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Archiv "Medizinmanga: Am Puls der Gesellschaft" (10.04.2009)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 15⏐⏐10. April 2009 A721

K U LT U R

B

ereits seit Jahren beklagt Ja- pan einen Mangel an be- stimmten Fachärzten, speziell Anästhesiologen. Lange Dienstzei- ten, schlechte Bezahlung sowie Missachtung (und sexuelle Belästi- gung) durch die Chirurgen gehören zu den Gründen, glaubt man dem Manga „Hana, die Anästhesiologin“

(„Masuikai Hana“, 2007/8). Wer

jetzt aber meint, dieser „mal ernste, mal komische“ Manga sei einfach dahinfabuliert, irrt. Die Autorin und Zeichnerin Hakua Nakao zeichnet gemeinsam mit dem Anästhesiolo- gen Kappei Matsumoto verantwort- lich; weitere Ärzte und Ärztinnen halfen offenbar bei der Recherche.

Dass sich eine Fortsetzungsge- schichte in Comicform mit Ärzten und ihren Problemen beschäftigt, mag den deutschen Leser zunächst befremden. Doch ist die Vielfalt des Mangas längst so groß, dass es eher verwunderlich wäre, eine solche ge- sellschaftliche Gruppe dort nicht behandelt zu finden. Tatsächlich ist im letzten Jahrzehnt ein eigenes Genre des „Medizinmangas“ zu be- obachten, das wohl auch durch ein-

schlägige US-amerikanische Fern- sehserien wie „Emergency Room“

gespeist wurde. Außerhalb Japans bislang kaum beachtet, sind mindes- tens ein Dutzend Mangaserien ent- standen, die zum Teil noch nach Jahren fortgesetzt werden, also als erfolgreich gelten können.

„Hana“ spielt in einer Univer- sitätsklinik, in der die Verhältnisse

für Anästhesiologen, so die Verlags- werbung, noch schlimmer sein sol- len als in öffentlichen Kliniken. Das erinnert an den Manga „Iryû-Team Medical Dragon“ von Tarô Nogiza- ka und Akira Nagai, der es seit 2002 auf immerhin 18 Bände und zwei Verfilmungen als reale Fernsehserie gebracht hat. Der 2004 verstorbene Nagai war selbst Arzt gewesen. An- hand des Chirurgen Ryûtarô Asada, der als Außenseiter in eine Univer- sitätsklinik geholt wird, um ein Team für eine Batista-Herzoperati- on aufzubauen, kritisiert „Team Me- dical Dragon“ aufs Heftigste die Zustände des japanischen Gesund- heitswesens. Korrupte Ärzte, starre Hierarchien, Ausbildung ohne prak- tische Erfahrung, Ignorierung der

Patientenbedürfnisse sowie vieles mehr werden hier angeprangert.

Und wenn am Ende des ersten Ka- pitels die Universitätskliniken als

„Feudalgesellschaften“ charakteri- siert werden, stellen die Autoren wie selbstverständlich den historischen Bezug zu dem Begründer des Medi- zinmangas, dem Arzt und „Gott der Manga“, Osamu Tezuka dar, der Ähnliches in „Ode an Kirihito“ (da- zu DÄ, Heft 26/2007) vor fast vier Jahrzehnten äußerte.

Nun soll allerdings nicht der Ein- druck entstehen, bei den Medizin- manga handele es sich um Sach- manga, wie es sie zum Beispiel als Einführung in die Relativitätstheo- rie gibt. Action bei den Operationen, Entscheidungen auf Leben und Tod, ethische Konflikte – solche drama- tische Elemente der Story sind Pflicht. Chirurgen bieten sich dabei als Hauptpersonen an, müssen je- doch nicht immer an einer großen Klinik agieren. In der inzwischen auf 22 Bände angewachsenen und ebenfalls als „Fernsehdrama“ ver- filmten Serie „Dr. Kotôs Kran- kenstation“ („Dr. Kotô shinryôjo“, 2000 ff.) von Takatoshi Yamada ver- lässt Kensuke Gotô wegen eines Operationsfehlers Tokio und wird Allgemeinmediziner auf einer abge- legenen Insel. Dort erhält er zwar Gelegenheit, seine spektakulären chirurgischen Künste zu beweisen, aber der sonst fast unbeholfen wir- kende Jungmediziner muss auch das Vertrauen der Inselbewohner und der hübschen Krankenschwester gewin- nen. Ein „Arztroman“ deutscher Prä- gung ist „Dr. Kotô“ dennoch nicht, denn wie bei fast allen Medizinman- ga ist das Zielpublikum eher männ- lich. Mit mehr als zehn Millionen verkauften Bänden hat „Dr. Kotô“

einen durchschlagenden, wenn auch keinen internationalen Erfolg. I Freddy Litten

MEDIZINMANGA

Am Puls der Gesellschaft

Action bei den Operationen, Entscheidungen auf Leben und Tod, ethische Konflikte – solche dramatischen Elemente sind Pflicht.

Manga:

Ähnlich wie der westliche Begriff Comic ist auch Manga in seiner Be- deutung eher un- scharf und schließt neben statischen Bildergeschichten- auch kurze Comic- strips und Karikatu- ren ein. Mit Manga werden in Japan je- des Jahr mehr als drei Milliarden Euro umgesetzt.

Foto:Iryu Team Medical Dragon © 2002 by Taro Nogizaka, Akira Nagai/Shogakukan Inc.Fotos:Iryu Team Medical Dragon © 2003 by Taro Nogiziaka,Akira Nagai/Shogakukan Inc.

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