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Archiv "KARZINOMSERIE: Nuklearmedizinische Tumorfahndung - Prinzipien und Methodik" (08.12.1977)

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Nuklear- medizinische Tumor- fahndung

Soe9 2903

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

ÜBERSICHTSAUFSATZ

KARZINOMSERIE:

Nuklearmedizinische Tumorfahndung

Prinzipien und Methodik

Emil Heinz Graul

Aus der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Philipps-Universität Marburg/Lahn

(Direktor Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Emil Heinz Graul) und der Spezialabteilung für klinische Nuklearmedizin (Konsiliarische Leitung: Professor Dr. Dr. Emil Heinz Graul) im Sanatorium Wicker Bad Wildungen.

nach Tumorart und/oder Organlo- kalisation kommt es entweder zu ei- ner vermehrten Aktivitätsanreiche- rung im Tumorgewebe oder der nicht (oder kaum) speichernde Tu- mor führt zu einem Speicherdefekt im szintigraphisch dargestellten Organ.

Tumor- und Metastasensuche mittels nuklearmedizinischer Untersu- chungsverfahren (vor allem mittels Szintigraphie) ist heute fester Bestandteil der klinischen Onkologie. Sowohl Anreicherungen als auch Speicherdefekte des verwendeten Radiopharmakons können Hinweise auf Tumoren geben. 99 m-Technetium ist derzeit das wich- tigste Radionuklid der Tumorfahndung.

In den einzelnen Beiträgen der jetzt laufenden Karzinomserie wird des öfteren in Kurzform auf die Bedeu- tung nuklearmedizinischer Untersu- chungsverfahren im Rahmen der Gesamtdiagnostik hingewiesen.

Deshalb soll mit diesem Beitrag dem interessierten Leser ein Gesamt- überblick über die Möglichkeiten der nuklearmedizinischen Tumor- fahndung gegeben werden. Die Dia- gnostik der Schilddrüsenerkrankun- gen und die Tumorfahndung stellen das Hauptkontingent nuklearmedizi- nischer Untersuchungen in der Praxis.

Verbesserte apparative Ausrüstung mit leistungsfähiger Elektronik und nachgeordneter Datenverarbeitung, sowie neuentwickelte „spezifische"

Radiopharmaka haben die onkologi- sche Nuklearmedizin zu einer für die Praxis besonders wichtigen Diszi-

plin werden lassen. Nuklearmedizi- nische Untersuchungsverfahren sind zu einem wichtigen integrieren- den Faktor für Tumordiagnostik und Verlaufskontrolle behandelter Tu- morpatienten geworden. Metasta- sensuche ohne nuklearmedizinische Untersuchungstechniken kann un- ter Umständen sogar als ärztlicher Kunstfehler angesehen werden.

Die szintigraphische Nachweisme- thode ist das Hauptinstrument nu- klearmedizinischer Onkologie. Dem- gegenüber haben Methoden der Funktionsszintigraphie und in-vitro- Diagnostik zur Zeit in der Praxis noch geringe Bedeutung.

Die szintigraphische Tumordiagno- stik ist durch positive oder negative Anreicherung von Radiopharmaka (radioaktiv markierte Indikatoren) im Tumorgewebe gekennzeichnet. Je

Zur Methodik

Die hier genannten szintigraphi- schen Untersuchungen sind soge- nannte in-vivo-Methoden. Der intra- venös applizierte Radioindikator reichert sich im Tumor, beziehungs- weise im Organgewebe an. Die vom Radionuklid des markierten Indika- tors emittierte Gammastrahlung durchdringt das Gewebe und wird mittels bewegter (klassische Szinti- graphie) oder unbewegter (Kame- raszi ntigraphie) Strahlenrezeptoren (außerhalb des Körpers) registriert und schließlich je nach Ausmaß der Anreicherung zu einem Bild von un- terschiedlicher Radioaktivitätsver- teilung zusammengefaßt.

Es handelt sich also um ein pro- blemloses, den Patienten nicht bela- stendes Untersuchungsverfahren, welches auch bei Schwerkranken anwendbar ist. Die mit der Untersu- chung verbundene Strahlenbela- stung ist, von einigen Spezialunter- suchungen wie Pankreasszintigra- phie abgesehen, äußerst gering und liegt in der Größenordnung von Röntgenaufnahmen und darunter.

Derartige nuklearmedizinische Un-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 49 vom 8. Dezember 1977 2903

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Nuklearmedizinische Tumorfahndung

tersuchungen können daher bei ent- sprechender Indikation jederzeit wiederholt werden, was besonders für die nuklearmedizinische Ver- laufskontrolle behandelter Tumor- patienten wichtig ist.

Mit Nachdruck muß darauf hinge- wiesen werden, daß die nuklearme- dizinische Tumordiagnostik in der Regel ein unspezifisches Untersu- chungsverfahren ist, dessen Wertig- keit nur im Kontext mit anderen Un- tersuchungsverfahren (Klinische und Laborbefunde, Röntgendiagno- stik, Tomographie, Ultraschalldia- gnostik usw.) beurteilt werden kann.

Screening bei Tumorverdacht und Verlaufskontrolle bösartiger Erkran- kungen sind daher die Domäne der nuklearmedizinischen Onkologie.

Die zur nuklearmedizinischen Dia- gnostik von Organtumoren verwen- deten Radiopharmazeutika sind aus den oben genannten Gründen durchweg mit y-Strahlen emittieren- den Radionukliden etikettiert (mar- kiert). Ausnahmen hiervon sind kör- peroberflächennahe Tumoren wie Haut- und Augentumoren, insbeson- dere Melanome. Hierzu verwendet man (harte) (3-Strahlen emittierende Radiopharmaka, die vor allem mit Phosphor-32 markiert sind. Derarti- ge Untersuchungen setzen entspre- chende Spezialmethoden voraus.

Beispiele positiver Tumorszintigra- phie ergeben sich bei differenzierten Schilddrüsenkarzinomen (und ge- gebenenfalls deren Metastasen) durch Jod-131 markiertes Jodid, bei Knochenmetastasen durch markier- tes Poly- oder Diphosphat und bei Hirntumoren durch 99 mTc markiertes Pertechnetat.

Demgegenüber findet man Tumor- bedingte Speicherdefekte (im Sinne der negativen Tumorszintigraphie) in Szintigrammen der Schilddrüse ([entdifferenzierte] kalte [Karzinom]

Knoten) mittels 131 J-Jodid oder

99mTc-Pertechnetat, der Leber mit- tels 99 mTc-Schwefelkolloid, der Nie- ren mittels 99 mTc-DTPA des Pan- kreas mittels 75 Se-Methionin, um die wichtigsten Beispiele zu nennen.

Das Traumziel onkologischer nukle- armedizinischer Diagnostik, nämlich

einen Tumor und seine Metastasen möglichst frühzeitig und spezifisch zu diagnostizieren ist bisher mit Er- folg nur beim differenzierten Schild- drüsenkarzinom und bis zu einem gewissen Grad bei Knochenmeta- stasen von Tumoren unterschiedli- cher Provenienz erreicht worden.

Nur die differenzierten epithelialen Tumoren wie metastasierendes Schilddrüsenkarzinom (hämatogene Aussaat), papillär wachsendes Ade- nokarzinom (dazu gehört vor allem die wachsende Struma Langhans) speichern Radiojod und sind somit szintigraphisch darstellbar. Metasta- sen dieser Tumoren sind ebenfalls szintigraphisch nachweisbar, soweit sie keine entdifferenzierte Metamor- phose durchgemacht und noch morphologisch-biochemisch den Primärtumor imitieren.

Selbst bei nicht-speichernden Meta- stasen eines Schilddrüsenkarzi- noms kann durch entsprechende Maßnahme wie totale Resektion (Ausschaltung des Primärtumors) und TSH-Stimulierung manchmal erreicht werden, daß diese wieder Jodid-speicherfähig und damit nachweisbar werden. Die so indu- zierte „biochemische Umwandlung"

der Metastasen im Sinne des (spei- chernden) Primärtumors hat nicht nur diagnostische Bedeutung durch den damit verbundenen positiven szintigraphischen Nachweis, son- dern ist dann zugleich auch Ansatz- punkt für die Radiojodtherapie im Sinne einer nuklearmedizinischen

„Therapie magna sterilisans", da das (dann hochdosierte) intravenös- applizierte Radiojod sich nicht nur die Metastasen „sucht", sondern sich in entsprechender (via (3-Strah- lung des 131 J) therapeutisch wirksa- mer Dosis dort anreichert. Radiojod ist in diesem Fall Diagnostikum (via y-Strahlung) und Therapeutikum (via Tumor-begrenzter (3-Strahlung) zugleich.

Das schon frühzeitig in der nuklear- medizinischen Ära erkannte diagno- stisch-therapeutische Prinzip ist nach wie vor das Ziel der nuklearme- dizinischen Onkologie. In praxi sind wir von der Generalisierung dieses Wirkprinzips (hohe spezifische

Tumoranreicherung) leider jedoch noch weit entfernt. Zur Vervollstän- digung sei erwähnt, daß zwar dieses Idealprinzip nuklearmedizinischer Therapie bei anderen Tumoren bis- her nicht angewendet werden konn- te, jedoch im Sinne der „inneren"

Strahlentherapie durch „offene" Ra- dionuklide einige Erfolge erzielt werden konnten (endolymphatische, interstitielle, intrakavitäre und hä- matologische [Polyzythämie] Isoto- pentherapie).

Auch hier gilt das Grundprinzip der Strahlentherapie, hohe (Radionu- klid-) Dosen an den Tumor heranzu- bringen bei möglichst weitgehender Schonung des gesunden Gewebes.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.

Emil Heinz Graul

Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin

Lahnstraße 4a 3550 Marburg/Lahn

ECHO

Zu: „Eingeschränkte Anwendung von Amidonal" von der Arzneimit- telkommission der deutschen Ärz- teschaft in Heft 35/1977, Seite 2118

Ärzte sollen Amidonal eingeschränkt anwenden

„Das Medikament Amidonal, das bei Herzrhythmusstörun- gen verschrieben wird, sollte nach Ansicht der Arzneimittel- kommision der deutschen Ärzteschaft nur eingeschränkt angewendet werden. Die Kommission begründete diese Empfehlung in der am Mitt- woch in Köln erschienenen jüngsten Ausgabe des DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATTES da- mit, daß längere Einnahme des Präparates zu starker Ver- minderung der weißen Blut- körperchen führen könne."

(dpa in: Westdeutsche Allge- meine Zeitung)

DEUTSCHES ÄRZTEBL ATT 2904 Heft 49 vom 8. Dezember 1977

Referenzen

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