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Arbeitsbedingungen am Bau – Immer noch schwere körperliche Arbeit trotz technischen Fortschritts

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Academic year: 2022

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www.baua.de Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Tätigkeiten in Bauberufen erfordern immer noch körperlich schwere Arbeit. So steht an erster Stelle der körperlichen Ar- beitsbedingungen bei den dort Erwerbstätigen das Arbeiten im Stehen (92 %), gefolgt von mit den Händen Arbeiten ausfüh- ren, die hohe Geschicklichkeit, schnelle Bewegungsabfolgen oder größere Kräfte erfordern (79 %). In den Bauberufen müs- sen 72 % der Erwerbstätigen schwere Lasten heben und tragen.

Fast zwei Drittel (64 %) geben an, häufig in Zwangshaltungen, d.h. in gebückter, hockender, kniender oder liegender Stellung, zu arbeiten. Vor allem die beiden letztgenannten körperlichen Bedingungen werden von Erwerbstätigen in anderen Berufen erheblich seltener berichtet (21 % und 17 %).

Bauberufe sind jedoch nicht allein durch hohe körperliche Be- lastungen gekennzeichnet. Zusätzlich gibt es eine Reihe von ungünstigen Umgebungsbedingungen, die in Bauberufen deutlich häufiger auftreten verglichen mit anderen Berufen. Die folgende Abbildung zeigt, wie häufig Umgebungsbedingungen in Bauberufen bzw. in anderen Berufen vorkommen.

Männerdomäne Bau

Die Erwerbstätigen in Bauberufen setzen sich aus mehreren Be- rufsgruppen zusammen:

Hochbauberufe (z. B. Maurer, Betonbauer)

Tiefbauberufe (z. B. Straßenbauer, Gleisbauer)

Bauhilfsarbeiter

Ausbauberufe (z. B. Fliesenleger, Dachdecker)

Nach wie vor ist die Baubranche eine Männerdomäne. Von den insgesamt 20.036 Befragten der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbe- fragung 2012 sind 427 Erwerbstätige in den genannten Berufen vertreten, davon lediglich fünf Frauen. Für einen Vergleich der Arbeitsbedingungen und der Gesundheit werden daher die 422 Männer in Bauberufen und die 10.605 Männer in anderen Beru- fen betrachtet.

Körperlich schwere Arbeit in ungünstiger Umgebung

In der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung interessiert u.a., wie oft (häufig, manchmal, selten, nie) eine körperliche Arbeits- bedingung vorkommt. Die folgende Abbildung stellt dar, wie viele Erwerbstätige in Bauberufen bzw. in anderen Berufen mit

„häufig“ antworten.

Die Bauwirtschaft gilt mit rund 2,5 Mio. Erwerbstätigen und einem Anteil von knapp fünf Prozent an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung in 2013 als Schlüsselbranche in Deutschland. Für die Erwerbstätigen ist die Arbeit in Bauberufen immer noch geprägt von hohen Belastungen. So hat die Bauwirtschaft im Vergleich mit anderen Branchen mit einer erheblich höheren Zahl an Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten zu kämpfen. Viele in der Bauwirtschaft Tätige müssen ihren Beruf vor dem Renteneintritt krank- heitsbedingt aufgeben. Unter welchen Bedingungen arbeiten Erwerbstätige in Bauberufen und wie sieht es mit ihrer Gesundheit aus?

Dieses Factsheet gibt die Antworten.

Abb. 1: Prozent der Erwerbstätigen, die häufig von diesen Arbeits- bedingungen betroffen sind

BIBB/BAuA-2012

Factsheet 11

Arbeitsbedingungen am Bau – Immer noch schwere körperliche Arbeit trotz technischen Fortschritts

Abb. 2: Prozent der Erwerbstätigen, die häufig von diesen Umgebungs- bedingungen betroffen sind

0 20 40 60 80 100

Arbeiten mit den Händen Arbeiten im Stehen

schwer heben und tragen Arbeiten in Zwangshaltung

55 92

Männer in Bauberufen 41 79

64

21 72

17 Männer in anderen

Berufen % 0 20 40 60 80 100

Schutzkleidung, -ausrüstung Arbeiten unter ungünstigem Klima

Öl, Fett, Schmutz, Dreck Rauch, Staub, Gase, Dämpfe

23 79

Männer in Bauberufen 29 64

47

33 62

21

Männer in anderen Berufen Arbeit unter Lärm

Erschütterungen, Stöße, Schwingungen grelles Licht, schlechte Beleuchtung

15 36

6 26 1016

%

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2

www.baua.de Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

werbstätigen betrachtet werden, die keine Muskel-Skelett- Beschwerden nennen (Bauberufe: 18 %, andere Berufe: 38 %).

Bei den psychosomatischen Beschwerden lassen sich ebenso Unterschiede zwischen den beiden Gruppen feststellen. So geben 55 % der Erwerbstätigen in Bauberufen ein bis drei psy- chosomatische Beschwerden an (andere Berufe: 40 %). Le- diglich 23 % der in Bauberufen tätigen Befragten sind hier beschwerdefrei verglichen mit 35 % in der Vergleichsgruppe.

Fazit: Körperliche Belastungen insgesamt reduzieren

Hohe körperliche Belastungen, ungünstige Umgebungsbe- dingungen, Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit und Monotonie: die Arbeit in Bauberufen ist häufig mit erschwerten Arbeitsbedingungen verbunden. Diese Bedingungen können gesundheitliche Beschwerden nach sich ziehen, besonders bei den älteren Erwerbstätigen. Treten mehrere Muskel-Skelett-Be- schwerden gleichzeitig in Verbindung mit Herz-Kreislauf-Erkran- kungen auf, so führt dieses häufig dazu, dass Betroffene ihre Tä- tigkeit in der Bauwirtschaft nicht mehr ausüben können. Damit es gar nicht erst so weit kommt, können Maßnahmen wie eine gesundheitsförderliche, ergonomische Arbeitsgestaltung und die Einhaltung von Verhaltensregeln den Beschwerden vorbeu- gen. Näheres dazu ist im Factsheet 2 nachzulesen (www.baua.

de/dok/3056884).

In Zeiten des demografischen Wandels stellen alternde Beleg- schaften und ein drohender Fachkräftemangel die Bauwirtschaft zusätzlich vor Herausforderungen. Arbeitsplätze mit reduzierten körperlichen Belastungen können dafür sorgen, dass Ältere ihrer Arbeit weiterhin nachgehen können. Im Sinne alternsgerechter Arbeitsbedingungen ist zudem eine stetige Gesundheitspräven- tion wichtig, die bereits bei den Jüngeren in Bauberufen ein Be- wusstsein für sicheres und gesundes Arbeiten weckt.

Sie möchten mehr dazu erfahren?

Umfassende Informationen und viele nützliche Tipps für die Praxis zur ergonomischen Arbeitsgestaltung sind bei der BG BAU verfügbar: www.bgbau.de/ergonomie-bau

Die Präventionskampagne „Denk an mich. Dein Rücken“ zielt darauf, arbeitsbezogene Rückenbelastungen in allen Gewerken zu minimieren: www.deinruecken.de

Die „Offensive Gutes Bauen“ ist ein bundesweites Netzwerk aller Partner der Bauwirtschaft, um eine neue Qualität des Bauens in Deutschland zu fördern: www.offensive-gutes-bauen.de

Der „Branchenschwerpunkt Bauarbeiten und Baustellen“ auf der BAuA-Internetseite stellt umfangreiche Informationen zum Themenbereich zur Verfügung: www.baua.de/baustellen

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Friedrich-Henkel-Weg 1-25 44149 Dortmund

Quelle: www.baua.de/dok/6505556 Stand: Oktober 2014

Service-Telefon 0231 9071-2071

Fax 0231 9071-2070

info-zentrum@baua.bund.de www.baua.de

Witterungseinflüsse sind typisch für das Bauen. Entsprechend wird in den Bauberufen von den Umgebungsbedingungen das Arbeiten unter ungünstigem Klima, d.h. unter Kälte, Hitze, Näs- se, Feuchtigkeit oder Zugluft, am häufigsten genannt (79 %).

An zweiter Stelle geben Erwerbstätige in diesen Berufen an, bei der Arbeit häufig Lärm ausgesetzt zu sein (64 %). Knapp die Hälfte (47 %) muss mit Öl, Fett, Schmutz und Dreck arbeiten, gut ein Viertel (26 %) arbeitet mit starken Erschütterungen.

Auch die Psyche spielt eine Rolle

Das Arbeiten in Bauberufen ist mit bestimmten psychischen An- forderungen verbunden. Erwerbstätige in diesen Berufen sind häufiger von einem eingeschränkten Handlungsspielraum und monotonen Arbeitsabläufen betroffen. Dieses wird durch eine de- tailliert vorgeschriebene Arbeitsdurchführung, Vorgaben (z. B. die Leistung betreffend) und ständig wiederkehrende Arbeitsvorgänge deutlich. Hinzu kommt, dass diese Gruppe verglichen mit ande- ren Erwerbstätigen häufiger angibt, an der Grenze der Leistungs- fähigkeit zu arbeiten (29 % zu 16 %). Sie berichtet eher von schnel- lem Arbeiten und Termin- und Leistungsdruck, ist jedoch weniger häufig von Multitasking (mehrere Aufgaben gleichzeitig) und Störungen bzw. Unterbrechungen betroffen. Zudem müssen in Bauberufen seltener bisherige Verfahren verbessert und neuartige Aufgaben erledigt werden.

Körperlich schwere Arbeit bleibt nicht ohne Folgen

Die folgende Abbildung zeigt, wie die gesundheitliche Situati- on von Erwerbstätigen in Bauberufen ist. Gefragt wurde nach psychosomatischen und Muskel-Skelett-Beschwerden, die in den letzten 12 Monaten während der Arbeit bzw. an Arbeits- tagen aufgetreten sind. Als Muskel-Skelett-Beschwerden las- sen sich beispielhaft Schmerzen in den Knien und Rücken- / Kreuzschmerzen nennen, für psychosomatische Beschwerden können zum Beispiel körperliche Erschöpfung und allgemeine Müdigkeit angeführt werden.

Es zeigt sich, dass 40 % der Erwerbstätigen in Bauberufen vier und mehr Muskel-Skelett-Beschwerden angeben, wäh- rend davon in der Vergleichsgruppe nur 17 % berichten. Die- ses Verhältnis kehrt sich in etwa um, wenn diejenigen Er-

Abb. 3: Prozent der Erwerbstätigen, die gesundheitliche Beschwerden angeben

0 20 40 60 80 100

Männer in Bauberufen Männer in anderen Berufen

Männer in anderen Berufen

Männer in Bauberufen

% 38

18

23 35

41

55 44

40

40

17

22 25 keine Beschwerden 1 bis 3 Beschwerden 4 und mehr Beschwerden psychosomatische Beschwerden

Muskel-Skelett-Beschwerden

Referenzen

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