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Archiv "ARZNEIMITTEL: Selbst kombinieren" (06.09.1979)

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Academic year: 2022

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

GLOSSE

Zu einem „Kurzreferat" über die Nicht- einnahme von verordneten Arzneimitteln in Heft 13/1979:

„Compliance"

Darin steht, diese Frage sei bis- lang vielleicht zu wenig beachtet worden. Das gilt wahrscheinlich für Kliniker, nicht aber für die Praxis.

Speziell der erfahrene Hausarzt kennt seine Pappenheimer ganz ge- nau. Er schreibt zwar darüber keine Arbeiten und macht keine Statisti- ken, aber er weiß, wie unzuverlässig manche Patienten sind, wie sehr das Einnahmeverhalten von der Art der ärztlichen Verordnung und von den Mitweltverhältnissen der Patienten (Familie) sowie von den eingebilde- ten Nebenwirkungen abhängt, von den offiziellen Nebenwirkungen ganz zu schweigen. Der erfahrene Hausarzt hat deshalb zu allen Zeiten die klinischen Erfahrungsberichte über statistisch kontrollierte Studien bei Monotherapie sehr skeptisch aufgenommen. Was in der Klinik zu sechzig, achtzig und sogar neunzig Prozent hilft, tut das eben aus Grün- den des Einnahmeverhaltens der Kranken in der Praxis noch lange nicht.

Mir haben das jedenfalls schon eini- ge erfahrene alte Sanitätsräte vor Jahrzehnten gesagt, als die meisten Compliance-Redner noch gar nicht geboren waren.

Und dann der dümmlich-arrogante Begriff „Compliance" und noch schlimmer — „Patients non Com- pliance". Wenn schon englisch, dann richtig. Besser aber auf deutsch: Im Mittelpunkt des Einnah- meverhaltens der Kranken in Klinik und Praxis stehen das Arzt-Patient- Verhältnis und ein Arzt, der zumin- dest mit noch mehr Wassern gewa- schen ist als seine Kranken. Der Pa- tient hat das natürliche Bedürfnis, die Tabletteneinnahme zu verän- dern, abzukürzen, einzustellen.

Wirklich hundertprozentig nehmen nur wenige Patienten ihre Arzneimit- tel ein, vor allem wenn es langfristi- ge Verordnungen sind, die nur ober- flächlich kontrolliert werden. Zu den

guten Einnehmern gehören diejeni- gen Patienten, deren Beschwerden durch die Medikation deutlich gelin- dert werden. Die zweite Gruppe wird von den zahlreichen etwas zwang- haft veranlagten Mitmenschen ge- stellt, so Größenordnung Oberstu- dienrat oder Liegenschaftsverwal- ter. Das spricht nicht gegen die Be- amten, sondern nur gegen die Wich- tigtuerei von Theoretikern bei einem urtümlichen Problem der Kranken- behandlung im Allgemeinkranken- haus und in der Praxis. Das Problem kann auch nicht von den Theoreti- kern, sondern nur aus der Praxis heraus gelöst werden. Dann heißt es aber nicht mehr Compliance, son- dern schlicht — wie immer gehabt — Arzt-Patient-Verhältnis.

Kürzlich sagte bei einer Tagung ein Kollege in der Diskussion: „Meine Patienten richten sich zu 90% ganz exakt nach meinen Anweisungen."

Der Kollege war so selbstwertver- bohrt, daß er das schallende Geläch- ter der anderen gar nicht begriff. Ein solcher Kollege wird natürlich durch irgendwelche Zahlen und Statistiken über das Einnahmeverhalten der Pa- tienten, die von fleißigen klinischen Pharmakologen aufgestellt werden, völlig erschüttert. Das liegt aber wie- derum auch nicht am Problem, son- dern am Kollegen. Und wie man sich da angemessen durchsetzt, ist keine Frage der klinischen Pharmakolo- gie, sondern der Arztpersönlichkeit.

Mit dem Begriff Compliance wird das eigentliche ärztliche Problem nur durch medizinisches Blabla maskiert.

Dr. med. Werner Pfeiffer Buchendorfer Straße 15 8035 Gauting 2

BLÜTENLESE

Preisliste

Aus einem 1709 zwischen England und Preußen ge- schlossenen Vertrag: Für ei- nen toten Soldaten 20 Taler, für ein verendetes Pferd 40

Taler. Du rrak

FRÜHES WECKEN

Zu dem Leserbrief von Dr. E. A. Josten in Heft 17/1979:

Grausam

Dieser Leserbrief ist eine Wohltat. Es („zu frühes Wecken") ist nicht nur eine Folter, sondern gegenüber Kranken eine seelische Grausamkeit und eine Verletzung der Menschen- würde. Aber er stößt ins Herz der Krankenhausbürokratie und in die Starrheit überlebter Normen. Ich habe mich sowohl aktiv als Kran- kenhausarzt als auch als passiv Betroffener jahrzehntelang verge- bens bemüht, diesen Unfug abzu- stellen.

Keiner der zahlreichen Gegengrün- de kann heute mehr durchgreifend sein.

Dr. Rudolf Reichert 7821 Höchenschwand- Oberweschnegg

ARZNEIMITTEL

Über die Rolle der Apotheker:

Selbst kombinieren

Wir alle kennen das Problem: ein älterer, multimorbider Patient müß- te, wenn er subtil und individuell eingestellt sein soll, 3 x täglich eine Handvoll Pillen nehmen. Nun möch- te ich nicht der guten alten Zeit das Wort reden, wo man dem Apotheker aufschrieb, was er in die individuelle Pille dieses Patienten mixen soll: M.

D. S. fiat pillula. Die heute industriell.

mögliche Galenik käme da wohl zu kurz. Eine andere Möglichkeit: Die Firmen stellen ihre Spezialitäten (Monosubstanzen) auch in (Retard-) Mikro-Pellets zur Verfügung. Dann könnte der Apotheker wieder die entsprechenden Mengen kombinie- ren und in Kapseln füllen. Und dann hieße es wieder einfach 2 x 1 oder 2 Kapseln täglich. Und der Apotheker wäre wieder mehr als ein Päckchen- verkäufer.

Dr. Volker Weinmann 8575 Tagmanns 17

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 36 vom 6. September 1979 2275

Referenzen

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