. Wolfgang Marschall. 2. Einleitung. In ihren frühen Zeiten war die Ethnologie eng mit der Geographie verbunden. Der Einfluß Ratzeis, um nur ein Beispiel zu nennen, ist in zahlreichen ethnolo¬ des gischen deutschsprachigen Untersuchungen Raums deutlich zu erkennen. Dann jedoch büßte die kartierend-vergleichende Arbeitsweise, die aus räum¬ licher Lagerung auf historische Tiefe zu schließen suchte, an Bedeutung ein. Dichte Einzelbeschrei¬ bungen und kulturimmanente Interpretationen traten an die Stelle der Elementvergleiche. Und damit löste sich die Ethnologie auch von der Geographie. Die beiden Fächer gingen in verschiedene Richtungen und hatten nur wenig noch gemeinsam. Für die Ethno¬ logie wurden Struktur- und Funktionsfragen von Be¬ deutung, Versuche wurden unternommen, für eine Kultur insgesamt oder auch für ganze Kulturen «patterns», Kulturmuster, aufzustellen, und andere Ethno¬ logen befaßten sich, weitgehend unter dem Einfluß S. Freuds, mit der Rolle des Individuums in seiner Ge¬ sellschaft. Unter den stärker an historischer Arbeits¬ weise interessierten Ethnologen wurde die Zusammen¬ arbeit mit Archäologen, Historikern, Linguisten und Philologen vertieft. Daß die intensive Beschäftigung mit der jüngsten Geschichte einer Region eine unver¬ zichtbare Voraussetzung für eine erfolgreiche ethno¬ logische Untersuchung geworden ist, liegt an zwei Ent¬ wicklungen. Zum einen sind die Gesellschaften, die traditionellerweise Gegenstand ethnologischer For¬ schung sind, zum größten Teil in der Zeit kolonialer Herrschaft umgeformt worden. Zum andern ist die Erde eine Erde derNationalstaaten geworden,und das bedeu¬ tet für den Ethnologen, daß die Stämme, die Stammes¬ verbände und Völker, jene subnationalen Einheiten, die der Ethnologe zu verstehen sucht,in ihrer Abhängig¬ keit von den nationalen und internationalen Instanzen zu sehen sind. Dabei ist nicht zu übersehen, daß diese. Abhängigkeit den traditionalen Gesellschaften in der Mehrzahl der Fälle Schaden und Leid zugefügt hat. Trotz dieser Richtungen, die die Ethnologie genommen hat, ist der Kontakt nie ganz unterbrochen worden, den es zwischen Ethnologie und Geographie gab. Doch erst in den letzten beiden Jahrzehnten haben sich zwisghen den beiden Disziplinen wieder enge Bezie¬ hungen gebildet. Die ökologische Perspektive, die in der Ethnologie seit der Mitte der 50er Jahre wieder an Bedeutung gewonnen hat, hat sicherlich zu dieser Ent¬ wicklung beigetragen. Auch haben Entwicklungspro¬ jekte, besonders die fehlgeschlagenen, die enge Ver¬. flechtung zwischen natürlicher Umwelt und gesell¬ schaftlich-kultureller Organisation wieder verstärkt be¬ wußt gemacht, was sich auch auf die Beziehungen auswirken sollte. Es ist für die Ethnologen daher von großer Bedeutung, daß sie sich mit einer Auswahl von Beiträgen einer weiten,geographisch orientierten Leser¬ schaft vorstellen können. Eine Auswahl kann nicht alles bringen, doch werden wesentliche Bereiche aufgezeigt. Einem einführenden Bericht über die Ethnologie in der Schweiz folgt ein Beitrag über Probleme der Feld¬ forschung, die nirgends so schwerwiegend ist wie in der Ethnologie. Vorgestellt wird auch ein größeres ethnologisches Projekt. Ethnologie und Entwicklungs¬ politik, Ethnologie und Schule, Ethnologie und allge¬ meine Politik und Theoriefragen in einem engeren Bereich sind weitere Themen in dieser Sammlung. Wir hoffen, damit ein deutlicheres Bild von der Ethno¬ logie in der Öffentlichkeit zu schaffen, hoffen auch, daß diese Sammlung beitragen möge zu einer ver¬ stärkten Zusammenarbeit zwischen Ethnologie und Geographie. Unser Dank hätte anHerrnProf.Dr.H.Boesch zu gehen, der die Idee von dieser ethnologischen Sondernummer hatte, deren Realisierung er nun aber leider nicht mehr erleben konnte. Zu danken haben wir Herrn Prof. Dr. K.Henking für die Vermittlung zwischen geographica Helvetica und der Schweizerischen Ethnologischen. Gesellschaft (SEG) und ganz besonders Frau PD Dr. die die Redaktion dieses Heftes so erfolg¬ reich betreut hat.. H.Kishimoto,. Prof. Dr. Wolfgang Marschall, Seminar für Ethnologie, Universität Bern, Schwanengasse 7,3011 Bern. 57.

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