ALTAISCHES, FERNÖSTLICHES UND MALAIISCHES WORTGUT
IM SUAHELI
Von Johann Kael Tetjbnee, Beüssel
Während das arabische, persische und indische Wortgut im Suaheh
schon genauer durchforscht worden ist, gibt es noch lieine Bestandsauf¬
nahme der suahcHschen Entlehnungen aus anderen asiatischen Sprachen.
Aus dem Türkischen hat das Suaheli etwa 20 Wörter entlehnt, ge¬
wöhnlich wohl über das Oman-Arabische, das ja zur Zeit der Sultane die
Amtssprache auf Sansibar war. Einige türkische Heeresausdrücke wurden
in der deutschen Kolonialzeit Ostafrikas amthch in der Schutztruppe ein¬
geführt und haben bis heute überdauert.
1. bimbashi 5/6 (in der Schutztruppe) afrikanischer Unteroffiziersgrad,
vom türk. bimbasi (eig. Tausenderhaupt) 'Major'.
Im Arabischen und in den Balkansprachen gelten diese türkischen
Bezeichnungen amthch nur noch für türkische Dienstgrade. Für das
eigene Heer wurden sie durch Eigenwörter oder gemeineuropäische Be¬
zeichnungen ersetzt: arab. bikbäsi (lies bimbäB), heute rä'id; alban.
binbashi, heute major; serbokroat. blmbaSa, heute major; rumän. bim-
basa, heute maior; griech. \Lni\xiza.a\ (lies bimbasi), heute TaYfji^aTapxv)?-
2. bishaushi 5/6 'Feldwebel', von türk. basgavus [bas Haupt. favMS Unter¬
offizier) 'Feldwebel'. Entlehnt über das Arabische, wo in Jemen bis vor
kurzem der Oberfeldwebel bet säwus hieß; heute heißt der Feldwebel
im Arabischen wakil.
3. efendi, afendi, effendi 9/10 'gnädiger Herr, Euer Gnaden', Anrede an
Offiziere entsprechend dem engl. sir. Ahsante, effendil gleich engl.
thank you, sir. Wie arab. efendi, alban. efendi stammt das Suaheliwort
vom türk. efendi 'gnädiger Herr', das von griech. auOev-nr)? (lies aföendis) abgeleitet ist.
4. ombasha 5/6 (in der Schutztruppe und heute) 'Gefreiter', von türk.
onbasi (eig. Zehner-haupt) 'Gefreiter'. Arab, önbäsi ist heute ersetzt
durch mu§ähid, alban. onbash durch tetar.
5. shaushi 5/6 'Unteroffizier', von arab. SäwuS, MwiS, das in Ägypten einst
den Feldwebel und in Jemen den Unteroffizier bezeichnete. Zugrunde
liegt türk. gavus 'Unteroffizier', dessen Herleitung umstritten ist. Viel¬
leicht ist es eine Ableitung von türk. gav 'Ruf und bedeutete ursprüng-
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lieh 'Rufer, Herold' (Doerfer III S. 38). Vom Suaheli stammt atscholi
cäwtc 'Sergeant'. Im Arabischen Syriens, Libanons und Iraks heißt der
Unteroffizier heute raqib.
6. shawishi, shausa 'verführen, verlocken, beschwatzen, hinreißen, reizen;
überzeugen'; 5/6 'Verführung, Verlockung, Reizung, Überzeugung';
kishawishi, kishaushi IjS 'Versuchung, Verführung, Köder', stammen
ebenfalls von türk. qavus 'Unteroffizier; Türhüter, Bote; Amtsbote
eines Konsuls oder Botschafters'. Den Anstoß zu dieser Bedeutungs¬
entwicklung gab wohl das Neuindische, denn im Indien-Englischen hat
sich chaush auch zu chouse 'Schwindel, schwindeln' weiterentwickelt
(Hobson-Jobson).
7. singe, zinge 9/10 'Seitengewehr', von türk. süngü (eig. Speer) ds. Ebenso arab. (Tunesien singl, (Ägypten) singa, sanga, Mz. sinag, aserbeidschan.
sünkü, baschkir. hüngü (heute ersetzt durch styk), alban. sungji (heute
bajonete), hindi, urdu sangin f., konkani samgin, santn f.
8. soli 9/10 (in der Schutzgruppe) 'Feldwebel', (heute) 'Leutnant'. Im
Arabischen Ägyptens bezeichnete söl den Oberfeldwebel, heute umbe¬
nannt in mubäSir. Türk, sol (eig. der Linke) bezeichnet den Feldwebel
am linken Flügel des Bataillons.
9. tabanja 'Pistole' (Sacleux), von türk. tabänca 'Revolver, Pistole'. Ebenso
arab. tobanga, pers. tapänce, alban. tapanxhe, amhar. tabangä 'Hand¬
feuerwaffe (Gewehr, Pistole)', tigree, tigrinja tabangä 'Pistole'.
10. tapo 5/6 'Massenansammlung, Gruppe; (Heer) Division', wohl von
türk. top (3) 'Gruppe von Leuten'; topu 'das Ganze'; auch ins Persische
und Urdu entlehnt: top 'Gruppe von Leuten'.
Eine sorgfältige Durchforschung der suahehschen Heeressprachc würde
vielleicht weitere türkische Entlehnungen erbringen. Zusammenfassend ist
hervorzuheben, daß das Suaheli als einzige Sprache türkische Heeresaus¬
drücke beibehalten hat, während sie in allen Nachfolgestaaten des Osma¬
nischen Reiches ersetzt wurden.
Auch einige Ausdrücke für Speise und Trank, Kleidung und einige
sonstige Begriffe wurden dem Türkischen entlehnt :
11. achari, achali, ajari 9/10 1. 'Sauergemüse' (Tschatni, Essiggmken,
Mangoschnitze, gemischt mit Paprika, Essig oder Limctten- oder Zi¬
tronensaft und Pfeffer) 2. 'Zitronensaft, mit Salz und Paprika gewürzt'.
Wort vmd Sache brachten die Inder: hind. ä6är m. 'sauer eingelegtes
Gemüse', Indien-engl. achar 'scharf gewürzte Zukost, besonders aus
Bambussprossen', ebenso pers. afghan. ä&är; franz. (Reunion, Mauritius)
achars 'in Essig eingemachtes Obst oder Gemüse', indones. atjar, malai.
Altaisches, femöstliches und malaiisches Wortgut 631
achar, ungar. acsari 'sauer, herb'. Alle gehen zurück auf türk. agar
'Öffner; Schlüssel; Gewürz, Appetitanreger'.
Denselben Sinneswandel erfuhr französ. aperitif 'öffnend(es Heil¬
mittel)' im 19. Jahrhundert, als es die Bedeutung 'Magenöffner,
Appetitanreger' annahm, vielleicht als Lehnübersetzung aus dem
Türkischen, dem das Französische immerhin einige Getränkebezeieh-
nungen verdankt (sorbet, yaourt).
12. bori 9/10 5/6 'Pfeifenkopf; Frucht des Jujubebaums', über das Arabische
von Hadramaut und Jemen: büri 'Glutbecher der Pfeife; Trompete';
hierher gehören auch sokotr. büri 'Schälchen der Wasserpfeife', mehri
büri 'Tabakspfeife', somal. buuri m. 'Zigarette, Tabak', alle von türk.
boru, buru 'Rohr, Rinne; Trompete'. Vom Türkischen entlehnt sind
auch pers. büri 'Trompete, Jagdhorn', kurd. bori f. 'Hupe, Rohr', afghan.
buryü 'Tabakspfeife', griech. to [XTroupt 'Ofenrohr', alban. bujri f. 'Trom¬
pete', serbokr., bulgar. borija 'Rohr, Horn, Trompete'.
\3.boza, buza 9/10 'Bier aus Gerste, Hirse oder Honig; Rauschtrank aus
Hanf oder Opium', von türk. boza 'Bier aus Hirse oder Kamelmilch'.
Arab, büza, büza (Ägypten) 'Weizenbier', (Algerien) 'Bier aus Hirse,
Reis oder Weizen', pers., urdu böza, büza 'Bier aus Reis, Hirse oder
Gerste', hausa buza f. 'eine Axt Bier'.
Das Wort drang bis ins Chinesische : P^Lf^ p'i*cÄm^(cÄiw.* Wein)'Bier'.
Bs wird von manchen Forschern auch mit althochdeutsch bior 'Bier'
zusammengebracht.
14. buhusha, bukhusha, bahasha 9/10 'Umschlag, Beutel, Ranzen, Paket,
Bündel, Rolle von Teppichen', kam wie somal. bukhshad f. 'Umschlag'
wohl über eine arabische Mundart (Oman) ins Suaheli, da sich nm so die
Endung -sha erklärt. Zugrunde liegt türk. bohga 'Einschlagtuch', eine
Verkleinerung von mitteltürk. böy 'Bündel'. Das Wort ist in der ganzen
islamischen Welt verbreitet: arab. (Buchara) büyca, büx&a 'Bündel mit
Sachen', (Nahost) buqja 'Bündel, Paket', (Algerien) boqja 'Bündel
Wäsche oder Kleider', pers. boqöe, boyöe, büyce 'Rolle, Tüte, Bündel;
Bund; Quersack'. Weiteres bei Doerfer II 341 ff.
15. chelebi 9/10 'eine Art Blätterteig', letzten Endes zu türk. gelebi 'höflich;
vornehmer Herr'. Hierher gehören auch arab. (Algier) ielebi 'elegant,
liebenswürdig, anspruchsvoll', (Bagdad) 'Träger eines gelben Turbans';
serbokroat. 6el^i, öeUbija m. 'junger Herr, Adliger, vornehmer Grieche,
Europäer'; rumän. cilibiü artig, gefällig, zart'. Die Grundbedeutung,
die den Bedeutungswandel im Suaheli erklärt, ist anscheinend 'ver¬
feinert'.
632 J OHANN Kabl Teubneb
16. kaftani 9/10 'Überkleid der Araber', von türk. kaftan 'langes Oberkleid', wohl über arab. qaftän, xaftän 'Überkleid, Leibrock', pers. xaftän.
17. kikaragosi 7/8 'Handpuppe, Marionette (auch übertragen)' ; nuwnyesho
ya michezo ya vikaragosi 'Aufführung von Puppenspielen'. Das Wort
fehlt in den Wörterbüchern, ist aber in linksradikalen Zeitschriften
sehr häufig: kikundi cha kikaragosi 'Marionettenclique', wanajeshi na
kikaragosi 'Truppen der Marionettenregierung'. Es gehört offensichtlich zu türk. Karagöz (eig. Schwarz-auge) 'das Kasperle im Schattentheater'.
Wort und Einrichtung wurden auch auf dem Balkan übernommen:
griech. KapaY^to^Tj? (lies karagjözis) 'Karagöz', 6 xapayxiot^y)? 'komische Gestalt, Narr', tö xapayxioJ^XJxi 'Reinfall' ; rumän. caraghiös 'possierlich,
lächerlich; Possenreißer', caraghiosUc 'Schnurre, Spaß'; serbokroat.
käraäoz 'schwarzäugig; Marionette; Kasperle'.
18. kima 9/10 'Hackfleisch', von türk. kiyma ds. Ebenso hindi, tadschik.
qima, pers. kurd. qime, bulg. kajma. Weiteres bei Doerfer III 575.
19. tope 5/6 'große Menge, ünzahl', kommt wohl wie tapo von türk. top
'Gruppe von Leuten'.
20. towashi 5/6 'Verschnittener; Eunuch' (Bibel: Matthäus 19:12), stammt
letztlich von türk. tavasi ds., dessen Herleitung unklar ist. Arab, tawähl 'Verschnittener, Eunuch ; Wallach' ist laut Maqrizi (14. /15. Jahrhundert)
türkisch und lautete ursprünglich t'bwsy ; inzwischen hat das Arabische
davon ein Verb abgeleitet: taivwaSa 'entmannen, verschneiden'. Ebenso
pers. touväSi, nub. tawwäsi.
21. tufe 9/10 'Ball aus Stoff oder Leder'; Ballspiel', cheza tufe 'Ball spielen',
kommt von türk. top (2) 'etwas Rundes, Ball, Kanonenkugel; Geschütz'.
Das Wort hat sich vor allem in der letzten Bedeutung fast in der ganzen
islamischen Welt durchgesetzt. Vielleicht ist es über das Belutschische
tup, tof ins Suaheli gedrungen; Belutschen dienten ja als Leibwache bei
den Sultanen von Sansibar (Krumm S. 21). Weiteres bei Doerfer II
S. 596.
Aus dem Mongolischen stammen drei Wörter, die über das Türkische,
Neuindische oder Persische übernommen worden sind :
22. korokoni, karakoni, karakoli, korokoroni 9/10 'Polizeiwache, Wachraum',
kann vom Arabischen übernommen worden sein : qaraqöl, qaräyül, qärä-
yül 'Spähtrupp, Polizeiwache', oder auch vom türkischen karakol
'Wache, Streite, Schildwache, Wachraum'. Vom Suaheli entlehnt ist
ganda kkolokooni 'Gefängnis'. Das Wort stammt letzten Endes von
westmittelmong. qarä'ul, einer Ableitung von qara- 'spähen'.
23. nokoa 5/6 'Beobachter, Betrachter, Unteraufseher auf Pflanzung', wohl
entlehnt aus urdu naukar 'Angestellter, Diener, Beamter'. Dieses geht.
Altaisches, fernösthches und malaiisches Wortgut 633
wie pers. noukar 'Diener', türlj. nüker ds., belutsch, nökar, naukar, nökär
ds., auf westmong. nökär (eig. der andere) 'Feind, Gefährte, Freund,
Genosse, Gemahl' zurüclj.
24. turuhani 9/10 'Tara; Dreingabe, Zugabe, Zuwaage', in seiner Bedeutung
weiterentwiclielt aus pers. tarxän 'steuerfrei, straffrei'. Dieses stammt
über alttürk. tarxan, mongol. darqan 'freier Mann' von ruanruan darxan
'Bevorrechteter' (Doerfer II 460).
Chinesischen Ursprungs sind vier Ausdrücke:
25. chai 9/10 'Tee' (Pflanze und Getränk), stammt über urdu tä'e oder pers.
cäy von chin. cÄ'a* ye* 'Teeblatt'. Vom Suaheli stammen galla
chai, teso ecai m., ganda caayi, ngala tchai, atscholi cadi.
26. kongwa, kongo 5/6 'Halsgabel, Halsblock', stammt vom gleichbedeuten¬
den portug. canga, franz. cangue, engl, cangue, (17. und 18. Jahrhundert)
congo, conga (Hobson-Jobson S. 156). Diese Wörter werden zuweilen
von port, canga 'Ochsenjoch' abgeleitet, können aber kaum vom Chine¬
sischen getrennt werden, da der Halsblock als Strafe in China schon im
5. Jahrhundert bezeugt ist und ähnlich heißt: (11. Jahrh.) kanggiai,
heute (Peking) TH Jfj^ hsiang*hsieh* , (Kanton) k'ang-ka 'den Halsblock
tragen', davon Vietnam, gong.
Hierher gehören wohl auch dschagga tengwa 9 'eiserner Halsring der
Gefangenen oder der stillenden Frau' und vielleicht auch sango kanga
'Gefängnis' (mit ähnlichem Bedeutungswandel wie ngala blok 'Block;
Gefängnis').
27. satini 9/10 'weicher Seidenstoff"', von engl, franz. satin, das vom chin.
Ig szuHvMU* 'Seidensatin' abgeleitet wird.
28. mtungi 3/4 'irdener Wasserkrug, großes, kugelförmiges Tongefäß' (Bibel
Markus 14:13) stammt letzten Endes von chin. t'ung^ 'Eimer, Wanne,
Faß'. Der Bedeutung nach zu schließen, wurde es über das Arabische
entlehnt: arab. (Bagdad) tunga 'kleiner Wasserkühlkrug' (Krotkoff
S. 94); (Buchara) tungöa 'enghalsiger, irdener Krug'. Das Wort ist weit
verbreitet: ösbek. tung, hind, tung 'Gefäß mit langem, engem Hals',
pers. tong 'enghalsiges Gefäß', belutsch, dung 'Flasche'.
Dem Japanischen entstammen:
29. gashi 5/6 (umgangsspr.) 'Frau, hübsche Frau', über engl, geisha /geija/
'japanisches Tanzmädchen', von jap. geisha.
30. riksha 'von einem Mann gezogener Wagen, Rikscha' über engl, rickshaw
von jap. jinrikisha.
634 Johann Kabl Tbübneb
Aus einer altaischen Sprache stammt letzten Endes:
31. araka 9/10 'Rauschtrank', arak zelan 'Kokosschnaps aus Ceylon'. Das
Wort bedeutet in den anderen Sprachen meistens einen Branntwein be¬
stimmter Art: sinhal. arakku 'Kokosschnaps', indones. arak 'Reis¬
schnaps', portug. araca, araque ds., deutsch Arrak 'Branntwein aus
Reis, Zuckerrohr und Palmwein'. Verallgemeinert zu 'Likör' ist die Be¬
deutung in arab. 'araq (volksetymologisch angeschlossen an 'araq
'Schweiß').
Es handelt sich um ein eurasisches Kulturwort: japan. sake, ainu
arakke, mandschu arki, kor can. arari 'Rauschtrank', mongol. arxi
'Milchschnaps ; Wein', kasak. aray, türk. raki 'Schnaps' (Ramstedt S. 13).
Es ist auch in Afrika verbreitet: madag. draka 'Rum, Zuckerrohr¬
schnaps', amhar. araqi 'Schnaps', tschaha aräqe 'Alkohol', galla araki,
harari aräqe, tigree, tigrinja araqi.
Aus dem Vietnamischen stammt vielleicht:
32. mkaa 3/4 (aus mjkala) 'Kerzennußbaum, Bankulnußbaum', Aleurites
moluccana Willd. Mensier S. 23 nennt hierzu das vietnamische Gegen¬
stück cdy lay {cäy Baum, üa* Talg, Unschlitt).
Aus dem Malaiischen stammen:
33. bilimbi 9/10 'Frucht des Gmkenbaums', mbilimbi 3/4 'Gurkenbaum',
Averrhoa bilimbi L., gehört zu indones. belimbing 'Gmkenbaum', port.
bilimhinos , bilimbi 'indischer Apfelbaum', malayalam vilimbi, hindi
belambü, bilambü.
34. duriani 9/10 'stachelige, stark riechende Frucht des Zibetbaums', mdu-
riani 3/4 'Zibetbaum', Durio zibethinus, von indones. durian 'Frucht
des Zibetbaums' (zu duri Dorn, Stachel), engl, durian.
35. kakatua 'Kakadu', von malai. kakatua.
36. limau, limao 5/6 'Zitrone', mlimau 3/4 'Zitronenbaum', Citrus medica,
von indones. limau, port, limao, kongo limau 'wilde Zitrone, Limone',
arab. laimün 'längliche Zitrusfrucht'.
37. ndimu 9/10 'Zitrone', letztlich vom selben Stamm wie limau, aber wohl
über pers. limü entlehnt. Hiervon stammen ngala ndimo 'Orange',
ndimo ngai (bittere Orange) 'Zitrone', teso enimu m. 'Zitrone'.
38. sagu, sago 9/10 'Sago' von malai. sagu.
Einige neue Gleichungen:
39. mbarika 3/4 'Rizinus', Ricinus communis L., wohl von indones. djarak
ds. Das Malaiische kennt den Wechsel von DJ und B, vergleiche djelatik,
belatik 'kleine Reisammer'.
Altaisches, fernöstliches und malaiisches Wortgut 635
40. mjohoro 3/4 'Eisenholzbaum', Cassia siamea, von indones. djuara ds.
41. karanga, kalanga 9/10 5/6 'Erdnuß', Arachis hypogcea L. (Perrott) von
indones. katjang 'Erbse', katjang bandung, k. djawa, k. tanah, k. tjina
'Erdnuß'. Vom Suaheli stammt ngala nkalanga ds.
42. kitamli, kisamli 7/8, mnazi wa k., mkitamli, mkisamli 3/4 'Kokosnu߬
baum', Cocos nucifera, von indones. kerambil ds.
43. mronge 3/4 'Behenbaum', Moringa aptera Gaertn., in Indien heimisch.
Mensier nennt als Bezeichnungen hierfür indones. remunggai, ind. mo-
ringhy, sinhal. ganmurunga, die alle drei in den Wörterbüchern nicht zu
finden sind.
Aus dem Madagassischen stammen, wie sich aus Sacleux und Jones
ergibt :
44. jivuna 'stolz sein, prahlen', von madag. ävona 'Stolz', mi-ävona 'stolz
sein'.
45. kalao, kalalao 'Schabe', von madag. kalaläo 'Motte, Schabe'.
46. laka (komor.) 'Auslegerboot', von madag. ldkana, laka 'Boot', Idkam-
piara 'Auslegerboot'.
47. lamba, ramba 'Bastmatte', von madag. Idmbana 'großes Blatt oder Matte
als Tischdecke oder Schlaf unterläge'.
48. marimba 9/10 'Xylofon', von madag. rimbana 'gestutzt, abgeschrägt'
(Aussprache rimba). Marimba ist also ähnlich gebildet wie Stutzflügel.
Dieses Wort gibt es in vielen Bantusprachen: yao lulimba 11, nyanja
limba, sena malimba 6, ila budimba 14, schona malimba 6, mbundu
elimba 5, luba madimba 6. Die von Bourquin S. 102 daher geforderte
Urbantu-Wurzel -limba ist aber laut Guthrie unmöglich, da sich die
Uneinheitlichkeit in Klasse und Ton nur durch die fremde Herkunft er¬
klärt.
Hierher gehören engl, und span. (Mittelamerika) tnarimba.
49. saimbu (komor.) 'Obergewand aus 4 bis 5 m langem Baumwolltuch',
von madag. (Prov.) saimbo ds.
50. zeze 9/10 'Sese, ostafrikanische Gitarre', von madag. jejy /dzedzi/, auch
in anderen Bantusprachen : bemba isese, yao zeze, mongo djenje, nkundo
djedji, luntu lesese.
Außer in Ost- und Innerafrika ist das Sese auch auf Madagaskar und
Celebes (Indonesien) verbreitet, nicht aber in Indien, Persien, Arabien
oder Ägypten.
636 Johann karl teubner
QUELLEN
Bibel (Union Version) : Maandika Matakatifu, London 1950.
BouRQiN, Waltheb: Neue Ur-Bantu-Wortstämme nebst einem Beitrag zur
Erforschimg der Bantuwurzeln. Berlin 1923, Nendeln 1969.
Doerfer, Gerhard : Türkische und mongolische Elemente im Neupersischen.
Wiesbaden 1963-69.
Hobson-Jobson, a glossary of colloquial Anglo -Indian words etc., by Heru-y
Yule and A. C. Burnell, 1903, London 1968.
Jones, A. M. : Africa and Indonesia. The evidence of the xylophone and other
musical and cultural factors. Leiden 1964.
Krotkoff, Georg: Bagdader Studien, in ZDMG 122 (1972) S. 93-101.
Mensier, Paul-H.: Dictionnaire des huiles vegetales. Paris 1957.
Ramstedt: Studies in Korean etymology, 1949.
Sacleux, Ch. : Dictionnaire swahili-franjais. Paris 1939.
SIND DIE NKISI DER VÖLKER DES
KWANGO-KASAI-ZWISCHENGEBIETES AHNENGEISTER ?
Von Josef Fbanz Thiel, St. Augustin
1. Vorbemerkungen
Ich habe üi der Überschrift bewußt das Wort nkisi der Kongo gebraucht,
um nicht „Fetisch" sagen zu müssen, derm mit diesem Wort wmden im
Laufe der Zeit zu viele falsche Vorstellungen verbunden. Kabl Laman
und Bentley geben nkisi mit Fetisch wieder, und Van Wing definiert
nkisi: ,, C'est un objet artificiel censement habit6 ou influenc6 par un esprit,
en tout cas doue par lui d'un pouvoir surhumain" (1959:383). Laman hin¬
gegen sagt: „Mukisi or nkisi to this day signifies the spirit of a deceased
person among the peoples in the Kasai region" (1962:67). - Man kann also
dahingehend schließen, daß sowohl das materielle Objekt wie das es be¬
lebende Wesen nkisi genannt wird. Bittbemieux und Doutbeloux halten
diesen Sprachgebrauch auch für den Kontext der Yombe für richtig (Doutbe¬
loux 1963:146). Doutbeloux bemerkt aber, daß man, wenn jene
Wesen gemeint sind, welche die materiellen Objekte beleben, den Plural
auf ba- bildet. In diesem Falle sagt man also bakisi imd sonst minkisi oder
mikisi (ibidem). Einen ähnhchen Sprachgebrauch konnte ich auch für die
Yansi feststellen. Ein ,, Fetisch" heißt nkirt; im Plmal gebraucht man ban¬
kirt, oder das Wort bleibt unverändert. - Hier aber sollen uns nicht die
materiellen Objekte beschäftigen, sondern die sie belebenden Mächte.
An zweiter Stelle wäre zu bemerken, daß ich nur eine Auswahl unter den
bankirt treffe, denn jedes Volk im Kwango-Kasai-Zwischengebiet besitzt
mehrere Hundert verschiedene Fetische, die man auch bei einem Volk nicht
alle kennen kann. Hier interessieren uns auch nicht Fetische, die sozusagen
Privatcharakter haben, die nur für bestimmte Individuen oder doch recht
kleine Gruppen wirksame Kraft besitzen. Hier interessieren uns vielmehr
jene bankirt, die bei einer Globalgesellschaft allgemein verbreitet sind und
denen Macht zum Wohl der offiziellen Gesellschaft zuerkannt wird. Wir
haben es hier also nur mit den großen und mächtigen bankirt oder bakisi
zu tun.
2. Natur und Ursprung der bankirt
Man kann häufig bei den Völkern des Kwango-Kasai-Gebietes und bei
den Autoren, die sich mit ihnen befassen, hören, daß es früher viel weniger