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Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II

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Academic year: 2022

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Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II

Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage

Juni/Juli 2020

(2)

 FGW Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld GmbH N7, 13-15 68161 Mannheim

Tel. 0621/12 33-0 Fax: 0621/12 33-199 info@forschungsgruppe.de

www.forschungsgruppe.de Juli 2020

Amtsgericht Mannheim HRB 6318

(3)

Inhalt

Zusammenfassung

... 1

1. Einstellungen zum Staat und Vertrauen in Institutionen

1.1 Einstellung zur Demokratie in Deutschland ... 5

1.2 Einstellung zum Sozialstaatsprinzip ... 7

1.3 Sind die richtigen Personen in den führenden Positionen? ... 8

1.4 Vertrauen in verschiedene Institutionen ... 9

2. Corona-Krise: Akteure, Maßnahmen und Erwartungen

2.1 Aussagen über Staat und Politik ...12

2.2 Einstellung zu Regelungen auf Landes- bzw. kommunaler Ebene ...15

2.3 Beurteilung der Corona-Maßnahmen und Einschätzung des Urteils anderer ...16

2.4 Erwartung: Zweite Welle und Folgen für das öffentliche Leben?...18

2.5 Beurteilung der Unterstützungsmaßnahmen für Wirtschaft und Bürger ...19

3. Gesellschaftsbild und Einschätzung zum Zusammenhalt

3.1 Gesellschaftliche Konfliktlinien ...22

3.2 Einschätzung zum Zusammenhalt in der Gesellschaft ...23

3.3 Einschätzung zum Zusammenhalt im privaten Umfeld ...25

4. Persönliches Befinden und Erfahrungen in der Corona-Krise

4.1 Größte persönliche Belastung bzw. Einschränkung wegen der Corona-Krise ...27

4.2 Ausmaß der Einschränkung im eigenen Leben ...28

4.3 Auswirkungen auf die eigene wirtschaftliche Lage ...30

4.4 Zufriedenheit mit dem eigenen Leben und Zukunftsoptimismus ...31

4.5 Persönliche Erfahrung mit Behörden und Institutionen im Rahmen der Corona-Krise ...33

5. Mediennutzung

5.1 Nutzung von TV, Radio und Zeitungen und Informationsbeurteilung ...37

Methodisch-statistische Anmerkungen

...39

(4)
(5)

Zusammenfassung

 73% der Befragten sagen aktuell, sie seien mit der Demokratie in Deutschland insge- samt eher zufrieden, 24% sind eher nicht zufrieden. Damit liegen die Zahlen jetzt un- gefähr auf dem Niveau vom April (eher zufrieden: 76%), aber nach wie vor deutlich höher als noch vor einem Jahr (61%). Des Weiteren sind 88% der Meinung, die De- mokratie sei für Deutschland die beste Staatsform, nur 6% meinen, dass ein ande- res politisches System besser wäre.

 Eine große Mehrheit von 79% findet ein Land, in dem man hohe Steuern bezahlt, dafür aber auch die Sozialleistungen umfangreich sind, besser als ein Land mit nied- rigen Steuern und entsprechend geringeren Sozialleistungen. Nur 14% sind der ge- genteiligen Meinung.

 Die Befragten sind sich sehr uneins darüber, ob in Deutschland die richtigen Perso- nen in den führenden Positionen sind oder nicht: 47% halten das Führungspersonal bei uns insgesamt für geeignet, 45% sehen das nicht so. Ähnlich hatten sich die Be- fragten schon vor rund zwei Monaten geäußert, wesentlich kritischer war das Urteil An- fang letzten Jahres ausgefallen.

 Des Weiteren wurden die Bürgerinnen und Bürger gebeten, verschiedene Einrichtun- gen des öffentlichen Lebens anhand einer Skala von -5 bis +5 („vertraue gar nicht“

bis „vertraue voll“) zu beurteilen. Über das vergleichsweise größte Vertrauen verfügt mit einer Einstufung von 3,0 die Polizei. Ähnlich positiv ist der Ruf von Wissenschaft und Forschung mit 2,9. Mit Abstand folgen die Gerichte mit 2,0 sowie die Bundesregie- rung mit 1,4. Eher schwach fällt das Vertrauen der Befragten in die Medien mit 0,4 aus.

Auch die Politiker werden mit 0,3 nur leicht positiv eingestuft, einen Imagewert von nur 0,1 haben die Parteien. Sehr wenig Vertrauen (0,1) haben die Befragten ebenfalls in die Kirchen.

 Anhand einiger Aussagen sollten die Befragten verschiedene Aspekte der Corona- Politik des Staates bewerten: Positiv stehen sie dem staatlichen Krisenmanagement insgesamt sowie der Informationspolitik gegenüber, auch das Maß der staatlichen Ein- griffe in das Privatleben der Menschen wird mehrheitlich akzeptiert. Eher kritisch äu- ßern sich die Bürgerinnen und Bürger allerdings zur Klarheit der geltenden Regeln und zur gerechten Verteilung der staatlichen Hilfen.

 53% der Befragten finden es gut, dass in der Corona-Krise auf Landesebene bzw.

durch die Landkreise und kreisfreien Städte eigene Verfügungen getroffen werden können, 44% denken hingegen, es sollte bundesweit einheitliche Regelungen geben.

 Drei Viertel der Befragten sind der Meinung, dass die vom Staat erlassenen Maßnah- men und Regelungen, um die Ausbreitung der Corona-Pandemie zu begrenzen, alles

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in allem gerade richtig waren. 14% finden, diese hätten härter sein müssen, 11% hal- ten die getroffenen Maßnahmen für übertrieben.

 Eine Mehrheit von 55% der Befragten geht davon aus, dass es in den nächsten Mona- ten zu einer zweiten Welle mit hohen Corona-Infektionszahlen in Deutschland kom- men wird, 41% rechnen nicht damit. 62% glauben des Weiteren, dass es im Falle einer zweiten Welle wieder zu einer so starken Einschränkung des öffentlichen Lebens kommen wird wie im Frühjahr, 36% erwarten dies nicht.

 Hinsichtlich der verschiedenen staatlichen Maßnahmen und Hilfen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie bzw. zur Abmilderung der wirtschaftlichen Folgen der Corona- Krise sind die Befragten tendenziell der Meinung, dass die Bundesregierung sich je- weils im gerade richtigen Maße einsetzt (Unterstützung für Unternehmen und Betrie- ben: 57%; Schutz der Gesundheit der Bevölkerung: 78%; wirtschaftliche Lage der Be- völkerung: 57%). Eine Ausnahme stellt allerdings die „Unterstützung von Beschäftigten in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen“ dar, hier ist die Mehrheit (69%) der Meinung, dass die Regierung zu wenig tut – und diese Befunde, die jetzt festgestellt wurden, gal- ten praktisch genauso schon im April.

 Sehr unterschiedlich schätzen die Befragten die Stärke der Konflikte zwischen ver- schiedenen gesellschaftlichen Gruppen in Deutschland ein. Mehrheitlich starke Spannungen werden zwischen linken und rechten politischen Kräften, zwischen Arm und Reich sowie zwischen Ausländern und Deutschen wahrgenommen. Nur Minder- heiten sehen dagegen starke gesellschaftliche Konflikte zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Ostdeutschen und Westdeutschen, Jungen und Alten sowie Frauen und Männern.

 Erheblich anders als im April äußern sich die Bürgerinnen und Bürger jetzt zum Zu- sammenhalt in der Gesellschaft: Während in der Lockdown-Phase im April noch zwei Drittel der Befragten der Meinung waren, der gesellschaftliche Zusammenhalt ha- be in der Corona-Krise zugenommen (gleich: 24%; weniger: 8%), teilt jetzt lediglich noch eine Minderheit von 37% diese Ansicht; 44% glauben nun, das Zusammengehö- rigkeitsgefühl habe sich durch Corona und seine Folgen nicht groß verändert, 18%

stellen weniger Solidarität unter den Menschen fest. Gefragt nach der Entwicklung des Zusammenhalts im privaten Umfeld, antwortet eine Mehrheit von 61%, dass sich da während der Corona-Krise nicht viel verändert habe, 34% stellen in ihrer persönlichen Umgebung mehr Solidarität fest (weniger: 5%).

 Als aktuell größte Belastung bzw. Einschränkung im Rahmen der Corona-Krise nennen die Befragten das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes (30%). An zweiter Stelle stehen die eingeschränkten Möglichkeiten, Familie und Freunde sehen zu können (19%). Ende April, als sich Deutschland wegen der Corona-Pandemie noch weitge- hend im Lockdown befand, waren die Kontaktbeschränkungen für die Befragten die größte Einschränkung (40%), es folgten die Ausgangsbeschränkungen (14%).

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 Nach 42% Ende April geben rund zwei Monate später nur noch insgesamt 28% der Befragten an, sie würden sich durch die Corona-Krise und die damit verbundenen Maßnahmen in ihrem Leben sehr stark oder stark eingeschränkt fühlen.

 Die Anzahl derjenigen, die aufgrund der Corona-Krise (sehr) starke finanzielle Verluste erlitten haben (12%), hat sich gegenüber Ende April nicht verändert. Überdurchschnitt- lich oft betroffen sind hier zum einen jüngere Befragte und zum anderen Selbstständige sowie diejenigen, die arbeitslos sind oder fürchten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.

 Genauso positiv wie vor dem Ausbruch der Pandemie (Januar) bzw. wie in der Corona-Krise in der Phase vor den ersten Lockerungen (April) äußern sich die Befrag- ten aktuell über ihr eigenes Leben: Insgesamt 90% sind mit ihrer persönlichen Situa- tion eher zufrieden. Darüber hinaus blicken 80% der Bürgerinnen und Bürger – und damit ebenso unverändert viele wie in den letzten Monaten – eher optimistisch in die Zukunft.

 12% aller Befragten geben an, in den letzten Wochen und Monaten mit einem Ge- sundheitsamt oder einer ähnlichen Behörde z.B. wegen eines Corona-Tests oder ähnlichem in Verbindung gestanden zu haben. Von jenen 12%, die solche Erfahrungen gemacht haben, werden diese als eher positiv (61%) beschrieben. Lediglich 5% aller Befragten haben in der Corona-Zeit mit einer Arbeitsagentur Kontakt gehabt. Jene Personen, die solche Kontakte hatten, sagen mehrheitlich (68%), ihre dort gemachten Erfahrungen waren eher gut. Weitere 9% der Befragten standen nach eigenen Anga- ben mit Behörden in Verbindung, die für Unterstützungsmaßnahmen der Wirtschaft im Rahmen der Corona-Krise zuständig sind. Bei 74% aus dieser Gruppe sind die Er- fahrungen eher positiv ausgefallen. 6% aller Befragten sagen, sie hätten in der Corona-Zeit mit der Polizei oder einem Ordnungsamt bei einer Kontrolle zur Einhal- tung der Corona-Maßnahmen Erfahrungen gemacht. 79% der Personen, die überprüft wurden, fühlten sich dabei angemessen behandelt.

 Nur etwas weniger Befragte (85%) als Ende April (92%) geben jetzt an, mindestens einmal am Tag Nachrichten über Corona im Fernsehen, Radio oder in der Zeitung wahrzunehmen, egal ob diese Informationen auf klassischem Wege oder im Internet gesehen, gelesen oder gehört werden. Drei Viertel (75%) aller Befragten, die sich min- destens einmal pro Woche über Corona in diesen Medien auf dem Laufenden halten, sind der Meinung, die dort verbreiteten Informationen seien insgesamt eher richtig, 19% halten die Infos dort für eher falsch.

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1. Einstellungen zum Staat und Vertrauen in Institutionen

1.1 Einstellung zur Demokratie in Deutschland

73% der Befragten sagen aktuell, sie seien mit der Demokratie in Deutschland insgesamt eher zufrieden, 24% geben an, mit der Demokratie bei uns eher nicht zufrieden zu sein (weiß nicht: 3%). Damit liegen die Zahlen jetzt ungefähr auf dem Niveau vom April (eher zufrieden: 76%), aber nach wie vor deutlich höher als noch vor einem Jahr (61%). Vor der Corona-Krise waren die Anteile derjenigen, die sich über die Demokratie in Deutsch- land positiv äußerten, zuletzt 2017 ähnlich hoch ausgefallen (Politbarometer1 April 2017:

74%; Juli 2017: 72%). Anzumerken ist hier, dass diese Frage vor allem die Zufriedenheit mit dem politischen Output und den politisch Handelnden erhebt und weniger die Zufrie- denheit mit dem politischen System an sich, was sich auch darin äußert, dass die Mei- nungen hier relativ starken Schwankungen unterliegen – im Oktober 2003 sagten z.B.

lediglich 43%, mit der Demokratie bei uns zufrieden zu sein.

Mit der Demokratie in Deutschland eher …

73

24

3

76

21

2

61

36

3

zufrieden unzufrieden w.n. zufrieden unzufrieden w.n. zufrieden unzufrieden w.n.

April 2020

Juni/Juli 2020 Juni/Juli 2019

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

Recht unterschiedlich äußern sich dazu die verschiedenen Parteianhängergruppen: In den Reihen der Befragten, denen die CDU/CSU (80%), die SPD (86%), die FDP (86%) oder die Grünen (86%) am besten gefallen, zeigen sich jeweils große Mehrheiten mit dem Funktionieren unseres politischen Systems zufrieden. Knapper fallen die Mehrheiten bei den Linke-Anhängern (59%) sowie bei Befragten aus, denen keine der im Bundestag vertretenen Parteien besonders gefällt bzw. die dazu keine Angabe machen (57%). Von den Befragten mit AfD-Nähe teilt nur eine Minderheit von 28% das positive Urteil über die Demokratie in Deutschland.

1 Die Forschungsgruppe Wahlen e.V. erhebt im Auftrag des ZDF ein- bis zweimal pro Monat

(10)

Die Meinungsunterschiede zwischen den verschiedenen Altersgruppen fallen eher gering aus, und auch bei den Geschlechtern ist man sich – mit kleinen Differenzen – tendenziell einig (zufrieden: Männer: 78%; Frauen: 69%). Etwas größer sind die Unterschiede, wenn man den formalen Bildungsgrad der Befragten als Kriterium heranzieht: Während Perso- nen, die maximal über einen Hauptschulabschluss oder eine mittlere Reife verfügen, sich hier etwas verhaltener (63% bzw. 68%) zeigen, sind Befragte mit Abitur oder Hochschul- abschluss häufiger damit zufrieden (84% bzw. 88%), wie unser politisches System arbei- tet. Des Weiteren ist die Sicht von West- und Ostdeutschen hier leicht unterschiedlich:

76% der Befragten in den alten Ländern sind es gegenüber 61% in den neuen Ländern, die sich positiv äußern. Die größere Skepsis im Osten wird bei praktisch allen soziode- mografischen Gruppen ersichtlich: Sowohl bei den Altersgruppen als auch beim Ge- schlecht oder je nach Bildungsabschluss sagen dort jeweils weniger Menschen als in der entsprechenden Vergleichsgruppe aus dem Westen, mit der Demokratie eher zufrieden zu sein.

Wesentlich stabiler ist die Einstellung der Befragten, wenn es darum geht, ob die Demo- kratie für Deutschland die beste Staatsform ist: Wie bei den beiden Vorumfragen sagen auch jetzt 88%, die Demokratie sei für Deutschland das beste politische System, nur 6%

meinen, dass eine andere Staatsform besser wäre – ohne dass hier weiter nachgefragt wurde, welche das sei (weiß nicht: 6%).

Ist die Demokratie für Deutschland die beste Staatsform?

88

6 6

88

5 7

88

6 6

ja nein weiß nicht ja nein weiß nicht ja nein weiß nicht

Juni/Juli 2020 April 2020 Juni/Juli 2019

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

Bei dieser weniger den tagespolitischen Schwankungen unterliegenden, sondern viel- mehr grundsätzlichen Einstellung zur Demokratie als Staatsform sind sich die Parteian- hängergruppen wesentlich einiger: Sowohl Befragte ohne Parteipräferenz (79%) als auch jene, denen die Linke (81%) oder die AfD (82%) am besten gefallen, sprechen sich zu

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großen Teilen für ein demokratisches System aus; nahezu geschlossen äußern sich dazu die anderen Parteianhängergruppen (CDU/CSU: 92%; SPD: 92%; FDP: 94%; Grüne:

93%).

Eher gering fallen auch die Unterschiede zwischen den Altersgruppen oder den Ge- schlechtern aus. Je höher aber der formale Bildungsstatus ist, desto mehr Befragte sind von der Demokratie als Staatsform überzeugt (Hauptschulabschluss: 81%; Hochschulab- schluss: 93%). Zwar halten auch jeweils die meisten Befragten in West und Ost die De- mokratie für die beste Staatsform für Deutschland, aber im Westen fällt diese Mehrheit mit 90% wiederum größer aus als im Osten mit 78%. Darüber hinaus zeigen sich die Unterschiede hinsichtlich der formalen Bildung in den neuen Bundesländern (Haupt- schulabschluss: 63%; mittlere Reife: 77%; Abitur: 88%; Hochschulabschluss: 90%) deut- lich stärker als in den alten Ländern (Hauptschulabschluss: 83%; mittlere Reife: 92%;

Abitur: 96%; Hochschulabschluss: 94%).

1.2 Einstellung zum Sozialstaatsprinzip

Eine große Mehrheit von 79% findet ein Land, in dem man hohe Steuern bezahlt, dafür aber auch die Sozialleistungen umfangreich sind, besser als ein Land mit niedrigen Steu- ern und entsprechend geringeren Sozialleistungen. Nur 14% sind hier der gegenteiligen Meinung, 7% machen dazu keine Angabe. Damit fällt das Meinungsbild in dieser Frage im Vergleich zu April (hohe Steuern / Leistungen: 83%) nahezu stabil aus. Im Mai 2018 war diese Form des Sozialstaats zwar ebenfalls mehrheitlich begrüßt worden, die Zu- stimmung war mit 68% aber etwas schwächer ausgefallen als jetzt.

Was finden Sie besser: Hohe Steuern und umfangreiche Sozial- leistungen oder niedrige Steuern und geringe Sozialleistungen?

79

14 7

83

11 6

68

23

10

Steuern / Leistungen

hoch

niedrig weiß nicht Steuern / Leistungen

hoch

niedrig weiß nicht Steuern / Leistungen

hoch

niedrig weiß nicht

Juni/Juli 2020 April 2020 Mai 2018

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

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Relativ einig sind sich hier aktuell die Parteianhängergruppen von Grünen (91%), SPD (89%), Linke (82%), CDU/CSU (79%) und FDP (79%). In den Reihen der AfD (58%) so- wie bei jenen Befragten, die keine der im Bundestag vertretenen Parteien präferieren (67%), spricht man sich zwar ebenfalls mehrheitlich für einen starken Sozialstaat aus, allerdings ist die Zahl der Befürworter dort etwas geringer. Die verschiedenen Altersgrup- pen sehen das alle relativ ähnlich, dasselbe gilt für Männer und Frauen sowie Befragte in West und Ost. Etwas häufiger als Befragte mit einem formal niedrigeren Bildungsgrad (73% bzw. 77%) befürworten jene mit einem höheren Abschluss (85% bzw. 86%) einen Staat mit höheren Steuern und dafür mehr sozialer Sicherheit.

1.3 Sind die richtigen Personen in den führenden Positionen?

Ähnlich wie im April sind sich die Befragten uneins darüber, ob in Deutschland die richti- gen Personen in den führenden Positionen sind: 47% finden nun (April: 49%), dass das Führungspersonal bei uns insgesamt geeignet ist, 45% sehen das nicht so (April: 43%), 9% machen dazu keine Angabe. Ganz anders hatte das noch Anfang letzten Jahres aus- gesehen, als nur eine Minderheit von 26% der Meinung war, die Führungsposten seien in Deutschland richtig besetzt.

Sind in Deutschland die richtigen Personen in den führenden Positionen?

47 45

9

49 43

8

26

63

11

ja nein weiß nicht ja nein weiß nicht ja nein weiß nicht

April 2020 Januar/Februar 2019

Juni/Juli 2020

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

Während in den Parteianhängergruppen von CDU/CSU (62%), SPD (51%), FDP (66%) und Grünen (54%) das Urteil aktuell mehr oder weniger positiv ausfällt, äußern sich Be- fragte, die die AfD (13%) oder die Linke (21%) präferieren bzw. denen keine der im Bun- destag vertretenen Parteien besonders gefällt (30%), hier sehr kritisch. Bei den Alters- gruppen ist diesbezüglich kein klarer Trend zu erkennen, aber unterschiedlich bewerten dies die Geschlechter: Männer (51%) finden häufiger als Frauen (43%), dass bei uns die

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Führungsposten von den richtigen Personen bekleidet werden. Außerdem fällt das Urteil bei Befragten, die die Hochschulreife (51%) oder einen Hochschulabschluss (57%) ha- ben, mehrheitlich positiv aus, während sich in der Gruppe von Befragten mit Hauptschul- abschluss (45%) oder mittlerer Reife (40%) nur Minderheiten dieser Meinung anschlie- ßen. Auch Befragte in den neuen Bundesländern beantworten diese Frage weniger oft positiv (41%) als die in den alten Ländern (48%).

1.4 Vertrauen in verschiedene Institutionen

Des Weiteren wurden die Bürgerinnen und Bürger gebeten, verschiedene Einrichtungen des öffentlichen Lebens in Deutschland zu beurteilen – anhand einer Skala von -5 bis +5 („vertraue gar nicht“ bis „vertraue voll“) sollten die Befragten im Detail angeben, wie stark sie der jeweiligen Institution vertrauen. Die meisten hier abgefragten Bereiche wurden bereits in der ersten Studie zur Corona-Krise im April sowie in einer früheren Studie im Januar/Februar 2019 bewertet; eine Ausnahme bilden „Wissenschaft und Forschung“

(nicht 2019) sowie „Medien“ (jetzt erstmals).

Auffällig sind zunächst folgende Ergebnisse: Während die Polizei, Wissenschaft und For- schung sowie die Gerichte in den letzten anderthalb Jahren bzw. im Vergleich zu April über ein stabil positives Image verfügen, hat es im politischen und auch im kirchlichen Bereich im Frühjahr gegenüber der Studie aus 2019 deutliche Verbesserungen gegeben;

dieses Imageplus ist aktuell wieder etwas zurückgegangen, allerdings liegen die Durch- schnittswerte für diese Sparten jetzt immer noch – mehr oder weniger deutlich – über den Bewertungen vom letzten Jahr.

Vertrauen in Institutionen des öffentlichen Lebens I

(Skala von -5 bis +5 / „vertraue überhaupt nicht“ bis „vertraue voll“)

3,0 3,1 2,9 2,9 2,8

2,0 2,0 1,9 1,4

1,6 0,5 April 2020

Jan./Feb.2019 Juni/Juli 2020

Bundesregierung Gerichte

Wissenschaft / Forschung Polizei

-5 +5

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

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Über das vergleichsweise größte Vertrauen verfügt mit einer Einstufung von 3,0 die Poli- zei (April: 3,1). Ähnlich positiv ist der Ruf von Wissenschaft und Forschung mit 2,9 (April:

2,8). Mit Abstand folgen die Gerichte mit einer Einstufung von 2,0 (April: 2,0) sowie die Bundesregierung mit 1,4, die – nach dem großen Imageplus im April (1,6) – jetzt nur mi- nimal schlechter als vor rund zwei Monaten bewertet wird.

Eher schwach fällt das Vertrauen der Befragten in die Medien mit 0,4 aus. Auch die Poli- tiker werden mit 0,3 (April: 0,6) nur noch leicht positiv eingestuft, im Vergleich zu 2019 sind die Verbesserungen bei der Politikerbewertung aber trotz der aktuell leichten Einbu- ßen nach wie vor deutlich. Einen Imagewert von jetzt nur noch 0,1 (April: 0,4) haben die Parteien, deren Ruf 2019 aber nicht ganz so negativ war wie der der Politiker. Abermals nur sehr wenig Vertrauen (0,1) haben die Befragten in die Kirchen (April: 0,2).

Vertrauen in Institutionen des öffentlichen Lebens II

(Skala von -5 bis +5 / „vertraue überhaupt nicht“ bis „vertraue voll“)

0,4

0,3 0,6 -0,8

0,1 0,4 -0,3

0,1 0,2 -0,3 April 2020

Jan./Feb.2019 Juni/Juli 2020

Kirchen Parteien Politiker Medien

-5 +5

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni /Juli 2020 (n = 1.611)

Außer bei den Gerichten urteilen die ab 70-Jährigen meist etwas oder deutlich positiver als die jüngeren Befragten. Bei den 18- bis 69-Jährigen ist ansonsten allerdings kein klarer Alterstrend erkennbar. Relativ ähnlich fällt jeweils die Einstufung durch männliche und weibliche Befragte aus. Größer sind – je nach Bereich – die Unterschiede bei den verschiedenen Bildungsgruppen; tendenziell Einigkeit besteht jedoch bei der positiven Beurteilung der Polizei und dem sehr geringen Vertrauen in die Kirchen; am stärksten weicht das Urteil bei den Gerichten (Hauptschulabschluss: 1,2; Abitur / Hochschulab- schluss: 2,8) sowie der Bundesregierung (mittlere Reife: 0,8; Hochschulabschluss: 2,3) je nach formalem Bildungsgrad voneinander ab.

Ferner ist man sich in den alten und den neuen Ländern bei der Beurteilung der Polizei (West: 3,0; Ost: 2,7), bei Wissenschaft und Forschung (West: 2,9; Ost: 2,9), den Medien (West: 0,4; Ost: 0,4) sowie den Kirchen (West: 0,1; Ost: -0,2) mehr oder weniger einig.

(15)

Eher unterschiedlicher Meinung sind die Befragten dagegen bei den Gerichten (West:

2,1; Ost: 1,5), der Bundesregierung (West: 1,6; Ost: 0,8), den Politikern (West: 0,4; Ost:

-0,2) sowie den Parteien (West: 0,3; Ost: -0,5), die im Osten jeweils schlechter beurteilt werden.

Betrachtet man die Beurteilungen, die die Parteianhänger für die verschiedenen Instituti- onen vergeben, ist extrem auffallend, dass die AfD-Anhänger außer beim Vertrauen in die Polizei (2,3) jeweils die vergleichsweise schlechtesten Werte vergeben (die schneidet nur bei Linke-Anhängern (1,6) weniger gut ab). Meist liegen die Werte, die die AfD- Anhänger für eine bestimmte Sparte vergeben, erheblich niedriger als die der anderen Gruppen. Besonders negativ stehen die AfD-Anhänger dem gesamten politischen Be- reich gegenüber. Des Weiteren lässt sich feststellen, dass es bei den verschiedenen Anhängergruppen beim Vertrauen in die Polizei den geringsten Abstand zwischen dem schlechtesten und dem besten vergebenen Wert gibt (Linke: 1,6; FDP: 3,5). Bei Wissen- schaft und Forschung liegen 2,5 Punkte zwischen den Extremen (Grüne: 3,5; AfD: 1,0), bei den Gerichten sind es 3,0 Punkte (SPD / FDP / Grüne: 2,7; AfD: -0,3). Hinsichtlich der Bundesregierung sind es 4,9 Skalenpunkte (CDU/CSU: 2,4; AfD: -2,5) – und damit die größte festzustellende Polarisierung; bei der Beurteilung der Medien liegen 3,3 Punkte dazwischen (SPD: 1,5; AfD: -1,8), bei den Politikern 3,8 Punkte (CDU/CSU: 1,1; AfD:

-2,7); ähnlich verhält es sich bei den Parteien mit 3,2 Punkten (SPD: 0,9; AfD: -2,3). Bei den Kirchen beträgt der Abstand 2,2 Punkte (SPD: 0,9; AfD: -1,3).

(16)

2. Corona-Krise: Akteure, Maßnahmen und Erwartungen

2.1 Aussagen über Staat und Politik

Anhand einiger Aussagen wurden die Befragten gebeten, verschiedene Aspekte der Corona-Politik des Staates zu bewerten. Ein Teil dieser Statements ist von den Befragten bereits im April beurteilt worden, hier sind beim Meinungsbild aktuell so gut wie keine Veränderungen feststellbar. Positiv stehen die Befragten der Corona-Politik insgesamt sowie der staatlichen Informationspolitik gegenüber, auch das Maß der staatlichen Ein- griffe in das Privatleben der Menschen wird mehrheitlich akzeptiert. Eher kritisch äußern sich die Bürgerinnen und Bürger allerdings zur Klarheit der geltenden Regeln und zur gerechten Verteilung der staatlichen Hilfen.

Die große Mehrheit von 85% der Befragten ist nach wie vor (April: 80%) der Meinung, die Politik in Deutschland mache bei der Bewältigung der Corona-Krise das meiste richtig.

14% stimmen dem nicht zu (weiß nicht: 1%). Außer den AfD-Anhängern, von denen nur 47% das Corona-Krisenmanagement positiv bewerten, sehen das alle anderen Parteian- hängergruppen mehrheitlich anders (stimme eher zu: zwischen 73% (ohne Parteipräfe- renz) und 93% (CDU/CSU)). Recht einig sind sich hier die verschiedenen Altersgruppen, die Geschlechter, Befragte mit und ohne Kinder unter 18 Jahren sowie jene in West (86%) und Ost (80%).

„Die Politik in Deutschland macht bei der Bewältigung der Corona-Krise das meiste richtig.“

85

14

1

80

18

2 stimme eher

zu

stimme eher nicht zu

weiß nicht stimme eher

zu

stimme eher nicht zu

weiß nicht

Juni/Juli 2020 April 2020

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

Des Weiteren stimmen 80% (April: 78%) der Aussage zu, die Bürger würden über die aktuellen Maßnahmen in der Corona-Krise gut von der Politik informiert. 20% vertreten hier die gegenteilige Meinung (weiß nicht: 1%). Unterschiedlich große Mehrheiten bei allen Parteianhängergruppen bewerten die staatliche Informationspolitik eher positiv

(17)

(zwischen 63% (AfD) und 86% (CDU/CSU)); auch die verschiedenen Altersgruppen äu- ßern sich dazu recht einhellig, dasselbe trifft auf Befragte in Ost und West sowie tenden- ziell auch auf die Geschlechter und Befragte mit und ohne Kinder zu.

„Die Bürger werden von der Politik gut über die aktuellen Maßnahmen in der Corona-Krise informiert.“

80

20

1

78

21

1 stimme eher

zu

stimme eher nicht zu

weiß nicht stimme eher

zu

stimme eher nicht zu

weiß nicht

Juni/Juli 2020 April 2020

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

„Man weiß gar nicht genau, welche Maßnahmen und Regeln gerade gelten.“

58

40

2

60 56 60 59 62

53

stimme eher zu

stimme eher nicht zu

weiß nicht 18 - 29 30 - 39 40 - 49 50 - 59 60 - 69 70 und

älter

stimme eher zu – nach Alter alle

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

Stärkere Kritik wird laut, wenn es um die Klarheit der geltenden Maßnahmen und Regeln geht: 58% der Befragten stimmen hier der Aussage zu, man wisse gar nicht genau, was – Vergleichszahlen vom April

(18)

liegen hier nicht vor. Tendenziell sehen das alle Befragtengruppen unabhängig von ihrer Parteinähe, von ihrem Geschlecht, vom bewohnten Landesteil und unabhängig von der Altersgruppe ähnlich: Mehr oder weniger knappe Mehrheiten bemängeln das von ihnen empfundene Durcheinander bei den Corona-Regeln.

Nur eine Minderheit von 38% (April: 37%) stimmt dem Statement zu, der Staat mische sich in der Corona-Krise zu sehr in unser Leben ein. 61% schließen sich dieser Meinung nicht an (weiß nicht: 2%). Sehr unterschiedlich wird dies von den Befragten je nach Par- teinähe wahrgenommen: Während von AfD-Anhängern die staatlichen Eingriffe ins Pri- vate mehrheitlich als zu stark bemängelt werden (75%), ist man sich in der Gruppe jener, denen keine der im Bundestag vertretenen Parteien besonders gefällt, darüber uneins (48%). Aber auch von den anderen Anhängergruppen wird das Maß der staatlichen Ein- mischung ungleich bewertet (mischt sich zu stark ein: Linke: 42%; SPD: 41%; FDP: 37%;

CDU/CSU: 30%; Grüne: 27%). Weniger groß, aber vorhanden, sind die Unterschiede bei den Altersgruppen: Die 50- bis 59-Jährigen üben relativ am häufigsten Kritik (44%). Des Weiteren äußern sich Befragte in den alten und den neuen Ländern sowie jene mit und ohne Kinder unter 18 Jahren so gut wie einmütig. Männer und Frauen vertreten jeweils dieselbe Auffassung. Je niedriger der formale Bildungsgrad der Befragten ausfällt, desto häufiger wird die staatliche Einmischung ins Private als zu weitgehend empfunden (Hauptschule: 48%; mittlere Reife: 41%; Abitur: 25%; Hochschulabschluss: 26%).

„Der Staat mischt sich in der Corona-Krise zu sehr in unser Leben ein.“

38

61

2

37

61

1 stimme eher

zu

stimme eher nicht zu

weiß nicht stimme eher

zu

stimme eher nicht zu

weiß nicht

Juni/Juli 2020 April 2020

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

Eher umstritten ist unter den Bürgerinnen und Bürgern die Frage der Verteilungsgerech- tigkeit: Eine knappe Mehrheit von 51% ist nicht der Meinung, dass die finanziellen Hilfen des Staates im Rahmen der Corona-Krise gerecht verteilt sind, 40% finden dagegen,

(19)

dass es bei den staatlichen Hilfen eher gerecht zugeht (weiß nicht: 9%). Auch die Einstel- lung zu dieser Frage wurde jetzt zum ersten Mal erhoben. Recht große Differenzen gibt es zwischen den Parteianhängergruppen: Während in den Reihen von CDU/CSU und SPD ungefähr jeweils die Hälfte der Befragten die Verteilung der Corona-Hilfen für eher gerecht hält, sind in den Reihen der AfD und der Linken deutlich weniger Befragte dieser Meinung. Unter den Berufstätigen äußern sich die Arbeiter (gerecht: 32%) kritischer als Angestellte, Beamte oder Selbstständige (zwischen 42% und 44%). Innerhalb der Bil- dungsgruppen sind es jene mit Hochschulabschluss (48%), die die Finanzhilfen häufiger für gerecht halten als die anderen Gruppen (zwischen 36% und 39%). Außerdem gibt es Unterschiede zwischen West und Ost: In den alten Bundesländern finden 42% die staat- liche Unterstützung eher gerecht, in den neuen Ländern sind es dagegen nur 32% – be- sonders niedrig (eher gerecht verteilt: 17%) fällt die Zahl bei jenen in den neuen Bundes- ländern aus, die arbeitslos sind bzw. Angst um ihren Arbeitsplatz haben, sowie bei jenen, die angegeben haben, ihre finanzielle Lage habe sich wegen der Corona-Krise stark ver- schlechtert (19%). In den alten Ländern äußern sich demgegenüber 37% bzw. 32% in dieser Weise.

„Die staatlichen finanziellen Hilfen sind insgesamt gerecht verteilt.“

40

51

9

48 49

19

43

27

39

33

stimme eher zu

stimmer eher nicht

zu

weiß nicht CDU/CSU SPD AfD FDP Linke Grüne weiß nicht /

k.A.

stimme eher zu – nach Parteipräferenz alle

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

2.2 Einstellung zu Regelungen auf Landes- bzw. kommunaler Ebene

53% der Befragten finden es gut, dass die Bundesländer und die Landkreise bzw. die kreisfreien Städte in der Corona-Krise eigene Regelungen treffen können, 44% fänden es besser, wenn alles bundesweit einheitlich geregelt wäre (weiß nicht: 3%). Die verschie- denen Altersgruppen sind hier alle nahezu derselben Meinung. Männer (58%) sprechen sich häufiger als Frauen (49%) für regional differenzierte Regelungen aus, darüber hin- aus sind etwas mehr Westdeutsche (54%) als Ostdeutsche (48%) für regionale Bestim-

(20)

häufiger werden Regelungen auf Landes- bzw. kommunaler Ebene für besser gehalten als bundesweit einheitlich geltende Bestimmungen.

Eigene Regelungen in der Corona-Krise durch Bundesländer, Landkreise und kreisfreie Städte oder besser bundesweit einheitlich?

53

44

3

46

54 56 60

regional bundesweit einheitlich

weiß nicht Hauptschul-

abschluss

mittlere Reife Abitur Hochschul- abschluss

regional – nach Bildungsabschluss alle

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

Die Einwohnerzahl des Ortes, in dem die Befragten leben, spielt eine nur geringfügige Rolle, aber tendenziell sind Befragte, die in Gemeinden oder Städten unter 100.000 Ein- wohnern leben, eher für regionale Regelungen als solche aus größeren Städten. Befrag- te, die die in der Corona-Krise beschlossenen Maßnahmen als nicht hart genug erachten, befürworten deutlich häufiger bundesweit einheitliche Regelungen (62%) als diejenigen, die meinen, die getroffenen Bestimmungen seien übertrieben gewesen (43%).

2.3 Beurteilung der Corona-Maßnahmen und Einschätzung des Urteils anderer

Wenn es um die verschiedenen Maßnahmen und Regelungen geht, die der Staat erlas- sen hat, um die Ausbreitung der Corona-Pandemie zu begrenzen, sind drei Viertel der Befragten der Meinung, dass diese Maßnahmen alles in allem gerade richtig waren. 14%

finden, es hätte härterer Bestimmungen bedurft, weitere 11% halten die Maßnahmen für übertrieben (weiß nicht: 1%). Bis auf die Anhänger der AfD – von denen 38% die Maß- nahmen für überzogen halten – sind sich die verschiedenen anderen Parteianhänger- gruppen hier mehr oder weniger einig: Nur 45% derjenigen, denen die AfD am besten gefällt, befürworten in etwa die beschlossenen Regelungen, bei den anderen Anhänger- gruppen sind es dagegen deutliche Mehrheiten von 71% bis 83%. Befragte ohne Präfe- renz für eine der im Bundestag vertretenen Parteien teilen diese Meinung ebenfalls mehrheitlich, wenn auch etwas verhaltener (65%).

(21)

Staatliche Maßnahmen in der Corona-Krise …

14

12 14

16 8

18 13

15

74

82 83 45

71 72 76 65

11

5 3 38

18 10 10 19

1

2

3

2 hätten härter sein müssen waren gerade richtig

waren übertrieben weiß nicht

Grüne Linke FDP AfD SPD CDU/CSU

nach Parteipräferenz alle

weiß nicht / k.A.

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

Keine großen Meinungsunterschiede gibt es hier zwischen den Altersgruppen, den Ge- schlechtern oder zwischen Befragten in den alten und den neuen Bundesländern. Die höchste Zustimmungsrate für die getroffenen Verfügungen gibt es darüber hinaus bei Befragten mit einem Hochschulabschluss (82%); bei Befragten mit einem formal geringe- ren Bildungsgrad sind es zwar weniger (zwischen 70% und 74%), aber dennoch klare Mehrheiten. Personen, die sich durch die Maßnahmen stark eingeschränkt fühlen, sowie Personen, die starke finanzielle Einbußen durch die Corona-Krise erlitten haben, halten die Regelungen häufiger für übertrieben (22% bzw. 18%) als solche Befragte, auf die das jeweils nicht zutrifft (7% bzw. 10%).

Im Anschluss an dieses Urteil über Art und Umfang der staatlichen Corona-Maßnahmen, wurden die Befragten um eine Einschätzung gebeten, ob sie glauben, dass die von ihnen geäußerte Meinung zu diesem Thema von den meisten Leuten geteilt wird. In der Sum- me denken hier 41%, die meisten Leute würden ihre Meinung zu den Corona- Maßnahmen teilen, 52% nehmen an, dass dies nicht der Fall ist. Interessant ist hier aber natürlich eine Differenzierung, je nachdem welche Haltung die Befragten zu den Corona- Maßnahmen geäußert haben: Von denjenigen, die die Regelungen insgesamt für richtig halten (74% aller Befragten), geben 42% an, die meisten anderen Menschen würden wahrscheinlich so wie sie darüber denken, 53% glauben das nicht (weiß nicht: 5%).

Von denjenigen, die die angeordneten Maßnahmen für zu schwach halten (14% aller Befragten), nehmen lediglich 29% an, die meisten Bürger würden ihre Meinung in diesem Punkt teilen, 62% vermuten, dass dem nicht so ist (weiß nicht: 9%).

(22)

Lediglich diejenigen, die die Maßnahmen für überzogen halten (11% aller Befragten), glauben mehrheitlich (52%), dass dies von den meisten Leuten ebenso gesehen wird, wie sie das bewerten – eine Minderheit von 11% wähnt sich also tendenziell in Überein- stimmung mit der Mehrheit. Nur 39% aus dieser Gruppe glauben nicht, dass die Mehrheit so denkt wie sie (weiß nicht: 9%).

Staatliche Maßnahmen in der Corona-Krise …

14

74

11

hätten härter sein müssen

waren gerade richtig

waren übertrieben alle

52 39

9

ja nein weiß nicht

„Ich glaube, die meisten Menschen denken so wie ich.“

Auswahl: Maßnahmen waren übertrieben

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611 / 176)

2.4 Erwartung: Zweite Welle und Folgen für das öffentliche Leben?

55% der Befragten fürchten, dass in den nächsten Monaten mit einer zweiten Welle ho- her Corona-Infektionszahlen in Deutschland zu rechnen ist, 41% glauben dies nicht (weiß nicht: 4%). Während von allen Altersgruppen unter 70 Jahren mehrheitlich (zwischen 52% und 65%) eine zweite Welle erwartet wird, rechnen von den ab 70-Jährigen weniger damit (43%). Recht unterschiedlich äußern sich dazu auch die Geschlechter: Nur 48%

der männlichen, aber 61% der weiblichen Befragten befürchten einen erneuten starken Ausbruch der Corona-Pandemie bei uns: Die größten Unterschiede gibt es, wenn man Alter und Geschlecht kombiniert, zwischen Frauen unter 35 Jahren (zweite Welle wird kommen: 67%) und Männern ab 60 Jahren (39%). Des Weiteren liegt die Zahl derjeni- gen, die diese Sorge haben, im Westen mit 56% leicht über der im Osten mit 49%. Ein klarer Zusammenhang besteht des Weiteren zwischen der Beurteilung der erlassenen Maßnahmen und der Erwartung, wie sich das Infektionsgeschehen bei uns entwickeln wird: Von den Befragten, die die bisherigen Maßnahmen für übertrieben halten, rechnet lediglich eine Minderheit von 35% mit einer zweiten Welle. 54% sind es bei denjenigen, die die angeordneten Regelungen für gerade richtig halten und 77% bei jenen, die finden, die Maßnahmen hätten strikter sein müssen. Wie von den Befragten die Corona- Nachrichten und -Informationen in den klassischen Medien beurteilt werden, spielt dage-

(23)

gen keine Rolle in Sachen Erwartung einer zweiten Infektionswelle: Sowohl diejenigen, die die Infos dort für eher richtig halten (55%), als auch diejenigen, die den Wahrheitsge- halt anzweifeln (53%), rechnen jeweils mehrheitlich mit dem Auftreten einer zweiten Corona-Welle bei uns in den nächsten Monaten.

Erwartung: Zweite Welle mit hohen Corona-Infektionszahlen und Folgen für das öffentliche Leben?

55

41

4

62

36

2

ja nein weiß nicht ja nein weiß nicht

Wird eine zweite Welle kommen?

Wenn eine zweite Welle kommt:

Glauben Sie, das öffentliche Leben wird dann wieder so stark eingeschränkt?

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

Unabhängig davon, wie man es einschätzt, ob eine weitere Phase mit hohen Infektions- zahlen kommen wird oder nicht, wurden alle Befragten nach ihren Erwartungen hinsicht- lich eines Lockdown befragt: Eine Mehrheit von 62% glaubt, dass es im Falle einer zwei- ten Welle wieder zu einer so starken Einschränkung des öffentlichen Lebens kommen wird wie im Frühjahr, 36% rechnen nicht damit (weiß nicht: 2%). Alle Altersgruppen ge- hen mehrheitlich davon aus, dass es bei einer zweiten Welle erneut zu so starken Be- schränkungen kommen wird, auch Männer und Frauen sehen das fast gleich. Während nur 51% der Befragten, die einen akademischen Abschluss haben, einen Lockdown ähn- lich dem im Frühjahr erwarten, sind es bei den anderen Bildungsgruppen zwischen 62%

(Abitur) und 67% (Hauptschulabschluss). Ost- und Westdeutsche äußern sich dazu übereinstimmend (63% bzw. 62%). Außerdem erwarten sowohl Befragte, die mit einer zweiten Infektionswelle in den nächsten Monaten rechnen, als auch diejenigen, die das nicht tun, im Fall der Fälle jeweils mehrheitlich mit einem starken Herunterfahren des öffentlichen Lebens (63% bzw. 61%).

2.5 Beurteilung der Unterstützungsmaßnahmen für Wirtschaft und Bürger

Wenn es um verschiedene staatliche Maßnahmen und Hilfen in der Corona-Pandemie bzw. zur Abmilderung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise geht, sind die Befrag- ten tendenziell der Meinung, dass die Bundesregierung sich für die jeweiligen abgefrag-

(24)

ten Bereiche gerade richtig einsetzt. Eine Ausnahme stellt allerdings die „Unterstützung von Beschäftigten in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen“ dar, hier ist die Mehrheit der Meinung, dass die Regierung zu wenig tut – und diese Befunde, die jetzt festgestellt wur- den, galten praktisch genauso schon im April.

Die Bundesregierung tut in der Corona-Krise für …

25

69

15

34

57

27

78

57

7

1

6

4 11

3

2

6 zu wenig gerade richtig zu viel weiß nicht

wirtschaftliche Lage der Bevölkerung Schutz der Gesundheit der Bevölkerung

Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen Unternehmen und Betriebe

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

Im Einzelnen finden aktuell 57% der Bürgerinnen und Bürger (April: 52%), dass sich die Bundesregierung für Unternehmen und Betriebe in der Corona-Krise in gerade richtigem Maße einsetzt, 25% – und damit etwas weniger Befragte als im April (32%) – sagen jetzt, die Hilfen seien zu gering, 7% (April: 7%) halten sie für zu weitgehend (weiß nicht: 11%).

Während die Beurteilung der anderen staatlichen Handlungsfelder im Vergleich zu April sehr stabil ausfällt, ist hier also eine leichte Veränderung des Meinungsbildes festzustel- len. Betrachtet man in diesem Punkt die verschiedenen Parteianhängergruppen, so sind lediglich die AfD-Anhänger (zu wenig: 46%; zu viel: 18%) mehrheitlich nicht der Ansicht, der Umfang der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen für die Wirtschaftsunternehmen sei so gerade richtig (27%). Bei den berufstätigen Selbstständigen halten 57% die Hilfen für richtig. In der Gruppe derjenigen, die arbeitslos sind bzw. die Angst haben, ihren Job zu verlieren, teilen nur 41% diese Meinung.

Im Hinblick auf die Beschäftigten in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen sind sich rund zwei Drittel der Befragten (69%) einig, dass sich die Bundesregierung in der Corona- Krise für diese zu wenig einsetzt (April: 66%). 27% halten die Hilfen für Beschäftigte im Bereich Gesundheit und Pflege für gerade richtig (April: 29%), nur 1% findet, hier werde zu viel getan (April: 1%), 3% machen dazu keine Angabe. Bezüglich dieser Berufsgruppe gibt es zwischen den Parteianhängergruppen nur wenig Meinungsverschiedenheiten.

Befragte, die selbst in diesem Bereich oder bei Polizei, Feuerwehr oder einer ähnlichen

(25)

Sparte tätig sind, sehen die staatlichen Hilfen noch kritischer: 80% sagen, die Bundesre- gierung tue in der Corona-Krise zu wenig für Beschäftigte in dieser Branche.

Besonders viele Befragte (78%; April: 74%) halten die Anstrengungen der Bundesregie- rung zum Gesundheitsschutz der Bürger in der Corona-Pandemie für gerade richtig. 15%

schätzen diese als zu gering ein (April: 16%), 6% finden, die staatlichen Maßnahmen um die Bevölkerung zu schützen seien übertrieben (April: 8%), 2% antworten mit „weiß nicht“. Fast alle der verschiedenen Parteianhängergruppen sind mit deutlichen Mehrhei- ten der Meinung, der Staat handele hier genau richtig (zwischen 72% und 85%), lediglich von den AfD-Anhängern sehen das nur 44% so (zu viel: 29%; zu wenig: 23%). Zwischen den Altersgruppen, den Geschlechtern und auch je nach formalem Bildungsstatus herrscht weitgehend Einigkeit, auch die Unterschiede zwischen West und Ost fallen nur gering aus. Darüber hinaus äußern sich die Befragten, die im Gesundheits- oder Sicher- heitsbereich tätig sind, fast genau wie der Durchschnitt der Bevölkerung. Deutliche Un- terschiede sind erkennbar, wenn man die Befragten danach aufteilt, ob sie die in den klassischen Medien berichteten Corona-Infos für eher richtig oder eher falsch halten: In der erstgenannten Gruppe finden 84% die staatlichen Gesundheitsschutzmaßnahmen gerade richtig, in der zweitgenannten Gruppe sehen das nur 56% so (zu wenig: 28%; zu viel: 15%).

Wenn es schließlich um die wirtschaftlichen Unterstützungsmaßnahmen für die Bevölke- rung in der Corona-Krise geht, geben 57% an (April: 55%), diese seien so gerade richtig.

34% finden, die Regierung tue hier zu wenig (April: 35%), 4% (April: 3%) finden die staat- lichen Hilfen in diesem Bereich überzogen, 6% machen keine Angabe. Neben den Be- fragten mit AfD-Präferenz äußern sich auch die Linke-Anhänger sowie diejenigen, denen keine der im Bundestag vertretenen Parteien gefällt, besonders kritisch (zu wenig: 50%;

56%; 46%). In den anderen Parteianhängergruppen werden die staatlichen Hilfen für die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung tendenziell für richtig gehalten. Des Weiteren beur- teilen Befragte mit Hauptschulabschluss, mittlerer Reife oder Abitur (gerade richtig: 51%;

55%; 57%) die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen deutlich verhaltener (der Bil- dungsabschluss wird oft als Indikator für die wirtschaftliche Situation der Befragten her- angezogen) als jene Befragte, die einen akademischen Grad haben (71%). Außerdem zeigt sich, dass Personen, die wegen der Corona-Krise nach eigenen Angaben (sehr) starke finanzielle Einbußen erlitten haben, die Hilfen mehrheitlich für nicht ausreichend halten (zu wenig: 58%; gerade richtig: 34%), während Befragte, die keine oder nur gerin- ge Verluste haben, dies genau umgekehrt bewerten (zu wenig: 30%: gerade richtig:

61%).

(26)

3. Gesellschaftsbild und Einschätzung zum Zusammenhalt

3.1 Gesellschaftliche Konfliktlinien

Nach wie vor sehr unterschiedlich bewerten die Befragten die Stärke der Konflikte zwi- schen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Gegenüber der Studie im April sind hier kaum Veränderungen feststellbar: Die jeweilige Ausprägung der verschiedenen Kon- fliktlinien wird jetzt nahezu identisch beurteilt und auch die Reihenfolge ist gleich geblie- ben. Im April zeigte sich allerdings gegenüber einer Umfrage vom Januar 2019 jeweils ein leichter Rückgang bei den wahrgenommenen Konflikten zwischen Ausländern und Deutschen ((sehr) starke Konflikte: Januar 2019: 64%; April: 56%) und denen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ((sehr) starke Konflikte: Januar 2019: 39%; April: 31%).

Bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern fällt die Zahl im Vergleich zu April jetzt stabil aus, bei Ausländern und Deutschen ist sie wieder minimal angestiegen und liegt aktuell genau zwischen den Werten von 2019 und jenen vom April.

Im Einzelnen sind zusammen 81% aller Befragten der Meinung, es gebe zwischen linken und rechten politischen Kräften in Deutschland sehr starke bzw. starke Konflikte. Des Weiteren nehmen 68% (sehr) starke Spannungen zwischen Arm und Reich wahr. 60%

sehen solche Gegensätze zwischen Ausländern und Deutschen. Jeweils nur von einer Minderheit der Befragten werden sehr starke oder starke Konflikte zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gesehen (31%). Auch die gesellschaftlichen Gegensätze zwischen Ost- und Westdeutschen werden lediglich von 28% als eher stark empfunden (Befragte West: 26%; Ost: 33%). Zwischen Jungen und Alten erkennen 25% größere Streitigkeiten, nur 24% halten die Konflikte zwischen den Geschlechtern bei uns für sehr stark oder stark (befragte Männer: 16%; Frauen: 32%).

Gesellschaftliche Konfliktlinien

81 68 60 31

28 25 24

13 30 37 61

68 73 72

6 2 3 8

4 2 4 (sehr) starke Konflikte nicht so starke / keine Konflikte weiß nicht

Frauen / Männer Junge / Alte

Ostdeutsche / Westdeutsche Arbeitgeber / Arbeitnehmer Ausländer / Deutsche Arm / Reich

linke / rechte politische Kräfte

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

(27)

Während die Stärke der diversen gesellschaftlichen Konflikte je nach Parteinähe der Be- fragten zum Teil sehr unterschiedlich eingeschätzt wird, sind sich die Befragten in puncto

„Konflikte zwischen Linken und Rechten“ recht einig: Zwischen 86% (Linke-Anhänger) und 78% (AfD-Anhänger) bzw. 76% (ohne Präferenz für eine der im Bundestag vertrete- nen Parteien) nehmen sehr starke oder starke Spannungen zwischen den politischen Extremen wahr.

Konflikte zwischen linken und rechten politischen Kräften sind in Deutschland …

81

13 6

83 81 78

84 86 85

76

(sehr) stark

nicht so stark /

keine

weiß nicht

CDU/CSU SPD AfD FDP Linke Grüne weiß nicht /

k.A.

(sehr) stark – nach Parteipräferenz alle

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

3.2 Einschätzung zum Zusammenhalt in der Gesellschaft

Erheblich anders als im April fällt jetzt die Einschätzung der Bürgerinnen und Bürger aus, wenn es darum geht, wie die Corona-Krise den Zusammenhalt in der Gesellschaft beein- flusst hat: Während in der Lockdown-Phase im April noch zwei Drittel der Befragten der Meinung waren, der gesellschaftliche Zusammenhalt habe im Rahmen der Krise zuge- nommen (gleich: 24%; weniger: 8%; weiß nicht: 3%), teilt jetzt lediglich noch eine Min- derheit von 37% diese Ansicht; 44% glauben nun, das Zusammengehörigkeitsgefühl habe sich durch Corona und seine Folgen nicht verändert, 18% stellen jetzt sogar weni- ger Solidarität unter den Menschen fest (weiß nicht: 2%). Wie bereits im April haben Be- fragte in den alten Bundesländern häufiger als in den neuen Ländern den Eindruck, es gebe jetzt mehr Gemeinsinn, allerdings liegt der Anteil der so Denkenden in beiden Lan- desteilen nun (West: 38%; Ost: 30%) deutlich niedriger als vor rund zwei Monaten (West:

67%; Ost: 57%). Männer und Frauen äußern sich dazu übereinstimmend.

(28)

Zusammenhalt in der Gesellschaft im Rahmen der Corona-Krise gibt es …

37

44

18

2

65

24

8

3

mehr kein

Unterschied

weniger weiß nicht mehr kein

Unterschied

weniger weiß nicht

Juni/Juli 2020 April 2020

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

Die bei der Gesamtheit der Befragten festzustellenden Veränderungen gegenüber April (vergleichsweise seltener: mehr Solidarität; häufiger: kein Unterschied oder weniger Soli- darität) zeigen sich bei allen Altersstufen. Des Weiteren gibt es – ähnlich wie damals, aber auf einem anderen Niveau – nach wie vor leichte Unterschiede zwischen den Al- tersgruppen: Befragte ab 60 Jahren haben etwas öfter den Eindruck einer Zunahme des Zusammenhalts als jüngere.

Zusammenhalt in der Gesellschaft im Rahmen der Corona-Krise gibt es …

37

34 36 26

37 43 43

44

43 45 50

46 37

42

18

22 19 21

16 18

13 2

3

2 3 mehr kein Unterschied weniger weiß nicht

70 und älter 60 - 69 Jahre 50 - 59 Jahre 40 - 49 Jahre 30 - 39 Jahre 18 - 29 Jahre nach Alter alle

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

(29)

Sowohl jene Befragte, die der Meinung sind, der gesellschaftliche Zusammenhalt habe während der Krise zugenommen, als auch jene, die dies genau umgekehrt einschätzen, wurden nach der von ihnen diesbezüglich erwarteten Entwicklung gefragt: Von jenen 37% aller Befragten, die ein gewachsenes Zusammengehörigkeitsgefühl feststellen, meint eine Mehrheit (62%), dass diese positive Entwicklung nach der Corona-Krise nicht länger andauern wird, lediglich eine Minderheit (36%) rechnet damit, dass sich die Men- schen auch in Zukunft stärker gegenseitig unterstützen werden (weiß nicht: 3%). Diese Einschätzung in Sachen Zukunft hatte innerhalb der (jetzt stark verkleinerten) Gruppe derer, die mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft erkennen, im April bereits genauso ausgesehen.

Diejenigen Befragten (18% von allen), die weniger Zusammenhalt in der Gesellschaft konstatieren, rechnen mehrheitlich (67%) mit einem Fortdauern dieser negativen Ent- wicklung auch nach der Krise, 30% glauben das nicht (weiß nicht: 4%). Auch diese Ein- schätzung hat sich innerhalb dieser (jetzt etwas größeren) Gruppe im Vergleich zu April praktisch nicht verändert.

3.3 Einschätzung zum Zusammenhalt im privaten Umfeld

Gefragt nach der Entwicklung des Zusammenhalts im privaten Umfeld, also in der Nach- barschaft oder in der Familie, antwortet eine Mehrheit von 61% (keine Vergleichswerte für April), dass sich da während der Corona-Krise nicht viel verändert habe, 34% stellen in ihrer persönlichen Umgebung mehr Solidarität fest, 5% geben an, die gegenseitige Unterstützung habe eher abgenommen (weiß nicht: 1%).

Zusammenhalt im privaten Umfeld im Rahmen der Corona-Krise gibt es …

34

44 39 38 33 29 26

61

48 55

58 62 67 68

5

8 4 4 4 4 5

2 mehr kein Unterschied weniger weiß nicht

70 und älter 60 - 69 Jahre 50 - 59 Jahre 40 - 49 Jahre 30 - 39 Jahre 18 - 29 Jahre nach Alter alle

FGW Telefonfeld GmbH: „Vertrauen in Staat und Gesellschaft während der Corona-Krise II“, Juni/Juli 2020 (n = 1.611)

(30)

Recht unterschiedlich nehmen das die verschiedenen Generationen wahr: Je jünger die Befragten sind, desto häufiger haben sie den Eindruck zunehmender Solidarität im priva- ten Rahmen (zwischen 44% und 26%), umgekehrt sagen die Befragten mit ansteigen- dem Alter häufiger, da sei kein großer Unterschied zu vorher (zwischen 48% und 68%).

Sehr ähnlich empfinden dies Frauen und Männer. Im Westen (35%) der Republik geben minimal mehr Befragte als im Osten (30%) zu Protokoll, die private Solidarität habe in ihrem Umfeld zugenommen (kein Unterschied: West: 59%; Ost: 67%).

(31)

4. Persönl. Befinden und Erfahrungen in der Corona-Krise

4.1 Größte persönliche Belastung bzw. Einschränkung wegen der Corona-Krise

Etwas anders als Ende April, als wegen der Corona-Pandemie noch strenge Regelungen z.B. bei den Kontaktbeschränkungen galten, die Schulen noch geschlossen waren, aber die Maskenpflicht gerade erst eingeführt worden war, antworten die Befragten jetzt, wenn man sie nach der für sie aktuell größten Belastung bzw. Einschränkung im Rahmen der Corona-Krise fragt. Es konnten hier bis zu zwei Angaben gemacht werden, Antwortvor- gaben wurden nicht vorgelesen. Am häufigsten nennen die Befragten jetzt als besondere Belastung die Maskenpflicht bzw. das Tragen der Schutzmasken (30%). An zweiter Stelle stehen die eingeschränkten Möglichkeiten, Familie und Freunde sehen zu können (19%).

Weitere 12% leiden darunter, dass Veranstaltungen im Kultur- oder Sportbereich, Got- tesdienste und auch das Vereinsleben nur eingeschränkt oder gar nicht stattfinden. Es folgen die begrenzten Möglichkeiten zu reisen (9%). Für 7% sind die Kinderbetreuung bzw. die Doppelbelastung durch Arbeit und Kinder besonders beschwerlich, 6% nennen die Ausgangsbeschränkungen. Hinzu kommen bei jeweils 4% der Befragten die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust bzw. die Sorgen wegen des bereits verlorenen Arbeitsplatzes sowie die Probleme durch geschlossene Schulen. Weitere Bereiche wurden jeweils von 3% bzw. 2% genannt (finanzieller Verlust / Kurzarbeit / berufliche Belastung / Homeoffice / Einkaufssituation / Einsamkeit / Angst vor Krankheit). Weitere Nennungen – alle jeweils unter 2% – wurden zu „Sonstigem“ zusammengefasst. 18% (April: 15%) haben angege- ben, keine Belastung oder Einschränkung zu verspüren.

Was ist für Sie aktuell die größte Belastung/Einschränkung bei der Corona-Krise?

max. 2 Nennungen

30 19 12 9 7 6 4 4 3 3 3 3 3 3 2

15 2

18 weiß nicht / k.A.

Sonstiges

Angst vor Krankheit / Tod / bin Risikopatient berufliche Belastung (z.B. im Gesundheitsbereich) Angst vor finanziellem Verlust / Existenzangst

(kompliziertes) Homeoffice / Studium

Angst vor Arbeitsplatzverlust / Arbeitsplatzverlust

Einsamkeit / Isolation

Reisewunsch / nicht verreisen zu können Schutzmasken / Maskenpflicht

schwierige Einkaufssituation

keine Veranstalt. (Sport/Kultur/Gottesdienste) / Vereinsleben Kinderbetreuung / Doppelbelastung

Ausgangsbeschränkungen / eingesperrt zu sein Familie/Freunde nicht zu sehen

keine Belastung / Einschränkung

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Schließung Schulen / Probleme Abschluss Angst vor Kurzarbeit / Kurzarbeit

Noch ein kurzer Vergleich mit der Umfrage Ende April: Damals waren die Kontaktbe- schränkungen für die Befragten die größte Einschränkung (40%), es folgten die Aus- gangsbeschränkungen und das Gefühl, eingesperrt zu sein (14%) sowie die Probleme

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