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Archiv "Schnelle Expansion der Tumormarker-Diagnostik" (03.01.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESS-BERICHT

Schnelle Expansion

der Tumormarker-Diagnostik

Kurzbericht vom Internationalen Symposium über Tumormarker, Münster,

sowie vom 145. Kongreß der Rheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Innere Medizin, Düsseldorf

auch nach den in Münster und in Düsseldorf vorgetragenen Ergeb- nissen unverändert keine Indika- tion der Tumormarker.

Zum Nachweis im strömenden Blut sind die Immunhistologie so- wie die regionalen und die den ganzen Körper erfassenden bild- lichen Darstellungen mit entspre- chenden Kontrastmitteln („Imag- ing") getreten.

Der Traum vieler Ärzte sind eine oder mehrere Antigene bezie- hungsweise Antikörper im Blut (seltener, aber meist zuverlässi- ger: in Exsudaten), die ihnen ei- nen Aufschluß darüber geben, ob bei ihrem Kranken ein Tumorlei- den (noch) vorliegt oder nicht. Mit dem derzeitigen Stand beschäf- tigte sich unter der Leitung von G.

Wüst/Münster und M. Lüthgens/

Stuttgart ein Internationales Sym- posium in Münster 1985 (99 Vor- träge und Referate). Die Veran- stalter hatten sich unter den Alter- nativen einer Gliederung in neue Teste und in Organe für die letzte- ren entschieden. Das Symposium wurde ergänzt durch Vorträge und Referate bei der 145. Tagung der Rheinisch-Westfälischen Ge- sellschaft für Innere Medizin in Düsseldorf am 6./7. 12. 1985 unter Leitung von Prof. Körtge.

Hier kann nur eine allgemeine Übersicht dessen gegeben wer- den, was jeder praktisch tätige Arzt von dieser neuen, schon in besonderen Gesellschaften orga- nisierten (!) Forschung wissen sollte. Einzelheiten geben in Kurz- fassung die Abstracts (Tumor-Dia- gnostik-Verlag, 7250 Leonberg, 1985) und der später zu erwarten- de Berichtsband.

Die heute schon viele Tausende umfassenden monoklonalen Anti- körper lassen eine enorme Ex- pansion in den nächsten Jahren erwarten; große Durchbrüche auf Proteine von gleichzeitig hoher Sensitivität und Spezifität stehen aber noch aus. Die heute meist kommerziell angebotenen wich- tigsten Testansätze („kits") wie das bekannte CEA (carcinoem-

bryonale Antigen), die neuerdings eingeführten TPA (tissue polypep- tide Antigen), CA 125 (ovarian can- cer assoc. Antigen), CA 19-9, CA 15-3 und andere (Auslieferung in der Bundesrepublik durch CIS/6072 Dreieich) führen zu Test- batterien, wobei man sich bei ge- ringer Leistungsfähigkeit man- cher Teste fragen muß, ob sie den beträchtlichen finanziellen Mehr- aufwand lohnen (v. Kleist/Frei- burg). Auch scheint sich der Mar- ker 19-9 nach Uhlenbruck/Köln biochemisch und aussagemäßig nicht wesentlich vom CEA zu un- terscheiden.

Immerhin überschneiden sich die Bereiche der verschiedenen Te- ste zum Teil, das heißt positive Er- gebnisse mit nur einem Test bei einem Teil der Kranken, so daß die zur Zeit intensiv beforschten Testbatterien daraus ihre Recht- fertigung erfahren. So fand Quentmeier/Heidelberg mit drei Testen (CEA, CA 19-9, CA 12-5) eine Steigerung der Sensitivität von 10 bis 15 auf 44 Prozent.

Wie Herberman (bisher National Cancer Institute, USA) einleitend ausführte, dienen Tumormarker der Diagnostik in einer hochge- fährdeten Population, der Klassifi- kation des Tumortyps, der Entdek- kung von Rezidiven und Metasta- sen sowie der seriellen Kontrolle nach der Tumortherapie. Auch zur Ausdehnung des malignen Pro- zesses („Tumor load") besteht ge- wöhnlich eine gute Korrelation.

Wesentlich scheint aber für einige Marker die Blutgruppe des Tu- morträgers zu sein (Uhlenbruck/

Köln). Umgekehrt ist die Frühdia- gnose von kleinen Primärtumoren

Durch Herabsetzung der Norm- grenze (!) sowie durch Kombina- tion von Testbatterien ließ sich die Sensitivität auf oft 80 bis 90 Pro- zent steigern, vor allem in der Früherkennung von Rezidiven, in der Prüfung auf vollständige Tu- morentfernung — eben durch lon- gitudinale Bewertung der Ergeb- nisse.

Dies gilt vor allem für den Magen- Darm-Kanal (Kolon: CEA>CA 19-9 oder CA 12-5; beim Magen und beim Pankreas umgekehrt!). Von Kleist fand selbst bei kolorektalen Karzinomen um 40 Prozent in den Dukes-Stadien A und B im Blut positiv, obwohl das Antigen in den Operationspräparaten nachweis- bar war. Sie trennte in „high and low secreter" (Düsseldorf).

Immer werden einer erhöhten Sensitivität (richtig positive Er- gebnisse) eine kleinere Zahl falsch positiver Ergebnisse (Spe- zifität), vor allem durch entzünd- liche Prozesse, gegenüberstehen, letztere zur Zeit in günstigen Kon- stellationen um 5 bis 15 Prozent.

So fand v. Kleist/Freiburg mittels CEA und/oder 19-9 bei Kolontu- moren 226/985, bei benignen Er- krankungen des Dickdarms 175/511 positiv.

CA 19-9 stellt einen Fortschritt ge- genüber dem CEA bei Tumoren des Ösophagus, Magens, Pankre- as dar, kaum aber für das Kolon- karzinonn. CA 19-9 gilt derzeit als der empfindlichste Marker für Pankreaskarzinome, besonders in Duodenalsekreten; allerdings ist dort schon unter normalen und entzündlichen Bedingungen eine Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 1/2 vom 3. Januar 1986 (39) 33

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DEUTSCHES ARZTEBLATT

Tumormarker-Diagnostik

relativ hohe Konzentration anzu- treffen (Lamerz/München). Die Marker-Diagnostik sollte Klinik, Radiologie und Endoskopie er- gänzen, nicht ersetzen (Hornung und andere/Stuttgart).

Herberman erinnerte bei den falsch positiven sowie falsch ne- gativen Ergebnissen an die Hete- rogenität und unterschiedliche Differenzierung der Tumoren, an die eventuell anderen Tumorzell- klone von Metastasen sowie an die schlechtere Zirkulation von Antikörpern des IgM-Typs.

Havemann/Marburg stellte in ei- ner multizentrischen Studie von über 6000 Analysen für das Bron- chialkarzinom die Leistungsfähig- keit von Calcitonin, ACTH, CEA und des neuen Markers NSE (Neuronen-spezifische Enolase) (zu letzteren auch Cooper/Eng- land) heraus. Wiederum standen rund 23 Prozent positiven Ergeb- nissen bei wenig ausgebreiteten Tumoren rund 72 Prozent bei aus- gedehnten gegenüber. Havemann konnte allerdings eine negative Korrelation zwischen Marker-Be- fund und Prognose aufzeigen.

Lüthgens und Schlegel/Stuttgart empfahlen CEA plus TPA bei Bronchialkarzinomen aller histo- logischen Typen.

Auch in Münster standen Diagno- stik und Verlaufskontrollen ganz im Vordergrund. Wie wir schon früher beschrieben haben (DEUT- SCHES ÄRZTEBLATT 78 [1981]

2182), können monoklonale Anti- körper aber auch zur direkten Tu- mortherapie oder als Transport- Vehikel zytotoxischer Substanzen eingesetzt werden. Diese Anwen- dungen gehören gegenwärtig un- verändert zur experimentellen Medizin und wurden in Münster und Düsseldorf kaum bespro- chen. Die derzeitige therapeuti- sche Rolle der Tumormarker liegt, vor allem bei Tumoren im Abdo- minalbereich, in der Indikation ei- ner frühen „second look"-Opera- tion, wobei über zum Teil jahre- lang anhaltende Rezidivfreiheit berichtet wurde.

Tumormarker sind also vorzugs- weise geeignet zur Verlaufs- und Therapiekontrolle (Entfernung al-

ler Herde, Auftreten von Metasta- sen oder Rezidiven, weniger für die Frühdiagnose von Primärtu- moren). Die breite Anwendung monoklonaler Antikörper läßt eine schnelle Expansion der Marker- Diagnostik erwarten. Kommerziel- le „kits" stehen heute schon in

In meiner Kenntnis haben sich zum ersten Mal in St. Gallen auf Veranlassung von Professor Senn Vertreter naturwissenschaftlich fundierter und aus der Erfahrung entwickelter Heilmethoden in der Krebsbehandlung zu einem ernst- haften Gespräch zusammenge- setzt. Wegen der Wichtigkeit die- ses — sachlich und ärztlich völlig neuen Ansatzes — bringen wir den Bericht in ungewöhnlich langer Form. Trotzdem werden viele Kol- legen Einzelheiten vermissen. Die Mehrzahl der Referate und sämt- liche Hauptreferate werden in ei- nem Sonderband der Zeitschrift

„Aktuelle Onkologie", Verlag Zuckschwerdt, München/Bern/

Wien, herausgegeben werden.

Rudolf Gross

Die Tagung (vom 14. bis zum 16.

November 1985) unter der Leitung von H. J. Senn und W. F. Jungi, beide St. Gallen, stellte eine ei- gentliche Premiere dar, indem versucht wurde, akademisch ge- schulte Vertreter, „Schulmedizi- ner" wie „Alternativmediziner", zu einem wissenschaftlichen Ge- spräch zu versammeln. Es hatten sich rund 1150 Teilnehmer ange- meldet.

D. Schmähl (Heidelberg) gab ei- nen Überblick über die letzten

großer Zahl zur Verfügung; erste Erfahrungen liegen bereits vor.

Der Wert einzelner Tests oder Test-Batterien wird jedoch be- stimmt vom Verhältnis Sensitivi- tät/Spezifität.

Professor Dr. med. Rudolf Gross Haedenkampstraße 5

5000 Köln 41

Jahrzehnte paramedizinischer Methoden in der Krebstherapie.

Solche Methoden werden nur bei chronischen Erkrankungen mit unsicherer Ätiologie, Prognose und unbefriedigenden Therapie- verfahren angegeben. Ein gutes Beispiel dafür ist die Tuberkulose, die nach ihrer erfolgreichen Be- kämpfung kein Ziel paramedizini- scher Bestrebungen mehr ist.

Schmähl forderte für alle Teile verbindliche Absprachen über präklinische und klinische Prüfun- gen neuer Behandlungsmetho- den und zukunftsweisende, aber verbindliche Perspektiven für die Zusammenarbeit.

H. Keller (St. Gallen) stellte das Problem der Stoffwechselproduk- te bei Krebserkrankungen am Mo- dell der Hyperkalzämie vor. Hy- perkalzämie ist ein vieldeutiges Symptom, kommt bei vielen Tu- morerkrankungen vor, läßt sich aber diagnostisch nur bedingt ver- werten. Laboratoriumstests erset- zen ärztliches Wissen und klini- sche Erfahrung nicht. Von S. Ril- ling (Stuttgart, vertreten durch R.

Viebahn) wurden zwei von ihm seit Jahren verwendete alternati- ve diagnostische Methoden bei Karzinom vorgestellt: die Spek- tralanalyse bietet sich nach seiner Meinung vor allem zur Beurtei- lung des Verlaufs und zur Kontrol-

Krebs

und Alternativmedizin

Bericht über ein Internationales Symposium in St. Gallen, Schweiz

34 (40) Heft 1/2 vom 3. Januar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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