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Hoffen auf ein Weihnachtswunder

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Academic year: 2022

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ENICUM

Hoffen auf ein

Weihnachtswunder

Man staunt doch immer wieder über die mangelnde Bodenhaftung der Mächtigen.

Zum Beispiel der Doppelmandatträger eines Nahrungsmittelkonzerns, der nicht nur eine mit Tinte verunreinigte Baby- milch nicht vom Markt nahm, sondern ausserdem noch öffentlich erklärt haben soll, man habe dies mit der EU und dem italienischen Gesundheitsministerium so vereinbart. Vielleicht war es so. Und es mag auch sein, dass keinerlei Gesund- heitsgefährdung bestand. Doch Tinte gehört nicht in Babymilch. Und verunrei- nigte Milchen sollten Babys nicht verfüttert werden. Wie instinktlos muss man sein, um die Brisanz dieser «kleinen Produk- tionspanne» so zu unterschätzen? Hat der Mann keine Berater? Oder ist er bera- tungsresistent? Sind seine Kommunika- tionschefs nur «Firmensprecher», die bald verbreiten müssen, dass wissenschaftlich erwiesen sei, dass Tintenzusatz in der Milch für Neugeborene deren PISA-Resul- tate im Schulalter verbessere?

Oder nehmen wir den Pharmakonzern, der einer jungen, bestens qualifizierten Schweizerin mit türkischen Wurzeln keine Anstellung gab. Mündlich und vor Zeugen begründete dies der Zuständige damit, sie habe zwar das beste Schulzeugnis aller Bewerber, aber man habe schon «genug Türken im Team» und bevorzuge hüb- schere Frauen, da es ein Job mit Kunden-

kontakt sei. Derselbe Pharmakonzern dul- det es nicht nur, dass seine Sponsoring- Abteilung schreibt: «Genderfragen spie- len keine Rolle», sondern dass sie dieser Philosophie auch nachlebt. Männer in Machosportarten, die schon von anderer Seite Millionen erhalten, werden gross- zügig von dieser Firma unterstützt. Ein Frauenprojekt hingegen wird gar nicht geprüft. Da fragt frau sich, ob Diversity- Beauftragte mehr sind als Sisyphusse. Und ob bei Charity-Symposien nur Lachshäpp- chen gegessen und Reden von Leuten an- gehört werden, die sich von ihrem Kampf gegen den Hunger in Luxushotels aus- ruhen müssen. Doch warum sollten sie das nicht – zumindest helfen sie einigen Leuten. Und schliesslich war auch der Da- lai Lama in Berlin im Adlon.

Oder schauen wir uns einen Betrieb an, dessen Namen einst für «christlich» und

«sozial» stehen sollte. Er setzte eine be- hinderte Langzeitstellenlose unter Druck, die ihren Lebenslauf zurechtbog, weil sie so gerne einen ausgeschriebenen Hilfsjob haben wollte. Absolute Offenheit und Wahrhaftigkeit forderte der HR-Chef die- ser Firma – von ihr und von allen Ange- stellten. Doch für ihn und die Direktion gilt das nicht. Denn sie kündigen der Be- legschaft nicht an, dass am 2. 2. 2006 die Zweigstelle der Firma in Zürich geschlossen wird, was Entlassungen mit sich bringt.

Macht ist eine gefährliche Droge. Sie kor- rumpiert oft die, die sie haben. Und unter deren Handlungen leiden dann Tausende.

Um gegen Willkür anzukämpfen, braucht es viel Mut. An vielen Orten der Welt kann es einen das Leben kosten – in der Schweiz glücklicherweise nicht. Doch hier sind es träge Aufsichtsbehörden mit Be- amten, die sich überlastet fühlen, machia- vellistische Juristen, verfilzte Politiker und die grosse, zu Unrecht meist schweigende Mehrheit, die Harmonie um jeden Preis will. Natürlich gibt es auch wundersame Wandlungen wie die des Remo Gysin, der dereinst auf Whistleblower in seinem ei- genen Kanton massivst Druck ausübte – und der nun ein Kronzeugengesetz ein- führen will! Wenn das nicht ein echtes Wunder ist! Und vielleicht gibt es ja noch mehr Weihnachtsfreuden? Mehr coura- gierte Mitbürger? Freiwillige Rückrufe von mangelhaften Produkten? Firmen, die Frauensport sponsorn? HR-Chefs, die ihre Leute nicht entlassen, sondern für sie da sind? Allen Querdenkern in diesem Land, von Alder bis Zihlmann, allen Mut- ter Theresas, Pestalozzis, Winkelrieds, Kohlhaasen, Don Quichottes, Jeanne d’Arcs, Davids, wünsche ich frohe Weih- nachten. Und allen Goliaths, die ihre Macht für Böses einsetzen, ein unfried- liches Gewissen.

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