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Archiv "Die Anforderungen an den Frauenarzt steigen" (26.03.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Die Anforderungen

an den Frauenarzt steigen

Bericht von der 46. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe

M

otto der Tagung im Sep- tember 1986 in Düssel- dorf war die Thematik

„Frau und Frauenarzt in einer sich wandelnden Gesell- schaft." Dabei tauchte die Frage auf: Werden beide ihren wechseln- den Rollen gerecht? Professor Man- fred Stauber (Berlin) sagte dazu, der Wandel im Rollenverständnis der Frau zeige sich auch in ihren Wün- schen in bezug auf Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Sie wolle den emotionalen Anteil der Geburt mehr spüren, sie wolle ein glückvol- les Erlebnis haben. Und Frauenärz- te müssen als Geburtshelfer zu einer sicheren Geburt diese individuellen Wünsche der Frau mehr berücksich- tigen. Dies ist tatsächlich gelungen.

Stauber glaubt, daß die Geburtshilfe zur Zeit als familienorientiert, als in- dividuell und als sicher bezeichnet werden kann. Dies ist gewiß ein Wandel. Eine wichtige Rolle spielt auch, daß die Frauen mehr Offen- heit im sexuellen Bereich wollen. Sie sehen den Frauenarzt auch als Fach- arzt für ihre sexuellen Probleme an.

Es ist nicht leicht für Frauenärzte, diese Aufgabe adäquat zu bewälti- gen, und dazu brauchen sie auch psychosomatisches Handwerkszeug:

sich in Partnerschaften einzufühlen, in die Beziehungen sexueller Art.

Zentralisierung bei hohem Risiko

Hochrisikoschwangerschaften gehören — nach Kongreßpräsident Prof. Lutwin Beck (Düsseldorf) — in regionale Zentren, wo die Geburts- hilfe mit der Kinderklinik in enger räumlicher Nähe zusammenarbeitet.

Schwerpunkte müsse man in der Zu- sammenarbeit mit Neonatologen setzen.

In der Regionalisierung von Hochrisikoschwangerschaften sieht Beck eine wesentliche Vorausset- zung für eine weitere Senkung der Säuglingssterblichkeit. Derzeit ma- chen Frühgeburten unter der 32.

Schwangerschaftswoche oder mit ei- nem Geburtsgewicht unter 1500 g et- wa ein Prozent der Geburten aus.

Diese aber stellen nahezu die Hälfte von perinatalen Todesfällen, sie sind wesentlich beteiligt an der Entste- hung bleibender Störungen, vor al- lem erworbener Hirnschädigungen.

Die Voraussetzungen für eine sinn- volle Regionalisierung dieser Hoch- risikogeburtshilfe sind an vielen Or- ten heute noch nicht gegeben, merk- te Beck an, obwohl es heute ausrei- chende Arbeiten und Daten darüber gebe, daß die Primärversorgung in den ersten Lebensminuten und Le- bensstunden sowie die Vermeidung eines längeren Transportes hoch- empfindlicher kleiner Neugeborener entscheidend für das intakte Überle- ben sind. Am Beispiel der Universi- täts-Frauen- und Kinderklinik Tü- bingen belegte er, daß es heute durchaus möglich ist, die meisten Frühgeburten mit einem Geburtsge- wicht unter 2000 g zur Geburt in ein geburtshilfliches Zentrum mit neo- natologischer Intensiveinheit zu ver- legen: In den Jahren 1972/73 waren es noch 70 Prozent dieser Kinder, die außerhalb geboren wurden; 1985 hat sich diese Zahl auf 10 Prozent vermindert. Die perinatale Sterb- lichkeit konnte parallel zu dieser Entwicklung erheblich gesenkt wer- den. Die Regionalisierung von Hochschwangerschaften betrifft et- wa drei Prozent sämtlicher Schwan- gerschaften. Nach Einschätzung von Beck wird daher eine solche Regio- nalisierung weder bei den Schwan- geren noch bei den ohne neonatale

Intensivstation in der Geburtshilfe tätigen Gynäkologen auf wesent- liche Widerstände stoßen.

Qualitätssicherung in der operativen Gynäkologie

Die ersten Ergebnisse eines neuen Programms zur Qualitätssi- cherung in der operativen Gynäko- logie stellte Prof. Helmuth Koester (Dortmund) vor. Das im Auftrag der deutschen Gesellschaft für Gy- näkologie und Geburtshilfe erarbei- tete Programm ist bisher an fast 17 000 Operationen erprobt wor- den. Nach den guten Erfahrungen mit der seit Jahren angewandten Er- hebung zur Qualitätssicherung in der Geburtshilfe soll diese in Zu- kunft auch auf das Gebiet der opera- tiven Gynäkologie ausgedehnt wer- den. Nicht nur Kliniken sollen mit Hilfe der neuen Erhebung ihre ope- rativen Ergebnisse überprüfen kön- nen. Erstmals wird auch dem in sei- ner Praxis ambulant operierenden Frauenarzt Gelegenheit gegeben, sich einem Programm zur Qualitäts- sicherung anzuschließen. Wie schon bei früheren Versuchen zur Quali- tätssicherung wird für jede Opera- tion einer Klinik Häufigkeit und Art von möglichen Komplikationen und Risikofaktoren registriert und mit den anderen Kliniken verglichen, damit im Falle zu starker Abwei- chung die Ursachen gefunden und Korrekturen vorgenommen werden können.

Neu am Programm ist die Mög- lichkeit, auch die Art der Indika- tionsstellung, also die Angemessen- heit der Operation zum jeweiligen Befund darzustellen. Besondere Aufmerksamkeit wurde der operati- ven Entfernung der Gebärmutter A-826 (66) Dt. Ärztebl. 84, Heft 13, 26. März 1987

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geschenkt. Eine Studie ergab — so Koester —, daß dem Entschluß zur Operation eigentlich immer ein we- sentlicher krankhafter Befund zu- grunde lag und nicht leichtfertig operiert wurde.

Diagnostik

bei Unterbauchschmerzen Über die Bedeutung der Pelvi- skopie bei der Diagnostik von Un- terbauchschmerzen berichtete Dr.

K. Hoebbel (Bremen). Chronisch rezidivierende oder akute Unter- bauchschmerzen machen einen gro- ßen Teil des Krankenguts in der gy- näkologischen Praxis aus. Gynäko- logische Tastuntersuchung und Sonographie führen nur bei wenigen dieser Frauen zu einer eindeutigen Diagnose.

Das endoskopische Krankengut der Frauenklinik am Diakonissen- krankenhaus in Bremen wurde auf die Übereinstimmung von prä- und postoperativer Diagnose hin unter- sucht. 602 Pelviskopien wurden aus- gewertet. Bei 175 dieser Frauen be- standen akute Unterbauchschmer- zen, 258 Frauen klagten über länge- re Zeit bestehende Schmerzen. Die präoperative Diagnose einer akuten Adnexitis wurde 64 Mal gestellt und 33 Mal (54,3 Prozent) bestätigt. Die 47 Mal gestellte Verdachtsdiagnose einer Extrauteringravidität bestätig- te sich in 19 (40,4 Prozent) Fällen.

Der 26 Mal gestellten, aber nicht nä- her spezifizierten Einweisungsdia- gnose „akutes Abdomen" standen neben verschiedenen Ursachen in 15,8 Prozent endoskopische Nor- malbefunde gegenüber.

Eine sichere Diagnostik von Unterbauchschmerzen und damit die Einleitung einer adäquaten The- rapie ist nur über eine Pelviskopie möglich. Das schließt aber auch ein, daß bei negativem morphologischem Substrat das Schwergewicht der Be- handlung auf die vielfältigen psy- chosomatischen Ursachen des Un- terleibschmerzes gesetzt werden kann.

Dr. med. Hans Peter Legal Orleansplatz 5

8000 München 80

Professor R. E. Olson (USA) referierte über „Vitamin- und Mine- ralzusätze in der Ernährung von Mutter und Kind". Richtschnur für die tägliche Aufnahme von Vitami- nen und Mineralstoffen sind die

„Recommended Dietary Allowan- ces" (RDA), die von den Gesund- heitsbehörden der meisten westli- chen Länder und von internationa- len Organisationen, wie der WHO und der FAO, herausgegeben wer- den. Die RDA sind definiert als

„die Zufuhrmengen an lebenswich- tigen Nährstoffen, die . . . auf der Basis der verfügbaren wissenschaft- lichen Erkenntnisse angemessen sind, den Nährstoffbedarf praktisch aller gesunden Personen zu decken. "

Auf Grund erheblich höherer Stoffwechselaktivität während der Schwangerschaft und der Stillperi- ode liegen die RDA-Werte für diese Personengruppe um 20 bis 100 Pro- zent über den Werten für nicht schwangere Frauen der Altersgrup- pe zwischen 19 und 50 Jahren. Beim Eisenbedarf liegt der Wert sogar noch höher! Obwohl der Appetit während der Schwangerschaft zu- nimmt, kommt es durch falsche Be- ratung zum Thema Gewichtszunah- me und durch sozio-ökonomische Beschränkungen immer wieder zu Mangelerscheinungen, meinte 01- son. In diesen Fällen kann die zu- sätzliche Gabe von Vitaminen oder Mineralstoffen angezeigt sein. Vit- amin- oder Mineralstoffpräparate, die zur Ergänzung der normalen Er- nährung dienen, sind solche, die 50 bis 150 Prozent der RDA-Mengen enthalten. Außer bei Eisen sind die- se Mengen ausreichend, höhere Do- sen können toxisch wirken. Der Wert für Eisen kann bei 200 bis 300 Prozent RDA liegen, um den Fe-Be- darf des Fetus zu decken. Untersu- chungen bei Risikoschwangerschaf-

ten haben gezeigt, daß Schädigun- gen des Rückenmarkkanals beim Embryo durch zusätzliche Versor- gung der Mutter mit Vitaminen und Mineralstoffen vermieden werden können. Therapeutische Vitamin/

Mineral-Präparate mit 5- bis 10fa- cher RDA sind während einer kom- plikationsfreien Schwangerschaft je- doch — so Olson — nicht erforderlich.

Toxische und

nichttoxische Vitamine Wenn fettlösliche Vitamine ge- geben werden, muß der Vitamin-A- und -D-Spiegel überwacht werden, denn diese Vitamine sind bei Dosie- rungen über dem 5- bis 10fachen RDA-Wert toxisch. Bei Schwange- ren wurden teratogene Wirkungen beobachtet. Vitamin K 1 (Phyto- mendion) und seine wasserlöslichen Derivate sind im Gegensatz zu K 3 (Menadion) bis zu den 100fachen RDA unschädlich. Vitamin E-Ga- ben können zusammen mit Antiko- agulanzien auf Cumarin-Basis zu Haemorrhagien führen.

Die wasserlöslichen Vitamine B 1 (Thiamin), B2 (Riboflavin), B12

(Cobalamin), Pantothensäure und Biotin werden von Frauen auch in hohen Dosierungen vertragen. Dies gilt nicht für die Vitamine C, B6 (Py- ridoxin) und Niacin, die bei 10- bis 100fachem RDA-Wert klare Vergif- tungssyndrome bewirken. Neugebo- rene sind ebenfalls empfindlich ge- gen hohe Dosen potentiell toxischer Vitamine.

Mineralstoffe, die Schwangere in höherem Maße benötigen, sind neben Eisen Kalzium, Phosphor,

Magnesium, Zink und Jod.

Dr. med. Hans Peter Legal Orleansplatz 5

8000 München 80

Vitamine und Mineralien für Mutter und Kind

Internationales Symposium 1986 in Innsbruck

„Vitamins and Minerals in Pregnancy and Lactation"

Dt. Ärztebl. 84, Heft 13, 26. März 1987 (67) A-827

Referenzen

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