A-1576
M E D I Z I N
(60) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 23, 6. Juni 1997 Zugang der einer Arthrotomie mit
Osteotomie des Innenknöchels. Die Verwendung der unblutigen äußeren Distraktion hat die arthroskopi- schen Möglichkeiten an diesem Ge- lenk entscheidend verbessert und sollte routinemäßig zum Einsatz kommen (10). Die operative Be- handlung der Osteochondrosis diss- ecans der medialen Talusrollenkante beziehungsweise von Osteochon- dralfrakturen der lateralen Kante ist nach wie vor die wichtigste und häu- figste Indikation zur Sprunggelen- karthroskopie.
Osteophytenabtragung bei Ein- schränkung der Dorsalextension, Debridement der vorderen Gelenk- kammer bei protrahierten posttrau- matischen Schmerzzuständen infol- ge eines anterolateralen Meniskoids (18) und Entfernung freier Körper sind weitere Routineeingriffe unter Sicht des Arthroskops. Der erfahre- ne Arthroskopeur wird bei mäßig- gradiger Fehlstellung die Zurichtung der Gelenkflächen zur Arthrodese ebenfalls unter arthroskopischer
Sicht vornehmen, was eine weitge- hende Schonung der Weichteile er- laubt.
Fazit
Die Arthroskopie ist nach wie vor in einer Phase der raschen Fort- entwicklung. Arthroskopische Ver- fahren sind in vielen Bereichen be- reits Standard. Die konkurrierende offene Operation wurde häufig auf den Platz des Reserveeingriffes abge- drängt. Ein Ende dieser Entwicklung zeichnet sich nicht ab.
Es ist wesentlich, zwischen siche- ren Routineverfahren und experi- mentellen Ansätzen zu trennen. Letz- tere sollten erst nach Erreichen einer genügenden Standardisierung und nach Absicherung durch mittelfristige klinische Resultate von entsprechen- den Zentren an die bereits zahlreiche Gruppe der arthroskopischen Opera- teure weitergereicht werden.
Die künftige Entwicklung wird eine Vereinfachung mancher der bis-
lang für den Nichtspezialisten zu auf- wendigen Techniken beinhalten.
Durch die zunehmende Bedeutung endoskopisch überwachter Eingriffe an der Wirbelsäule sind die gedeck- ten Verfahren im Begriff, sich ein neues, großes Einsatzgebiet zu er- obern.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1997; 94: A-1572–1576 [Heft 23]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über den Verfasser.
Anschrift des Verfassers Prof. Dr. med. Dieter Kohn Orthopädische
Universitäts- und Poliklinik 66421 Homburg/Saar AKTUELL/FÜR SIE REFERIERT
Alle Grafiken entstammen dem Buch von Kohn D: Diagnostische und operative Ar- throskopie großer Gelenke. Stuttgart:
Thieme-Verlag, 1997
Auf der Suche nach einem Impf- stoff gegen das HI-Virus scheint es gelungen zu sein, Schimpansen erfol- greich zu immunisieren. Neben Men- schen sind Schimpansen die einzige Spezies, die mit dem HI-Virus infi- ziert werden können.
In der Studie wurde eine DNA- Vakzinierung durchgeführt. Bei die- ser Methode wird anstelle eines An- tigens (zum Beispiel ein Protein oder ein inaktiviertes Virus) die zum An- tigen korrespondierende DNA auf einem Plasmid in Verbindung mit ei- nem starken Promotor in das Gewe- be „geschossen“. Ein Teil dieser DNA-Konstrukte exprimiert darauf- hin das entsprechende Protein, das in Fragmente verdaut, auf der extra- zellulären Seite der Zelle präsentiert wird und so eine Immunantwort aus- lösen kann. Zur Immunisierung ver- wendeten die Autoren DNA, die für das Hüllprotein gp160, das Regula- tionsprotein rev sowie die struktu- rellen Gene Gag und Pol kodieren.
Drei Schimpansen wurden mit die-
sen DNA-Konstrukten und ein Affe mit „leerem“ Kontrollplasmid insge- samt achtmal immunisiert und die Immunreaktion wurde mittels ELI- SA getestet und ergab mittlere bis starke Immunreaktionen, die auch in In-vitro-Versuchen nachgewiesen werden konnten.
Im Anschluß an die Immunisie- rung wurden zwei der drei geimpften Schimpansen und das Kontrolltier mit einer hohen Konzentration an HIV-1 (Stamm SF2) infiziert und die Konzentration der Viren im Blut mit der PCR-Methode in regelmäßigen Abständen überprüft. Bei den geimpften Schimpansen konnte ein- malig nach sechs beziehungsweise acht Wochen das Virus nachgewie- sen werden, während das Kontroll- tier ständig HIV-1-positiv war. In Biopsien der Lymphknoten, die nach 22 Wochen nach der Infektion durchgeführt wurden, konnten bei den immunisierten Tieren keine Vi- ren nachgewiesen werden, während das Kontrolltier positive HIV-positi-
ve-Lymphknoten aufwies. Mit dieser Impfstrategie ist es jetzt erstmals, nach einigen gescheiterten Versu- chen, gelungen, eine vielverspre- chende Strategie zur HIV-Impfung am Tiermodell zu erproben. Aller- dings sind diese Versuche nicht ohne weiteres auf den Menschen über- tragbar und die Studie läßt wichtige Fragen unbeantwortet.
So wurde die Immunisierung mit DNA bisher nur an Tieren er- probt und die Langzeiteffekte dieser Strategie sind noch nicht ausrei- chend geklärt. Ferner sind die Er- gebnisse an nur vier Versuchstieren
gewonnen wurden. me
Boyer JD, Ugen, KE, Wang, B et al.: Pro- tection of chimpanzees from high-dose heterologous HIV-1 challenge by DNA vaccination. Nature Med 1997; 5: 526- 531.
Kennedy, RC: DNA vaccination for HIV.
Nature Med 1997; 5: 501-502.
Jean D.Boyer, Department of Pathology and Laboratory Medicine, University of Pennsylvania, 505 Stellar-Chance Buil- ding, 422 Curie Boulevard, Philadelphia, Pennsylvania, 19104, USA.